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Die exklusivste Wohngemeinschaft in Hamburg

Acht junge Menschen leben gemeinsam in einer Wohnung in der exklusiven Hamburger Hafencity. Ihr Job: Den Evangelischen Kirchentag vorbereitet. Neben Gottesdiensten stehen aber auch Ausflüge ins Nachtleben auf dem Programm.

Von Axel Schröder |
    Auf den ersten Blick ist es eine ganz normale WG: Im Esszimmer steht ein aufgeklappter Wäscheständer, in den Zimmern der Jungs liegen die Klamotten auf dem Fußboden, der Aschenbecher auf dem Balkon quillt über, daneben steht ein halbes Dutzend leerer Bierflaschen. Die Lage der WG, im vierten Stock, mitten in der noblen Hamburger Hafencity, ist allerdings schon sehr besonders. Das weiß auch Alexander Gitter, 22 Jahre jung steht er auf dem Balkon, schaut rüber in Richtung Elbe und lächelt sehr zufrieden:

    "Der Blick ist Wahnsinn und von hier oben sieht man auch, was Hamburg für eine schöne Stadt ist. Gerade im Sommer, wenn man hier oben dann sitzt und zusammen grillt und den Blick genießt. Also, mit unserer Wohnung haben wir wahnsinniges Glück gehabt. So wohnen tun glaube nicht viel in unserem Alter in Hamburg!"

    Zusammen mit sieben anderen jungen Frauen und Männern macht Alexander sein Freiwilliges Soziales Jahr bei den Johannitern. Seit Sommer letzten Jahres leben sie in dem Neubau der Evangelischen Kirche in bester Lage, seitdem kümmern sie sich um die Vorbereitung des Kirchentags. Alexander hilft in der Pressestelle, seine Mitbewohnerin Merit Thomann hat monatelang Betten und Zimmer für die Kirchentagsgäste organisiert:

    "Ich bin in der Abteilung Teilnehmerservice. Die unterteilt sich noch mal Teilnehmerservice Unterkunft, das heißt, wir kümmern uns darum, dass die Leute in den Schulen unterkommen oder in den Privatquartieren bei Hamburgerinnen und Hamburgern zu Hause. Und dann gibt es noch die Abteilung ‚Information und Anmeldung‘. Das heißt, wir haben die Servicenummer, wo alle Leute anrufen und eine Frage haben und wir mailen die Leute auch an."

    Zu dritt sitzen die FSJ-ler jetzt am Tisch, Alexander, Merit und Björn. Hinter ihnen ist die Wand mit Dutzenden Postkarten gepflastert, lauter Gratiskarten von abendlichen Touren durch die Hansestadt. Natürlich haben alle drei einen Bezug zum Glauben. Immerhin ist ihr Arbeitgeber der christliche Johanniterorden. Und, nein: Natürlich werde nicht jeden Abend über den rechten Glauben gesprochen und sonntags gehen die einen zum Gottesdienst, die andere Hälfte schläft in aller Ruhe aus. Einen wachen Blick auf die Gesellschaft bringen sie aber mit und das Motto des Kirchentags aus dem Zweiten Buch Mose – "Soviel Du brauchst" – versteht die WG durchaus politisch:

    "Diese Thema "Soviel Du brauchst!", die Losung, die war nie aktueller als jetzt. Bei dem, was man über die Börsen in den Nachrichten sieht. Ich glaube, dass man zu diesem Thema der Verteilungsgerechtigkeit, wie viel man braucht, wie wenig andere haben, dass man da spannende Dinge hören kann und für sich viel mitnehmen kann."

    Sein Mitbewohner Björn Henkel nickt, lehnt sich auf dem Küchenstuhl zurück. Das Kirchentagsprogramm mit seinen rund 2.500 Veranstaltungen hat auch er gründlich studiert und seine Auswahl längst getroffen:

    "Meine Lieblingsveranstaltung ist im Zentrum ‚Menschen, Meer und Hafen‘ die Veranstaltung über ‚Piraterie heute‘. Die heißt ‚Störtebeker sah anders aus!‘ und da kommen viele Menschen, auch ein Kapitän kommt und jemand aus dem Verteidigungsministerium."

    Am Sonntag geht der Kirchentag zu Ende. Das Freiwillige Soziale Jahr der Kirchentags-WG dauert noch bis Ende Juli. Bis dahin ist noch Zeit, sich auf den Abschied aus der schicken Hafencity einzustellen:

    "Das wird sehr traurig sein, wenn wir alle gehen und über ganz Deutschland verteilen."

    "Am Anfang haben wir wirklich nur zusammengewohnt. Aber es wirklich schnell mehr geworden. Ich glaube, ich werde traurig sein, wenn ich das alles zurücklassen muss!"