"Kein Hochwasser der Welt bringt mich hier weg. Wirklich nicht. Und das sagt auch mein Mann. Wir haben schon so viele Hochwasser mitgemacht. Freilich ist man traurig und weint. Es kostet halt alles so viel Geld. Aber ich mein, wir haben eine gesunde Perspektive."
Die Dreiflüssestadt Passau hatte unter der jüngsten Flut besonders gelitten. Anfang Juni stand das Wasser so hoch wie seit über 500 Jahren nicht mehr. Die oberen Stockwerke ihrer Pension haben die Rösners bereits wieder vermietet. Denn das Leben muss weitergehen, sagt Werner Rösner und wischt sich den Fassadenstaub aus dem Gesicht.
"Es ist noch pro forma, das Ganze. Der Frühstücksraum kann leider noch nicht geöffnet werden. Aber die Gäste, die im ersten und zweiten Stock untergebracht werden können, die werden auch da untergebracht, gell?"
Das Frühstück bekommen die Pensionsgäste im benachbarten Altstadt-Hotel, das den Rösners großzügig hilft. Überhaupt die Nachbarschafts-Hilfe: An jedem zweiten Schaufenster klebt ein Danke-Plakat, meist handgeschrieben. Auch im leer geräumten Laden von Harry Schneider am Innufer. Der Besitzer weiß bis heute nicht, wie er sich bei allen Helfern bedanken soll.
"Bei den Studenten beispielsweise. Das war eine irrsinnig große Hilfe. Die waren bei uns teilweise mit 20 Mann zum Helfen da. So was haben wir überhaupt noch nie erlebt. Und die waren eifrig, die haben geackert. Vielen stehen da noch die Tränen in den Augen. Die Studenten waren wirklich an vorderster Front."
Aber jetzt, gut sechs Wochen nach der Hochwasser-Scheitelwelle in Passau, steht Geschäfts-Inhaber Harry Schneider, 71 Jahre alt, vor einer harten Entscheidung. Soll er seinen Laden für Wohn-Accessoires wieder eröffnen oder nicht?
"Es ist noch nichts entschieden. Wir haben so viele nette, liebe Kunden. Wir sind seit 40 Jahren hier am Platz. Wir kriegen Anrufe von Kunden: ‚Wie geht’s Euch denn? Macht Ihr wieder auf?‘ Dann tut es einem wieder leid, wenn man sagt: Nein, das war’s jetzt!"
Entscheidend sei, sagt der Ladenbesitzer, wie viel finanzielle Unterstützung er bekommt. Er hat Dutzende Anträge gestellt, aber er fürchtet, dass bei einer Gesamt-Schadensumme von 200 Millionen Euro allein in Passau für ihn nicht viel übrig bleibt.
"Wir haben 5000 Euro als Soforthilfe bekommen – und haben 300.000 Euro Schaden. Was können Sie da machen? Davon können Sie sich eine Brotzeit kaufen. 5000 Euro sind auch Geld – aber bei so einer Schadenssumme ist das gar nichts."
Neulich war Bundeswirtschaftsminister Philipp Rösler von der FDP zu Besuch in Passau. Er schaute sich betroffene Betriebe an und erklärte das Fluthilfe-Programm der Bundesregierung.
"50 Prozent des Schadens, 100.000 Euro maximal. Bei Existenz-Gefährdung auch 200.000 Euro. Entscheidend ist, dass die Menschen vor Ort die größte Kenntnis haben. Das heißt also die Kommunen, hier in Passau der Oberbürgermeister. Oder der Landrat und die jeweiligen Verwaltungen."
Bisher hat Passaus Oberbürgermeister Wolfgang Dupper von der SPD noch kein Geld an die betroffenen Bürger überwiesen. Der Grund: Die Stadt ist sich mit dem Freistaat Bayern und dem Bund noch nicht einig, wie die Flut-Entschädigung ausgezahlt werden soll. Passau will, dass etwa bei der Gebäudesanierung der Buchwert eines Hauses veranschlagt wird. Der Freistaat und der Bund jedoch veranschlagen den Zeitwert, der meist niedriger liegt.
Die Dreiflüssestadt Passau hatte unter der jüngsten Flut besonders gelitten. Anfang Juni stand das Wasser so hoch wie seit über 500 Jahren nicht mehr. Die oberen Stockwerke ihrer Pension haben die Rösners bereits wieder vermietet. Denn das Leben muss weitergehen, sagt Werner Rösner und wischt sich den Fassadenstaub aus dem Gesicht.
"Es ist noch pro forma, das Ganze. Der Frühstücksraum kann leider noch nicht geöffnet werden. Aber die Gäste, die im ersten und zweiten Stock untergebracht werden können, die werden auch da untergebracht, gell?"
Das Frühstück bekommen die Pensionsgäste im benachbarten Altstadt-Hotel, das den Rösners großzügig hilft. Überhaupt die Nachbarschafts-Hilfe: An jedem zweiten Schaufenster klebt ein Danke-Plakat, meist handgeschrieben. Auch im leer geräumten Laden von Harry Schneider am Innufer. Der Besitzer weiß bis heute nicht, wie er sich bei allen Helfern bedanken soll.
"Bei den Studenten beispielsweise. Das war eine irrsinnig große Hilfe. Die waren bei uns teilweise mit 20 Mann zum Helfen da. So was haben wir überhaupt noch nie erlebt. Und die waren eifrig, die haben geackert. Vielen stehen da noch die Tränen in den Augen. Die Studenten waren wirklich an vorderster Front."
Aber jetzt, gut sechs Wochen nach der Hochwasser-Scheitelwelle in Passau, steht Geschäfts-Inhaber Harry Schneider, 71 Jahre alt, vor einer harten Entscheidung. Soll er seinen Laden für Wohn-Accessoires wieder eröffnen oder nicht?
"Es ist noch nichts entschieden. Wir haben so viele nette, liebe Kunden. Wir sind seit 40 Jahren hier am Platz. Wir kriegen Anrufe von Kunden: ‚Wie geht’s Euch denn? Macht Ihr wieder auf?‘ Dann tut es einem wieder leid, wenn man sagt: Nein, das war’s jetzt!"
Entscheidend sei, sagt der Ladenbesitzer, wie viel finanzielle Unterstützung er bekommt. Er hat Dutzende Anträge gestellt, aber er fürchtet, dass bei einer Gesamt-Schadensumme von 200 Millionen Euro allein in Passau für ihn nicht viel übrig bleibt.
"Wir haben 5000 Euro als Soforthilfe bekommen – und haben 300.000 Euro Schaden. Was können Sie da machen? Davon können Sie sich eine Brotzeit kaufen. 5000 Euro sind auch Geld – aber bei so einer Schadenssumme ist das gar nichts."
Neulich war Bundeswirtschaftsminister Philipp Rösler von der FDP zu Besuch in Passau. Er schaute sich betroffene Betriebe an und erklärte das Fluthilfe-Programm der Bundesregierung.
"50 Prozent des Schadens, 100.000 Euro maximal. Bei Existenz-Gefährdung auch 200.000 Euro. Entscheidend ist, dass die Menschen vor Ort die größte Kenntnis haben. Das heißt also die Kommunen, hier in Passau der Oberbürgermeister. Oder der Landrat und die jeweiligen Verwaltungen."
Bisher hat Passaus Oberbürgermeister Wolfgang Dupper von der SPD noch kein Geld an die betroffenen Bürger überwiesen. Der Grund: Die Stadt ist sich mit dem Freistaat Bayern und dem Bund noch nicht einig, wie die Flut-Entschädigung ausgezahlt werden soll. Passau will, dass etwa bei der Gebäudesanierung der Buchwert eines Hauses veranschlagt wird. Der Freistaat und der Bund jedoch veranschlagen den Zeitwert, der meist niedriger liegt.
Touristen bleiben weg
Die finanzielle Fluthilfe ist das eine. Mindestens genauso wichtig für viele Menschen in Passau und vor allem für die Wirtschaft in der Region ist allerdings, dass auch in diesem Sommer wieder viele Urlauber kommen, dass sie übernachten und Geld ausgeben. Touristen wie Tina Gallberg aus Hamburg, die mit ihrem Mann auf dem Weg nach Kroatien einen Zwischenstopp einlegt.
"Dieses Mal fahren wir mit Absicht über Passau, um zu gucken, wie es ist, was passiert ist. Und um ein bisschen Umsatz zu machen. Das ist uns auch gelungen."
Die Hamburger Gäste haben im Donau-Eiscafé den Blick auf den Fluss genossen und im Souvenir-Shop Postkarten gekauft. Jetzt stehen sie vor dem Passauer Rathaus am Donau-Ufer und bestaunen die jahrhundertealte Hochwassermarkierung. Ganz oben, in vier Metern Höhe, noch über der uralten Marke von 1501, eine krakelige Handschrift.
"Ich nehme mal an, die oberste Markierung haben die Jungs vom Schlauchboot aus hingemalt. Auch die Wasserschäden, die man ja direkt noch an den Häusern sieht, wo man genau ablesen kann, wie hoch das Wasser war. Wie viele Läden noch leer stehen – die den Putz abgeschlagen haben zum Trocknen. Die Stadt kämpft schon, glaube ich. Aber es ist ein guter Grund, zu kommen. Und trotzdem zu kommen."
So denken allerdings nur wenige Urlauber – zum Ärger der örtlichen Tourismusbranche. Wer entlang der Donau Richtung Nordwesten fährt, trifft auf viele Pensionswirte und Hoteliers, die mehr Schäden durch ausbleibende Touristen verzeichnen als durch das Hochwasser selbst. Etwa Franz Köhler aus Niederaltaich.
"Die Menschen bleiben weg. Gerade in unserer Hauptsaison, im Sommer, haben wir gähnende Leere bei den Buchungen. Ich kann nur sagen: Was uns am meisten hilft, das sind nicht die Sachspenden, sondern dass die Menschen das machen, was sie vor dem Hochwasser auch gemacht haben: einfach wieder zu uns kommen."
Nebenan, im Kloster-Biergarten der Abtei Niederaltaich an der Donau, sitzen zumindest schon wieder viele bunte Fahrradtouristen. Der Donau-Radweg ist weitgehend repariert. Aber im Gästehaus des Klosters sind noch Zimmer frei, sagt Bruder Vinzenz mit sorgenvoller Miene.
"Wir sind auch angewiesen auf die Einnahmen aus dem Gästehaus. Nicht zuletzt, weil wir das Gästehaus ja groß umgebaut, renoviert und viel Geld investiert haben, sind wir drauf angewiesen. Und dann gehört’s auch einfach dazu: Es ist wichtig, dass wieder Leben bei uns einkehrt."
Die Stornierungswelle nach der Hochwasser-Welle hatte unterschiedliche Gründe, sagt Jens Huwald, Geschäftsführer der Bayern Tourismus Marketing GmbH in München.
"Es ist sicher eine große Unsicherheit. Man hat in den Medien Bilder gesehen, die furchtbar waren. Ganz klar. Das zog sich ja dann auch über Wochen hin, bis das Hochwasser in den Norden ging, das heißt: Als bei anderen der Peak erreicht war, hatten wir schon das Gröbste hinter uns. Viel, viel Unsicherheit, die dazu führt, dass Menschen anrufen und sagen: Ich kann da vielleicht kein schönes Urlaubs-Erlebnis mehr haben."
"Dieses Mal fahren wir mit Absicht über Passau, um zu gucken, wie es ist, was passiert ist. Und um ein bisschen Umsatz zu machen. Das ist uns auch gelungen."
Die Hamburger Gäste haben im Donau-Eiscafé den Blick auf den Fluss genossen und im Souvenir-Shop Postkarten gekauft. Jetzt stehen sie vor dem Passauer Rathaus am Donau-Ufer und bestaunen die jahrhundertealte Hochwassermarkierung. Ganz oben, in vier Metern Höhe, noch über der uralten Marke von 1501, eine krakelige Handschrift.
"Ich nehme mal an, die oberste Markierung haben die Jungs vom Schlauchboot aus hingemalt. Auch die Wasserschäden, die man ja direkt noch an den Häusern sieht, wo man genau ablesen kann, wie hoch das Wasser war. Wie viele Läden noch leer stehen – die den Putz abgeschlagen haben zum Trocknen. Die Stadt kämpft schon, glaube ich. Aber es ist ein guter Grund, zu kommen. Und trotzdem zu kommen."
So denken allerdings nur wenige Urlauber – zum Ärger der örtlichen Tourismusbranche. Wer entlang der Donau Richtung Nordwesten fährt, trifft auf viele Pensionswirte und Hoteliers, die mehr Schäden durch ausbleibende Touristen verzeichnen als durch das Hochwasser selbst. Etwa Franz Köhler aus Niederaltaich.
"Die Menschen bleiben weg. Gerade in unserer Hauptsaison, im Sommer, haben wir gähnende Leere bei den Buchungen. Ich kann nur sagen: Was uns am meisten hilft, das sind nicht die Sachspenden, sondern dass die Menschen das machen, was sie vor dem Hochwasser auch gemacht haben: einfach wieder zu uns kommen."
Nebenan, im Kloster-Biergarten der Abtei Niederaltaich an der Donau, sitzen zumindest schon wieder viele bunte Fahrradtouristen. Der Donau-Radweg ist weitgehend repariert. Aber im Gästehaus des Klosters sind noch Zimmer frei, sagt Bruder Vinzenz mit sorgenvoller Miene.
"Wir sind auch angewiesen auf die Einnahmen aus dem Gästehaus. Nicht zuletzt, weil wir das Gästehaus ja groß umgebaut, renoviert und viel Geld investiert haben, sind wir drauf angewiesen. Und dann gehört’s auch einfach dazu: Es ist wichtig, dass wieder Leben bei uns einkehrt."
Die Stornierungswelle nach der Hochwasser-Welle hatte unterschiedliche Gründe, sagt Jens Huwald, Geschäftsführer der Bayern Tourismus Marketing GmbH in München.
"Es ist sicher eine große Unsicherheit. Man hat in den Medien Bilder gesehen, die furchtbar waren. Ganz klar. Das zog sich ja dann auch über Wochen hin, bis das Hochwasser in den Norden ging, das heißt: Als bei anderen der Peak erreicht war, hatten wir schon das Gröbste hinter uns. Viel, viel Unsicherheit, die dazu führt, dass Menschen anrufen und sagen: Ich kann da vielleicht kein schönes Urlaubs-Erlebnis mehr haben."
Viele Städte haben schon aufgeräumt
Dabei ist an den meisten Orten vom Hochwasser gar nichts mehr zu sehen. Auch der Ölgeruch von den ausgelaufenen Heizöltanks ist verschwunden. Ohne Folgeschäden, versichern die kommunalen Behörden.
Geblieben sind vom Hochwasser an manchen Orten aber noch die Mücken. Vor dem Rathaus von Plattling schlägt Musti Yilmaz, der dort ein türkisches Restaurant betreibt, nach den Plagegeistern:
"Momentan ist es unmöglich zum Raussetzen. Abendgeschäft ab 19 Uhr ist es gelaufen. Sobald die Mücken kommen, zahlen die Leute so schnell wie möglich und gehen."
Yilmaz ist nicht der einzige Gastronom, der über die Mückenschwärme klagt. Plattlings Bürgermeister Erich Schmidt kennt das Problem auch aus vergangenen Jahren, aber so schlimm war es selten.
"Sie können sich bei uns in einem Mückenjahr, wenn viele Mücken geschlüpft sind, abends fast nicht mehr ins Freie begeben. Das ist natürlich auch ein wirtschaftlicher Schaden für unsere Gastronomie. Und zusätzlich haben wir in diesem Jahr natürlich auch noch die Gefahr, dass die Mücken Krankheiten übertragen könnten aufgrund der Überschwemmungen und der vielen toten Tiere, die in den Auwäldern liegen. Wir wollen den Bestand so gering wie möglich halten."
Manche Gemeinden setzen deshalb das Mittel BTI ein, ein mikrobiologisches Präparat, das die Mücken im Larvenstadium tötet. BTI wird per Hubschrauber versprüht oder als Granulat verstreut. Bürgermeister Schmidt musste einen Antrag beim Landratsamt stellen, um es zu verwenden. Nicht überall ist dieser Antrag genehmigt worden.
"Also wir haben uns wirklich beim Hersteller und bei den Biologen erkundigt: Es ist absolut ungefährlich. Sowohl für Mensch wie für Tier. Wenn man es richtig dosiert, gehen auch keine Krebschen oder Kleinlebewesen im Wasser kaputt. Sondern es wirkt nur auf die Larven der Stechmücken."
Die Mückenplage wird wohl in einigen Wochen vorüber sein. Andere Folgen der Jahrhundertflut dürften noch wesentlich länger zu spüren sein. Besonders betroffen ist auch die Landwirtschaft, zum Beispiel in Sachsen-Anhalt.
Der Elbe-Havel-Winkel ist eigentlich eine romantische Landschaft im Norden von Sachsen-Anhalt, mit leuchtend roten Backsteinkirchen und duftenden Kiefernwäldern. Doch jetzt stinkt es hier nach Abwasser, Gülle und Schlick, manche Felder und Wiesen sind noch immer knöcheltief überflutet.
So ist es auch am Rande von Hohenkamern, einem Dörfchen mit gerade einmal 61 Einwohnern. Hier lebt Landwirt Christoph von Katte. Mit dicken Gummistiefeln und schwerer Lederhose stapft er durch sein Bio-Weizenfeld. 14 Tage lang stand es zwanzig Zentimeter im Elb-Hochwasser.
"Müssen wir mal sehen, ob der Weizen das Stauwasser überstanden hat. Ob er oben noch ganz freundlich grün aussieht, aber unten schon gelb wird und dann abbricht und dann keine Frucht mehr bringen wird."
Noch hofft Christoph von Katte, dass er wenigstens einen Teil des Weizens retten kann. Zwei Drittel seiner Ländereien waren überflutet. Seine 120 Kühe konnte er immerhin auf höher gelegene Flächen bringen und so vor der Flut schützen. 100.000 Euro dürfte ihn das Hochwasser wohl kosten, schätzt Christoph von Katte.
"Dieses Jahr 2013 ist soweit gelaufen. Wir können nur hoffen, dass wir im Herbst neu bestellen können und dass wieder ein neues Jahr beginnt. Naja, muss ja weitergehen."
Von Kattes Hof ist einer von etwa 700 Landwirtschaftsbetrieben in Sachsen-Anhalt, die von der Flut geschädigt wurden. Rund 100.000 Hektar sind betroffen, das sind etwa zehn Prozent der gesamten landwirtschaftlichen Nutzfläche des Landes.
Geblieben sind vom Hochwasser an manchen Orten aber noch die Mücken. Vor dem Rathaus von Plattling schlägt Musti Yilmaz, der dort ein türkisches Restaurant betreibt, nach den Plagegeistern:
"Momentan ist es unmöglich zum Raussetzen. Abendgeschäft ab 19 Uhr ist es gelaufen. Sobald die Mücken kommen, zahlen die Leute so schnell wie möglich und gehen."
Yilmaz ist nicht der einzige Gastronom, der über die Mückenschwärme klagt. Plattlings Bürgermeister Erich Schmidt kennt das Problem auch aus vergangenen Jahren, aber so schlimm war es selten.
"Sie können sich bei uns in einem Mückenjahr, wenn viele Mücken geschlüpft sind, abends fast nicht mehr ins Freie begeben. Das ist natürlich auch ein wirtschaftlicher Schaden für unsere Gastronomie. Und zusätzlich haben wir in diesem Jahr natürlich auch noch die Gefahr, dass die Mücken Krankheiten übertragen könnten aufgrund der Überschwemmungen und der vielen toten Tiere, die in den Auwäldern liegen. Wir wollen den Bestand so gering wie möglich halten."
Manche Gemeinden setzen deshalb das Mittel BTI ein, ein mikrobiologisches Präparat, das die Mücken im Larvenstadium tötet. BTI wird per Hubschrauber versprüht oder als Granulat verstreut. Bürgermeister Schmidt musste einen Antrag beim Landratsamt stellen, um es zu verwenden. Nicht überall ist dieser Antrag genehmigt worden.
"Also wir haben uns wirklich beim Hersteller und bei den Biologen erkundigt: Es ist absolut ungefährlich. Sowohl für Mensch wie für Tier. Wenn man es richtig dosiert, gehen auch keine Krebschen oder Kleinlebewesen im Wasser kaputt. Sondern es wirkt nur auf die Larven der Stechmücken."
Die Mückenplage wird wohl in einigen Wochen vorüber sein. Andere Folgen der Jahrhundertflut dürften noch wesentlich länger zu spüren sein. Besonders betroffen ist auch die Landwirtschaft, zum Beispiel in Sachsen-Anhalt.
Der Elbe-Havel-Winkel ist eigentlich eine romantische Landschaft im Norden von Sachsen-Anhalt, mit leuchtend roten Backsteinkirchen und duftenden Kiefernwäldern. Doch jetzt stinkt es hier nach Abwasser, Gülle und Schlick, manche Felder und Wiesen sind noch immer knöcheltief überflutet.
So ist es auch am Rande von Hohenkamern, einem Dörfchen mit gerade einmal 61 Einwohnern. Hier lebt Landwirt Christoph von Katte. Mit dicken Gummistiefeln und schwerer Lederhose stapft er durch sein Bio-Weizenfeld. 14 Tage lang stand es zwanzig Zentimeter im Elb-Hochwasser.
"Müssen wir mal sehen, ob der Weizen das Stauwasser überstanden hat. Ob er oben noch ganz freundlich grün aussieht, aber unten schon gelb wird und dann abbricht und dann keine Frucht mehr bringen wird."
Noch hofft Christoph von Katte, dass er wenigstens einen Teil des Weizens retten kann. Zwei Drittel seiner Ländereien waren überflutet. Seine 120 Kühe konnte er immerhin auf höher gelegene Flächen bringen und so vor der Flut schützen. 100.000 Euro dürfte ihn das Hochwasser wohl kosten, schätzt Christoph von Katte.
"Dieses Jahr 2013 ist soweit gelaufen. Wir können nur hoffen, dass wir im Herbst neu bestellen können und dass wieder ein neues Jahr beginnt. Naja, muss ja weitergehen."
Von Kattes Hof ist einer von etwa 700 Landwirtschaftsbetrieben in Sachsen-Anhalt, die von der Flut geschädigt wurden. Rund 100.000 Hektar sind betroffen, das sind etwa zehn Prozent der gesamten landwirtschaftlichen Nutzfläche des Landes.
Probleme bei Bio-Bauern
Nirgendwo in Deutschland hat die Flut die Bauern so stark getroffen wie in Sachsen-Anhalt. Ein Großteil der diesjährigen Ernte wird komplett ausfallen, prognostiziert Fritz Schumann, Hauptgeschäftsführer des Landesbauernverbands Sachsen-Anhalt.
"Wir sind vier Wochen vor der Ernte, ein ganzes Jahr Arbeit, was ich draußen geleistet habe auf den Flächen, ist durch diese Flut zunichtegemacht worden."
Auch für die nächste Saison sehen viele Landwirte schwarz. Denn vielerorts werden bis zum Herbst die Felder nicht getrocknet sein, betont der 34-jährige Jungbauer Philipp von Katte.
"Und wie das Wasser da verschwinden soll und was die Folgeschäden sind, ob das kontaminiert ist, da lassen einen die Behörden schon in der Luft hängen. Man kann jetzt nur abwarten. Ja, viel passiert jetzt nicht vonseiten der Behörden."
Um die schlimmste Not zu mildern, bekommt in Sachsen-Anhalt jeder betroffene Landwirtschaftsbetrieb 5000 Euro Soforthilfe. Das Land Brandenburg hat bereits Mitte Juni angefangen, die Gelder auszuzahlen. In Sachsen-Anhalt klagen viele Bauern allerdings, dass die Fluthilfe nur schleppend anläuft.
Gerade für tierhaltende Betriebe sind die Folgen des Hochwassers ein großes Problem, denn die Flut hat auf vielen Höfen die gesamten Futtervorräte zerstört. Jetzt haben die Tierwirte schlaflose Nächte, weil sie nicht wissen, wie sie ihr Vieh füttern oder wovon sie neues Futter bezahlen sollen, erzählt Landwirt Philipp von Katte.
"Einige von ihnen sind relativ verzweifelt. Also besonders, wenn man jetzt Milchvieh hat und überhaupt keine Flächen mehr hat und auch die Silos überflutet wurden. Die sind ja dann auch eventuell kontaminiert. Ja, aber ich glaube, so im Allgemeinen versucht man sich gegenseitig zu helfen. Auch aus anderen Bundesländern wird Hilfe angeboten, mit dem Futter zum Beispiel."
Für Bio-Bauern ist die Situation besonders schwierig. Wegen des akuten Hochwassers mussten viele ihre Tiere auf konventionelle Flächen bringen oder ihnen nichtökologisch erzeugtes Futter geben. Die zuständige Öko-Kontrollbehörde kann zwar vorübergehend Ausnahmen genehmigen, aber:
"Es ist existenzbedrohend. Habe ich auch schon von Landwirten gehört. Eigentlich sind sie faktisch pleite. Mal sehen, ob es Liquiditätshilfe gibt, das kann man ja auch über die Rentenbank beantragen."
Nach Angaben der Landesregierung in Magdeburg haben die Landwirte zwischen Fischbeck und Zeitz einen wirtschaftlichen Schaden von rund 224 Millionen Euro erlitten. Dem gegenüber stehen Finanzhilfen von 110 bis 130 Millionen Euro. Der Betrag könne nach oben korrigiert werden, wenn die bisher errechnete Schadensbilanz noch größer ausfallen sollte, sagte ein Sprecher des Umweltministeriums dem Deutschlandfunk.
"Wir streben an 50 Prozent Entschädigung auf den entstandenen Schaden pro Fläche. Das sind in etwa 500 Euro."
Pro Hektar, sagt Sachsen-Anhalts christdemokratischer Umweltminister Hermann Onko Aeikens.
"Bei Acker, bei Grünland etwas weniger. Das orientiert sich auch daran, wie andere Länder beabsichtigen vorzugehen. Ich gehe davon aus, dass wir das in dieser Größenordnung etwa realisieren können."
Doch die Bauern sind skeptisch, ob die Hilfen auch tatsächlich bei ihnen ankommen, sagt Fritz Schumann vom Landesbauernverband.
"Wir wissen, was alles angedacht ist, aber es sagt niemand, was es ist. Und das ist das, was die Bauern derzeit sehr umtreibt, dass sie sagen, es wäre schön, wenn uns einer sagt, dass und das kriegt ihr."
Eine entsprechende Aussage war allerdings trotz mehrfacher Nachfragen im Umweltministerium nicht zu bekommen.
"Wir sind vier Wochen vor der Ernte, ein ganzes Jahr Arbeit, was ich draußen geleistet habe auf den Flächen, ist durch diese Flut zunichtegemacht worden."
Auch für die nächste Saison sehen viele Landwirte schwarz. Denn vielerorts werden bis zum Herbst die Felder nicht getrocknet sein, betont der 34-jährige Jungbauer Philipp von Katte.
"Und wie das Wasser da verschwinden soll und was die Folgeschäden sind, ob das kontaminiert ist, da lassen einen die Behörden schon in der Luft hängen. Man kann jetzt nur abwarten. Ja, viel passiert jetzt nicht vonseiten der Behörden."
Um die schlimmste Not zu mildern, bekommt in Sachsen-Anhalt jeder betroffene Landwirtschaftsbetrieb 5000 Euro Soforthilfe. Das Land Brandenburg hat bereits Mitte Juni angefangen, die Gelder auszuzahlen. In Sachsen-Anhalt klagen viele Bauern allerdings, dass die Fluthilfe nur schleppend anläuft.
Gerade für tierhaltende Betriebe sind die Folgen des Hochwassers ein großes Problem, denn die Flut hat auf vielen Höfen die gesamten Futtervorräte zerstört. Jetzt haben die Tierwirte schlaflose Nächte, weil sie nicht wissen, wie sie ihr Vieh füttern oder wovon sie neues Futter bezahlen sollen, erzählt Landwirt Philipp von Katte.
"Einige von ihnen sind relativ verzweifelt. Also besonders, wenn man jetzt Milchvieh hat und überhaupt keine Flächen mehr hat und auch die Silos überflutet wurden. Die sind ja dann auch eventuell kontaminiert. Ja, aber ich glaube, so im Allgemeinen versucht man sich gegenseitig zu helfen. Auch aus anderen Bundesländern wird Hilfe angeboten, mit dem Futter zum Beispiel."
Für Bio-Bauern ist die Situation besonders schwierig. Wegen des akuten Hochwassers mussten viele ihre Tiere auf konventionelle Flächen bringen oder ihnen nichtökologisch erzeugtes Futter geben. Die zuständige Öko-Kontrollbehörde kann zwar vorübergehend Ausnahmen genehmigen, aber:
"Es ist existenzbedrohend. Habe ich auch schon von Landwirten gehört. Eigentlich sind sie faktisch pleite. Mal sehen, ob es Liquiditätshilfe gibt, das kann man ja auch über die Rentenbank beantragen."
Nach Angaben der Landesregierung in Magdeburg haben die Landwirte zwischen Fischbeck und Zeitz einen wirtschaftlichen Schaden von rund 224 Millionen Euro erlitten. Dem gegenüber stehen Finanzhilfen von 110 bis 130 Millionen Euro. Der Betrag könne nach oben korrigiert werden, wenn die bisher errechnete Schadensbilanz noch größer ausfallen sollte, sagte ein Sprecher des Umweltministeriums dem Deutschlandfunk.
"Wir streben an 50 Prozent Entschädigung auf den entstandenen Schaden pro Fläche. Das sind in etwa 500 Euro."
Pro Hektar, sagt Sachsen-Anhalts christdemokratischer Umweltminister Hermann Onko Aeikens.
"Bei Acker, bei Grünland etwas weniger. Das orientiert sich auch daran, wie andere Länder beabsichtigen vorzugehen. Ich gehe davon aus, dass wir das in dieser Größenordnung etwa realisieren können."
Doch die Bauern sind skeptisch, ob die Hilfen auch tatsächlich bei ihnen ankommen, sagt Fritz Schumann vom Landesbauernverband.
"Wir wissen, was alles angedacht ist, aber es sagt niemand, was es ist. Und das ist das, was die Bauern derzeit sehr umtreibt, dass sie sagen, es wäre schön, wenn uns einer sagt, dass und das kriegt ihr."
Eine entsprechende Aussage war allerdings trotz mehrfacher Nachfragen im Umweltministerium nicht zu bekommen.
Streit um Flächen am Wasser entbrannt
Landwirt Dieter Norte hat seinen kompletten Hof in Fischbeck beim Deichbruch verloren. Mit einer Entschädigungsquote von 50 Prozent kann er überhaupt nichts anfangen.
"Wenn die anderen 50 Prozent fehlen, muss ich mir die als Kredit aufnehmen. Ich bin aber nicht gewillt ohne eine Landesbürgschaft oder jemanden, der mir absolute Sicherheit geben kann, auch nur einen Euro hier zu investieren. Wenn das Land nicht bereit ist, diesen Kredit, den ich neu aufnehme, zu 100 Prozent abzusichern, dann fordere ich auf der anderen Seite nicht 50 Prozent Entschädigung, sondern 100 Prozent. Ist eine ganz einfache Rechnung."
Tiefe Falten haben sich ins Gesicht von Bauer Norte gegraben. Das diesjährige Hochwasser könnte das Ende seines Betriebes bedeuten. Und noch eine Sorge haben die Bauern nach der Flut: Sie befürchten, dass ihre Böden schadstoffbelastet sind. Dioxin, Pflanzenschutzmittel, Schwermetalle – all das könnte das Hochwasser mitgebracht und auf die Felder geschwemmt haben.
Denn entlang der Elbe - gerade auf der tschechischen Seite – gibt es noch immer etliche alte schadstoffbelastete Industriebrachen oder stillgelegte Tagebaulandschaften. Das Umweltministerium rät dringend, die Böden untersuchen zu lassen.
"Da läuft zurzeit ein Untersuchungsprogramm, wo wir auch uns wünschen, dass der Staat noch ein bisschen heftiger mit einsteigt. Weil ich denke, das sind auf keinen Fall Folgekosten, die die Bauern zu verantworten haben."
Für die Zukunft fordert Fritz Schumann vom Landesbauernverband eine für Landwirte verpflichtende, aber staatlich gestützte Acker-Versicherung. Damit Bauern im Fall solcher Naturkatastrophen abgesichert sind und sie einen Ersatz bekommen für die entstandenen Ernteausfälle.
"Für Hochwasser gibt es keine Versicherung, also für Hochwasser auf Acker. Also kann dort nur eine staatliche Regelung her. Oder man sagt in Zukunft – wenn man an die Folgen denkt - wir richten so etwas ein, der Staat beteiligt sich mit dran und spart sich im nächsten Katastrophenfall die Schadenregulierung. Das machen dann die Einrichtungen, die es am besten können, nämlich Versicherungen."
Mittlerweile ist in Sachsen-Anhalt eine Debatte darüber entbrannt, wie und ob in den Überflutungsgebieten von Elbe, Saale oder Mulde überhaupt noch verantwortungsvoll Landwirtschaft betrieben werden kann, wenn doch den Flüssen mehr Raum gegeben werden soll. Das immerhin ist mittlerweile politischer Konsens. Claudia Dalbert, Grünen-Fraktionschefin im sachsen-anhaltischen Landtag, fordert ein Umdenken, auch bei den Landwirten:
"Wir brauchen mehr Retentionsflächen, wir müssen Deiche zurücklegen. Und das müssen wir mit den Landwirten besprechen."
Schon ist die Rede von Zwangsenteignungen – auch wenn Politiker das Wort ungern in den Mund nehmen. Der Fischbecker Landwirt Dieter Norte kann darüber nur den Kopf schütteln. Die Ackerböden im Überschwemmungsland sind gut und fruchtbar – auch deshalb wehren sich Landwirte wie er vehement dagegen, Deiche zurückzuverlegen.
"Nee. Da warte ich noch drauf, das ist genau mein Thema. Ich bin sogar dafür, dass einige Leute zwangsenteignet werden, die sich dagegen sträuben, hier einen sicheren Deich hinzustellen. Wenn sich jemand von den Landeigentümern sträuben sollte. Denn das ist das A und O, das wir in möglichst absehbarer Zeit hier einen picobello neuen Deich stehen haben."
Die Bauern in Sachsen-Anhalt werden wohl auch weiterhin das fruchtbare Flussland bewirtschaften. Doch die Angst, dass die Flut wiederkommt, die bleibt. Diese Angst haben auch viele Hoteliers im bayerischen Passau. Pensionswirt Werner Rösner schaut aber lieber nach vorn – und hofft auf viele Sommerurlauber. Dass es noch immer Stornierungen gibt, das wurmt ihn schon:
"Wir haben Vorreservierungen für September, da fragen die Leute, ob sie kommen können. Also bis dahin – ich sag’s jetzt wirklich zynisch – kann das nächste Hochwasser kommen. In der ganzen Altstadt arbeitet jeder, was er kann. Wir sind wirklich 16 Stunden am Tag unterwegs und schauen, dass wir alles in Bewegung setzen können. Ich denke, spätestens in 14 Tagen – kommt natürlich auch aufs Mobiliar an – ist unser Haus wieder voll in Betrieb. Und zwar zu 100 Prozent."
Auch sein Sohn, Junior-Chef Rudolf Rösner, gibt sich optimistisch. Das katastrophale Hochwasser sieht er auch als Neuanfang.
"Wir werden hier definitiv nicht rumsitzen und jammern: ‚Uns geht’s so schlecht, wir wissen nicht, was wir tun solle.‘ Sondern wir haben einen Plan, wissen, was zu tun ist, wir wissen, was wir dafür alles brauchen. Wir sind auf jeden Fall gewillt, weiterzumachen."
"Wenn die anderen 50 Prozent fehlen, muss ich mir die als Kredit aufnehmen. Ich bin aber nicht gewillt ohne eine Landesbürgschaft oder jemanden, der mir absolute Sicherheit geben kann, auch nur einen Euro hier zu investieren. Wenn das Land nicht bereit ist, diesen Kredit, den ich neu aufnehme, zu 100 Prozent abzusichern, dann fordere ich auf der anderen Seite nicht 50 Prozent Entschädigung, sondern 100 Prozent. Ist eine ganz einfache Rechnung."
Tiefe Falten haben sich ins Gesicht von Bauer Norte gegraben. Das diesjährige Hochwasser könnte das Ende seines Betriebes bedeuten. Und noch eine Sorge haben die Bauern nach der Flut: Sie befürchten, dass ihre Böden schadstoffbelastet sind. Dioxin, Pflanzenschutzmittel, Schwermetalle – all das könnte das Hochwasser mitgebracht und auf die Felder geschwemmt haben.
Denn entlang der Elbe - gerade auf der tschechischen Seite – gibt es noch immer etliche alte schadstoffbelastete Industriebrachen oder stillgelegte Tagebaulandschaften. Das Umweltministerium rät dringend, die Böden untersuchen zu lassen.
"Da läuft zurzeit ein Untersuchungsprogramm, wo wir auch uns wünschen, dass der Staat noch ein bisschen heftiger mit einsteigt. Weil ich denke, das sind auf keinen Fall Folgekosten, die die Bauern zu verantworten haben."
Für die Zukunft fordert Fritz Schumann vom Landesbauernverband eine für Landwirte verpflichtende, aber staatlich gestützte Acker-Versicherung. Damit Bauern im Fall solcher Naturkatastrophen abgesichert sind und sie einen Ersatz bekommen für die entstandenen Ernteausfälle.
"Für Hochwasser gibt es keine Versicherung, also für Hochwasser auf Acker. Also kann dort nur eine staatliche Regelung her. Oder man sagt in Zukunft – wenn man an die Folgen denkt - wir richten so etwas ein, der Staat beteiligt sich mit dran und spart sich im nächsten Katastrophenfall die Schadenregulierung. Das machen dann die Einrichtungen, die es am besten können, nämlich Versicherungen."
Mittlerweile ist in Sachsen-Anhalt eine Debatte darüber entbrannt, wie und ob in den Überflutungsgebieten von Elbe, Saale oder Mulde überhaupt noch verantwortungsvoll Landwirtschaft betrieben werden kann, wenn doch den Flüssen mehr Raum gegeben werden soll. Das immerhin ist mittlerweile politischer Konsens. Claudia Dalbert, Grünen-Fraktionschefin im sachsen-anhaltischen Landtag, fordert ein Umdenken, auch bei den Landwirten:
"Wir brauchen mehr Retentionsflächen, wir müssen Deiche zurücklegen. Und das müssen wir mit den Landwirten besprechen."
Schon ist die Rede von Zwangsenteignungen – auch wenn Politiker das Wort ungern in den Mund nehmen. Der Fischbecker Landwirt Dieter Norte kann darüber nur den Kopf schütteln. Die Ackerböden im Überschwemmungsland sind gut und fruchtbar – auch deshalb wehren sich Landwirte wie er vehement dagegen, Deiche zurückzuverlegen.
"Nee. Da warte ich noch drauf, das ist genau mein Thema. Ich bin sogar dafür, dass einige Leute zwangsenteignet werden, die sich dagegen sträuben, hier einen sicheren Deich hinzustellen. Wenn sich jemand von den Landeigentümern sträuben sollte. Denn das ist das A und O, das wir in möglichst absehbarer Zeit hier einen picobello neuen Deich stehen haben."
Die Bauern in Sachsen-Anhalt werden wohl auch weiterhin das fruchtbare Flussland bewirtschaften. Doch die Angst, dass die Flut wiederkommt, die bleibt. Diese Angst haben auch viele Hoteliers im bayerischen Passau. Pensionswirt Werner Rösner schaut aber lieber nach vorn – und hofft auf viele Sommerurlauber. Dass es noch immer Stornierungen gibt, das wurmt ihn schon:
"Wir haben Vorreservierungen für September, da fragen die Leute, ob sie kommen können. Also bis dahin – ich sag’s jetzt wirklich zynisch – kann das nächste Hochwasser kommen. In der ganzen Altstadt arbeitet jeder, was er kann. Wir sind wirklich 16 Stunden am Tag unterwegs und schauen, dass wir alles in Bewegung setzen können. Ich denke, spätestens in 14 Tagen – kommt natürlich auch aufs Mobiliar an – ist unser Haus wieder voll in Betrieb. Und zwar zu 100 Prozent."
Auch sein Sohn, Junior-Chef Rudolf Rösner, gibt sich optimistisch. Das katastrophale Hochwasser sieht er auch als Neuanfang.
"Wir werden hier definitiv nicht rumsitzen und jammern: ‚Uns geht’s so schlecht, wir wissen nicht, was wir tun solle.‘ Sondern wir haben einen Plan, wissen, was zu tun ist, wir wissen, was wir dafür alles brauchen. Wir sind auf jeden Fall gewillt, weiterzumachen."