" Der menschlichen Natur wohnt ein weithin bekanntes Prinzip inne: Die Menschen überschätzen gerne, wie viel sich in der Wissenschaft, aber auch der Gesellschaft in kurzer Zeit ändern kann und sie unterschätzen die Kraft der Langfristigkeit für wesentliche Veränderungen. Das gilt so auch für die Genomik. Die Zukunft der Erforschung des Erbguts ist wirklich groß und in Zeiträumen von Jahrzehnten wird diese Forschung die Art und Weise verändern, wie wir uns selbst verstehen."
Das sagte Maynard Olson vor einem Jahr bei der Jahrestagung der Humangenomorganisation in Berlin, zu einem Zeitpunkt, als die Stimmung im Keller war. Maynard Olson, Genomforscher und Informatiker an der Universität von Washington in Seattle hat das Humangenomprojekt in den 90er Jahren mit angestoßen und gehört noch heute zu den Vordenkern der Forschungsrichtung. Nachdem sich das menschliche Genom als viel kleiner und viel komplizierter reguliert erwiesen hatte, als erwartet, zweifelten viele Forscher, ob sie ihre Versprechen würden einlösen können: Nämlich die genetischen Grundlagen von weit verbreiteten Erkrankungen wie Bluthochdruck, Diabetes, Alzheimer oder Asthma zu verstehen. Inzwischen war klar, dass diese komplexen Krankheiten nicht nur stark von Umweltfaktoren, von Ernährung und Lebensstil abhängen, sondern auch von vielen verschiedenen Genen die irgendwie miteinander agieren. Aber wie sollte man die finden, wenn man eine Gruppe von Kranken untersuchte und die genetischen Ursachen bei den Kranken jeweils andere sein konnten. Der Trend ist jetzt, dass es doch möglich ist, sagte diese Woche Han Brunner, Genetikprofessor in Nijmegen und wissenschaftlicher Organisator der Europäischen Humangenetikerkonferenz in Prag:
" Wir hatten das stark unterschätzt, denn komplexe Krankheiten, das hieß, sie konnten von jeder Anzahl Gene größer als zwei abhängen. Es mochten drei oder 300 Gene sein und keiner konnte das einschätzen. Aber aus zwei Gründen bewegt sich jetzt was auf dem Gebiet: Erstens sind die Studien größer geworden. Wir untersuchen ein Problem jetzt nicht mehr bei 50 Patienten, sondern bei 5000 oder gar 50.000 Menschen. Die Chance, dabei verantwortliche Gene zu finden, haben sich dadurch stark erhöht. Und solche Gene finden wir jetzt tatsächlich. Der zweite Grund, warum es besser läuft als erwartet, ist, dass manche dieser Gene für einen relativ großen Anteil der Krankheitsbilder verantwortlich sind. Einige der Gene finden wir bei 25 bis 30 Prozent aller Patienten."
Und das ist tatsächlich viel. Professor Juha Kere vom Karolinska Institut in Stockholm befasst sich mit den genetischen Ursachen von Asthma, einer Krankheit also, die eindeutig auch viel mit der Umwelt zu tun hat und, wie Zwillingsstudien gezeigt haben, auch schlicht mit Zufall. Viele Gene, die Forscher als Mitverantwortliche in Verdacht hatten, wurden untersucht. So lieferten sie in 200 Studien 64 Vorschläge für Asthmagene, von denen kaum einer haltbar war. Das Blatt wendete sich, als die Forscher aufhörten nach Genen Ausschau zu halten, die sie in Verdacht hatten, sondern wirklich nur schauten, welche Genregionen bei Asthmatikern besonders oft vererbt sind. Auch solche Studien liefern nur gute Hinweise, wenn die Beobachtungen darin wirklich eindeutig sind. Nur dann finden sie sich bei anderen studierten Patientengruppen wieder.
" Aber trotz dieser Schwierigkeiten haben wir etwa in den letzten zwei Jahren auf diesem Weg vier Gene ausgemacht und das Interessante daran ist, dass keines der vier Gene eines war, das je ein Kandidat für unsere Studien gewesen wäre. Diese Gene sind alle neuartig und interessant in dem Sinn, dass sie Dinge steuern, die wir nie mit Asthma in Zusammenhang gebracht hätten."
Die Asthma-Forschung, sagt Juha Kere, habe so eine ganz neue Richtung eingeschlagen. Eines der vier Gene, das er nun genauer untersucht, ist in den Bronchien und glatten Muskelzellen von Asthmatikern besonders aktiv und die Aktivität ändert sich auch, wenn die Krankheit ausbricht.
" Es kann gut sein, dass sich herausstellt, dass das Gen mit einem Schutzmechanismus der Lungenoberfläche zu tun hat, aber eigentlich ist es noch zu früh darüber zu spekulieren."
Die Humangenomforschung steht eben immer noch am Anfang.
Das sagte Maynard Olson vor einem Jahr bei der Jahrestagung der Humangenomorganisation in Berlin, zu einem Zeitpunkt, als die Stimmung im Keller war. Maynard Olson, Genomforscher und Informatiker an der Universität von Washington in Seattle hat das Humangenomprojekt in den 90er Jahren mit angestoßen und gehört noch heute zu den Vordenkern der Forschungsrichtung. Nachdem sich das menschliche Genom als viel kleiner und viel komplizierter reguliert erwiesen hatte, als erwartet, zweifelten viele Forscher, ob sie ihre Versprechen würden einlösen können: Nämlich die genetischen Grundlagen von weit verbreiteten Erkrankungen wie Bluthochdruck, Diabetes, Alzheimer oder Asthma zu verstehen. Inzwischen war klar, dass diese komplexen Krankheiten nicht nur stark von Umweltfaktoren, von Ernährung und Lebensstil abhängen, sondern auch von vielen verschiedenen Genen die irgendwie miteinander agieren. Aber wie sollte man die finden, wenn man eine Gruppe von Kranken untersuchte und die genetischen Ursachen bei den Kranken jeweils andere sein konnten. Der Trend ist jetzt, dass es doch möglich ist, sagte diese Woche Han Brunner, Genetikprofessor in Nijmegen und wissenschaftlicher Organisator der Europäischen Humangenetikerkonferenz in Prag:
" Wir hatten das stark unterschätzt, denn komplexe Krankheiten, das hieß, sie konnten von jeder Anzahl Gene größer als zwei abhängen. Es mochten drei oder 300 Gene sein und keiner konnte das einschätzen. Aber aus zwei Gründen bewegt sich jetzt was auf dem Gebiet: Erstens sind die Studien größer geworden. Wir untersuchen ein Problem jetzt nicht mehr bei 50 Patienten, sondern bei 5000 oder gar 50.000 Menschen. Die Chance, dabei verantwortliche Gene zu finden, haben sich dadurch stark erhöht. Und solche Gene finden wir jetzt tatsächlich. Der zweite Grund, warum es besser läuft als erwartet, ist, dass manche dieser Gene für einen relativ großen Anteil der Krankheitsbilder verantwortlich sind. Einige der Gene finden wir bei 25 bis 30 Prozent aller Patienten."
Und das ist tatsächlich viel. Professor Juha Kere vom Karolinska Institut in Stockholm befasst sich mit den genetischen Ursachen von Asthma, einer Krankheit also, die eindeutig auch viel mit der Umwelt zu tun hat und, wie Zwillingsstudien gezeigt haben, auch schlicht mit Zufall. Viele Gene, die Forscher als Mitverantwortliche in Verdacht hatten, wurden untersucht. So lieferten sie in 200 Studien 64 Vorschläge für Asthmagene, von denen kaum einer haltbar war. Das Blatt wendete sich, als die Forscher aufhörten nach Genen Ausschau zu halten, die sie in Verdacht hatten, sondern wirklich nur schauten, welche Genregionen bei Asthmatikern besonders oft vererbt sind. Auch solche Studien liefern nur gute Hinweise, wenn die Beobachtungen darin wirklich eindeutig sind. Nur dann finden sie sich bei anderen studierten Patientengruppen wieder.
" Aber trotz dieser Schwierigkeiten haben wir etwa in den letzten zwei Jahren auf diesem Weg vier Gene ausgemacht und das Interessante daran ist, dass keines der vier Gene eines war, das je ein Kandidat für unsere Studien gewesen wäre. Diese Gene sind alle neuartig und interessant in dem Sinn, dass sie Dinge steuern, die wir nie mit Asthma in Zusammenhang gebracht hätten."
Die Asthma-Forschung, sagt Juha Kere, habe so eine ganz neue Richtung eingeschlagen. Eines der vier Gene, das er nun genauer untersucht, ist in den Bronchien und glatten Muskelzellen von Asthmatikern besonders aktiv und die Aktivität ändert sich auch, wenn die Krankheit ausbricht.
" Es kann gut sein, dass sich herausstellt, dass das Gen mit einem Schutzmechanismus der Lungenoberfläche zu tun hat, aber eigentlich ist es noch zu früh darüber zu spekulieren."
Die Humangenomforschung steht eben immer noch am Anfang.