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Die größten Kapitalvernichter

In die "Hall of Shame", in die Schandhalle der größten deutschen Kapitalvernichter, packte die Deutsche Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz im vergangenen Jahr unter anderem die Solarunternehmen Solon und Q-Cells – beide inzwischen insolvent.

Von Michael Braun |
    Man hatte es geahnt: Im Kurskeller sitzen dieses Jahr die Solaraktien. Fünf dieser Papiere hat die größte deutsche Aktionärsvereinigung, die Deutsche Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz, in ihre Liste der größten Kapitalvernichter aufgenommen. Aktienkäufer könnten daraus was lernen, dass die Solarbranche so prominent in der Negativliste vertreten ist, meint DSW-Hauptgeschäftsführer Marc Tüngler:

    "Die hohe Präsenz von Werten aus der Solarbranche zeigt deutlich, dass Anleger sich davor hüten sollten, bei ihren Investitionsentscheidungen Trends als Grundlage zu nutzen, statt einer genauen Analyse. Gerade, wenn es um eine Branche geht, deren Geschäftsmodell am Subventionstropf der Regierung hängt, ist das keine gute Idee."

    Aber auch lange Jahre als solide geltende Aktien sind in die Liste der Kapitalvernichter gerutscht. RWE etwa, eine Folge der Energiewende, die diesen Betreiber von Atommeilern ähnlich hart traf wie andere Branchenkollegen. Auch Banken gehören seit einigen Jahren zu den Stammgästen im Kurskeller. Deutsche Bank und Postbank konnten zwar nach oben entschwinden, die Commerzbank aber blieb.

    "Der Staatsanteil von 25 Prozent und vor allem dessen Rückführung lasten wie Blei auf dem Institut und leider auch noch andere Themen."

    Schlimmer noch steht es allerdings um Beteiligungsgesellschaften wie die hier notierte Schweizer Corporate Equity Partner. Die gehöre schon fast zum Inventar der Liste großer Kapitalvernichter, meinte Tüngler, und er hatte noch mehr Spott übrig:

    ""Das Unternehmen ist das erste, dem es gelingt, dreimal hintereinander unter die Top-3 vorzustoßen, ohne in die Insolvenz zu gehen."

    Andere prominente Kapitalvernichter: Heidelberger Druck, die Baumarktkette Praktiker, Air Berlin oder der Pharmahändler Celesio. Eine Position auf der Negativliste müsse nicht vom Kauf abhalten, meinte Tüngler. Manchmal, vor allem wenn das Geschäftsmodell intakt sei, könne die schlechte Nachricht sogar ein Kaufsignal verbreiten. Immer selbst informieren, rät die DSW, sich auch nicht auf die Moden in der Anlageberatung der Banken einlassen, die derzeit auf der Welle der Mittelstandsanleihen schwämmen. Diese Papiere müssten nicht schlecht sein, aber man sollte sie nicht kaufen, weil sie Mode seien.

    Die DSW wird in der nun beginnenden Hauptversammlungssaison 70 Redner auf mehr als 600 Aktionärstreffen schicken. Von RWE und E.ON erwarteten sie klare Worte zur geschäftlichen Ausrichtung nach der Energiewende. Die Banken sollen berichten, wie sie auf die möglichen Weiterungen der europäischen Schuldenkrise vorbereitet sind.

    Die Dividenden stiegen dieses Jahr. Die 30 DAX-Konzerne schütteten 27,5 Milliarden Euro aus, sechs Prozent mehr als voriges Jahr. Es könnten aber knapp 20 Milliarden Euro mehr sein. Und selbst dann würden nur die Hälfte der Gewinne ausgeschüttet. Aber die angestellten Manager wollten Speck anlegen. Dabei müssten das doch die Eigentümer entscheiden.