16. August 2024
Die internationale Presseschau

Themen sind die Ausbreitung der Viruskrankheit Mpox sowie der ukrainische Vorstoß im russischen Kursk. Doch zunächst zum Krieg im Nahen Osten.

Dunkler Rauch steigt über Gaza-Stadt nach einem israelischen Luftangriff auf.
In Doha wird über eine Waffenruhe im Gazastreifen verhandelt. (picture alliance / ZUMAPRESS.com / Majdi Fathi)
In der katarischen Hauptstadt Doha wird über eine Waffenruhe im Gazastreifen verhandelt. Die russische Zeitung NESAWISSIMAJA GASETA erklärt: "Ägypten, Katar und die Vereinigten Staaten gelten als Vermittler in den Verhandlungen. Sie handeln auf der Grundlage dessen, was die amerikanische Presse den 'Biden-Plan' nennt. Natürlich hängt alles von den Einzelheiten ab. Welche Gefangenen sollten freigelassen werden? Bedeutet die Einstellung der Feindseligkeiten, dass sich die Hamas-Führer, allen voran Sinwar, sicher fühlen können? Und schließlich: Wer wird den Gazastreifen regieren? Sollte der Iran im Falle eines Abkommens auf einen Schlag gegen Israel verzichten, wäre dies für US-Präsident Biden ein wichtiger PR-Sieg. Frieden im Nahen Osten würde der demokratischen Kandidatin Kamala Harris bei der US-Präsidentschaftswahl im November großen Nutzen bringen. Donald Trump beobachtet eifersüchtig die Friedensbemühungen des Weißen Hauses", vermerkt NESAWISSIMAJA GASETA aus Moskau.
Die IRISH TIMES aus Dublin betont: "Es ist an der Zeit, dass der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanjahu auf die Freunde seines Landes hört, und die Interessen Israels über seine eigenen stellt. Dies ist der einzige Weg, um herauszufinden, ob die Hamas wirklich zu einem Friedensabkommen bereit ist. Und es ist auch der einzige Weg, das Leiden in Gaza zu beenden."
Die palästinensische Zeitung AL AYYAM kommentiert: "Für Israel stellt sich das Problem, dass es seine Abschreckungskraft verloren hat und diese wohl auch nicht mehr herstellen kann. Denn die bisherigen Kämpfe haben den palästinensischen Widerstand nicht brechen können. Auch der Umstand, dass Israel vor einem Krieg im Libanon zurückschreckt, lässt sich als Zeichen militärischer Schwäche deuten. Vor allem aber fürchtet man in Jerusalem, der internationale Druck könnte weiter zunehmen und das Land zu einer politischen Lösung drängen, die es nicht will", bemerkt AL AYYAM aus Ramallah.
Nun zum ukrainischen Vorstoß in Russland. Die NEW YORK TIMES vermerkt: "Die Ukraine greift Russland nicht an, um russisches Gebiet zu erobern. Sie greift an, um den Druck auf die ukrainischen Truppen in der Donbas-Region zu verringern. Wenn die ukrainischen Truppen eine Krise in Kursk erzeugen können, die groß genug ist, wird Russland keine andere Wahl haben, als Truppen zum neuen Schlachtfeld zu bewegen. Es gibt bereits erste Berichte, wonach dies geschieht. Der ukrainische Angriff ist zunächst eine gute Nachricht für eine tapfere Nation, die dringend einen Erfolg braucht. Aber der Druck der russischen Offensive ist enorm, und selbst die mutigsten Menschen brauchen großen Mut, um gegen diese überwältigende Vormacht anzugehen", unterstreicht die NEW YORK TIMES aus den USA.
Die norwegische Zeitung DAGBLADET führt aus: "Der ukrainische Feldzug nach Russland ist ein bemerkenswerter Erfolg. Die ukrainischen Truppen haben die Russen auf dem falschen Fuß erwischt und kontrollieren inzwischen ein Gebiet von rund 1.000 Quadratkilometern. Die wenigsten wussten von dem bevorstehenden Angriff, und niemand konnte ahnen, dass er militärisch so gut laufen würde. Aber die wenigsten wissen, was die Ukraine jetzt mit diesem Sieg anfangen will. Die Versuchung ist sicherlich groß, das eroberte Territorium zu erweitern, aber das ist gefährlich. Eroberungen erfordern Ressourcen, die anderswo fehlen könnten. Schlägt Russland zurück, könnte dieser Triumph rasch zur Katastrophe werden", warnt DAGBLADET aus Oslo.
Die chinesische Zeitung HUANQIU SHIBAO hebt hervor: "Einige Staaten haben eingewilligt, dass die Ukraine ihre Waffen in Russland einsetzen darf. Dahinter verbergen sich große Risiken. Sollte Kiew militärisch in Russland scheitern, kann es sich nicht sicher sein, dass der Westen automatisch die Unterstützung im großen Ausmaß verstärkt. Es ist durchaus möglich, dass Kiew um des Friedens willen zum Ende der Kampfhandlungen gezwungen wird. Die Ukraine-Krise tritt in die Phase des Showdowns ein."
Die aserbaidschanische Zeitung MÜSAVAT kommt zu folgender Auffassung: "Möglicherweise wird Moskau versuchen, die Hilfe der Truppen des von Russland ins Leben gerufenen Militärbündnisses OVKS in Anspruch zu nehmen. Aber mit Ausnahme von Belarus unterstützt keiner der postsowjetischen OKVS-Staaten die militärische Intervention Russlands in der Ukraine. Es wäre naiv zu glauben, dass sich die Mitglieder auf Wunsch des Kremls dem Krieg anschließen würden. Der Kreml versucht, die OVKS-Option mit Belarus zu testen, aber dieser Test ist für Russland ziemlich riskant. Er könnte das Militärbündnis dem Zerfall und der Auflösung näherbringen. Eine Einmischung Belarus in den Ukraine-Krieg wird unterdessen immer wahrscheinlicher", meint MÜSAVAT aus Baku.
Nun zur Ausbreitung des Mpox-Virus: Die Zeitung POSTIMEES aus Tallin erläutert: "Die WHO hat wegen des in Afrika grassierenden Mpox-Virus die weltweite Notlage ausgerufen. Das ist ein ernstzunehmender Schritt, und wir sollten nicht vergessen, wie 2020 wegen des Corona-Virus Alarm geschlagen wurde und Covid-19 kurz darauf auch bei uns ausbrach. Es muss nicht zwangsläufig so weit kommen, aber im Zeitalter der Globalisierung muss zumindest damit gerechnet werden. 2022 gab es einen ersten Ausbruch des Virus, aber damals gelang es mit gemeinsamen Kraftanstrengungen, die Lage rechtzeitig unter Kontrolle zu bringen. Wie sich die zweite Welle auswirken wird, ist dagegen noch unklar. Covid war für uns eine Lektion, das Mpox-Virus verbreitet sich zum Glück nicht so leicht wie das Corona-Virus - und im Bedarfsfall sind die Impfstoffe bereits vorhanden", schreibt POSTIMEES aus Estland.
Die spanische Zeitung LA VANGUARDIA hält fest: "Die Welt muss jetzt gemeinsam reagieren, geeignete Maßnahmen ergreifen und Impfstoffe produzieren. In der Demokratischen Republik Kongo wurden bislang 15.000 Fälle gemeldet, einige weitere in sechs anderen afrikanischen Ländern. Zum ersten Mal gab es 2022 eine solche Warnung wegen Mpox, und jetzt ist eine mutierte Variante aufgetaucht, die zu schweren Erkrankungen und sogar zum Tod führen kann. Das Virus wird vor allem bei engem Hautkontakt übertragen, besonders bei der Berührung von Wunden. Benötigt wird ein Maximum an Information - und Besonnenheit in der Bevölkerung", stellt LA VANGUARDIA aus Barcelona heraus.
Die schwedische Zeitung AFTONBLADET notiert: "Gestern wurde bekannt, dass in Schweden der erste Fall der Virusvariante außerhalb von Afrika registriert wurde. Die Person hat sich in einem der vom Virus betroffenen Länder in Afrika angesteckt und sich in Schweden in Behandlung begeben. Vor allem Kinder und junge Menschen erkranken, und sterben im schlimmsten Fall. Die Afrikanische Union hat um internationale Hilfe gebeten, um die Ausbreitung des Virus einzudämmen. Es gibt bereits zugelassene Impfstoffe gegen das Mpox-Virus. Die EU und Schweden haben Millionen Dosen gekauft, eine Lehre aus der Corona-Pandemie. Nun muss die Impfung schnell und solidarisch auch Afrika erreichen", fordert AFTONBLADET aus Stockholm.
Die japanische Zeitung NIHON KEIZAI SHIMBUN konstatiert: "Die afrikanische Gesundheitsbehörde 'Africa CDC' stufte den Mpox-Ausbruch auf dem Kontinent zu Beginn der Woche zur Notlage hoch. Die Behörde hatte während der Covid-19-Pandemie hervorragende Arbeit geleistet, die Erwartungen sind nun entsprechend hoch. Aber die Möglichkeiten von Africa CDC haben ihre Grenzen. Der Generalsekretär der Organisation kritisierte, dass die Lage in Afrika beim letzten Mpox-Ausbruch vor zwei Jahren fast ignoriert wurde, nachdem die weltweiten Fallzahlen gesunken waren. Jeder einzelne Staat der Welt sollte wachsam bleiben und sich auf einen Ausbruch des Virus vorbereiten." Mit diesem Kommentar der Zeitung NIHON KEIZAI SHIMBUN aus Tokio endet die internationale Presseschau. Die Redaktion hatte Victoria Reith, Sprecher/in war _____.