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Die Finanzmärkte nach dem Referendum in Italien
Besorgte Gelassenheit

Fast gleichmütig haben die Finanzmärkte nach einer ersten Verunsicherung auf das gescheiterte Referendum in Italien und den Rücktritt von Ministerpräsident Matteo Renzi reagiert. Doch der bange Blick nach Italien bleibt.

Von Brigitte Scholtes |
    Statue "Europa" der belgischen Künstlerin May Claerhout vor dem Europäischen Parlament in Brüssel.
    In der EU herrscht Unruhe nach dem italienischen Referendum (picture alliance / Daniel Kalker)
    Schon in der vergangenen Woche hatten sie sich jedoch auf eine Niederlage Renzis eingestellt, das zeigte sich an den Verlusten an den Aktienmärkten. Auch die Renditen italienischer Staatsanleihen hatten da schon um 80 Basispunkte zugelegt. Auch heute stiegen sie weiter leicht. Auch wenn das Beben zunächst ausblieb – die Sorgen im Hinblick auf Italien bleiben, sagt Ulrich Kater, Chefvolskwirt der Dekabank:
    "Staatsanleihen aus Italien haben in den letzten Wochen haben Federn gelassen, das repariert sich eben nicht so schnell, weil die langfristigen Auswirkungen dieser Entscheidungen nicht positiv sind für italienische Staatsanleihen."
    Allerdings beruhigt Carsten Brzeski, Chefvolkswirt der ING-Diba, Italien werde wohl im Euroraum bleiben:
    "Die Renditen sind ein klein bisschen gestiegen, aber wir müssen uns auch mal das Niveau anschauen: Wir stehen auf einer Zehn-Jahresrendite, die liegt immer noch bei zwei Prozent, die Italiener können sich im Augenblick billiger verschulden als die amerikanische Regierung. D.h. bei zwei Prozent kann ich wirklich auch den hohen Schuldenberg, den die Italiener haben, finanzieren".
    Italienische Banken sitzen auf einem Berg von faulen Krediten
    Mit einem Aufflammen der Euro-Krise scheint nun kaum jemand zu rechnen. Das mag jedoch auch an der EZB liegen, die im Vorfeld schon signalisiert hatte, sie stehe bereit. Doch müsse sie da vorsichtig agieren, mahnt Karsten Junius, Chefvolkswirt der Schweizer Bank J.Safra Sarasin:
    "Sie muss natürlich jetzt aufpassen, dass sie nicht Länder einseitig unterstützt, die ihrerseits zur Reform nicht fähig oder willens sind. Insofern ist die Situation für die EZB nicht einfacher geworden."
    Sorgen bereiten den Finanzmärkten jedoch die italienischen Banken, die auf einem riesigen Berg fauler Kredite sitzen. Da seien einige Entscheidungen zu treffen, wie man ihnen helfen könne, Unterstützung aus Europa und vom Staat seien nötig, glaubt Carsten Brzeski von der ING-DIba:
    "Dafür muss es eine Gläubigerbeteiligung geben. Auch hier muss man sich mit Europa arrangieren, damit nicht die Kleinanleger getroffen werden in Italien. Ich denke, dass wir eine Übergangsregierung, die ein bisschen losgelöst ist und ein bisschen rücksichtsloser eigentlich dann an die Arbeit gehen kann, dass die gute Chancen hat zusammen mit Europa, die Banken umzustrukturieren."
    Hoffen auf baldige Regierungsbildung
    Eine schnelle Regierungsbildung wäre deshalb von großer Bedeutung, sagt auch Ulrich Kater von der Dekabank:
    "Wenn bis zum Dezember, bis vor Weihnachten eine Regierung gebildet werden kann, wird es an den Märkten auch keinen weiteren Widerhall haben. Wenn es in ein Patt oder auf eine Unregierbarkeit hinausläuft, dann wird die Nervosität rund um die italienischen Banken steigen. Aber ansonsten hat sich am Status Quo der italienischen Wirtschaft und auch der Finanzmärkte durch das Referendum nichts geändert. Der Ausblick durch eine Verbesserung, der ist nun leider eben nicht mehr vorhanden"