Zum ersten Thema heißt es in JYLLANDS-POSTEN aus Århus: "Der 7. Oktober war der blutigste Tag in der jüdischen Geschichte seit dem Zweiten Weltkrieg und einer der brutalsten Terrorangriffe der Welt. Es fällt schwer zu begreifen, dass so etwas geschehen konnte. Aber noch schwerer ist zu begreifen, warum so viele Menschen ihre Sympathie mit der Hamas bekunden und Verständnis für den Angriff äußern. Wir haben gelobt, dass es nie wieder eine Reichspogromnacht geben soll und dass wir niemals den Holocaust vergessen werden. Deshalb muss der 7. Oktober im Gedächtnis bleiben – nicht wegen des Kriegs davor und danach, sondern wegen der Ereignisse dieses Tages", mahnt die dänische Zeitung JYLLANDS-POSTEN.
Die NEUE ZÜRCHER ZEITUNG schreibt: "Es sind Linksradikale, die immer wieder Öl ins Feuer gießen und, gewollt oder ungewollt, ein Klima schaffen, in dem sich manche muslimische oder nichtmuslimische Extremisten legitimiert fühlen, Juden anzugreifen. Damit entlarven sich diese Aktivisten, die angeblich für eine bessere Gesellschaft, für Frieden und Völkerverständigung kämpfen, als Heuchler. Es spricht nichts dagegen, sich mit den Palästinensern zu solidarisieren und die Härte der israelischen Kriegsführung in Gaza zu kritisieren. Aber wer Israel vorwirft, in Gaza einen 'Genozid' zu begehen, verdreht die Tatsachen auf groteske Weise."
Die finnische Zeitung HELSINGIN SANOMAT notiert: "Viele Israelis gedenken heute der Menschen, die von der Hamas entführt wurden, denn im Gazastreifen werden noch immer etwa 60 lebende Geiseln und etwa 35 Leichen vermutet. Das Massaker war aber auch der Beginn des Kriegs in Gaza, der sich inzwischen immer mehr zu einem regionalen Konflikt ausweitet. Neben dem Gedenken an die Opfer des 7. Oktober wird heute weltweit mit Demonstrationen und sogar gewaltsamen Ausschreitungen gerechnet, wenn Unterstützer der Palästinenser den Tag nutzen, um die Aufmerksamkeit auf die katastrophale humanitäre Lage in Gaza zu richten", hebt HELSINGIN SANOMAT aus Helsinki hervor.
Die polnische RZECZPOSPOLITA stellt fest: "Frieden ist im Nahen Osten heute ein abstrakter Begriff. Es ist schwer, sich die Zukunft des Gazastreifens und des israelisch-palästinensischen Zusammenlebens vorzustellen. Die Regierung Netanjahu zumindest glaubt, dass es keine palästinensischen Politiker gebe, mit denen man über Frieden sprechen könne. Weil in der Tat im Lager der Palästinenser bislang niemand offiziell die Hamas für den Terrorangriff vom 7. Oktober verurteilt hat, Palästinenserpräsident Abbas eingeschlossen“, notiert die RZECZPOSPOLITA aus Warschau."
Die israelische Zeitung JEDIOT ACHARONOT aus Tel Aviv appelliert an die israelische Bevölkerung, die Grabenkämpfe zu überwinden: "Wir müssen im Namen der Toten und der Überlebenden eine neue israelische Ordnung errichten. Innere Spaltungen und Kämpfe haben uns bis zum 6. Oktober an den Rand eines Bürgerkriegs gebracht. Am Tag darauf geschah die größte Sicherheitskatastrophe unserer Geschichte. Die bestehende Politik fördert ein Szenario, das nur einzelnen Gruppen dient, die keinen Dialog mehr führen. Nur gemeinsam können wir Israels Existenz sichern."
Die panarabische Zeitung AL QUDS konstatiert: "Ein Jahr nach dem Angriff vom 7. Oktober vergangenen Jahres ist es Israel trotz massivster Gewalt nicht gelungen, die Hamas endgültig zu besiegen. Jahrzehntelang hat Israel darauf gesetzt, der stärkste, nicht zu besiegende Akteur in der Region zu sein. Aus diesem Grund ist es derzeit an so vielen Fronten aktiv. Überall will Israel sein seit dem 7. Oktober ramponiertes Image wiederherstellen. Darum dürfte es aller Wahrscheinlich nach auch auf den jüngsten iranischen Angriff reagieren. Diese Reaktion dürfte aber ohne Unterstützung Amerikas unmöglich sein, das damit eine erhebliche Verantwortung für die Zukunft der Region trägt. Auch in Washington weiß man, dass die Weichen gestellt sind: Entweder weitet sich die Konfrontation aus und mündet in einen regionalen Krieg. Oder es gelingt, ihn nun endlich zu beenden", analysiert AL QUDS aus London.
Die spanische Zeitung EL MUNDO aus Madrid fordert ein angemessenes Vorgehen Israels: "Das Risiko besteht darin, dass die Unverhältnismäßigkeit der israelischen Angriffe diese taktischen Erfolge in strategische Niederlagen umwandelt. Israel hat das Recht, sich zu verteidigen, aber seine moralische Autorität ergibt sich aus der Achtung des Völkerrechts."
Das WALL STREET JOURNAL aus New York sieht die Vereinigten Staaten in der Region in der Pflicht: "Für die USA ist der 7. Oktober eine Erinnerung, dass sie sich nicht aus Nahost zurückziehen und annehmen können, einer Bedrohung durch den Nahen Osten zu entgehen. Der Iran ist ebenso auf die Zerstörung Amerikas wie auf die Israels aus. Der jüdische Staat ist die vorderste Front des Westens und wir dürfen ihn nicht verlieren lassen", fordert das WALL STREET JOURNAL.
In der iranischen Zeitung HAMMIHAN ist zu lesen: "Der 7. Oktober hat die Weltmächte zu der Erkenntnis gebracht, dass ohne eine Lösung der Palästina-Frage der Nahe Osten keine Ruhe finden wird. Dieses Problem wird sich auch nicht durch die Unterdrückung der Palästinenser lösen lassen. Deshalb haben die USA im Gegensatz zu früher eine Zwei-Staaten-Lösung ins Gespräch gebracht. Gaza ist de facto zerstört, aber seine Bevölkerung hält weiter stand und auch die Hamas ist in der Lage, weiterzubestehen", glaubt die Zeitung HAMMIHAN aus Teheran.
Auch die israelische Zeitung HAARETZ plädiert für eine Zwei-Staaten-Lösung: "Die gemäßigten Kräfte Israels müssen sich mit den gemäßigten Kräften der arabischen Welt zusammentun. Auf die Art und Weise muss allen klar werden, - insbesondere am 7. Oktober -, dass der Weg zum Frieden im Nahen Osten und eine Stärkung der anti-iranischen Achse nur über die Errichtung eines palästinensischen Staates an der Seite Israels führt. Israel muss mit seinen Verbündeten, allen voran den Vereinigten Staaten, sowohl in der Kriegsführung als auch in der Diplomatie zusammenarbeiten", unterstreicht HAARETZ aus Tel Aviv.
Nun in die USA. Der republikanische Präsidentschaftskandidat Trump ist am Wochenende gemeinsam mit dem Tech-Milliardär Musk bei einer Wahlkampfveranstaltung aufgetreten. Die österreichische Zeitung DER STANDARD ist alarmiert: "Ende 2022 kaufte sich der reichste Mann der Welt - Elon Musk - den Kommunikationsriesen mit dem deklarierten Ziel, Twitter politisch 'neutral' führen zu wollen. Die Reinstallation des verbannten Twitter-Kanals von Trump belohnte dieser mit der Aussicht auf fette Steuersenkungen für Superreiche und Kabinettsposten. Musk dankt es offenbar mit Algorithmen, die alles mit rechtem Trump-Content überfluten. Die dahergestammelte Wahlkampfrede vom Samstag, in der Musk die Lüge verbreitete, dass die Demokraten US-Bürgern das Wahlrecht wegnähmen, während sie es in Wahrheit ausweiten, ist der Gipfel eines absurden Theaters zweier gefährlicher Männer", betont der Wiener STANDARD.
Am Freitag hat die EU den Weg freigemacht für zusätzliche Zölle auf Elektroautos aus China. Nach Ansicht der chinesischen Zeitung RENMIN RIBAO verstößt die Entscheidung gegen das Fairnessprinzip: "Die Europäische Union hat keine Beweise für ihren Verdacht von unzulässigen Subventionen, sie begründete die Entscheidung mit Schadensbekämpfung. Die EU bedient sich dabei Mitteln des Handelsprotektionismus. Dieser Schritt könnte sich auch negativ auf ihre eigenen Interessen auswirken. Der Prozess der grünen Transformation könnte hinausgezögert werden und den gemeinsamen Kampf gegen den Klimawandel beeinträchtigen. Auch könnte es chinesische Investoren in Europas abschrecken. Es ist begrüßenswert, dass Brüssel die Tür zu weiteren Verhandlungen nicht ganz versperrt hat. Gespräche sind der richtige Weg, um Handelskonflikte zu vermeiden", unterstreicht RENMIN RIBAO aus Peking und damit endet die Internationale Presseschau.