26. Juli 2024
Die internationale Presseschau

Kommentiert werden die Rede des israelischen Ministerpräsidenten Netanjahu vor dem US-Kongress sowie die Lage der Ukraine im russischen Angriffskrieg. Zunächst geht es aber um die Olympischen Sommerspiele in Paris, die heute Abend eröffnet werden.

Blick auf Olympischen Ringe im Olympischen Dorf der Athleten in Paris.
Olympia 2024 in Paris (picture alliance / dpa / Michael Kappeler)
Die Meldungen über Brandanschläge auf das französische Schnellzugnetz konnten von den Zeitungen allerdings noch nicht berücksichtigt werden. Die polnische Zeitung RZECZPOSPOLITA führt aus: "Paris will ein Sportfest veranstalten, das es so noch nie gegeben hat. Und das ist sowohl die große Hoffnung als auch das größte Problem der gerade beginnenden Olympischen Spiele. Die französische Hauptstadt bietet als erster Gastgeber der Spiele Fans und Fernsehzuschauern die Möglichkeit, eine der Hauptstädte der Welt in all ihrer Pracht zu sehen und gleichzeitig um Medaillen zu kämpfen. Wie das aussehen könnte, zeigen die Franzosen jedes Jahr bei der Tour de France, wenn die Mühen der Radfahrer manchmal nur ein Vorwand zu sein scheinen, um die Größe und Schönheit Frankreichs zu zeigen. Das heutige Frankreich ist allerdings kein ideales Land, um Veranstaltungen zu organisieren, die von der ganzen Welt verfolgt werden. Frankreich ist politisch und emotional gespalten, es kam dort häufig zu Terroranschlägen, die blutig waren. Aber wie viele Orte gibt es heute auf der Welt, von denen wir sagen könnten, dass die Olympischen Spiele dort sicher wären? Nicht viele, denn die ganze Welt bebt“, notiert die RZECZPOSPOLITA aus Warschau.
Die österreichische Zeitung DER STANDARD aus Wien blickt auf die Bezahlung der Athleten: "Milliardäre planen die Austragung von 'Enhanced Games', in denen fast alles erlaubt sein soll, Doping jedenfalls. 'Eine bessere Version der Olympischen Spiele' wird als Ziel propagiert, Warnungen vor gesundheitlichen und sozialen Folgen werden in den Wind geschlagen. Die Investoren stellen exorbitant hohe Preisgelder in Aussicht, vor allem ehemalige Spitzenathleten bekunden bereits ihr Interesse. Wer aktuell noch im Spitzensport mitmischt und gleichzeitig bei den Enhanced Games mitmachen will, dem droht eine Dopingsperre. Dennoch ist nicht auszuschließen, dass sich der eine oder die andere überlegen könnte, quasi zum Gaudium aufgepumpt gegen andere Aufgepumpte anzutreten. Das hätten sich die olympischen Sportverbände zu einem guten Teil selbst zuzuschreiben. Schließlich werden sie zu Recht immer öfter mit dem Vorwurf konfrontiert, dass sie just jene, denen sie ihren Reichtum verdanken, nicht ordentlich be- oder auch nur entlohnen. Für Erfolge gibt es Medaillen, ansonsten schauen die meisten Athletinnen und Athleten durch die Finger." Das war DER STANDARD.
Die ebenfalls in Wien erscheinende Zeitung DIE PRESSE erläutert: "Ob Irrsinn oder tolerierte Naivität auf den Schultern des Sports, Veranstaltungen dieser Größenordnung passen jedoch – trotz all der an der Seine spürbaren Euphorie – nicht mehr in jedes Weltbild. Sie zu erleben geht aber doch fast jedem unter die Haut. Weil das Miteinander währenddessen im kollektiven Jubel und danach im finanziellen Lagerkoller nebst Kommerz oder Dopingbetrug, weiterhin wunderbar funktioniert. Brot und Spiele, dieses Konzept klappt doch schon seit Ewigkeiten." So weit DIE PRESSE.
Die norwegische Zeitung DAGBLADET schreibt: "Heute richten sich alle Augen auf den Beginn der Olympischen Sommerspiele in Paris. Unter normaleren Umständen würde sich dort eine Welt aus vielfältigen Ideen, Interessen und Kulturen versammeln. Aber 2024 ist das nicht möglich: Der olympische Geist verlangt gegenseitiges Verständnis, Freundschaft, Solidarität und Fairness. Im antiken Griechenland hatte während der Spiele Frieden zu herrschen, aber davon sind wir weit entfernt. Der Krieg in der Ukraine hat dazu geführt, dass Russland und Belarus von der Teilnahme ausgeschlossen sind, um den Abstand zu Putin zu markieren. Viele hatten wegen des Gaza-Kriegs auch den Ausschluss von Israel gefordert. Das ist nicht passiert, aber die Terrorgefahr ist für die israelischen Sportler stets präsent, und niemand hat den palästinensischen Anschlag 1972 in München vergessen", erinnert DAGBLADET aus Oslo.
Die japanische Zeitung ASAHI SHIMBUN hält fest: "Die Spiele werden immer größer. Die dementsprechend steigenden Kosten bereiten den Veranstaltern zunehmend Sorgen. In Paris wird zu 95 Prozent auf vorhandene oder temporär gebaute Spielstätten zurückgegriffen. Wenn aber nur noch Großstädte der Industrienationen Gastgeber sein können, wäre das vom ursprünglichen Ziel der Olympischen Spiele weit entfernt. Der Olympische Gedanke soll die Welt vereinen. Daher müssen die Wettbewerbe auch weltweit stattfinden können", meint ASAHI SHIMBUN aus Tokio.
Nun zur Netanjahu-Rede im US-Kongress. Die schwedische Zeitung AFTONBLADET aus Stockholm merkt an: "Netanjahu sprach in Washington von einem Streit zwischen Barbarei und Zivilistation und von dem Unterschied zwischen denen, die den Tod glorifizierten oder dem Leben huldigten. Das stieß auf Applaus. Aber während man dem israelischen Premier in den USA auf den Rücken klopft, geht der Albtraum in Gaza unvermindert weiter."
Die spanische Zeitung LA VANGUARDIA ist folgender Meinung: "Bei seinem Empfang im Weißen Haus bekam Netanjahu von US-Präsident Biden zu hören, dass er die Bedingungen eines von den USA ausgehandelten Vertrags einzuhalten habe. Dieser ist auch auf die Zustimmung der internationalen Gemeinschaft gestoßen, da eine Feuerpause die Freilassung der Geiseln und die Lieferung humanitärer Hilfsgüter nach Gaza erleichtern würde. Aber dann stellte Netanjahu bei seiner Rede vor dem US-Kongress klar, dass er keine Ratifizierung des Vertrags plane und auch während einer mögichen Waffenruhe die israelischen Truppen nicht aus Gaza abziehen wolle. Netanjahu nutzt die politische Schwäche Bidens für sich aus und sucht währenddessen die Nähe zu Trump", beobachtet LA VANGUARDIA aus Barcelona.
Die türkische Zeitung AKŞAM aus Istanbul sieht es so: "Die westlichen Regierungen, vor allem die der USA, machen sich mitschuldig am Massaker an den Palästinensern, indem sie die israelische Regierung unterstützen und Waffen liefern. Der US-Kongress hat die Lügen Netanjahus mit stehendem Applaus bedacht, die USA haben der Welt gezeigt, wie weit sie von ihrer Aufgabe, die Weltordnung zu sichern, entfernt sind."
Die palästinensische Zeitung AL QUDS aus Jerusalem erklärt: "Ministerpräsident Netanjahu kam nach Washington, um eine raschere militärische Unterstützung der USA für Israel zu fordern. Obwohl hochrangige Militärs und Sicherheitsbeamte in Israel ihm vorwerfen, eine existenzielle Bedrohung für die Sicherheit Israels und der Vereinigten Staaten darzustellen, stand ihm der Kongress mit lautem Applaus bei. So trägt nicht allein Netanjahu die Verantwortung für die katastrophale Entwicklung im Gazastreifen, sondern ebenso das Partnerland Israels, die USA."
Abschließend noch zwei Stimmen zum russischen Krieg gegen die Ukraine. Die chinesische Staatszeitung HUANQIU SHIBAO thematisiert den Besuch des ukrainischen Außenministers Kuleba in China: "Auf Einladung seines chinesischen Amtskollegen Wang Yi hält sich der ukrainische Außenminister Kuleba drei Tage in China auf. Auch wenn über ihre Gespräche nicht viel Konkretes nach Außen dringt, lässt sich nach den bisherigen positiven Äußerungen Kulebas vermuten, dass sein Besuch einen Beitrag zum Frieden in seinem Land leistet. Wie bei allen Kriegen zuvor muss auch der Konflikt zwischen Russland und der Ukraine am Verhandlungstisch beendet werden. China kann eine wichtige Rolle dabei spielen."
In der britischen Zeitung THE TIMES ist zu lesen: "Kiew braucht jetzt die Freiheit, seine vom Westen gelieferten Raketen mit maximaler Wirkung einzusetzen, um Russlands Kriegsmaschinerie zu entschärfen. Natürlich darf es auch weiterhin keine wahllose Bombardierung russischer Städte geben, aber der Zusammenbruch der Ukraine wäre eine Katastrophe für die freie Welt." Das war zum Ende der internationalen Presseschau THE TIMES aus London.