Die Idee klingt gut, die Christopher Jahns, der Präsident der privaten European Business School EBS, da hatte: Ähnlich wie Ärzte sollen auch Manager einen hippokratischen Eid ablegen, um ihr Handeln an ethischen Maßstäben auszurichten. Gier, sagt Jahns in einem Hochschulvideo, sei nämlich eine wesentliche Ursache der wirtschaftlichen Krise gewesen.
"Aus diesem Grund haben sich im Januar 2009 beim Weltwirtschaftsforum in Davos insbesondere die Young Global Leaders zusammengesetzt, um einen hippokratischen Eid für Manager zu entwerfen, der insbesondere natürlich dem Managernachwuchs vermittelt werden muss."
Um so dramatischer klingen angesichts solcher hehren Worte die aktuellen Vorwürfe gegen Christopher Jahns. Der 41-Jährige ist neben seiner Tätigkeit als Hochschulpräsident auch Miteigentümer mehrerer Beratungsunternehmen. Und die arbeiten zum Teil ausgerechnet für seine eigene Hochschule, wie verschiedene Rechnungen belegen. Mit anderen Worten: Der Unternehmer Jahns bekommt Geld vom Hochschulpräsidenten Jahns – eine Konstruktion, die Fragen aufwirft.
Denn die 1971 gegründete Privathochschule wird mit erheblichen öffentlichen Mitteln gefördert. 25 Millionen gibt das Wissenschaftsministerium des schwarzgelb-regierten Hessen für den Aufbau einer neuen Jura-Fakultät am Standort Wiesbaden. Je zehn Millionen Euro investieren das Finanzministerium und die Stadt Wiesbaden in den Umbau des alten Landgerichts zum Sitz der privaten "Law School". Weitere 15 Landes-Millionen fließen für den Bau einer Tiefgarage – macht insgesamt mehr als 60 Millionen Euro an Steuergeldern. Die Landtagsopposition aus SPD, Grünen und Linken lehnt die opulente Anschubfinanzierung für die Erweiterung der Privathochschule ab. Die üppige öffentliche Förderung war für Sarah Sorge, die hochschulpolitische Sprecherin der Grünen, zusätzlicher Anlass, die wirtschaftlichen Verflechtungen der EBS im Wissenschaftsausschuss des Landtags zu thematisieren.
"Also, Herr Jahns kriegt für seine Hochschule Landesgelder von 24,7 Millionen Euro und holt sich Beratung ein von einer Firma, an der er selbst beteiligt ist, und hier ist natürlich die Frage, was wurde da beraten, um was ging es da, wie viel Geld ist da geflossen, um einfach sicherzugehen, dass nicht Teile dieser öffentlichen Finanzen in Beratungsaufträge münden, wo er privat dran beteiligt ist - es geht auf jeden Fall in die Richtung zu wissen, ob öffentliche Gelder für öffentliche Belange ausgegeben werden oder ob sich privat daran bereichert wurde, und wenn ja, ob das korrekt oder unkorrekt gelaufen ist."
"Der Vorwurf, ich würde öffentliche Gelder einnehmen und in meine privaten Firmen schleusen, ist absolut unhaltbar", kontert EBS-Präsident Jahns gegenüber der Frankfurter Allgemeinen Zeitung. Dennoch müsse sich die Chefin des Wissenschaftsressorts einschalten, meint die hochschulpolitische Sprecherin der Grünen:
"Die Ministerin müsste sich eigentlich alle Transfers zwischen der EBS und Unternehmen, an denen Professor Jahns beteiligt ist, geben lassen und prüfen, ob es dort korrekte Zahlungen gegeben hat oder ob es da eventuelle Interessenkonflikte gibt, und wenn es Interessenkonflikte geben sollte, dann ist sie auch gut beraten, die öffentlich zu machen."
Doch die CDU-Politikerin Eva Kühne-Hörmann sieht bislang keinen Grund für eine Sonderprüfung:
"Die Beträge, die als Anschubfinanzierung gezahlt worden sind für die Hälfte des Jahres 2009 und das Jahr 2010, die werden als Verwendungsnachweise überprüft werden. Wir haben aber derzeit keinen Anlass daran zu zweifeln, dass die Mittel zweckentsprechend verwendet worden sind, und wenn wir Ende März 2011 die Verwendungsnachweise für das Jahr 2010 bekommen, dann werden wir in eine Verwendungsnachweisprüfung einsteigen."
Auf Landesebene gärt der Fall noch, auf der städtischen Ebene arbeitet sich die Wiesbadener SPD an den Merkwürdigkeiten rund um die Beauftragung von Firmen ab, die über die Person Christopher Jahns mit der EBS verbunden sind. So sollen die klammen Horst-Schmidt-Kliniken, kurz HSK, 80.000 Euro zahlen an die Schweizer Beratergruppe BrainNet, die dem EBS-Präsidenten mit gehört. Die Beratung für das städtische Krankenhaus orderte Oberbürgermeister Helmut Müller von der CDU. Die Vergabe an die Schweizer Berater als günstigste von drei Mitbewerbern ging in Ordnung, bestätigte der Revisionsausschuss dem Oberbürgermeister gestern Abend. Die Zweifel an der Substanz der 16seitigen Kurzanalyse konnten aber nicht ausgeräumt werden. "Dürftig" nennt sie der Arbeitnehmervertreter im HSK-Aufsichtsrat. Ob es zur Kurzanalyse überhaupt noch ein umfassendes Gutachten gibt, dazu kursieren verschiedene Versionen. Eine spöttische lautet, es werde soeben in aller Eile in St. Gallen nachgeschrieben. An weiteren Beratungsaufträgen für den EBS-Komplex stört die SPD mal die freihändige Vergabe und mal, dass sich nicht unterscheiden lässt, ob Auftragnehmer ein EBS-Institut oder ein verbandeltes Unternehmen ist - beide tragen das Kürzel SMI. SPD-Stadtrat Sven Gerich spricht von "Geschmäckle" und zieht ein vorläufiges Resümee:
"Wer sagt, dass dieses ganze Konstrukt rund um die EBS transparent und für jeden auf den ersten Blick nachvollziehbar ist, der muss schon sehr tief drin stecken, das ist sicherlich Teil dieses Wortes "Geschmäckle", was wir verwendet haben. Wir haben ja eine klare Aussage zur EBS: als privatwirtschaftliches organisiertes Unternehmen hat sie sich auch privatwirtschaftlich zu finanzieren. Das bedeutet nicht, dass man städtische Aufträge ausschließt, aber in diesem ganzen Konstrukt, müssen und werden wir verstärkt auf Transparenz achten."
Tiefe Zweifel und offene Fragen also – doch die lässt Jahns, offiziell zumindest, an sich abperlen. Er sei das Opfer einer Intrige von Neidern, an der aktuelle und ehemalige Hochschulangehörige beteiligt seien, erklärte der Hochschulpräsident in mehreren Interviews. Und in einer Stellungnahme zu den Vorwürfen gegen Jahns heißt es auf der Homepage der Hochschule:
"Die EBS ist eine private Hochschule, an der Verbindungen zwischen den Professoren und der Wirtschaft nicht nur erlaubt, sondern ausdrücklich erwünscht sind und auch gefördert werden."
Es sei völlig normal, dass Jahns in seinen Beratungsunternehmen ebenfalls aktiv sei. Dies sei, heißt es weiter...
"... weder ungewöhnlich noch unethisch. Sämtliche Mandate von Prof. Jahns liegen dem Aufsichtsrat (...) vor und sind vertraglich erlaubt."
Im übrigen würden Leistungen der Beratungsunternehmen...
"... ganz überwiegend pro bono erbracht."
Mit anderen Worten: als unbezahlte Dienstleistungen zum Wohle der Gemeinschaft. Unterlagen, die auch dem Deutschlandfunk vorliegen, legen allerdings anderes nahe: So gibt es etwa eine Rechnung vom August 2008, in der eine der Jahns-Firmen der Hochschule mehr als 46.000 Euro für Beratungsleistungen in Rechnung stellt – plus knapp 7500 Euro für Spesen. Eine andere Rechnung vom Juli 2009 beläuft sich sogar auf 77 000 Euro: Viel Geld für eine angebliche pro-bono-Beratung. Trotzdem hat der Aufsichtsrat der Hochschule diese Woche noch einmal seine Unterstützung für den umstrittenen Präsidenten erklärt – ausgestanden scheint die Affäre aber noch nicht zu sein.
"Aus diesem Grund haben sich im Januar 2009 beim Weltwirtschaftsforum in Davos insbesondere die Young Global Leaders zusammengesetzt, um einen hippokratischen Eid für Manager zu entwerfen, der insbesondere natürlich dem Managernachwuchs vermittelt werden muss."
Um so dramatischer klingen angesichts solcher hehren Worte die aktuellen Vorwürfe gegen Christopher Jahns. Der 41-Jährige ist neben seiner Tätigkeit als Hochschulpräsident auch Miteigentümer mehrerer Beratungsunternehmen. Und die arbeiten zum Teil ausgerechnet für seine eigene Hochschule, wie verschiedene Rechnungen belegen. Mit anderen Worten: Der Unternehmer Jahns bekommt Geld vom Hochschulpräsidenten Jahns – eine Konstruktion, die Fragen aufwirft.
Denn die 1971 gegründete Privathochschule wird mit erheblichen öffentlichen Mitteln gefördert. 25 Millionen gibt das Wissenschaftsministerium des schwarzgelb-regierten Hessen für den Aufbau einer neuen Jura-Fakultät am Standort Wiesbaden. Je zehn Millionen Euro investieren das Finanzministerium und die Stadt Wiesbaden in den Umbau des alten Landgerichts zum Sitz der privaten "Law School". Weitere 15 Landes-Millionen fließen für den Bau einer Tiefgarage – macht insgesamt mehr als 60 Millionen Euro an Steuergeldern. Die Landtagsopposition aus SPD, Grünen und Linken lehnt die opulente Anschubfinanzierung für die Erweiterung der Privathochschule ab. Die üppige öffentliche Förderung war für Sarah Sorge, die hochschulpolitische Sprecherin der Grünen, zusätzlicher Anlass, die wirtschaftlichen Verflechtungen der EBS im Wissenschaftsausschuss des Landtags zu thematisieren.
"Also, Herr Jahns kriegt für seine Hochschule Landesgelder von 24,7 Millionen Euro und holt sich Beratung ein von einer Firma, an der er selbst beteiligt ist, und hier ist natürlich die Frage, was wurde da beraten, um was ging es da, wie viel Geld ist da geflossen, um einfach sicherzugehen, dass nicht Teile dieser öffentlichen Finanzen in Beratungsaufträge münden, wo er privat dran beteiligt ist - es geht auf jeden Fall in die Richtung zu wissen, ob öffentliche Gelder für öffentliche Belange ausgegeben werden oder ob sich privat daran bereichert wurde, und wenn ja, ob das korrekt oder unkorrekt gelaufen ist."
"Der Vorwurf, ich würde öffentliche Gelder einnehmen und in meine privaten Firmen schleusen, ist absolut unhaltbar", kontert EBS-Präsident Jahns gegenüber der Frankfurter Allgemeinen Zeitung. Dennoch müsse sich die Chefin des Wissenschaftsressorts einschalten, meint die hochschulpolitische Sprecherin der Grünen:
"Die Ministerin müsste sich eigentlich alle Transfers zwischen der EBS und Unternehmen, an denen Professor Jahns beteiligt ist, geben lassen und prüfen, ob es dort korrekte Zahlungen gegeben hat oder ob es da eventuelle Interessenkonflikte gibt, und wenn es Interessenkonflikte geben sollte, dann ist sie auch gut beraten, die öffentlich zu machen."
Doch die CDU-Politikerin Eva Kühne-Hörmann sieht bislang keinen Grund für eine Sonderprüfung:
"Die Beträge, die als Anschubfinanzierung gezahlt worden sind für die Hälfte des Jahres 2009 und das Jahr 2010, die werden als Verwendungsnachweise überprüft werden. Wir haben aber derzeit keinen Anlass daran zu zweifeln, dass die Mittel zweckentsprechend verwendet worden sind, und wenn wir Ende März 2011 die Verwendungsnachweise für das Jahr 2010 bekommen, dann werden wir in eine Verwendungsnachweisprüfung einsteigen."
Auf Landesebene gärt der Fall noch, auf der städtischen Ebene arbeitet sich die Wiesbadener SPD an den Merkwürdigkeiten rund um die Beauftragung von Firmen ab, die über die Person Christopher Jahns mit der EBS verbunden sind. So sollen die klammen Horst-Schmidt-Kliniken, kurz HSK, 80.000 Euro zahlen an die Schweizer Beratergruppe BrainNet, die dem EBS-Präsidenten mit gehört. Die Beratung für das städtische Krankenhaus orderte Oberbürgermeister Helmut Müller von der CDU. Die Vergabe an die Schweizer Berater als günstigste von drei Mitbewerbern ging in Ordnung, bestätigte der Revisionsausschuss dem Oberbürgermeister gestern Abend. Die Zweifel an der Substanz der 16seitigen Kurzanalyse konnten aber nicht ausgeräumt werden. "Dürftig" nennt sie der Arbeitnehmervertreter im HSK-Aufsichtsrat. Ob es zur Kurzanalyse überhaupt noch ein umfassendes Gutachten gibt, dazu kursieren verschiedene Versionen. Eine spöttische lautet, es werde soeben in aller Eile in St. Gallen nachgeschrieben. An weiteren Beratungsaufträgen für den EBS-Komplex stört die SPD mal die freihändige Vergabe und mal, dass sich nicht unterscheiden lässt, ob Auftragnehmer ein EBS-Institut oder ein verbandeltes Unternehmen ist - beide tragen das Kürzel SMI. SPD-Stadtrat Sven Gerich spricht von "Geschmäckle" und zieht ein vorläufiges Resümee:
"Wer sagt, dass dieses ganze Konstrukt rund um die EBS transparent und für jeden auf den ersten Blick nachvollziehbar ist, der muss schon sehr tief drin stecken, das ist sicherlich Teil dieses Wortes "Geschmäckle", was wir verwendet haben. Wir haben ja eine klare Aussage zur EBS: als privatwirtschaftliches organisiertes Unternehmen hat sie sich auch privatwirtschaftlich zu finanzieren. Das bedeutet nicht, dass man städtische Aufträge ausschließt, aber in diesem ganzen Konstrukt, müssen und werden wir verstärkt auf Transparenz achten."
Tiefe Zweifel und offene Fragen also – doch die lässt Jahns, offiziell zumindest, an sich abperlen. Er sei das Opfer einer Intrige von Neidern, an der aktuelle und ehemalige Hochschulangehörige beteiligt seien, erklärte der Hochschulpräsident in mehreren Interviews. Und in einer Stellungnahme zu den Vorwürfen gegen Jahns heißt es auf der Homepage der Hochschule:
"Die EBS ist eine private Hochschule, an der Verbindungen zwischen den Professoren und der Wirtschaft nicht nur erlaubt, sondern ausdrücklich erwünscht sind und auch gefördert werden."
Es sei völlig normal, dass Jahns in seinen Beratungsunternehmen ebenfalls aktiv sei. Dies sei, heißt es weiter...
"... weder ungewöhnlich noch unethisch. Sämtliche Mandate von Prof. Jahns liegen dem Aufsichtsrat (...) vor und sind vertraglich erlaubt."
Im übrigen würden Leistungen der Beratungsunternehmen...
"... ganz überwiegend pro bono erbracht."
Mit anderen Worten: als unbezahlte Dienstleistungen zum Wohle der Gemeinschaft. Unterlagen, die auch dem Deutschlandfunk vorliegen, legen allerdings anderes nahe: So gibt es etwa eine Rechnung vom August 2008, in der eine der Jahns-Firmen der Hochschule mehr als 46.000 Euro für Beratungsleistungen in Rechnung stellt – plus knapp 7500 Euro für Spesen. Eine andere Rechnung vom Juli 2009 beläuft sich sogar auf 77 000 Euro: Viel Geld für eine angebliche pro-bono-Beratung. Trotzdem hat der Aufsichtsrat der Hochschule diese Woche noch einmal seine Unterstützung für den umstrittenen Präsidenten erklärt – ausgestanden scheint die Affäre aber noch nicht zu sein.