"Sie haben allen Grund das ernst zu nehmen. Die Komplexität ist unglaublich. Wir haben deshalb unsere Ziele mit dem digitalen Hospital auch noch nicht erreicht. Aber wir sind auf dem Weg. Der Zugriff auf die Daten und die Verarbeitungsgeschwindigkeit des Systems sind durch komplexe Programme eingeschränkt, die über der gesamten Infrastruktur liegen. Sie haben allen Grund deshalb besorgt zu sein."
Peter Welchering, Sie haben mit Stein Vaaler vom Krankenhaus Akershus – so heißt dieser Ort – und anderen Gesundheitsexperten in Norwegen über die elektronische Gesundheitskarte diskutiert. Was meinen die denn: Kann man aus dem deutschen Eiertanz noch ein erfolgreiches Projekt machen?
Peter Welchering: Also die sehen durchaus noch Chancen und sagen, der Patient liege zwar auf der Intensivstation, aber er könne gesunden. Aber diese Gesundung wird eben an viele Voraussetzungen geknüpft. Zum einen müssten sich einfach Ärzte, Pflegekräfte, Patienten, Industrie und die Krankenkassen an einen Tisch setzen und ein einheitliches Konzept für die elektronische Gesundheitskarte entwickeln. Und das fehlt bisher. Dann brauchen wir eine einfache Implementierung. Bisher ist die Karte überlastet und überfrachtet worden mit Funktionen. Und die Karte, so können wir in Skandinavien hören, ist nur sinnvoll mit der Verbindung zur digitalen Patientenakte, die dann über Gesundheitsportale verwaltet werden muss. Aber das hat die Voraussetzung: Der Patient muss die absolute Datenhoheit haben über alle seine medizinischen Daten, eben über alle Patientendaten.
Manfred Kloiber: Elektronische Gesundheitskarte, digitale Rezepte oder die elektronische Patientenakte – sie beweisen, dass IT-Projekte im Gesundheitswesen ja eine offenbar hochkomplexe Angelegenheit sind. Und wie man diese Komplexität besser in den Griff bekommen kann, das zeigen IT-Pilotprojekte im norwegischen Gesundheitswesen.
Sprecherin:
22 Transportroboter, 1500 Smartphones, 3800 stationäre Computerterminals, 550 Patienten-PCs, 500 Laptops, vier Dokumentenmanagementsysteme für digitale Krankenakten – im norwegischen Universitätskrankenhaus Akershus bei Oslo haben die Verantwortlichen ordentlich investiert, als sie vor drei Jahren das Konzept eines "digitalen Hospitals" umsetzten. Zunächst mit einem enttäuschenden Ergebnis, wie Krankenhauschef Stein Vaaler berichtet.
"Als wir starteten, ist das System zusammengebrochen. Aber das ist mit anderen Systemen auch passiert. Wir haben das System neu designed, an vielen Stellen nachgebessert. Nach drei Monaten lief es stabil, aber es reichte für Notfallsituationen nicht aus."
Das krankenhausweit verfügbare internetbasierte Telefonsystem musste um Mobilfunk und konventionelle Festnetz-Telefonie ergänzt werden – für den Notfall. Aus dem vollautomatischen Medikamenten-Managementsystem wurde ein Unterstützungssystem für die Medikamentenausgabe. Doch ohne dass Arzt, Apotheker und Pflegekräfte immer wieder eingreifen, funktioniert die Versorgung der Patienten mit Medikamenten einfach nicht richtig. Das haben die Verantwortlichen im Akershus-Hospital rasch gelernt.
Auch der Robotereinsatz wurde massiv eingeschränkt. 22 Transportroboter sorgen zwar in den Kellergängen und Tunnel unter dem weiträumigen Krankenhausareal dafür, dass Essensportionen, OP-Kleidung, medizinisches Gerät oder Putzmittel immer dorthin gebracht werden, wo das Material gerade gebraucht wird. Und diese Transportroboter fahren völlig autonom in den Gängen, benutzen Aufzüge und können jeden Winkel des Krankenhausgeländes ohne Probleme erreichen. Doch Operationsroboter oder Pflegeroboter sucht man im Lehrkrankenhaus der Universität Oslo vergebens. Klinikleiter Stein Vaaler.
"Ich will keine Pflegeroboter. Ich will warme Hände, die den Patienten behandeln, aber die müssen durch elektronische Systeme unterstützt werden."
Diese Unterstützung des Pflegepersonals und der Ärzte durch elektronische Systeme ist allerdings eine hochkomplizierte Angelegenheit. Die Unterstützungsleistungen müssen möglichst einfach programmiert werden. Sie müssen ausgiebig, schon während der Entwicklung, getestet werden. Und sie müssen von Arzt, Pflegekraft und Patient gemeinsam kontrolliert werden. Denn Krankenhäuser und das ganze Gesundheitswesen sind informationstechnisch gesehen eine hochkomplexe Umgebung.
Peter Welchering, Sie haben mit Stein Vaaler vom Krankenhaus Akershus – so heißt dieser Ort – und anderen Gesundheitsexperten in Norwegen über die elektronische Gesundheitskarte diskutiert. Was meinen die denn: Kann man aus dem deutschen Eiertanz noch ein erfolgreiches Projekt machen?
Peter Welchering: Also die sehen durchaus noch Chancen und sagen, der Patient liege zwar auf der Intensivstation, aber er könne gesunden. Aber diese Gesundung wird eben an viele Voraussetzungen geknüpft. Zum einen müssten sich einfach Ärzte, Pflegekräfte, Patienten, Industrie und die Krankenkassen an einen Tisch setzen und ein einheitliches Konzept für die elektronische Gesundheitskarte entwickeln. Und das fehlt bisher. Dann brauchen wir eine einfache Implementierung. Bisher ist die Karte überlastet und überfrachtet worden mit Funktionen. Und die Karte, so können wir in Skandinavien hören, ist nur sinnvoll mit der Verbindung zur digitalen Patientenakte, die dann über Gesundheitsportale verwaltet werden muss. Aber das hat die Voraussetzung: Der Patient muss die absolute Datenhoheit haben über alle seine medizinischen Daten, eben über alle Patientendaten.
Manfred Kloiber: Elektronische Gesundheitskarte, digitale Rezepte oder die elektronische Patientenakte – sie beweisen, dass IT-Projekte im Gesundheitswesen ja eine offenbar hochkomplexe Angelegenheit sind. Und wie man diese Komplexität besser in den Griff bekommen kann, das zeigen IT-Pilotprojekte im norwegischen Gesundheitswesen.
Sprecherin:
22 Transportroboter, 1500 Smartphones, 3800 stationäre Computerterminals, 550 Patienten-PCs, 500 Laptops, vier Dokumentenmanagementsysteme für digitale Krankenakten – im norwegischen Universitätskrankenhaus Akershus bei Oslo haben die Verantwortlichen ordentlich investiert, als sie vor drei Jahren das Konzept eines "digitalen Hospitals" umsetzten. Zunächst mit einem enttäuschenden Ergebnis, wie Krankenhauschef Stein Vaaler berichtet.
"Als wir starteten, ist das System zusammengebrochen. Aber das ist mit anderen Systemen auch passiert. Wir haben das System neu designed, an vielen Stellen nachgebessert. Nach drei Monaten lief es stabil, aber es reichte für Notfallsituationen nicht aus."
Das krankenhausweit verfügbare internetbasierte Telefonsystem musste um Mobilfunk und konventionelle Festnetz-Telefonie ergänzt werden – für den Notfall. Aus dem vollautomatischen Medikamenten-Managementsystem wurde ein Unterstützungssystem für die Medikamentenausgabe. Doch ohne dass Arzt, Apotheker und Pflegekräfte immer wieder eingreifen, funktioniert die Versorgung der Patienten mit Medikamenten einfach nicht richtig. Das haben die Verantwortlichen im Akershus-Hospital rasch gelernt.
Auch der Robotereinsatz wurde massiv eingeschränkt. 22 Transportroboter sorgen zwar in den Kellergängen und Tunnel unter dem weiträumigen Krankenhausareal dafür, dass Essensportionen, OP-Kleidung, medizinisches Gerät oder Putzmittel immer dorthin gebracht werden, wo das Material gerade gebraucht wird. Und diese Transportroboter fahren völlig autonom in den Gängen, benutzen Aufzüge und können jeden Winkel des Krankenhausgeländes ohne Probleme erreichen. Doch Operationsroboter oder Pflegeroboter sucht man im Lehrkrankenhaus der Universität Oslo vergebens. Klinikleiter Stein Vaaler.
"Ich will keine Pflegeroboter. Ich will warme Hände, die den Patienten behandeln, aber die müssen durch elektronische Systeme unterstützt werden."
Diese Unterstützung des Pflegepersonals und der Ärzte durch elektronische Systeme ist allerdings eine hochkomplizierte Angelegenheit. Die Unterstützungsleistungen müssen möglichst einfach programmiert werden. Sie müssen ausgiebig, schon während der Entwicklung, getestet werden. Und sie müssen von Arzt, Pflegekraft und Patient gemeinsam kontrolliert werden. Denn Krankenhäuser und das ganze Gesundheitswesen sind informationstechnisch gesehen eine hochkomplexe Umgebung.