Britta Fecke: Nicht nur in Pakistan wurde im letzten Jahr Überschwemmung gemeldet; auch Indien und Australien versanken im Dauerregen. Und was an der einen Stelle viel zu viel war, fehlt in anderen Regionen der Welt. Dort blieb der Regen wiederholt aus, stattdessen verwüsteten Dürre und Brände ganze Landstriche, wie letztes Jahr in Russland oder aktuell am Horn von Afrika. Die sogenannten Starkwetterereignisse haben in den letzten Jahren zugenommen. Ich bin jetzt verbunden mit Professor Friedrich-Wilhelm Gerstengarbe vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung. Herr Gerstengarbe, in dem Zusammenhang wird oft auf das Klimaphänomen la Niña hingewiesen, was auf Spanisch kleines Mädchen heißt. Was macht denn la Niña, dieses kleine Mädchen, so kräftig?
Friedrich-Wilhelm Gerstengarbe: Ja, da muss man zuerst einmal erklären, was el Niño ist, das ist nämlich der kleine Junge oder das Christkind. Das ist ein Phänomen im Pazifik an der Westküste Südamerikas. Dort haben wir den kalten Humboldtstrom. Und bei el Niño nimmt der Passat ab, der das warme Wasser in Richtung West drückt, und das schwappt dann wie in einer Wasserschüssel zurück über das kalte Wasser. Und dann haben wir auf der Südhalbkugel schon extreme Erscheinungen, wenn das auftritt, weil sich die Zirkulation verändert. Das ist verbunden dann mit Überschwemmungen auf der einen Seite und Dürre auf der anderen Seite. Und la Niña ist jetzt genau das Gegenteil: Wir haben nicht Warmwasser zu viel an der Westküste Südamerikas, sondern kaltes Wasser. Auch mit den gleichen Wirkungen, aber an anderen Orten. Und dazu gehört zum Beispiel die sogenannte Jahrhundertflut in Pakistan.
Fecke: Wie hat denn der Klimawandel diese beiden Phänomene el Niño und la Niña verstärkt?
Gerstengarbe: Das kann man sehr gut am la-Niña-Phänomen sehen. Pakistan hat natürlich jedes Jahr Überschwemmungen aufgrund des Monsuns. Jetzt ist aber die Temperatur in der Atmosphäre höher geworden, und dadurch wird mehr Feuchtigkeit in die Atmosphäre transportiert. Das heißt, der Monsun ist von Natur aus schon etwas feuchter, und jetzt kommt noch dieses la-Niña-Ereignis verstärkend hinzu, sodass die also ein Ereignis hatten, wie sie es bisher in der Geschichte Pakistans noch nicht kannten.
Fecke: Ist abzusehen, dass sich das wiederholt?
Gerstengarbe: Das ist abzusehen, dass sich das wiederholt. Wann und wie, kann man leider nicht vorhersagen, sonst könnte man sich besser drauf einstellen. Die Ereignisse la Niña und el Niño, die kommen in Abständen von fünf bis sieben Jahren, mehr unregelmäßig als regelmäßig, und wie sich unser Klima entwickelt, das sind wir ja zurzeit gerade am ausrechnen, was da weltweit passiert mit den Extremen. Zunehmen tun sie auf alle Fälle.
Fecke: Von diesen beiden Phänomenen ist Europa aber nicht so betroffen. Welche Region der Erde denn besonders?
Gerstengarbe: Nein, das ist richtig. Europa trifft das im Prinzip gar nicht. Diese beiden Phänomene wirken ganz stark auf der Südhalbkugel, mit einigen - ich sage mal - Ausreißern auf die Nordhemisphäre, so wie wir es jetzt am Horn von Afrika haben, oder auch in der Region Südkalifornien. Die haben ja dann mit Dürren zu rechnen. Und dann kennen wir das von den kalifornischen Waldbränden, die dann in der Regel dort auftreten. Aber die Dürrekatastrophe jetzt am Horn von Afrika ist auch eine Auswirkung von la Niña und eben auch noch verstärkt durch die Klimaänderungen, die wir zurzeit beobachten.
Fecke: Können Sie das noch ein bisschen ausführlicher schildern - gerade am Horn von Afrika aktuell?
Gerstengarbe: Das ist eine Region, die bei einem la-Niña-Ereignis eigentlich generell durch eine Dürre betroffen wird. Bloß dieses la-Niña-Ereignis ist besonders stark, und dadurch wirkt sich das besonders stark aus, denn dieses Ereignis dauert jetzt schon etwa ein Jahr an. Und wir haben seit einem Jahr diese Auswirkungen, diese Dürren in der einen Region und die Hochwasser - Australien zum Beispiel und eben Pakistan - auf der anderen Seite. Das verteilt sich über die gesamte Südhalbkugel und eben, wie ich sagte, in einigen Teilen bis in die Nordhemisphäre.
Fecke: Breiten sich die Wüsten im Süden Afrikas, auch in Zentralafrika, sichtbar und schneller aus inzwischen.
Gerstengarbe: Ja, das kann man beobachten, das ist aber nun nicht nur ein Ereignis, das auf la Niña zurückzuführen ist, sondern insgesamt auf die globale Erwärmung. Die Wüsten dehnen sich zurzeit dramatisch schnell aus - im Schnitt um circa 150 Quadratkilometer pro Tag -, und am meisten betroffen ist davon leider Afrika. Da kommen aber noch andere Effekte hinzu wie Überweidung und Ähnliches.
Fecke: Vielen Dank für diese Einschätzung! Ein Jahr nach dem Beginn der Überschwemmung in Pakistan sprach ich mit Professor Friedrich-Wilhelm Gerstengarbe vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung über den Zusammenhang zwischen Klimawandel und Starkwetterereignissen.
Äußerungen unserer Gesprächspartner geben deren eigene Auffassungen wieder. Deutschlandradio macht sich Äußerungen seiner Gesprächspartner in Interviews und Diskussionen nicht zu eigen.
Friedrich-Wilhelm Gerstengarbe: Ja, da muss man zuerst einmal erklären, was el Niño ist, das ist nämlich der kleine Junge oder das Christkind. Das ist ein Phänomen im Pazifik an der Westküste Südamerikas. Dort haben wir den kalten Humboldtstrom. Und bei el Niño nimmt der Passat ab, der das warme Wasser in Richtung West drückt, und das schwappt dann wie in einer Wasserschüssel zurück über das kalte Wasser. Und dann haben wir auf der Südhalbkugel schon extreme Erscheinungen, wenn das auftritt, weil sich die Zirkulation verändert. Das ist verbunden dann mit Überschwemmungen auf der einen Seite und Dürre auf der anderen Seite. Und la Niña ist jetzt genau das Gegenteil: Wir haben nicht Warmwasser zu viel an der Westküste Südamerikas, sondern kaltes Wasser. Auch mit den gleichen Wirkungen, aber an anderen Orten. Und dazu gehört zum Beispiel die sogenannte Jahrhundertflut in Pakistan.
Fecke: Wie hat denn der Klimawandel diese beiden Phänomene el Niño und la Niña verstärkt?
Gerstengarbe: Das kann man sehr gut am la-Niña-Phänomen sehen. Pakistan hat natürlich jedes Jahr Überschwemmungen aufgrund des Monsuns. Jetzt ist aber die Temperatur in der Atmosphäre höher geworden, und dadurch wird mehr Feuchtigkeit in die Atmosphäre transportiert. Das heißt, der Monsun ist von Natur aus schon etwas feuchter, und jetzt kommt noch dieses la-Niña-Ereignis verstärkend hinzu, sodass die also ein Ereignis hatten, wie sie es bisher in der Geschichte Pakistans noch nicht kannten.
Fecke: Ist abzusehen, dass sich das wiederholt?
Gerstengarbe: Das ist abzusehen, dass sich das wiederholt. Wann und wie, kann man leider nicht vorhersagen, sonst könnte man sich besser drauf einstellen. Die Ereignisse la Niña und el Niño, die kommen in Abständen von fünf bis sieben Jahren, mehr unregelmäßig als regelmäßig, und wie sich unser Klima entwickelt, das sind wir ja zurzeit gerade am ausrechnen, was da weltweit passiert mit den Extremen. Zunehmen tun sie auf alle Fälle.
Fecke: Von diesen beiden Phänomenen ist Europa aber nicht so betroffen. Welche Region der Erde denn besonders?
Gerstengarbe: Nein, das ist richtig. Europa trifft das im Prinzip gar nicht. Diese beiden Phänomene wirken ganz stark auf der Südhalbkugel, mit einigen - ich sage mal - Ausreißern auf die Nordhemisphäre, so wie wir es jetzt am Horn von Afrika haben, oder auch in der Region Südkalifornien. Die haben ja dann mit Dürren zu rechnen. Und dann kennen wir das von den kalifornischen Waldbränden, die dann in der Regel dort auftreten. Aber die Dürrekatastrophe jetzt am Horn von Afrika ist auch eine Auswirkung von la Niña und eben auch noch verstärkt durch die Klimaänderungen, die wir zurzeit beobachten.
Fecke: Können Sie das noch ein bisschen ausführlicher schildern - gerade am Horn von Afrika aktuell?
Gerstengarbe: Das ist eine Region, die bei einem la-Niña-Ereignis eigentlich generell durch eine Dürre betroffen wird. Bloß dieses la-Niña-Ereignis ist besonders stark, und dadurch wirkt sich das besonders stark aus, denn dieses Ereignis dauert jetzt schon etwa ein Jahr an. Und wir haben seit einem Jahr diese Auswirkungen, diese Dürren in der einen Region und die Hochwasser - Australien zum Beispiel und eben Pakistan - auf der anderen Seite. Das verteilt sich über die gesamte Südhalbkugel und eben, wie ich sagte, in einigen Teilen bis in die Nordhemisphäre.
Fecke: Breiten sich die Wüsten im Süden Afrikas, auch in Zentralafrika, sichtbar und schneller aus inzwischen.
Gerstengarbe: Ja, das kann man beobachten, das ist aber nun nicht nur ein Ereignis, das auf la Niña zurückzuführen ist, sondern insgesamt auf die globale Erwärmung. Die Wüsten dehnen sich zurzeit dramatisch schnell aus - im Schnitt um circa 150 Quadratkilometer pro Tag -, und am meisten betroffen ist davon leider Afrika. Da kommen aber noch andere Effekte hinzu wie Überweidung und Ähnliches.
Fecke: Vielen Dank für diese Einschätzung! Ein Jahr nach dem Beginn der Überschwemmung in Pakistan sprach ich mit Professor Friedrich-Wilhelm Gerstengarbe vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung über den Zusammenhang zwischen Klimawandel und Starkwetterereignissen.
Äußerungen unserer Gesprächspartner geben deren eigene Auffassungen wieder. Deutschlandradio macht sich Äußerungen seiner Gesprächspartner in Interviews und Diskussionen nicht zu eigen.