Die WASHINGTON POST schreibt: "Harris rief dazu auf, dafür zu sorgen, dass 'Amerika immer die stärkste, tödlichste Kampftruppe der Welt hat'. Auch zum Kampf gegen den Iran äußerte sie sich nachdrücklich und sagte, sie werde 'niemals zögern, alle notwendigen Maßnahmen zu ergreifen, um unsere Streitkräfte und unsere Interessen gegen den Iran und die vom Iran unterstützten Terroristen zu verteidigen.' In den vergangenen Jahren hat sich in der amerikanischen Politik ein deutlicher Wandel vollzogen: Die Demokraten sind die Partei, die sich für mehr Mittel für die Ukraine einsetzt, während die Republikaner sich dagegen sträuben. Und gestern Abend hat die Partei den Eindruck erweckt, dass sie mehr auf militärische Stärke und eine aktive Außenpolitik ausgerichtet ist", ist in der WASHINGTON POST zu lesen.
In der NEW YORK TIMES heißt es: "Kamala Harris und ihr Running-Mate Tim Walz haben wiederholt über Freiheit als patriotischen Wert gesprochen. Der Song 'Freedom' von Beyoncé ist zur Hymne ihrer Kampagne geworden und erklang am Ende von Harris Rede über die Lautsprecher. Am Ende fielen rote, weiße und blaue Luftballons und ausgeschnittene Sterne von der Decke, während Mitglieder des Publikums große amerikanische Flaggen hissten und sie hin und her schwenkten. Harris sagte: 'Jetzt machen wir, was Generationen vor uns schon getan haben - geleitet von Optimismus und Glauben für dieses Land zu kämpfen, das wir lieben, für die Ideale zu kämpfen, die wir hochhalten, und die große Verantwortung aufrechtzuerhalten, die mit dem größten Privileg der Welt einhergeht: dem Privileg und dem Stolz, Amerikaner zu sein'", ist in der NEW YORK TIMES zu lesen.
Auf ihrem Parteitag positionierten sich die US-Demokraten als Verfechter der Freiheit und versteckten damit ihre eigentliche Agenda, kritisiert das WALL STREET JOURNAL aus New York. "Die Demokraten stellen sich diese Woche in Chicago als Partei der 'Freiheit' dar, was überraschend ist, da Freiheit normalerweise ein Thema der Republikaner ist. Aber wie so vieles andere in der US-Politik - heutzutage lohnt es sich, zu prüfen, was sie mit dem Wort meinen. Der echte Freiheits-Trick besteht hierbei, zu verschleiern, dass die Politik der Demokraten darauf abzielt, die Freiheit in der gesamten amerikanischen Gesellschaft einzuschränken. Die Methode ist staatlicher Zwang und das Hilfsmittel dafür ist der riesige Verwaltungsstaat", betont das WALL STREET JOURNAL.
Die russische Zeitung NESAWISSIMAJA GASETA aus Moskau notiert: "Der Parteitag der Demokraten war wie eine Aufführung, wie eine Hollywood-Show. Es gab keine Debatte oder Diskussion darüber, wie die Demokraten in Zukunft handeln werden. Es gibt nur eine Aufgabe – sicherzustellen, dass Ex-Präsident Trump nicht wieder ins Weiße Haus einzieht und dass die Wähler nicht herausfinden, wer Harris und Walz tatsächlich sind und was sie wollen."
Die italienische Zeitung CORRIERE DELLA SERA aus Mailand blickt auf die Wahl im November: "In einem zutiefst verunsicherten Amerika kann noch alles passieren. Und es ist keineswegs sicher, dass sich Ex-Präsident Trump nicht doch noch etwas einfallen lässt, um den Wind zu drehen, der in den letzten Wochen zugunsten von Kamala Harris geweht hat. Viele haben Trumps Wahl als Reaktion auf den ersten schwarzen Präsidenten Barack Obama gesehen. Es war eine Art Zusammenstoß zwischen zwei Vorstellungen der USA: Des weißen und des bunten Amerikas."
Für Harris laufe es derzeit gut, findet die spanische Zeitung LA VANGUARDIA: "Sie geht gestärkt aus dem Parteitag hervor, die Spendengelder fließen, und die Umfragen geben ihr inzwischen einen leichten Vorsprung vor Trump. Für Harris war es gestern die wichtigste politische Rede. Ihre Vision von den USA steht im deutlichen Kontrast zu den Vorstellungen von Trump. Wenn die beiden am 10. September zu einem Fernsehduell antreten, wird dies nichts mehr mit dem zu tun haben, was sich noch im Juli beim Auftritt von Biden und Trump abspielte", ist LA VANGUARDIA aus Barcelona überzeugt.
Die österreichische Zeitung DER STANDARD blickt auf den Kandidaten für den Posten des US-Vizepräsidenten, Tim Walz: "Der sehr nahbare vormalige Highschool-Lehrer und nunmehrige Gouverneur von Minnesota dürfte jedenfalls genau der Richtige sein, um die Demokraten wieder auf die Siegerstraße zu führen. Mit seinem unprätentiösen und vielumjubelten Auftritt beim Parteitag der Demokraten dürfte der 60-jährige ehemalige Football-Coach auch viele Amerikanerinnen und Amerikaner angesprochen haben, die genug haben von Hass und Ausgrenzung der Marke Donald Trump, die sich bisher aber noch nicht dazu durchringen konnten, ihre Stimme am 5. November den Demokraten zu geben. Denn auch in den USA sehnt sich das Gros der Wählerschaft nach Harmonie und Zusammenhalt", hebt der Wiener STANDARD hervor.
Die dänische Zeitung POLITIKEN erläutert: "In der US-Politik gibt es das 'wir', 'die anderen' und 'die wenigen dazwischen'. Es ist eine Zeit, in der sich Demokraten und Republikaner so uneinig sind, dass sie es kaum noch im selben Raum aushalten. Die dazwischen werden oft vergessen, wenn es auf den Parteitagen hoch hergeht. Aber Tim Walz wandte sich genau an diese Gruppe und erinnerte daran, dass alle dieses Land lieben. Der Running Mate von Kamala Harris spricht diejenigen an, die nicht zu den Wahlen gehen, die Politik nur noch als abstoßende Show betrachten oder sich wie Zuschauer in einem Theater fühlen, das keine Hilfe für ihr Leben bereit hält", analysiert POLITIKEN aus Kopenhagen.
In einem Gast-Kommentar der japanischen Zeitung ASAHI SHIMBUN aus Tokio geht es um die Nahost-Politik der USA: "Am Rande des Parteitags in Chicago demonstrierten Tausende gegen die Israel-Politik von Präsident Biden. Die durch die Nominierung von Kamala Harris entstandene neue, starke Geschlossenheit der Demokraten führt dazu, dass Kritik an Biden unterdrückt wird. Doch die neuesten Umfragen zeigen, dass es sich für Harris vorteilhaft auswirken könnte, sollte sie sich für einen Stopp von Waffenlieferungen an Israel aussprechen."
Die Wohfühl-Sause der Demokraten sei vorbei, unterstreicht die norwegische Zeitung VERDENS GANG und weist auf die großen Aufgaben für die Präsidentschaftskandidatin hin: "Auch wenn sich die Umfragewerte für Harris in den vergangenen Wochen verbessert haben, ist die Wirtschaft weiterhin ein Bereich, in dem sie anfällig für Angriffe von Trump ist. Es gibt mehrere Themen, von denen die Demokraten wissen, dass die Republikaner sie angreifen werden, die aber in Chicago dennoch zügig übergangen wurden. Harris und die Demokraten müssen bei all diesen Themen nicht punkten, um die Wahl zu gewinnen. Aber sie müssen sich mit ihnen befassen", mahnt VERDENS GANG aus Oslo.
Nun noch ein Blick in die Schweizer NZZ, die sich mit der Zinspolitik der US-Notenbank befasst: "Es ist zu hoffen, dass Fed-Chef Powell sich in den Weiten Wyomings nicht von der Nervosität anstecken lässt und die Öffentlichkeit in seiner Rede diesen Freitag ähnlich ruhig und bestimmt adressiert wie vor zwei Jahren. Die amerikanische Wirtschaft steckt nicht in einer Krise und braucht keine zinspolitische Schocktherapie. Es spricht vieles dafür, dass die Fed im September die Zinsen erstmals seit viereinhalb Jahren wieder senken wird. Die Welt muss aber nicht völlig auf den Kopf gestellt werden, es genügt ein einfacher Senkungsschritt um 0,25 Prozentpunkte. Mit einem doppelten Senkungsschritt würde die Fed die Märkte eher aufwühlen als beruhigen. Die Unruhe könnte auch die Devisenmärkte erfassen – und der Dollar würde nicht bloß schwächer tendieren, sondern abrupt fallen", warnt die NEUE ZÜRCHER ZEITUNG.