![Nahaufnahme der deutschen Flagge auf Bundeswehrkleidung beim Verabschiedungsappell des Taktischen Luftwaffengeschwaders 74 am 26.02.2024 im Fliegerhorst Neuburg in Neuburg an der Donau Nahaufnahme der deutschen Flagge auf Bundeswehrkleidung beim Verabschiedungsappell des Taktischen Luftwaffengeschwaders 74 am 26.02.2024 im Fliegerhorst Neuburg in Neuburg an der Donau](https://bilder.deutschlandfunk.de/32/f3/3b/2b/32f33b2b-69f2-474d-ba3c-91853a6e5c26/bundeswehr-luftwaffe-100-1920x1080.jpg)
Die NEUE ZÜRCHER ZEITUNG schreibt dazu: "Man weiß nicht, was schlimmer ist: die unfassbare Fahrlässigkeit, mit der die Soldaten, darunter der Luftwaffenchef Ingo Gerhartz, in dieser Videokonferenz im Internet elementare Regeln der militärischen Kommunikation verletzen und Staatsgeheimnisse auf einem nicht abhörsicheren Kanal austauschen. Oder ist es die Tatsache, dass Russland die Konferenzen deutscher Militärs abhört und mutmaßlich über noch weitere Mitschnitte verfügen dürfte? Das alles ist nicht einfach eine militärische Panne. Es ist ein politischer Skandal, und er zeigt die Bundeswehr in einem erschreckenden Zustand. Teile ihrer Führung haben offenkundig immer noch nicht verstanden, dass eine Tankfüllung von Berlin entfernt ein Krieg tobt, in dem Putin Deutschland längst als Gegner sieht", mahnt die N.Z.Z.
"Die Militärführer schwadronieren über das Schicksal von Ländern und Völkern, als redeten sie über das Mittagessen am Sonntag", kritisiert die ungarische Zeitung MAGYAR NEMZET. "Einer hat am Ende des Videochats seine Schwester im Bild, und gelegentlich springt eines seiner Kinder aufgeregt am unteren Rand auf. Hier geht es aber nicht um grünen Bohneneintopf, sondern um einen möglichen Weltbrand, um den Tod Tausender Menschen, um eine strategisch wichtige Brücke, die auf einem Schlachtfeld liegt. Deutschland als einstiger Motor Europas darf nicht auf ein so niedriges Niveau sinken. Dass die Generäle dieses Niveau trotzdem erreicht haben, ist ein Symptom, auf das nicht nur die Militärführung, sondern auch Olaf Scholz sofort reagieren muss", fordert MAGYAR NEMZET aus Budapest.
Die russische ROSSIJSKAJA GASETA kommentiert: "Es ist nicht schwer, sich den Schock vorzustellen, den man im deutschen Verteidigungsministerium empfand, als sich herausstellte: Die Russen haben tatsächlich ein Gespräch zwischen hochrangigen Bundeswehroffizieren öffentlich gemacht, das ist kein Fake. Außerdem ging es in dem Gespräch um ein Thema, das für das offizielle Berlin hochsensibel ist. Das, worüber die deutschen Militärs in dem Mitschnitt gesprochen haben, erlaubt nicht nur einen Blick hinter die Kulissen der NATO und enthüllt ihre Geheimnisse, sondern es stellt auch den Ruf des deutschen Regierungschefs infrage", heißt es in der ROSSIJSKAJA GASETA aus Moskau.
Die italienische Zeitung CORRIERE DELLA SERA stellt fest: "Es ist ein sehr schlechtes Ende der Woche für den Kanzler, die mit dem fast öffentlichen Streit mit Macron begann, sich mit der Irritation der Verbündeten über den Taurus fortsetzte und in der Abhöraffäre endete. Und nicht nur das. Auf Macrons Vorschlag, NATO-Soldaten in die Ukraine zu schicken, reagierte er zwei Tage später mit einem Video. Mit mir als Kanzler, versichert er den Deutschen, wird das nicht passieren. Dieses Video erwies sich als der geringste Schaden. Mit der Taurus-Debatte hat Scholz den Abgrund geöffnet", konstatiert CORRIERE DELLA SERA aus Mailand.
Mit Macrons Äußerungen steige die Wahrscheinlichkeit einer internationalen Konfrontation, warnt LA RAZON aus Mexiko-Stadt: "In seiner Rede an die Nation erklärte Putin, sein mächtiges Land hege keine Absichten, in Europa einzumarschieren, aber er warnte vor einer weiteren Eskalation. Europa spielt die Drohungen Putins herunter und bezeichnet sie als Versuch der Einschüchterung. Aber die Bedrohung sollte nicht auf die leichte Schulter genommen werden. Alle in den Ukraine-Krieg verwickelten Nationen sollten endlich die Notbremse ziehen, um einen verheerenden globalen Krieg zu verhindern", verlangt LA RAZON aus Mexiko-Stadt.
Auch die tschechische Zeitung LIDOVE NOVINY geht auf die Äußerungen Macrons ein. Die Worte des französischen Präsidenten dienten der Abschreckung und stünden damit im Einklang der französischen Sicherheitsstrategie: "Uneindeutigkeit ist ein entscheidender Bestandteil wirksamer Abschreckungspolitik. Andere Länder hätten daher vielleicht besser getan, dem französischen Beispiel zu folgen, statt einen möglichen Einsatz von Bodentruppen von vornherein auszuschließen. Warum sollte man dem russischen Präsidenten Putin beruhigend versichern, dass sich ihm keine westlichen Soldaten entgegenstellen werden?", fragt die Zeitung LIDOVE NOVINY aus Prag.
Nun zur Situation im Gazastreifen. Die portugiesische Zeitung CORREIO DA MANHÃ schreibt: "Der Tod von mehr als hundert Menschen während einer Lebensmittelverteilung im Gazastreifen ist ein krasses Beispiel für die Not und Verzweiflung, der die palästinensischen Zivilisten ausgesetzt sind. Praktisch die ganze Bevölkerung des Gazastreifens ist auf ausländische Nahrungsmittelhilfe angewiesen. Allein in der letzten Woche sind mindestens zehn Kinder in den Krankenhäusern von Gaza an Hunger gestorben. Die Welt kann nicht länger tatenlos zusehen, wie diese humanitäre Katastrophe immer schlimmer wird", appelliert CORREIO DA MANHA aus Lissabon.
"Was sich im Gazastreifen abspielt, lässt sich kaum noch in Worte fassen", notiert EL TIEMPO aus Kolumbien. "Zuletzt erreichten uns Bilder von verzweifelten Menschen auf der Suche nach Nahrungsmitteln, die bei dem Versuch ums Leben kommen, einen Konvoi mit Hilfsgütern zu erreichen. Für die Palästinenser bedeutet die Konfrontation zwischen der israelischen Armee und den Hamas-Terroristen eine wahre Hölle. Zu dem jüngsten Vorfall gibt es unterschiedliche Versionen, aber die Frage bleibt, was die internationale Gemeinschaft endlich zum Handeln bewegen könnte", stellt EL TIEMPO aus Bogotá fest.
Die palästinensische Zeitung AL-AYYAM aus Ramallah schreibt: "Die USA haben erste Hilfsgüter über dem Gazastreifen abgeworfen. Allerdings fielen einige dieser Materialien ins Meer, andere hinter den Grenzzaun. Zudem wurden die Hilfsgüter im Gebiet um Chan Junis abgeworfen und nicht in Gaza und im Norden, wo sie am dringendsten gebraucht würden. Hinzu kommt: Diese Hilfsgüter können die LKW-Lieferungen kaum ersetzen. Eine Verteilung an Bedürftige ist auf diese Art schwer. Stattdessen schafft Hilfe aus der Luft eher Raum für neues Chaos. Vor allem aber könnte die amerikanische Regierung Israel dazu zwingen die Lieferung von Hilfsgütern in der erforderlichen Menge und Geschwindigkeit zu erleichtern. Eben das tut sie aber nicht. Denn ihre grundsätzliche Einstellung zu Israel und dem Krieg behält sie weiter bei", meint AL-AYYAM aus Ramallah.
Die israelische Zeitung HAARETZ kommentiert die Empörung über israelfeindliche Äußerungen bei der Berlinale. Sie mache ein langjähriges Problem in Deutschland deutlich, schreibt die Zeitung aus Tel Aviv: "Eine kritische Auseinandersetzung mit dem Nahost-Konflikt wird schnell als antisemitisch abgestempelt. Das verhindert jeden maßvollen und überlegten Diskurs. Die Ablehnung palästinensischer Stimmen und die zunehmende Marginalisierung linker jüdischer und progressiver israelischer Stimmen hat ein alarmierendes Ausmaß an politischer Verzerrung erreicht. Und das alles im Namen einer angeblichen Abrechnung mit der zutiefst antisemitischen Vergangenheit Deutschlands", kritisiert HAARETZ aus Israel.
Abschließend noch ein Kommentar zu den Wahlen im Iran. Sie seien eine Niederlage für die Mullahs, meint die türkische Zeitung DUVAR: "Offiziellen Angaben zufolge lag die Wahlbeteiligung bei 41 Prozent und war damit so niedrig wie seit 45 Jahren nicht mehr. Auch die Zahl der ungültigen Stimmzettel soll sehr hoch gewesen sein. Man könnte hier von einem 'passiven Boykott' sprechen. Die Frage der Legitimität der Wahlen lässt sich aber nicht nur an der Urne ablesen. Laut einer Umfrage soll die Zahl der Iranerinnen und Iraner, die sich eine Trennung von Religion und Staat wünschen, von 30 auf 73 Prozent gestiegen sein. Diese Mehrheit könnte grundlegende Veränderungen fordern. Bisher schweigt sie. Noch." Das war DUVAR aus Istanbul.