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Die Dresdner TU nach dem Hochwasser

Das Hochwasser hat auch an den Hochschulen in den Neuen Bundesländern schwere Schäden angerichtet. Am schwersten betroffen ist die TU Dresden. Mehr als 20 Millionen Euro Schaden sind entstanden. Wir haben bereits darüber berichtet. Nun wird überall aufgeräumt, auch viele Studierende helfen mit – zum Beispiel in den Gebäuden der Fachrichtung Forstwissenschaften und Meteorologie.

    Studenten, bei denen zu Hause die Wohnung unter Wasser stand, haben hier als erstes mit angepackt und sind zwei Meter tief nach Büchern getaucht und haben maßgebliche Teile des Bestandes aus den Fluten geborgen. Andreas Roloff, Professor für Forstbotanik an der TU Dresden, erinnert sich an die dramatischen Stunden in Tharandt. In der Kleinstadt in der Nähe von Dresden stehen die Institutsgebäude der Fachrichtungen Forstwissenschaften und Meteorologie. Die „Wilde Weißeritz“ – normalerweise ein kleiner Gebirgsfluss, der sich durch das Universitätsgelände schlängelt – war vor zweieinhalb Wochen plötzlich auf mehrere Meter angestiegen. Vorwarnung gab es keine. Beide Brücken zwischen den Gebäuden sind eingestürzt. In den Häusern stand das Wasser bis zu zwei Meter hoch im Erdgeschoss. Laboreinrichtungen, Messgeräte, Büromöbel und Computer sind nun unbrauchbar – allein in Tharandt entstand ein Schaden von 17 bis 18 Millionen Euro. Mit Schubkarren schaffen Studierende und Mitarbeiter den stinkenden Schutt und Schlamm nach draußen. Unter ihnen: Jörg Hilbmann. Er schreibt im Moment seine Diplomarbeit am Institut für Bodenkunde, das überwiegend im Erdgeschoss untergebracht war.

    Es ist eigentlich auch die Ironie des Schicksals, dass es gerade das Institut für Bodenkunde mit am meisten trifft. Wir haben auch schon gescherzt, dass man eigentlich seine Diplomarbeit für Sedimentationsvorgänge vorschlagen kann.

    Auch das Institut für Siedlungs- und Industriewasserwirtschaft der TU Dresden ist stark betroffen. Das Laborgebäude des Instituts steht direkt neben der Elbe – auf dem Gelände der Dresdner Kläranlage. Mit einem Höchstpegel von 9 Meter 40 hatte hier niemand gerechnet. Als der Deich brach, spülte das Wasser die komplette Innenausstattung weg. Marcel Gallert, Student im 10. Semester, wollte ebenfalls mit seiner Diplomarbeit beginnen. Anstatt zu experimentieren, wirft er nun Reste der Laboreinrichtung auf den Müllcontainer.

    Ich wollte einen Reaktor zur Abwasseraufbereitung bauen, einen Versuchsreaktor zu einem relativ neuen Verfahren. Im Moment kann ich den halt hier nicht aufbauen, der war so weit fertig. Wir haben uns schon über Kosten und Preise unterhalten und der war im Prinzip schon bestellt.

    Als die Nachricht über die Hochwasserkatastrophe um die Welt eilte, haben viele Studierende kurzerhand ihren Urlaub abgebrochen – sind von der Ostsee, aber auch aus Spanien und Norwegen zurückgekehrt. Nun verbringen sie die Semesterferien mit Gummistiefeln und Schaufeln an ihren Instituten – und teilweise auch: in den Studentenclubs. Wie zum Beispiel in dem Dresdner Club mit dem bezeichnenden Namen: Aquarium. Darin stand das Wasser bis zur Decke. Die Inneneinrichtung ist komplett zerstört: Bar, Klimaanlage, Licht- und Tontechnik bis hin zu einem nagelneuen Klavier. Vier Tage haben die Clubmitglieder und viele freiwillige Helfer den Schlamm und das zerstörte Inventar rausgeräumt. Bis zur Wiedereröffnung wird es noch eine Weile dauern, so Melanie Ducke vom Vorstand des Clubs Aquarium:

    Nachdem wir am Anfang noch Zweifel hatten, ob wir’s überhaupt hinkriegen, den Klub neu zu eröffnen, sind wir momentan ziemlich optimistisch. Wir rechnen damit, dass wir eventuell Anfang des nächsten Jahres wieder aufmachen können. Das liegt auch einfach daran, dass die ganzen Bauarbeiten sicherlich viel Zeit in Anspruch nehmen werden.

    Das Studentenwerk hat für die Renovierung bereits Hilfe angeboten. Außerdem wollen Bands, die schon einmal in dem Club gespielt haben, erneut auftreten – dann aber ohne Gage. „Aquarium – mehr als nur Wasser“ – das ist der vollständige Clubtitel, der nun erst recht beibehalten werden soll.

    (Autor: Axel Köhn)

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    Über die Hochwasserschäden an der TU Dresden

    Die Spendenseite des DeutschlandRadio für die Hochwassergeschädigten