Im Hochsommer stand die Sonne weit oberhalb dieses Sterns. Die alten Griechen wähnten zur Zeit der größten Sommerhitze die Strahlung von Sonne und Sirius vereint und sprachen von den Hundstagen. Im Ägypten der Pharaonen spielte Sirius eine herausragende Rolle. Sein erstes Auftauchen in der Morgendämmerung signalisierte den baldigen Beginn der Nilschwemme.
Wenn in den Hochländern des heutigen Äthiopiens genug Regen gefallen war, wanderte die Nilflut allmählich stromabwärts. Ende Juni begann dann die jährliche Überschwemmung der Felder Ägyptens. Vor gut fünf Jahrtausenden tauchte Sirius Ende Juni erstmals wieder in der Morgendämmerung auf. Der hellste Stern am Nachthimmel kündigte die lebenswichtige Überflutung der Felder an. Zudem lag sein Wiedererscheinen nah an der Sommersonnenwende.
Wegen der langsamen Taumelbewegung der Erdachse zeigt sich Sirius im Nildelta mittlerweile erst Anfang August wieder – viel zu spät für die Nilschwemme. In Mitteleuropa taucht er noch später auf. Auf der Breite von Zürich ist er seit gut zehn Tagen zu sehen, auf der Breite von Flensburg erst seit vorgestern. Ein Fernglas hilft, um den Stern knapp über dem Horizont auszumachen.
Von Tag zu Tag geht Sirius vier Minuten früher auf und so strahlt er schon in zwei Wochen unübersehbar am frühen Morgenhimmel.