Die spanische Zeitung LA VANGUARDIA erläutert: "Die Hoffnungen auf eine Verlängerung des Waffenstillstands sind verflogen, während noch nicht alle der 240 in den Gazastreifen Entführten gegen palästinensische Häftlinge ausgetauscht wurden. Wie abzusehen war, rückt mit der Wiederaufnahme der Kämpfe wieder Israel in den Mittelpunkt, dessen Recht auf Selbstverteidigung - die Zerschlagung der Hamas - mit der hohen Zahl ziviler Opfer kollidiert, die auch die Hamas zu verantworten hat. Die USA setzen sich nun für das kleinere Übel ein - wenn der Krieg schon nicht zu stoppen ist, sollte er zumindest weniger tödlich sein - und fordert Israel auf, im Süden des Gazastreifens anders als zuvor im Norden vorzugehen. Es wird sich zeigen, ob Israel dem folgt", notiert LA VANGUARDIA aus Barcelona.
Die polnische Zeitung RZECZPOSPOLITA aus Warschau erwartet: "Die Kampfhandlungen werden voraussichtlich auch in viel größerem Umfang als bisher den südlichen Teil des Gazastreifens betreffen, wo es neben Hunderttausenden ständigen Einwohnern auch Hunderttausende Flüchtlinge aus dem Norden gibt. Warum hat die Hamas aufgehört, israelische Geiseln für palästinensische Gefangene freizulassen und den Beschuss zu pausieren, damit mehr humanitäre Hilfe an die Palästinenser in Gaza geliefert werden kann? Geiseln sind das beste Verhandlungsinstrument für Terroristen, und nur Naive dürften glauben, die Terroristen würden in kurzer Zeit alle gehen lassen", vermerkt die RZECZPOSPOLITA.
Die palästinensische Zeitung AL AYYAM beobachtet: "Es scheint, als habe Israel enorme Schwierigkeiten, sein ursprüngliches Ziel zu erreichen, nämlich die Vernichtung der Hamas. Dies könnte die Regierung in Jerusalem dazu veranlassen, in einen ausgedehnten, unbefristeten Krieg zu treten. Angesichts dieser Lage ist es nicht unwahrscheinlich, dass auch die Spannungen im Westjordanland zunehmen werden. Es könnte sogar zu einer neuen Intifada kommen, die nicht friedlich verlaufen wird. Diese könnte sich wiederum zu einem größeren regionalen Konflikt ausweiten und zunächst auf den Libanon überspringen. Die einzige Möglichkeit, eine solche Entwicklung zu verhindern, ist eine vollständige Einstellung der Kampfhandlungen im Gazastreifen", unterstreicht AL AYYAM aus Ramallah.
Die österreichische Zeitung DER STANDARD kritisiert die Haltung von UNO-Generalsekretär Guterres: "Seine Erklärungen zum Krieg sind meist abstrakt, betonen, dass Gewalt 'auf beiden Seiten' zu verurteilen und zu beenden sei. Das ist irritierend und klingt so, als sei die israelische Armee, also die eines demokratischen Staats, mit der Hamas gleichwertig auf eine Stufe zu stellen. Wie absurd solche moralische Relativierung ist, lässt sich rund um die Freilassung der israelischen Geiseln beobachten. Die Hamas zieht das als schauriges Propagandaspektakel durch. Vermummte Kämpfer führen die Geiseln – Frauen und kleine Kinder – einzeln bei der Übergabe an Vertreter des Rotes Kreuzes vor, begleitet von einem drohenden Mob hunderter palästinensischer Männer. Wenn Israel palästinensische Häftlinge – Straftäter und Verdächtige – an die Hamas übergibt, geht das dort einher mit triumphalen Demonstrationen, dass der Kampf zur Vernichtung Israels weitergehe. Aus Gaza werden Raketen abgefeuert. Die UNO und Guterres schauen dem schweigend zu", betont DER STANDARD aus Wien.
Themenwechsel. Die chinesische Zeitung HUANQIU SHIBAO aus Peking geht ein auf die UNO-Weltklimakonferenz COP28 in Dubai: "Die überraschende Einigung auf einen Klimaentschädigungsfonds in Höhe von 400 Millionen US Dollar am ersten Konferenztag ist ein Erfolg. Denn die Fragen zu Beitragshöhe und Verteilung der Gelder waren bisher immer ein zähes Streitthema. Während Staaten wie die Vereinigten Arabischen Emirate, Deutschland und Großbritannien sich bereit erklären, bis zu 100 Millionen US Dollar in den Fonds einzuzahlen, ist die Zusage der USA mit 17,50 Millionen beschämend. Bei der Bekämpfung des Klimawandels dürfen die Vereinigten Staaten nicht fehlen. Wer die Führungsrolle in der Welt für sich beansprucht, muss dieser Rolle gerecht werden und auch ein Vorbild für die anderen sein", findet HUANQIU SHIBAO.
Die britische Zeitung THE GUARDIAN führt aus: "Während das Ziel vorgeblich darin besteht, den Planeten zu schützen, gibt es die Befürchtung, dass der COP-Prozess von den kurzfristigen Interessen der kohlenstoffemittierenden Industrien vereinnahmt wurde, die alles tun, um ihren Reichtum zu bewahren. Aber kohlenstoffintensive Industrien und Petro-Staaten sind mit existenziellen Fragen konfrontiert. Welche Rolle spielen sie in einer fossilfreien Zukunft? Eine Antwort ist, dass die Zukunft in Wirklichkeit gar nicht fossilfrei sein wird", vermutet THE GUARDIAN aus London.
Natürlich dürfe man den Emiraten vorwerfen, mit der Ölförderung die Klimakrise anzuheizen, schreibt das ST. GALLER TAGBLATT aus der Schweiz: "Aber diese Vorwürfe dürfen nicht von den eigenen, mangelhaften Klimaschutzverpflichtungen ablenken. Würde der Westen geschlossen das fossile Zeitalter beenden, würde ein Großteil des Geschäftsmodells der Golfstaaten zusammenkrachen. Auch ein global vereinbarter CO2-Preis würde das Verbrennen von Kohle, Öl und Gas deutlich unattraktiver machen. So braucht es das Bekenntnis und den Willen von allen Teilnehmerstaaten, entschlossen und mutig gegen die Erderwärmung vorzugehen. Gegenseitige Schuldzuweisungen und Ablenkungsmanöver von eigenem Versagen sind fehl am Platz", lesen wir im ST. GALLER TAGBLATT.
Die norwegische Zeitung DAGSAVISEN aus Oslo stellt fest: "Das Ziel einer Begrenzung der Erderwärmung auf maximal 1,5 Grad rückt in immer weitere Ferne, und allen Ankündigungen zum Trotz gibt es nur wenig Länder, die ihre Emissionen wirklich reduzieren. Gleichzeitig sieht es danach aus, als werde 2023 das wärmste Jahr seit Beginn der Temperaturaufzeichnungen. Trotzdem dürfen wir nicht aufgeben, und es ist wichtig, dass Staatsführer aus allen Teilen der Welt miteinander sprechen, denn die Alternative wäre noch schlechter."
Abschließend noch Stimmen zum Konflikt um die spanische Region Katalonien. In Genf komme es heute zu einer bemerkenswerten Veranstaltung, hebt die schwedische Zeitung DAGENS NYHETER hervor: "Denn dort treffen sich Vertreter der spanischen Sozialisten und der katalanischen Nationalistenpartei Junts. Auf der Agenda steht eine Volksabstimmung über eine Unabhängigkeit Kataloniens, ebenso ein neues Finanzmodell, wonach alle Steuergelder aus Katalonien in der Region verbleiben. Das Treffen findet unter internationaler Vermittlung statt und ist nur das erste in einer ganzen Reihe. Junts-Chef Carles Puigdemont verlangt für seine Unterstützung der Regierung Sánchez eine Amnestie für sich und andere Politiker, die wegen des illegalen Unabhängigkeitsreferendums 2017 verurteilt wurden. Darauf lässt sich die Regierung ein, während um die weiteren Forderungen noch gestritten wird. Eine solche Amnestie könnte Teil eines Versöhnungsprozesses sein, aber davon ist in Spanien wenig zu verspüren", konstatiert DAGENS NYHETER.
Die spanische Zeitung EL MUNDO aus Madrid spricht von einem brisanten Treffen: "Man fühlt sich an frühere Verhandlungen mit der ETA erinnert, als es um das Ende dieser Terroristenbande ging. Jetzt wird darüber diskutiert, welchen Preis die Unterstützung für Sánchez durch die sieben Abgeordneten von Junts im spanischen Parlament hat. Das ist nichts anderes als ein Schlag für die Demokratie. Keine andere Regierung in Europa würde Bedingungen wie einen Verhandlungstisch in einem Nicht-EU-Land unter der Anwesenheit internationaler Vermittler mit unbekannter Herkunft akzeptieren. Spanien begibt sich damit auf das Niveau eines geschwächten Staates herab, der gerade einen Bürgerkrieg hinter sich hat", analysiert EL MUNDO zum Ende der internationalen Presseschau.