"Es ist besorgniserregend ‐ nicht? ‐, dass die Medien der Welt so einen schlechten Job machen, dass eine kleine Gruppe von Aktivisten in der Lage ist, mehr von diesen Informationen zu veröffentlichen als der Rest der Weltpresse zusammen."
An Selbstbewusstsein hat es Wikileaks‐Gründer Julian Assange noch nie gefehlt. Er hat keinen Hehl aus seiner Meinung gemacht, dass er mit der Enthüllungsplattform Wikileaks die Welt stärker verändert habe als sämtliche Medien. Dokumente und Informationen von Whistleblowern, die auf Wikileaks veröffentlicht worden sind, haben in vielen Fällen Nachrichtensendungen und Zeitungstitelseiten in der ganzen Welt bestimmt. Regierungen wurden durch die Veröffentlichungen unter Druck gesetzt, Politiker mussten sich rechtfertigen, Geheimdienste mussten nachrichtendienstliche Operationen einstellen. Das machte Julian Assange zum Medienstar und Wikileaks zu einer der bedeutendsten Medienplattformen.
Doch spätestens seit dem amerikanischen Präsidentschaftswahlkampf 2016 ist die Veröffentlichungspraxis von Wikileaks umstritten. Die Plattform hat damals gehackte E-Mails aus dem demokratischen Lager veröffentlicht. Das schadete der demokratischen Kandidatin Hillary Clinton sehr. Und immer mehr Netzaktivisten und Mitglieder der Hacker‐Szene, die Julian Assange lange Zeit intensiv unterstützt haben, wenden sich von ihm ab. Um das zu verstehen, braucht es den Blick in die Geschichte von Wikileaks.
Ein Blick in die Geschichte
Das Jahr 2006: Der Australier Julian Assange gründet Wikileaks, gemeinsam mit chinesischen Dissidenten, Hackern aus den USA und Europa und Informatikern aus Australien und Südafrika. Auf der eigenen Website heißt es dazu:
"Unser Ziel ist größtmöglicher politischer Einfluss. […] Inzwischen haben wir über 1,2 Millionen Dokumente von regimekritischen Gemeinschaften und anonymen Quellen erhalten. Wir sind davon überzeugt, dass eine Regierung, die auf Transparenz basiert, zur Verringerung von Korruption und zu einer stabileren Demokratie führt."
Den ersten international viel beachteten Coup landet Wikileaks 2008. Mit der Veröffentlichung von 200 Seiten Material über eine spezielle Gruppe in der Scientology‐Sekte, die unter dem Namen "Office of Special Affairs" bekannt ist. Die Gruppe steht im Verdacht, der "Nachrichtendienst" der Sekte zu sein. In den von Wikileaks veröffentlichten Dokumenten wird geschildert, wie das "Office of Special Affairs" gegen Kritiker von Scientology vorgeht, wie sogenannte "gegnerische Gruppen" infiltriert und bekämpft werden.
Der Wikileaks‐Server und mehrere andere Seiten, die das Dokument zur Verfügung stellen, gehen unter den vielen Anfragen in die Knie. Der Veröffentlichung folgen komplizierte Rechtsstreitigkeiten mit Scientology. Aber Wikileaks wird jetzt als Akteur wahrgenommen.
Seit dieser Zeit beobachtet der Computerfachmann Kurt Jaeger Wikileaks und seinen Gründer. Jaeger ist Mitglied im Chaos Computer Club, eine Hackervereinigung, die Wikleaks nahesteht. Und er ist beeindruckt davon, welches Stehvermögen Wikileaks gegen Scientology gezeigt hat:
"Da muss man, dann wenn man auf Wikileaks schaut, schon mit Bewunderung feststellen, dass Wikileaks sehr konfliktbehaftete Leaks bereit war zu veröffentlichen in einer Intensität, die man sonst kaum Institutionen zutrauen würde."
2010 war das Jahr, in dem Wikileaks das erste Mal international für großen Wirbel sorgte, gleichzeitig aber auch heftiger Kritik ausgesetzt war. Im April 2010 stellte die Plattform ein Video online, das zeigt, wie amerikanische Soldaten im Irak‐Krieg 2007 wehrlose Menschen aus einem Kampfhubschrauber heraus erschießen. Der US-Soldat Bradley Manning – inzwischen bekannt als Chelsea Manning – hatte das Material weitergegeben. Wikileaks hatte das Video geschnitten, weitere Bilder hinzugefügt und ihm einen Titel gegeben: "Collateral Murder", "Kollateraler Mord". Es ist das erste Mal, dass die Plattform die Daten, die sie bekam, nicht roh zur Verfügung stellt. Eine intern umstrittene Entscheidung – denn das Vorgehen widerspricht der Grundidee, Dokumente unbearbeitet zu veröffentlichen. Wikileaks‐Kenner Kurt Jaeger :
"Bei Collateral Murder war es so, das Video selber war ja ein dekodiertes Video eines Kampfhubschraubers, wenn ich richtig weiß, was bedeutet, dieses Video brauchte, weil es Bewegt‐Bild war, natürlich einen entsprechenden Kontext. Und diesen Kontext hat Wikileaks geliefert als mediale Aufbereitung."
Ende November 2010 veröffentlicht Wikileaks 250.000 diplomatische Berichte, die US‐Botschaften aus aller Welt für das Außenministerium geschrieben haben. Darin ging es unter anderem um die jeweiligen Regierungen der Gastländer. Dabei wurden auch teilweise äußerst peinliche Details über einige Regierungschefs bekannt.
Kritik an Wikileaks-Praktiken
Proteste und diplomatische Verwicklungen waren die Folge. Intern wurde wieder diskutiert - vor allem die unzureichende Bearbeitung des Materials wurde scharf kritisiert. So wurden keine Namen in den diplomatischen Depeschen geschwärzt. Die betroffenen Regierungen konnten somit die Namen von Informanten der amerikanischen Botschaften enttarnen. Der Druck auf Wikileaks wuchs - weltweit.
Amazon löschte auf Wunsch der amerikanischen Regierung Wikileaks‐Dokumente von Servern, die bei Amazon angemietet wurden. Die Adresse "wikileaks.org" konnte weltweit nicht mehr aufgerufen werden. Der Internet‐Bezahldienst PayPal sperrte das Konto der Plattform mit der Begründung: PayPal dürfe nicht für illegale Aktivitäten verwendet werden. Auch die Kreditkartenunternehmen Master Card und Visa führten keine Transaktionen zugunsten von Wikileaks mehr aus. Als Reaktion auf diese Maßnahmen legten Hacker die Webseiten von Amazon, PayPal und Master Card lahm. Die inzwischen wieder zugängliche Wikileaks-Seite wurde daraufhin ebenfalls von Hackern angegriffen.
Ende 2010 tobte ein regelrechter Cyberkrieg zwischen Wikileaks‐Unterstützern und Wikileaks‐Gegnern. Dennoch bewies Wikileaks den längeren Atem, erinnert sich Kurt Jaeger:
"Wir hatten ja den einen Fall, wo Wikileaks‐Server angegriffen wurden, als bestimmte Materialien veröffentlicht wurden, und Wikileaks es relativ schnell geschafft hatte, ungefähr drei bis viertausend Sites zu mobilisieren",
Das heißt: Die Daten von Wikileaks wurden tausendfach auf andere Server kopiert und waren damit vor Angriffen durch Gegner weitestgehend geschützt:
"Und die andere Seite hätte diese drei bis viertausend Sites angreifen müssen, um diese Veröffentlichungen zu reduzieren. Der Kollateralschaden, den die andere Seite dadurch verursacht hätte, wäre so hoch gewesen, dass sie gesagt haben: Das ist es uns nicht wert."
Im Sommer 2015 stellte Wikileaks erneut amerikanische Geheimdokumente online, die belegten, dass nicht nur Bundeskanzlerin Angela Merkel von US‐Nachrichtendiensten abgehört wurde, sondern auch die Spitzen des Wirtschafts‐ und Finanzministeriums im Berliner Regierungsviertel. Auch die Europäische Zentralbank in Frankfurt am Main wurde Opfer eines amerikanischen Lauschangriffs. Kurt Jaeger war beeindruckt von der Arbeit von Wikileaks:
"Wikileaks war bereit, da was zu tun, und hat genug Sturheit bewiesen, unter diesem Druck nicht zurückzuweichen. Das ist einfach der Beweis für eine gewisse Projektstruktur, die man in jeder Leak‐Plattform erst einmal erbringen muss, dass man bereit ist, unter erheblichem Druck, auch persönlichen Angriffen auf die beteiligten Akteure, bereit ist, trotzdem weiter zu veröffentlichen.
Assange uner Druck
Persönlich wurde es bei Wikileaks spätestens 2010, nach der großen Veröffentlichung der US-Botschaftsdepeschen. Im Herbst 2010 wurden in Schweden Vorwürfe gegen Julian Assange erhoben, wegen Vergewaltigung und sexueller Belästigung. Assange hatte einige Monate vorher in Stockholm einen Vortrag gehalten. Eine Betreuerin und eine Teilnehmerin der Veranstaltung stellten daraufhin Strafanzeige gegen den Australier. Das zuständige schwedische Gericht erließ Haftbefehl. Aber zu diesem Zeitpunkt war Assange wieder nach London zurückgekehrt. Ein britisches Gericht ordnete daraufhin seine Auslieferung nach Schweden an.
Assange vermutet dahinter ein Komplott mit dem Ziel, ihn an die USA auszuliefern. Mehrere amerikanische Politiker und Journalisten hatten in der Vergangenheit Haftstrafen und in einigen Fällen sogar die Todesstrafe für Assange gefordert, wegen Geheimnisverrates und Staatsgefährdung. Unmittelbar bevor die britischen Behörden ihn in Auslieferungshaft nehmen wollen, flieht Assange in die ecuadorianische Botschaft in London und bittet um politisches Asyl - das ihm gewährt wird. Bis heute lebt er im Botschaftsgebäude. Inzwischen hat die ecuadorianische Regierung Julian Assange die Staatsbürgerschaft verliehen und bemüht sich um diplomatische Immunität und freies Geleit nach Ecuador. Großbritannien lehnt das bisher ab – auch wenn die schwedische Justiz im Mai letzten Jahres das Verfahren gegen Assange einstellte.
Der zeigte sich daraufhin auf dem Balkon der ecuadorianischen Botschaft und hielt vor der globalen Presse eine Rede. Bis heute sieht sich Assange auf der Seite des Rechts:
"Das ist ein wichtiger Sieg für mich und für die Menschenrechte. Aber das ist keine Entschädigung für sieben Jahre in Haft ohne Anklage und fast fünf Jahre in dieser Botschaft ohne Sonnenlicht. Und das kann ich nicht entschuldigen, das kann ich nicht vergessen."
Und auch die Szene hielt nach den Vergewaltigungs-Vorwürfen noch lange zu Assange. Viele Hacker und Netzaktivisten unterstützten ihn weiter.
Vom Gewinner zum Geächteten
Das ändert sich 2016, als während des amerikanischen Präsidentschaftswahlkampfes tausende persönliche Mails von John Podesta, dem Wahlkampfmanager Hillary Clintons, auf Wikileaks veröffentlicht werden. Die Mails zeigen, wie das Clinton‐Wahlkampfteam Medien und einzelne Journalisten beeinflussen wollte. Veröffentlicht wurden auch vertrauliche Reden Hillary Clintons vor Wall‐Street‐Bankern, in denen eine große Nähe zu den Geldhäusern sichtbar wird, die Clintons Wahlkampf unterstützt haben.
Anke Domscheit‐Berg, netzpolitische Sprecherin der Bundestagsfraktion Die Linke, und ihr Mann Daniel‐Domscheit‐Berg kennen Wikileaks und Assange gut. Jahrelang haben sie die Plattform und ihren Gründer unterstützt. Aber Daniel Domscheit-Berg zerstritt sich mit Assange und trat 2011 bei Wikileaks aus. Auch Anke Domscheit-Berg hat ihre Meinung inzwischen geändert. Für sie ist klar:
"Das Problem ist, glaube ich, nicht die Plattform Wikileaks allein, sondern der Kopf, der mit der Plattform verbunden wird, nämlich Julian Assange. Und da muss man sagen: Die Art und Weise, wie er seit einiger Zeit, schon etwas länger als ein paar Monate, in der Öffentlichkeit auftritt, mit einer, finde ich, doch offen erkennbaren eigenen politischen Agenda und sich da in Präsidentschaftswahlkämpfe in den USA oder anderswo einmischt, auf Twitter und in anderen Plattformen, das geht über den eigentlichen Anspruch der Wikileaks‐Plattform weit hinaus, die eigentlich ja neutral agieren wollte und einfach Whistleblowern einen anonymen Weg des sicheren Leakens anbieten wollte und eben nicht unbedingt eine eigene Meinung einnehmen."
Auch bei Unterstützern mittlerweile umstritten
Selbst in der Wau‐Holland‐Stiftung, die Wikileaks zu großen Teilen finanziert, ist die Plattform mit ihrer Parteinahme für Donald Trump inzwischen umstritten. Im Jahr 2017 hatte die Wau‐Holland‐Stiftung Wikileaks immerhin mit 250.000 Euro gefördert, die Hälfte des Jahresbudgets der Enthüllungsplattform.
Aber das Verhalten von Wikileaks und Julian Assange im amerikanischen Präsidentschaftswahlkampf hat in der sonst der Hackerszene nahestehenden Stiftung viele Kritiker auf den Plan gerufen, meint der Vorsitzende Klaus Schleisiek:
"Und wir haben es auch teilweise kontrovers in der Stiftung diskutiert. Jetzt so in der Rückschau finden wir das nicht sehr klug, was er da gemacht hat. Das haben wir ihm vermittelt, und konsequenterweise haben wir auch diese Aufbereitung auch nicht finanziert."
Auch Chaos Computer Club kritisiert Assange
Auch viele Mitglieder des Chaos Computer Clubs haben sich inzwischen von Julian Assange abgewandt und fordern dessen Rückzug aus dem Projekt Wikileaks. Das hat international Gewicht. Denn ohne die Unterstützung und Mithilfe von Mitgliedern des Chaos Computer Clubs hätte Julian Assange Wikileaks nicht zur weltweiten Enthüllungsplattform aufbauen können. Bereits auf dem Jahrestreffen des Chaos Computer Clubs im Dezember 2016, also nur wenige Monate nach den umstrittenen Veröffentlichungen über Hillary Clinton, unterstützten auffallend viele Hacker die Forderung, Julian Assange möge sich von Wikileaks zurückziehen. Ein Jahr später sind diese Rufe noch lauter und häufiger zu hören.
Solche Forderungen werden Klaus Schleisiek zufolge aber der Wirklichkeit bei Wikileaks nicht gerecht. So einfach wie immer behauptet, könne niemand, auch nicht Julian Assange, Wikileaks für seine eigene politische Agenda einsetzen. Wer das behaupte, übersehe, dass die Plattform sich in Teilen schon von Julian Assange emanzipiert habe:
"Er ist ja auch schon jetzt intern bedrängt worden, nicht mehr als der Wikileaks‐Chefredakteur sozusagen dazustehen. Und er nennt sich jetzt einfach nur noch Founder. Was die Organisation Wikileaks, die eigentlich gar keine Organisation ist, es ist ein Name und eine Webseite, was die macht, ist ja erst mal unabhängig von Julian Assange.
Julian macht auch nicht die ganze journalistische Aufbereitung. Das machen andere Leute, und das sind die, die wir eigentlich finanzieren."
"Er würde sich niemals von Wikileaks trennen"
Das sehen Assange‐Kritiker, wie Anke Domscheit‐Berg, anders.
"Er würde sich niemals von Wikileaks trennen. Und das wäre ja die einzige Alternative, dass er sozusagen neutraleren Protagonisten überlässt. Das sehe ich überhaupt nicht. Er wird auch mit seiner Radikalisierung nicht aufhören. Ich glaube, er wird wahrscheinlich das eigentlich sehr, sehr wichtige und dringlich benötigte Projekt WikiLeaks weiter an den Baum fahren, und es braucht dann einfach andere Alternativen."
Bisher waren solche Alternativen nicht sonderlich erfolgreich. Weder die vom ehemaligen Assange-Freund Daniel Domscheit‐Berg initiierte Initiative Open Leaks noch Whistleblower‐Plattformen größerer Medienhäuser konnten eine kritische Masse an Informanten an sich binden. Die Gründe dafür sind sehr unterschiedlich und werden überaus kontrovers diskutiert.
Domscheit-Bergs Open Leaks ist als reine Vermittlungsplattform konzipiert worden. Nachdem sich aber nicht genügend Medienpartner fanden, konnten potenzielle Informanten nicht davon ausgehen, dass sie mit ihren Dokumenten eine breite Öffentlichkeit erreichen würden. Enthüllungs‐Plattformen von Verlagen konnten das Vertrauen von Informanten auch nicht gewinnen, weil zu viele Sicherheitslücken bekannt wurden. Daraus habe man gelernt, betont Anke Domscheit‐Berg, die bis heute der Meinung ist, dass es Enthüllungswebseiten brauche:
"Die Antwort ist vielleicht nicht eine große Plattform, sondern viele, viele andere kleinere Plattformen. Und vielleicht ist es wirklich, die Art der Zusammenarbeit mit klassischen Medien weiter auszubauen oder solche Wege zu nutzen."
Aber sie gibt auch zu Bedenken: "Eine wirklich sichere Plattform zu bauen, ist in Zeiten der fortschreitenden Entwicklung, dessen, was Technologie leisten kann, immer schwerer. Und wenn man eine Plattform besonders groß macht und dort besonders viele Leaks ankommen, dann sind die natürlich der Honigtopf schlechthin für alle möglichen Geheimdienste."
Eine veränderte Art des Journalismus
Auch in der Hacker-Szene wird weiterhin intensiv über die Zukunft von Enthüllungs-Plattformen diskutiert – denn die Notwendigkeit dafür sei da. Auf der Jahrestagung des Chaos Computer Clubs im Dezember 2017 haben viele Kongressteilnehmer vor allem die Journalisten in der Pflicht gesehen. Sie müssten nicht nur stärker mit Whistleblowern zusammenarbeiten, sondern sich auch stärker Enthüllungs-Plattformen öffnen.
Aus den Veröffentlichungen der vergangenen Jahre müssten zudem Rückschlüsse für die journalistische Arbeit gezogen werden, sagt Chaos-Computer-Club-Mitglied Kurt Jaeger:
"Der wichtigste Beitrag, den WikiLeaks gebracht hat, war, der journalistischen Zunft zu sagen, dass es wichtig ist, die ursprünglichen Quellen auch zu veröffentlichen und zu verlinken und als Kontext journalistischer Arbeit mitzuliefern."
Das verändert den Journalismus generell, hofft Kurt Jaeger:
"Die Leak‐Plattformen haben gezeigt, dass es möglich ist, diese Quellen zu veröffentlichen. Dass der herkömmliche journalistische Modus – wir berichten und alles, was wir an Meta-Material haben, ist unser Schatz –, dass der infrage gestellt wurde. Aber jetzt stellen wir fest: Die Aufbereitung kostet Finanzierung, und die Finanzierungsmodalitäten zu erarbeiten, ist Teil der gesellschaftlichen Debatte über Journalismus, nicht über Leak‐Plattformen, sondern über Journalismus."
Wichtig für die Glaubwürdigkeit
Dennoch haben Plattformen wie Wikileaks bereits Veränderungen im Journalismus bewirkt. Unter anderem haben Tageszeitungen, Nachrichtenmagazine und Zeitschriften sichere, digitale Briefkästen eingerichtet, um Whistleblowern die anonyme Kontaktaufnahme zu erleichtern.
In vielen Redaktionen wird darüber diskutiert, anonym erhaltenes Material für einen Beitrag online zu stellen. Leser und Nutzer sollen sich so ein besseres Bild machen können, auf welcher Informationsgrundlage ein Beitrag geschrieben wurde. Das könnte wertvoll sein in Zeiten, in denen intensiv über die Glaubwürdigkeit und Transparenz von Medien diskutiert wird.