Uns interessiert hier der andere, größer dimensionierte, gut dreiviertelstündige Zyklus "Gesänge des späten Jahres" op. 71, der gleichfalls 1930/31 entstand und den hier Mezzosopranistin Liat Himmelheber und ihr langjähriger Klavierbegleiter Axel Bauni eingespielt haben. Vom Sujet her greifen die elf Lieder auf romantische Motive zurück - die Einsamkeit und Unbehaustheit des Individuums allerdings wirkt gebrochen, beinahe zynisch ironisiert. Was an das Klavierlied des 19. Jahrhunderts erinnert, ist eingebettet in Atonalität, quasi dodekaphonisch umrahmt. Der düster-sarkastische Grundton schmerzt - die Musik ist ein Zeitdokument. Denn der in Deutschland bereits als "entartet" diffamierte Österreicher Krenek sah sich seinerzeit zu einer Art moralisch-ästhetischer Standortbestimmung genötigt und hat hier als wacher Künstler die Katastrophen der folgenden Jahre - so scheint es - vorausgeahnt.
Nichtsdestotrotz durchmist Krenek in den elf selbst getexteten Miniaturen nichts Geringeres als den Kreis des Lebens. Dieser birgt manche Referenz an den Geist der Romantik, eine staunende Liebe, ein kafka’sches Fest, das Idyll eines Trinklieds und mündet in Visionen des eigenen Todes und des Danach. Hier das Schlusslied "Der Genuss des Unendlichen".
Ein geeignetes Beispiel komponierter Ambivalenz: Die "Ballade von den Schiffen", in denen die eskapadenhaft schrill gesungene Furcht mit heiter graziösen Klaviertakten seltsam kommuniziert.
• Musikbeispiel: Krenek - "Der Genuss des Unendlichen" op. 71, 11
Liat Himmelheber (Mezzosopran), begleitet von Axel Bauni (Klavier) mit einem Titel aus Ernst Krenek’s Zyklus "Gesänge des späten Jahres" op. 71. Auf der bei ORFEO in München erschienen CD ist gleichfalls der Zyklus Durch die Nacht enthalten - er wird von Hanna Dóra Sturludóttir interpretiert.
Titel: Ernst Krenek - Lieder
diverse Mitwirkende
Label: Orfeo
Labelcode: LC 8175
Bestellnr.: C123 041 A
Nichtsdestotrotz durchmist Krenek in den elf selbst getexteten Miniaturen nichts Geringeres als den Kreis des Lebens. Dieser birgt manche Referenz an den Geist der Romantik, eine staunende Liebe, ein kafka’sches Fest, das Idyll eines Trinklieds und mündet in Visionen des eigenen Todes und des Danach. Hier das Schlusslied "Der Genuss des Unendlichen".
Ein geeignetes Beispiel komponierter Ambivalenz: Die "Ballade von den Schiffen", in denen die eskapadenhaft schrill gesungene Furcht mit heiter graziösen Klaviertakten seltsam kommuniziert.
• Musikbeispiel: Krenek - "Der Genuss des Unendlichen" op. 71, 11
Liat Himmelheber (Mezzosopran), begleitet von Axel Bauni (Klavier) mit einem Titel aus Ernst Krenek’s Zyklus "Gesänge des späten Jahres" op. 71. Auf der bei ORFEO in München erschienen CD ist gleichfalls der Zyklus Durch die Nacht enthalten - er wird von Hanna Dóra Sturludóttir interpretiert.
Titel: Ernst Krenek - Lieder
diverse Mitwirkende
Label: Orfeo
Labelcode: LC 8175
Bestellnr.: C123 041 A