Archiv

Die französische Pianistin Eve Risser
Über schmale Grate

Als Kind lauschte Eve Risser in ihrem Elternhaus in Colmar den Jazzplatten des Vaters. Dann entdeckte sie während des Studiums von Querflöte und Klavier in Paris und Baltimore ihre Liebe für zeitgenössische Musik.

Von Karl Lippegaus |
    Eve Risser sitzt hinter einem Flügel und schaut lachend zur Seite, der Kontrabassist Benjamin Duboc spielt im Hintergrund. Jazzdor Festival 2019 in Berlin
    Eve Risser und Benjamin Duboc (Karl Lippegaus)
    Bald stand für die elsässische Künstlerin fest, dass Improvisieren für sie die aufregendste Form des Musizierens sei. Eve Risser mit dem Trio En Corps in voller Aktion zu erleben - ohne vorherige Absprachen und mit in Echtzeit komponierten Stücken - gleicht einer äußerst kurzweiligen Wanderung mit verbundenen Augen durch den nächtlichen Wald. Inspiriert vom Grand Canyon in Arizona schrieb sie die Musik ihres gefeierten Albums "Les deux versants se regardent", das mit erstaunlichen Tonclustern aufwartet. Vorher war die Pianistin die einzige Frau, die für mehrere Jahre im Orchestre National de Jazz mitwirkte. Dort bewies sie, dass ihr auch zu Pink Floyd, Astor Piazzolla und Robert Wyatt Neues einfiel und verlieh dem ONJ einen großen Schub an Kreativität. Ein Gleichgewicht zwischen femininen und maskulinen Energien strebe sie an, sagt Eve Risser, derzeit Leiterin von zwei großen Ensembles. Mit ihrem zehnköpfigen, 2015 gegründeten White Desert Orchestra erhielt Eve Risser Einladungen zu den großen Jazzfestivals in Berlin, Saalfelden, Moers, Paris und London.