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Die Dividenden stimmen

Bis auf Metro haben alle Mitglieder des wichtigsten Börsenindex ihre Bilanzen vorgelegt. Banken, Energieversorger oder auch die Lufthansa standen schwächer da, ansonsten aber spiegelten die Konzerne die gute Konjunktur des vergangenen Jahres.

Von Michael Braun |
    Metro kommt noch nächste Woche, dann sind die 30 DAX-Unternehmen mit ihrer Berichterstattung über das Jahr 2011 durch. Und zumindest eines lässt sich durchgängig sagen: Die Dividenden stimmen. Chris-Oliver Schickentanz von der Commerzbank hat zusammengerechnet,

    "dass es für die 30 DAX-Unternehmen die zweitbeste Dividendensaison nach 2007 wird, dass in der Summe mehr als 27 Milliarden Euro an die Aktionäre ausgeschüttet werden. Von daher kann man ganz zufrieden sein, was die Unternehmen an Dividenden zahlen werden."

    Selbst Lufthansa und E.On, die beide 2011 Verluste ausgewiesen haben, schütten Geld an die Aktionäre aus. Dabei nimmt E.On für sich in Anspruch, die schlechten Zeiten seien nun weitgehend vorbei, weil die abgeschalteten Kernkraftwerke nun auch abgeschrieben seien:

    "Die Talsohle für E.On ist erreicht,"

    behauptete gestern der Vorstandvorsitzende Johannes Teyssen.

    Lufthansa-Chef Christoph Franz hatte heute einen Nettoverlust von 13 Millionen Euro zu vertreten, unter anderem, weil die Mitgift für die verlustreiche und deshalb verkaufte Tochter British Midland so hoch war. Aber trotz Gewinnbeteiligung ohne Gewinn sieht Franz auch für das laufende Jahr spürbare Risiken:

    "Keiner weiß, in welche Höhe der Ölpreis noch steigen wird. Dieses ist für alle Fluggesellschaften eine enorme Herausforderung, da wir nicht in der Lage sind, diese Zusatzbelastungen schnell genug in Preise an unsere Kunden weiterzureichen. Und ich sage es sehr deutlich: Luftverkehr muss teurer werden."

    Insgesamt war das Jahr 2011 ein gutes Jahr vor allem für die konjunkturnahen Industrieunternehmen, namentlich die aus der Autoindustrie. Für VW etwa meldete der Vorstandsvorsitzende Martin Winterkorn stolz:

    "Wir haben bei Absatz, Umsatz und Ergebnis Rekordmarken gesetzt. Wir haben uns deutlich dynamischer entwickelt als der Markt. Und wir sind nicht nur bei den wirtschaftlichen Kennzahlen ein großes Stück vorangekommen, sondern auch in Sachen bei Umwelt und Nachhaltigkeit."
    Ähnlich gestern BMW. Ausreißer nach unten unter den Industrieunternehmen war neben den Versorgern Thyssen Krupp. Die Kosten des Stahlwerks in Brasilien sind aus dem Ruder gelaufen. Dass nun auch die Versorger nach Brasilien wollen, namentlich E.On, gefällt nicht jedem. Auch die Banken gehören zu den vom Erfolg verschmähten DAX-Unternehmen. Es lag an der Staatsschuldenkrise, deren Belastungen sich bei der Commerzbank vor allem in der Tochter Eurohypo zeigte. Die 3,6 Milliarden Euro Verlust in der Commerzbank AG redete Vorstand Martin Blessing aber weg, weil er nicht von den Töchtern, sondern lieber vom Kerngeschäft sprach:

    "Wir sind operativ auf einem guten Weg, alle Segmente der Kernbank haben 2011 schwarze Zahlen geschrieben."
    Ein im Detail durchwachsenes, insgesamt aber positives Bild von der Bilanzsaison 2012. Der Kursgewinn von 20 Prozent beim Deutschen Aktienindex sei deshalb alles in allem gerechtfertigt, meint Kai Franke, Leiter der Anlagestrategie bei der BHF-Bank:

    "Trotz dieser kräftigen Kurssteigerungen in den letzten zehn Wochen ist die Bewertung immer noch nicht überzogen. Gleichwohl: Es gibt auch jede Menge Risiken - das Thema Iran-Konflikt, Ölpreise, weitere Probleme in der Staatsschuldenkrise der Eurozone – sie können auch, wie wir es im letzten Jahr immer wieder gesehen haben, auch zu kräftigen Korrekturen führen."

    Dazu sei der Kursaufschwung auf gut 7.000 DAX-Punkte auch zu schnell gekommen.

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