Gestern wurde der Hamas-Führer al-Aruri bei einem Drohnenangriff im Libanon getötet. In einer Analyse des britischen GUARDIAN heißt es: "Die Tötung von Saleh al-Aruri in Beirut ist der erste Schlag einer Reihe von Attentaten im Ausland, die israelische Offizielle seit mehreren Monaten angekündigt hatten. Das Ziel wurde sorgfältig ausgewählt: Aruri war einer der ranghöchsten Hamas-Führer und die wichtigste Verbindung der Organisation sowohl zum Iran als auch zur libanesischen Hisbollah-Miliz. Die Auswirkungen könnten erheblich sein. Der Chef der libanesischen Hisbollah, Nasrallah, hat bereits angekündigt, dass es eine entschiedene Antwort geben werde. Die Tötung von Aruri könnte also dazu führen, dass Israel einen Zweifrontenkrieg führt. Ein Szenario, das es bisher zu vermeiden suchte", ist im GUARDIAN aus London zu lesen.
Auch die libanesische Zeitung L'ORIENT LE JOUR aus Beirut hält eine Ausweitung des Kriegs für möglich. Sie notiert, der Krieg... "klopft wütend an unsere Türen. Er ist bereits fast im Haus mit dem mörderischen Drohnenanschlag auf die Nummer zwei der Hamas in Beirut, also mitten in der Hochburg der Hisbollah."
"Es knirscht im ohnehin morschen Gebälk, das wir - abgesehen von Gaza - als relativen Frieden im Nahen Osten bezeichnen", bemerkt die dänische Zeitung POLITIKEN: "Überall gibt es kleine Glutnester mit Explosionspotenzial, was die Angst vor einem umfassenden Krieg steigen lässt. Dabei besteht die Gefahr schon länger, dass das Terror-Massaker der Hamas und Israels Gegenangriff auch andere Konflikte in der Region befeuern könnten. Die vom Iran unterstützte Hisbollah feuert vom Libanon aus Raketen auf Israel ab, und auf beiden Seiten der Grenze sind zehntausende Zivilisten geflohen. Noch ist die Explosion ausgeblieben, weil Israel kein Interesse an einer weiteren Front im Norden hat. Die Hisbollah will keinen Krieg, der Libanons schwächelnder Wirtschaft den endgültigen Todesstoß versetzen würde. Was wir erleben, ist eine schleichende Eskalation", kommentiert POLITIKEN aus Kopenhagen.
Das höchste israelische Gericht hat einen wichtigen Teil des Justizumbaus durch die Regierung von Premierminister Netanjahu gekippt. Die schwedische Zeitung DAGENS NYHETER begrüßt die Entscheidung: "Es ist gut, wenn durch die Gewaltenteilung Gesetze gestoppt werden, die Minderheiten diskriminieren oder korrupte Politiker regieren lassen. Was Israel jetzt braucht, ist dass die Institutionen des Landes zusammenhalten und die Demokratie diese Regierung überlebt. Israels Krieg gegen Hamas hat bislang zu schrecklichen Opferzahlen unter Zivilisten geführt, und trotzdem gibt es Regierungsmitglieder, die noch viel weiter gehen wollen. Sicherheitsminister Ben-Gvir forderte die Wiedererrichtung israelischer Siedlungen im Gazastreifen, und Finanzminister Smotrich sprach von einer Reduzierung der Bevölkerung im Gazastreifen um 90 Prozent. Das sind ungemein gefährliche Äußerungen. Das Schlimmste für die Palästinenser ist nicht dasselbe wie das Beste für Israel. Diese nationalistischen Extremisten müssen weg", mahnt DAGENS NYHETER aus Stockholm.
Die israelische Zeitung JERUSALEM POST unterstreicht: "Der Test für eine Demokratie ist, wie sie sich in Krisen verhält, nicht wie sie sich verhält, wenn die Dinge ruhig sind. Unsere Demokratie hat diesen Test nun bestanden. Wir sind geeint, wie es in dieser Zeit nötig ist. Alle Diskussionen über das Urteil wird es zu gegebener Zeit geben, es gibt keine Eile. Wir müssen unsere Feinde besiegen. Wenn diese Aufgabe abgeschlossen ist - und das kann Monate oder sogar Jahre dauern -, wird das Land die Justizreform überdenken müssen", erwartet die JERUSALEM POST.
Die türkische Zeitung KARAR meint: "Das Vorhaben Netanjahus war, die Justiz unter seine Kontrolle zu bringen, so wie in Polen und Ungarn. Das Oberste Gericht hat dieses Vorhaben zwar abgelehnt, aber mit einer dünnen Mehrheit von einer Stimme. Genauso wie die israelische Gesellschaft ist auch das Gericht stark gespalten. Das ist bedenklich. Netanjahu versucht, die Justiz zu unterdrücken, weil er Angst vor dem Gesetz hat. Und er hat Angst, dass ihm wie dem früheren serbischen Präsidenten Milosevic vor dem Kriegsverbrechertribunal der Prozess gemacht werden könnte", vermutet KARAR aus Istanbul.
Die TIMES OF ESWATINI aus dem früheren Swasiland in Afrika blickt auf das Wahljahr 2024: "Die Hälfte der Weltbevölkerung ist in den kommenden zwölf Monaten zum Urnengang aufgerufen. Wichtig auch für unsere heimische Wirtschaft ist die US-Präsidentschaftswahl sowie die Wahlen in Taiwan und Südafrika. Der Ausgang der Wahlen in den USA und Taiwan wird spürbare Auswirkungen auf die weltweiten geopolitischen Risiken haben," vermutet die TIMES OF ESWATINI, die in der Hauptstadt Mbabane erscheint.
"2024 ist ein Jahr der Schicksalswahlen", formuliert es die norwegische Zeitung DAGBLADET: "Es gibt Wahlen in Indien, der größten Demokratie der Welt mit 1,4 Milliarden Einwohnern. Außerdem gibt es Wahlen in Großbritannien, in Russland - und in den USA als der wichtigsten Demokratie der Welt. Es ist ungewöhnlich und beunruhigend, wenn die Wähler auch in bislang stabilen Demokratien auf eine so schwere Probe gestellt werden. Das gilt vor allem für die USA. Der frühere Präsident Trump ist allein durch seine Kandidatur eine Bedrohung für die Demokratie. Er ist in mehreren Punkten angeklagt, von Falschangaben zu seinem Vermögen bis hin zu einem versuchten Staatsstreich. Trotzdem deutet alles darauf hin, dass er für die Republikaner ins Rennen zieht. Wenn er gewinnt, könnte er wie ein Tornado ins Weiße Haus fegen - nur mit mehr Erfahrung und mit mächtigem Rachedurst", befürchtet das DAGBLADET aus Oslo.
Ein Kolumnist des NEW ZEALAND HERALD aus Auckland wagt mit Blick auf die US-Wahl diese Prognose: "Donald Trump wird die Vorwahlen der Republikaner in den USA gewinnen. Da es sich bei den Präsidentschaftskandidaten vor allem um alte Männer handelt, wird die Wahl wahrscheinlich nicht von den Wählern oder den Gerichten entschieden. Sondern von ihrer Gesundheit."
In Japan sind nach dem schweren Erdbeben mehr als 60 Menschen ums Leben gekommen. Die Zeitung THE ASAHI SHIMBUN aus Tokio betont: "In der von diesmaligem Erdbeben betroffenen Region stehen das stillgelegte AKW Shika und das AKW Kashiwazaki-Kariwa. In Shika soll es zwar zum Transformatorbrand gekommen sein. Laut Behörde ist die Stromversorgung und damit die Kühlung der Brennelemente sicher. Allerdings: Es ändert nichts daran, dass die Atomkraftwerke für die Bevölkerung ein potenzielles Risiko darstellen. Das Erdbeben am Neujahrstag sollte Anlass sein, den Katastrophenschutz dieses Landes, das bereits unzählige Naturkatastrophen erlebt und daraus viele Lehre gezogen hat, noch einmal gründlich zu überprüfen", fordert die japanische Zeitung THE ASAHI SHIMBUN.
Die chinesische Zeitung GLOBAL TIMES sorgt sich ebenfalls um die nukleare Sicherheit: "Was die Probleme in den Kernkraftwerken in der Präfektur angeht, so haben die japanischen Behörden umgehend festgestellt, dass sie 'derzeit sicher' seien. Es seien keine 'Schäden oder Lecks bestätigt'. Die Informationen haben bei den Internetnutzern aber große Aufmerksamkeit erregt. Ein Grund für diese Besorgnis ist, dass Japan eines der Länder mit der höchsten Konzentration von Kernkraftwerken weltweit ist und gleichzeitig nur über eine begrenzte Landfläche verfügt. Tritt eine schwere nukleare Katastrophe ein, kann Japan sie kaum allein bewältigen. Der Atomunfall von Fukushima hat uns dies schmerzlich vor Augen geführt. Noch wichtiger ist, dass die japanische Regierung und TEPCO eine schlechte Erfolgsbilanz bei der Bewältigung von Atomunfällen haben. Sie haben in gewisser Weise ihre Glaubwürdigkeit verloren."