Susanne Kuhlmann: Die Solarbranche steckt in Erklärungsnöten. Die höhere Umlage für Ökostrom treibt den Strompreis in die Höhe, sagen die Versorger, die die gestiegenen Kosten an die Stromverbraucher weitergeben. Im gerade abgelaufenen Jahr hat der Solarboom die Strompreise ebenfalls schon steigen lassen – Geld, das alle bezahlen müssen, das aber nur denen zugutekommt, die auf ihrem Hausdach Sonnenenergie produzieren. Das machen inzwischen immer mehr Hausbesitzer, denn Solarstromanlagen sind deutlich preiswerter geworden. Die Einspeisevergütung sinkt, und für 2012 sind weitere Kürzungen vorgesehen. Die möchte die Branchenvertretung, nun der Bundesverband Solarwirtschaft, gerne vorziehen. Am Telefon ist dessen Geschäftsführer Carsten Körnig. Herr Körnig, neue Bescheidenheit oder Flucht nach vorne, wie sieht Ihr Vorschlag zur Förderkürzung aus?
Carsten Körnig: Einen wunderschönen guten Tag, Frau Kuhlmann! Also lassen Sie mich zunächst einmal klarstellen, weil das ärgert uns doch zunehmend, dass hier den erneuerbaren Energien die Strompreisanstiege in die Schuhe geschoben werden. Der Vorsitzende der Bundesnetzagentur, Michael Kurth, hatte jüngst erst wieder festgestellt, dass eben der Anstieg der Strompreise, wie er von vielen Energieversorgern in den letzten Wochen praktiziert wurde, dass es den eigentlich gar nicht geben dürfte. Die Beschaffungskosten wurden in den letzten zwei Jahren halbiert, der vier Energieversorger, von zwölf auf sechs Cent, und die Investitionen in Erneuerbare auf der anderen Seite betrugen zwei Cent, das heißt, die Gewinne haben sich hier die vier großen Energieversorger in die eigenen Taschen gesteckt. Deswegen gibt es ja auch einen Rekordgewinn von den vieren von rund 30 Milliarden Euro im letzten Jahr und die sind nicht an die Verbraucher weitergegeben worden. Das ist zunächst einmal erst mal klarzustellen. Richtig ist auf der anderen Seite aber auch Ihre Anmoderation, dass Solarenergie sich immer größerer Beliebtheit erfreut, wie sie sehr erfolgreicher doch sind, als wir es selbst zu träumen gewagt hätten, was den Ausbau angeht und auch die Kostensenkung, sodass wir unsere Kosten in den letzten vier Jahren nahezu halbiert haben. Und daran wollen wir den Verbraucher natürlich teilhaben lassen. Einmal die, die sozusagen Solaranlagen sich selbst auf die Dächer setzen können – das können auch Leute übrigens machen, die kein Eigenheim haben, die können sich auch beteiligen an Solarfonds –, aber auch andere. Und deswegen sind wir im Dialog mit der Politik und haben hier gesagt, wenn die Branche weiterhin so wächst, dann gibt es auch Spielraum für die schnellere Absenkung der Solarstromförderung.
Kuhlmann: Mit der Hälfte der garantierten Einspeisevergütung von zurzeit 13 Milliarden Euro im Jahr wird der Solarstrom gefördert, obwohl er nur 20 Prozent Anteil am Ökostrom hat. Könnten die explodierenden Stromkosten denn die gesamte Ökostromförderung in der Bevölkerung unpopulär machen?
Körnig: Das glauben wir nicht, und wir müssen, glaube ich, hier auch richtigstellen, dass die Windkraft ja schon sieben Jahre früher in den Markt eingeführt wurde, deswegen jetzt auch schon einen höheren Anteil hat. Wir haben aber das gleiche Potenzial. Wir werden im Jahre 2020, das hat ein jüngstes Gutachten bestätigt, in der Größenordnung liegen – das ist auch das Ziel der Bundesregierung – von zehn Prozent bereits am Strombedarf Deutschlands. Das heißt, wir haben enormes Potenzial, und deswegen ist dieses Geld auch gut angelegt. Und es zahlt sich auch volkswirtschaftlich aus. Roland Berger hat jüngst berechnet, dass wir unterm Strich, nach Abzug aller Investitionskosten, rund 50 Milliarden Euro plus sehen werden. Also es ist nicht nur eine gute Anlage für die Umwelt, sondern auch für unsere Volkswirtschaft.
Kuhlmann: Wie sollte die Förderung von Solarstrom denn künftig gestaltet werden? Offenbar rechnen sich die Anlagen ja immer mehr, sodass die Grundlage für die Förderung eigentlich immer geringer wird.
Körnig: Richtig. Und es gibt eine gewisse Prognoseunsicherheit, und deswegen ist der Mechanismus, den die Bundesregierung hier gewählt hat, richtig, grundsätzlich zu sagen, wir schauen, wie schnell sich der Markt entwickelt. Mit einer größeren Stückzahl von Solarzellen und Solarmodulen sinken auch die Kosten schneller, und je schneller der Markt wächst, desto schneller senken wir auch die Förderung. Diese Abhängigkeit sollte beibehalten werden, also einen flexiblen Mechanismus zu haben und nicht starre Deckel einzuführen, wie es vereinzelt gefordert wird, vor allen Dingen von unseren Gegnern, die kein Geschäftsmodell haben, was für die dezentralen Anwendungen taugt.
Kuhlmann: Ist das schnelle Wachstum der Solarbranche eigentlich selbst verantwortlich dafür, gerade im abgelaufenen Jahr, dass ein solcher Boom ausgelöst wurde und jetzt diese Probleme bestehen?
Körnig: Also wir sehen keine akuten Probleme, sondern erst mal ist es ja eine sehr erfreuliche Entwicklung, dass wir schneller die erneuerbaren Energien ausbauen. Ich glaube, das muss man wahrnehmen, denn der Treibhauseffekt und der Klimawandel gehen auch deutlich schneller vonstatten, und da führt kein Weg am Ausbau der erneuerbaren Energien vorbei. Aber richtig ist, dass wir ein nachhaltiges Wachstum wollen, dass wir also jetzt nicht hier einen schnellen Boom haben wollen und dann eine Übersprungshandlung seitens der Politik, und deswegen sagen wir und haben uns auch in der Branche selbst verpflichtet, dass wir hier ein nachhaltiges jährliches Wachstum von drei bis fünf Gigawatt uns wünschen.
Kuhlmann: Danke schön! Carsten Körnig war das, Geschäftsführer des Bundesverbandes Solarwirtschaft.
Carsten Körnig: Einen wunderschönen guten Tag, Frau Kuhlmann! Also lassen Sie mich zunächst einmal klarstellen, weil das ärgert uns doch zunehmend, dass hier den erneuerbaren Energien die Strompreisanstiege in die Schuhe geschoben werden. Der Vorsitzende der Bundesnetzagentur, Michael Kurth, hatte jüngst erst wieder festgestellt, dass eben der Anstieg der Strompreise, wie er von vielen Energieversorgern in den letzten Wochen praktiziert wurde, dass es den eigentlich gar nicht geben dürfte. Die Beschaffungskosten wurden in den letzten zwei Jahren halbiert, der vier Energieversorger, von zwölf auf sechs Cent, und die Investitionen in Erneuerbare auf der anderen Seite betrugen zwei Cent, das heißt, die Gewinne haben sich hier die vier großen Energieversorger in die eigenen Taschen gesteckt. Deswegen gibt es ja auch einen Rekordgewinn von den vieren von rund 30 Milliarden Euro im letzten Jahr und die sind nicht an die Verbraucher weitergegeben worden. Das ist zunächst einmal erst mal klarzustellen. Richtig ist auf der anderen Seite aber auch Ihre Anmoderation, dass Solarenergie sich immer größerer Beliebtheit erfreut, wie sie sehr erfolgreicher doch sind, als wir es selbst zu träumen gewagt hätten, was den Ausbau angeht und auch die Kostensenkung, sodass wir unsere Kosten in den letzten vier Jahren nahezu halbiert haben. Und daran wollen wir den Verbraucher natürlich teilhaben lassen. Einmal die, die sozusagen Solaranlagen sich selbst auf die Dächer setzen können – das können auch Leute übrigens machen, die kein Eigenheim haben, die können sich auch beteiligen an Solarfonds –, aber auch andere. Und deswegen sind wir im Dialog mit der Politik und haben hier gesagt, wenn die Branche weiterhin so wächst, dann gibt es auch Spielraum für die schnellere Absenkung der Solarstromförderung.
Kuhlmann: Mit der Hälfte der garantierten Einspeisevergütung von zurzeit 13 Milliarden Euro im Jahr wird der Solarstrom gefördert, obwohl er nur 20 Prozent Anteil am Ökostrom hat. Könnten die explodierenden Stromkosten denn die gesamte Ökostromförderung in der Bevölkerung unpopulär machen?
Körnig: Das glauben wir nicht, und wir müssen, glaube ich, hier auch richtigstellen, dass die Windkraft ja schon sieben Jahre früher in den Markt eingeführt wurde, deswegen jetzt auch schon einen höheren Anteil hat. Wir haben aber das gleiche Potenzial. Wir werden im Jahre 2020, das hat ein jüngstes Gutachten bestätigt, in der Größenordnung liegen – das ist auch das Ziel der Bundesregierung – von zehn Prozent bereits am Strombedarf Deutschlands. Das heißt, wir haben enormes Potenzial, und deswegen ist dieses Geld auch gut angelegt. Und es zahlt sich auch volkswirtschaftlich aus. Roland Berger hat jüngst berechnet, dass wir unterm Strich, nach Abzug aller Investitionskosten, rund 50 Milliarden Euro plus sehen werden. Also es ist nicht nur eine gute Anlage für die Umwelt, sondern auch für unsere Volkswirtschaft.
Kuhlmann: Wie sollte die Förderung von Solarstrom denn künftig gestaltet werden? Offenbar rechnen sich die Anlagen ja immer mehr, sodass die Grundlage für die Förderung eigentlich immer geringer wird.
Körnig: Richtig. Und es gibt eine gewisse Prognoseunsicherheit, und deswegen ist der Mechanismus, den die Bundesregierung hier gewählt hat, richtig, grundsätzlich zu sagen, wir schauen, wie schnell sich der Markt entwickelt. Mit einer größeren Stückzahl von Solarzellen und Solarmodulen sinken auch die Kosten schneller, und je schneller der Markt wächst, desto schneller senken wir auch die Förderung. Diese Abhängigkeit sollte beibehalten werden, also einen flexiblen Mechanismus zu haben und nicht starre Deckel einzuführen, wie es vereinzelt gefordert wird, vor allen Dingen von unseren Gegnern, die kein Geschäftsmodell haben, was für die dezentralen Anwendungen taugt.
Kuhlmann: Ist das schnelle Wachstum der Solarbranche eigentlich selbst verantwortlich dafür, gerade im abgelaufenen Jahr, dass ein solcher Boom ausgelöst wurde und jetzt diese Probleme bestehen?
Körnig: Also wir sehen keine akuten Probleme, sondern erst mal ist es ja eine sehr erfreuliche Entwicklung, dass wir schneller die erneuerbaren Energien ausbauen. Ich glaube, das muss man wahrnehmen, denn der Treibhauseffekt und der Klimawandel gehen auch deutlich schneller vonstatten, und da führt kein Weg am Ausbau der erneuerbaren Energien vorbei. Aber richtig ist, dass wir ein nachhaltiges Wachstum wollen, dass wir also jetzt nicht hier einen schnellen Boom haben wollen und dann eine Übersprungshandlung seitens der Politik, und deswegen sagen wir und haben uns auch in der Branche selbst verpflichtet, dass wir hier ein nachhaltiges jährliches Wachstum von drei bis fünf Gigawatt uns wünschen.
Kuhlmann: Danke schön! Carsten Körnig war das, Geschäftsführer des Bundesverbandes Solarwirtschaft.