
Die niederländische Zeitung DE TELEGRAAF äußert sich zu der Gefahr eines Krieges zwischen Israel und der Hisbollah: "Die Folgen einer direkten Konfrontation wären unabsehbar. Die Hisbollah ist in der Lage, täglich Tausende von Raketen auf Israel abzufeuern, das seinerseits damit droht, große Teile des Südlibanon und Beirut platt zu machen. Zudem besteht diesmal die sehr reale Gefahr, dass auch andere Akteure in den Krieg hineingezogen werden. Irakische Milizenführer haben bereits ihre Bereitschaft signalisiert, Tausende von Kämpfern in den Libanon zu schicken. Die Huthis im Jemen würden im Falle eines größeren Konflikts ihre Angriffe, die sich bisher meist auf die Schifffahrt im Roten Meer beschränken, wahrscheinlich stark ausweiten. Und der Iran, der Israel in diesem Jahr bereits einmal angegriffen hat, könnte ebenfalls direkt in den Konflikt eingreifen", befürchtet DE TELEGRAAF aus Amsterdam.
Die US-amerikanische Zeitung WALL STREET JOURNAL stellt fest: "Die Hisbollah hat ihre Angriffe auf Israel intensiviert. Die iranische Stellvertreter-Miliz könnte einen größeren Krieg provozieren, wenn die USA ihr nicht einen guten Grund geben, das zu unterlassen. Washington ist zu sehr darauf fixiert, Israel in Schach zu halten, um das zu bemerken. Die Biden-Regierung hat bei anderen Gelegenheiten gewarnt, dass sie möglicherweise nicht eingreifen würde, um Israel zu helfen, und dennoch hat Israel getan, was es tun musste. Ziel des Weißen Hauses ist es, einen größeren Krieg zu verhindern, aber eine Politik der Schwächung Israels hat den gegenteiligen Effekt. Sie ermutigt die Hisbollah, weiter zu schießen und ihre Reichweite zu vergrößern", argumentiert das WALL STREET JOURNAL aus New York.
Die arabischsprachige Zeitung AL QUDS AL-ARABY aus London behauptet, der Iran wolle verhindern, dass der Konflikt außer Kontrolle gerate. Deshalb dränge die Regierung in Teheran "ihre Verbündeten im Jemen und anderswo dazu, ihre Angriffe - etwa auf die internationale Schifffahrt - moderat zu eskalieren, um Netanjahu und seine Regierung sowie Israels Partner an die möglichen Folgen einer großen regionalen Konfrontation zu erinnern. Aber auch die westlichen Staaten mahnen Israel, den Konflikt mit der Hisbollah nicht zu etwas Größeren auswachsen zu lassen. Nun kommt es darauf an, wie die israelische Regierung entscheidet: Ob sie einen Krieg will oder diesen aus internen und externen Gründen verhindern will." So weit AL QUDS AL-ARABY.
Die israelische Zeitung HAARETZ fragt: "Was kann man tun? Israel sollte sich aus dem Gazastreifen zurückziehen und erklären, dass der Krieg gegen die Hamas fortgesetzt wird und man sich das Recht vorbehält, jederzeit wieder hineinzugehen. Wir sollten dann ein Abkommen im Norden erreichen und gleichzeitig unsere Verteidigung der Grenze und der Grenzgemeinden sowohl im Süden als auch im Norden erheblich verstärken. Das ist weit entfernt von einem 'Sieg'. Aber zumindest ist es nicht die 'totale Niederlage', auf die wir derzeit zusteuern", urteilt HAARETZ aus Tel Aviv.
Themenwechsel. Die österreichische Zeitung DER STANDARD geht ein auf die Anschläge in der südrussischen Kaukasusrepublik Dagestan: "Allzu große Mühe, ihre Lügen zu verschleiern, dürften die Kreml-Propagandisten nach zwei Jahren Angriffskrieg nicht mehr für nötig befinden. So wie nach dem Attentat auf die Konzerthalle Crokus City vor den Toren Moskaus im März soll nach Lesart von Kreml-Sprecher Dmitri Peskow auch hinter den Anschlägen vom Sonntag auf Kirchen, Synagogen und Polizisten in Dagestan die Ukraine stehen. Belege oder gar Beweise braucht der Kreml längst nicht mehr. Wahr ist, was den eigenen Narrativen dient. Und was das Staatsfernsehen meldet, ist in Wladimir Putins Diktatur Gesetz. Desinformation ist nicht nur ein Exportschlager. An der Heimatfront herrscht nach Jahren der Dauerbeschallung mit antiwestlicher Propaganda Apathie. Wer nicht ausgewandert ist, schweigt", analysiert DER STANDARD aus Wien.
Die aserbaidschanische Zeitung MÜSAVAT aus der Hauptstadt Baku vermutet, die Attentäter wollten sich damit "am Staat Israel und den ihn unterstützenden christlichen Ländern rächen. Tatsächlich war ein solches Ereignis erwartet worden. Bereits im Oktober letzten Jahres fühlten sich die Juden vor Ort bedroht, wandten sich an die staatlichen Behörden und einige von ihnen beschlossen, an andere Orte zu ziehen. Auslöser waren Proteste religiöser Jugendlicher gegen das Vorgehen Israels, die die jüdische Gemeinde Dagestans für Netanjahus Gaza-Entscheidungen mitverantwortlich machten. Für religiöse Fanatiker haben subtile Details und überzeugende Argumente keine Wirkung. Für sie ist ein Anschlag auf eine Synagoge gleichbedeutend mit einem Anschlag auf den jüdischen Staat. Das ist typisch terroristisches Denken", hält MÜSAVAT fest.
Zu der bevorstehenden Parlamentswahl in Frankreich lesen wir in der britischen Zeitung THE GUARDIAN: "Nach der Demütigung durch Marine Le Pens Partei Rassemblement National (RN) bei den Europawahlen entschied sich Präsident Emmanuel Macron dafür, die französischen Wähler aufzufordern, Farbe zu bekennen. Er rechnete damit, dass die Aussicht auf einen rechtsradikalen Premierminister eine 'Klärung' in ihrem Denken herbeiführen würde. Eine Woche vor dem ersten Wahlgang gibt es jedoch keinerlei Anzeichen dafür, dass sich dieses waghalsige Spiel auszahlt. Ganz im Gegenteil. Einer Umfrage zufolge könnte Le Pens Partei ihren Stimmenanteil auf 36 Prozent erhöhen. Es bleibt abzuwarten, wie das ausgeht", vermerkt THE GUARDIAN aus London.
Die italienische Zeitung LA STAMPA vertritt diese Ansicht: "Nach den Wahlen in Frankreich könnte sich Paris mit einem erzwungenen Zusammenleben eines Präsidenten der Mitte und eines rechtsextremen Premierministers konfrontiert sehen. Europa läuft daher Gefahr, ohne Kompass zwischen den Klippen des internen institutionellen Weges und den stürmischen internationalen Gewässern in der Ukraine und im Nahen Osten zu navigieren. Und ein Handelskrieg zwischen der EU und China würde noch eine weitere Komplikation darstellen. Um den Kompass zu finden, wird es diese Woche ernst. Politisch, vor allem mit einer Einigung über die Vergabe der EU-Posten", folgert LA STAMPA aus Turin.
Abschließend noch Stimmen zum Beginn der EU-Beitrittsverhandlungen mit der Ukraine. Die chinesische Zeitung XINJINGBAO, ein Presseorgan der Kommunistischen Partei, führt aus: "Zwar hat man in Brüssel beschlossen, dass die Ukraine die strengen 'Kopenhagener Kriterien' nicht einhalten muss, dennoch wird es noch ein langer schwieriger Weg, da am Ende alle 27 Mitgliedstaaten dem Beitritt zustimmen müssen. Von den über 30 Kapiteln, über die verhandelt werden muss, wird insbesondere die Landwirtschaft ein großer Knackpunkt sein, da Kiew weltweit ein wichtiger Produzent und Exporteur von Agrarprodukten ist. Bereits jetzt haben Polen, Ungarn und die Slowakei Lebensmitteleinfuhren aus der Ukraine blockiert, um ihre heimischen Landwirte zu schützen. Dies zeigt, wie sensibel dieses Thema ist und welch hohe Hürde da überwunden werden muss", meint XINJINGBAO aus Peking.
Die südkoreanische Zeitung THE KOREA TIMES gibt zu bedenken: "Russlands brutaler Angriffskrieg gegen die Ukraine stellt eine direkte Herausforderung für das europäische Projekt dar. Wenn ihr nicht frontal begegnet wird, könnte die gesamte europäische Ordnung in den kommenden Jahren auseinanderbrechen. Um dies zu verhindern, muss sich die EU in eine Sicherheitsunion umwandeln, in Partnerschaft mit der NATO, und die Erweiterung um die Ukraine vorantreiben. Die Entscheidung ist hier ganz einfach: Entweder wir dehnen unsere Stabilität nach Osten aus, oder Russland wird sein Projekt der Destabilisierung weiter nach Westen treiben", lesen wir in THE KOREA TIMES aus Seoul.