Die spanische Zeitung EL PAIS betont, die Regierung Sanchez habe González Asyl zugesagt: "Der 75-jährige Ex-Diplomat trat zu den Präsidentschaftswahlen an, nachdem María Corina Machado von einer Teilnahme abgehalten wurde. Seither wurde González verfolgt und zuletzt per Haftbefehl gesucht. Die Geste von Spanien war am Ende der einzige Weg, um ihn zu schützen, aber es wird auch deutlich, wie ernst die politische Krise in Venezuela ist. Die Wahlen am 28. Juli wurden aller Wahrscheinlichkeit nach manipuliert, und die Frage ist jetzt, wie die Opposition weiter verfahren soll. Bis zum offiziellen Amtsantritt des Präsidenten am 10. Januar bleiben noch einige Monate, um einen demokratischen Ausweg zu finden. Allerdings muss damit gerechnet werden, dass der Unterdrückungsapparat des Maduro-Regimes alles tun wird, um gegen seine Widersacher vorzugehen", gibt EL PAIS aus Madrid zu bedenken.
Die ebenfalls in Madrid erscheinende spanische Zeitung EL MUNDO findet, Venezuelas Staatschef Maduro schwäche "die Opposition und garantiert seinen Machterhalt, indem er das autokratische Handbuch Kubas und Nicaraguas kopiert: ein Terrorregime, das auf der Unterdrückung von Dissidenten, der Verletzung der Menschenrechte und der Folter in Gefängnissen beruht, in denen bereits 1.793 politische Gefangene zusammengepfercht sind."
Die venezolanische Zeitung EL NACIONAL verweist auf eine Botschaft von Oppositionsführerin Machado. Sie habe beschrieben, mit welchen "Repressionen die Diktatur von Nicolás Maduro gegen seine Bürger vorgeht. Daher rief sie dazu auf, den Kampf gegen den Wahlbetrug fortzusetzen und den Willen der Bevölkerung zu respektieren. Die brutale Realität in Venezuela bedeutet für die Gegner der Diktatur Verfolgung, Gefängnis, Exil oder Tod, und Maduro ist heute genauso wenig legitimiert wie gestern. Keine demokratische Regierung der Welt erkennt ihn an, und die venezolanische Diktatur ist eine Gefahr für die Sicherheit in der ganzen Region", mahnt EL NACIONAL aus Caracas.
Die britische Zeitung THE TIMES aus London empfiehlt: "Die demokratischen Regierungen in Europa und Amerika sollten die Unterdrückung durch das Maduro-Regime auf keinen Fall hinnehmen. Sie sollten den Wunsch des venezolanischen Volkes nach einem Neuanfang unterstützen, von Caracas die Veröffentlichung der echten Wahlergebnisse verlangen und gezielte Sanktionen gegen das Maduro-Regime verhängen. Maduro ist ein Schurke, ein Kleptokrat und ein Wahlfälscher."
Themenwechsel. Die tschechische Zeitung MLADÁ FRONTA DNES geht auf die Regierungsumbildung in der Ukraine ein und fragt, warum Außenminister Kuleba von dessem bisherigen Vize Sybiha abgelöst wurde: "Angeblich fehlte ihm die Energie, die nötigen Waffen zu beschaffen. Doch wenn der neue Chefdiplomat keine Fabriken zur Produktion von Munition, Panzern, Kampfjets, Raketen, Drohnen oder Luftabwehrsystemen besitzt, wird er kaum in der Lage sein, mehr Waffen zu beschaffen als sein Vorgänger. Von Kulebas Inkompetenz kann also keine Rede sein, eher handelt es sich um große Spannungen zwischen ihm und dem Präsidenten", vermutet MLADÁ FRONTA DNES aus Prag.
Die schwedische Zeitung AFTONBLADET glaubt nicht, dass weitere Waffenlieferungen die Situation verändern werden: "Um den Krieg gewinnen zu können, müssen die Verbündeten der Ukraine ein politisches Ziel und eine klare Vorstellung davon haben, mit welchen Kriegshandlungen es erreicht werden kann. Solange das nicht klar ist, wird die Hilfe zu spät und mit unmöglichen Auflagen erfolgen. Es reicht nicht, der Ukraine bei der Verteidigung ihrer Grenzen zu helfen. So gewinnt man keinen Krieg. Benötigt wird vielmehr eine gemeinsame Politik - und dazu gehören beispielsweise auch die im Juni aufgenommenen EU-Beitrittsverhandlungen", ist sich AFTONBLADET aus Stockholm sicher.
Die aserbaidschanische Zeitung MÜSAVAT kommentiert den Streit um ein geplantes Raketengeschäft zwischen Russland und dem Iran. Hauptgrund sei Moskaus Unterstützung für den sogenannten Sangesur-Korridor, der die zu Aserbaidschan gehörende autonome Republik Nachitschewan verbindet: "Dieser Korridor würde im Grunde Frieden zwischen Armenien, der Türkei und Aserbaidschan und letztlich Frieden in der Region bringen. Das ist keine widersprüchliche Politik gegenüber dem Iran. Der Iran allerdings will Frieden in der Region unter der Bedingung, dass die kleinen Staaten von ihm abhängig sind und die großen Staaten für jede seiner Launen zur Rechenschaft gezogen werden. All dies deutet auch darauf hin, dass der Wahlsieg der sogenannten Reformer im Iran noch nicht zu einem Politikwechsel geführt hat. Der außenpolitische Kurs Teherans bleibt unverändert", analysiert MÜSAVAT aus Baku.
Nun noch Stimmen zum morgigen Fernsehduell zwischen den US-Präsidentschaftskandidaten Kamala Harris und Donald Trump. Die NEUE ZÜRCHER ZEITUNG aus der Schweiz bemerkt: "Von Trump hat die Öffentlichkeit ein klareres Bild als von Harris. Man liebt oder hasst ihn. Daran kann auch Harris nicht viel ändern, weshalb sie voraussichtlich wenig Redezeit für Kritik an ihm verwenden wird. Sowieso ist Trump selbst sein gefährlichster Feind. Gibt er sich vernünftig und präsidial, könnte er Wechselwähler für sich einnehmen, allerdings auf das Risiko hin, seine Stammwähler zu enttäuschen. Gibt er sich vulgär und wild, dürfte das seine Basis begeistern, jedoch Mitte-Wähler abstoßen. Welche Seite am Dienstag dominieren wird, weiß er wohl selbst noch nicht. Insofern ist die Debatte auch ein Duell zwischen Trump und Trump", unterstreicht die NZZ.
Die russische Zeitung KOMMERSANT, die einem kremlnahen Oligarchen gehört, beleuchtet die Stimmung in beiden politischen Lagern: "Das Team der Demokraten befürchtet, dass Kamala Harris ihre rhetorische Fähigkeiten, die sie als kalifornische Generalstaatsanwältin entwickelt hatte, nicht unter Beweis stellen kann, weil ihr Mikrofon ausgeschaltet sein wird, solange Trump spricht, und sie ihrem Gegner im Falle erneuter Lügen nicht direkt ins Wort fallen kann. Unter den Republikanern herrscht jedoch nicht weniger Angst vor der Debatte. Sie befürchten, dass die strengen Regeln des Kampfes Donald Trump nicht daran hindern werden, vom vorbereiteten Drehbuch für die Diskussion abzuweichen. Der Ex-Präsident könnte alle Aufforderungen, am Debatten-Plan festzuhalten, ignorieren und persönlich werden“, spekuliert der KOMMERSANT aus Moskau.
In der niederländischen Zeitung DE TELEGRAAF lesen wir: "Trump hat erklärt, seine Gegnerin sei 'nicht klug genug', um ohne vorgefertigte Texte öffentlich aufzutreten. Das könnte sich für seine Strategie als Bumerang erweisen. Denn sollte Harris während der Fernsehdebatte entgegen dieser Behauptung der Republikaner souverän wirken, dürfte sie als Siegerin daraus hervorgehen. Insofern hat Trump die Messlatte für seine Rivalin ungewollt niedriger gelegt. Mit all den überhöhten Erwartungen und geschürten Ängsten nimmt auch die Möglichkeit zu, dass es zu einer Antiklimax kommt. Man erinnere sich an das letzte Fernsehduell mit Harris. Die Debatte mit Trumps Vizepräsidenten Mike Pence im Jahr 2020 wirkte über weite Strecken langweilig", wirft DE TELEGRAAF aus Amsterdam ein.
Die US-amerikanische Zeitung THE BOSTON GLOBE meint, um noch unentschlossene Wähler für sich zu gewinnen, sollte Harris "Trump mit einem angemessenen Maß an Aggressivität entgegentreten und dabei Stärke, tiefe Überzeugung und ein klares Gespür dafür zeigen, für wen sie kämpft - Eigenschaften, die die Wähler bei einem Präsidenten suchen. Harris sollte die Erfolge der jetzigen Regierung hinter sich lassen. Ihre Loyalität gegenüber Biden war bewundernswert, aber sie muss sich mit eingen politischen Maßnahmen überzeugen." Das war zum Ende der internationalen Presseschau THE BOSTON GLOBE.