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Die Entdeckung der gesunden Langsamkeit beim Essen

Die Pizza im Gehen, das Fertigmenue vor dem Fernseher. Essen bedeutet für viele heute vor allem schnelle Nahrungsaufnahme – auch wenn jeder weiß, dass es durchaus höhere kulinarische Genüsse gibt als Currywurst, Hamburger & Co.. Seit einigen Jahren formiert sich Widerstand gegen die Fast-Food-Kultur. „Slow Food“ nennt sich die Bewegung. Sie propagiert gesunde und außerdem regionale Nahrungsmittel. Am Wochenende trafen sich die Langsam-Esser in Bonn zu einem Slow-Food-Festival.

    Wer regelmäßig sein Essen hinunterschlingt, nicht jeden Bissen gründlich – das heißt mindestens 30 mal kaut, überwiegend auch minderwertige schnell zubereitete Fertiggerichte zu sich nimmt, erhöht damit auch sein Risiko, krank zu werden. Diese Erkenntnis ist zwar so neu nicht. Sie droht allerdings, warnen Ernährungswissenschaftler und Mediziner, durch die wachsende Zahl von Schnellessern im Zuge der Fast-Food-Kultur doch stark vernachlässigt zu werden. Vor nunmehr drei Jahren hat sich in Deutshcland deshalb ein Verein namens Slow Food gegründet, der sich für einen neue Langsamkeit bei den Verzehrgewohnheiten einsetzt. Aus gesundheitlichen wie ökologischen Gründen. Über 65. 000 Menschen in 40 Ländern haben sich der Idee einer neuen bewussten Esskultur, die der Gesundheit zuträglich ist, inzwischen angeschlossen. Erklärt Hans-Werner Bunz, der Verbandsvorsitzende von Slow Food Deutschland.

    „Für uns bedeutet Langsamkeit beim Essen auch mehr Genuss; Lebensmittel langsam zu essen, ist nicht nur gesünder, es schmeckt auch ganz einfach besser.“

    Gerade die Ernährungskultur entscheidet erheblich über die Entstehung gesundheitlicher Risiken oder Krankheiten. Beherrscht wird die Esskultur allerdings derzeit von der schnellen Nahrungsaufnahme. Das Frühstücksbrötchen im Auto, der schnelle Stehimbiss zu Mittag und die Fertigsuppe zum Abendessen sind allerdings der Gesundheit und dem Wohlbefinden auf Dauer nicht zuträglich. Auch wird von den Ernährungsexperten bei Slow Food in dem Zusammenhang die Lebensmittelproduktion selbst kritisiert . Denn Gemüse und Obst, die in immer kürzerer Zeit zur Vollreife gebracht werden, enthalten viel weniger lebenswichtige Nährstoffe. Auch mit Leistungsförderern und anderen Stoffen geputschte Nutztiere bergen erhebliche gesundheitliche Risiken. Friederike Klatt, Präsidentin von Slow Food Deutschland:

    „Wenn man zum Beispiel Rindern, die Pflanzenfresser sind, Tiermehl zu fressen gibt, dann ist das einfach widernatürlich. Das entspricht nicht der Natur dieses Tieres. Das gilt auch für alle anderen Zusatzstoffe, wie zum Beispiel Antibiotika. Das ist wider die Natur der Tiere. Und wenn wir Fleisch essen wollen, dann müssen wir den Tieren auch die Möglichkeit geben, so aufzuwachsen, wie es ihrer Natur entspricht.“

    Eine weitere Forderung von Ernährungsexperten, die auch von Slow Food propagiert wird: wieder mehr zu regional erzeugten Produkten greifen. Denn diese garantierten am ehesten volle Nährstoffdichte und -vielfalt. Angelika Meier-Plöger, Professorin an der Fachhochschule Fulda für den Fachbereich Haushalt und Ernährung kritisiert,

    „dass der Trend dahin geht, dass man nicht Lebesnmittel als Ganzes einsetzt, sondern im Prinzip nur Nährstoffe aus Lebensmitteln zusammenfügt wieder zu neuen Produkten im Sinne des sogenannten Food-Designs. Und das bedeutet, man kann diese Rohstoffe überall auf der Welt kaufen und auch unabhängig von der Saison.“

    Mediziner schätzen, dass die jährlichen Kosten ernährungsbedingter Krankheiten in Deutschland von mindestens 40 Milliarden Mark weiter drastisch zunehmen werden, wenn die Bevölkerung ihre Ernährungsgewohnheiten nicht umgehend verändert. Wer sich hingegen ausgewogen ernährt und auch das richtige Zeitmaß für seine Mahlzeiten findet, der könne, so betonen auch unabhängige Ernährungsberater, wesentlich mehr als bislang bekannt für die Gesunderhaltung seines Körpers tun.

    Link: Slow Food im Internet