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"Die Erkundung der Welt"
Auf den Spuren großer Entdecker

Von Dagmar Röhrlich |
    Es sind Namen, die Fernweh wecken: Marco Polo, Christoph Kolumbus, Magellan. Sie waren Entdecker, die von ihrer Neugier und verlockt von der Hoffnung auf Reichtümer und Wunder in ferne Länder aufbrachen. In "Die Erkundung der Welt" schreibt der Hamburger Historiker Jürgen Sarnowsky, wie sie die Fremde erlebten und in ihrer Zeit das Bild wandelten, das sich die Menschen von der Erde machten.
    Man kann nicht alles glauben, was schwarz auf weiß geschrieben steht. Mit dieser Erkenntnis beginnt Jürgen Sarnowsky und erzählt von dem spätmittelalterlichen Reisebestseller Jean de Mandevilles, der seine eigenen Reiseerfahrungen aufgrund einer Literaturrecherche, wie man heute sagen würde, mit der anderer zu einem Buch verdichtet hat. Der vermeintliche Weltreisende war ein gelehrter Mann. Und was er damals schrieb, vermittelt uns die Vorstellungen seiner Zeit.
    Dieses Vermitteln ferner Gedankenwelten ist ein Aspekt der "Erkundung der Welt". In diesem Buch nimmt Sarnowsky seine Leser mit auf Reisen durch Zeit und Raum. Ausgangspunkt sind Reiseberichte, meist sehr subjektive Quellen, die eine Mischung bieten aus Realität und Fantasie, Beobachtung und Vorurteilen und dem, was andere bereits geschrieben hatten. So geht es Begleitung frommer Pilger ins Gelobte Land, mit Marco Polo nach China, in Gesellschaft Vasco da Gamas nach Indien und mit Ludovico de Varthema nach Mekka.
    Im Laufe der Zeit wandelten sich die Motive der Reisenden: Stand bei den Pilgern das innere Erleben im Mittelpunkt, folgten dann Expeditionen, die eher von wirtschaftlichen Interessen getrieben waren. Nicht umsonst folgten den Entdeckern oft Eroberer, die die Völker grausam unterwarfen - ein Aspekt, den der Autor nicht ausspart. Im 18. Jahrhundert gewann dann zunehmend der Forscherblick auf die fernen Länder an Bedeutung. Den Abschluss des Buchs bildet deshalb auch die Reise Alexander von Humboldts, die als Beispiel für ein neues Denken steht, ein Denken, in dem es darum geht, das Fremde kennenzulernen.
    Jürgen Sarnowskys Buch ist facettenreich, kurzweilig und gut erzählt. Es konzentriert sich auf Europa, weil die Erkundungsfahrten hiesiger Entdecker die weitreichendsten Folgen hatten - "nicht zuletzt durch militärische Eroberung und wirtschaftliche Kontrolle". Vor allem aber zeigt es, mit welcher Kraft die Neugier die Menschen seit jeher in die Ferne treibt und wohl immer treiben wird.
    Buchinfos:
    Jürgen Sarnowsky: "Die Erkundung der Welt - Die großen Entdeckungsreisen von Marco Polo bis Humboldt", C.H. Beck Verlag, 240 Seiten, Preis: 19,95 Euro, ISBN 978-3-406-68150-9