Die französische Zeitung LE FIGARO stellt deswegen an Präsident Macron die Frage "Unterwerfen oder zurücktreten": "Frankreich ist ohne Haushalt und ohne Premierminister. Und der Präsident der Republik ist isolierter denn je. Seine Popularität ist auf einem Tiefpunkt. Macron steht heute unter starkem Druck, den Nachfolger von Michel Barnier zu bestimmen. Um im Spiel zu bleiben und so zu tun, als ob er die Kontrolle behalten würde, muss er sich geschickt und kreativ zeigen. Noch mehr als der erschreckende Zustand der öffentlichen Finanzen stehen Emmanuel Macron, seine Entscheidungen, seine Haltung und sein Schicksal im Mittelpunkt der Debatte", schreibt LE FIGARO aus Paris.
Die britische Zeitung THE DAILY TELEGRAPH erklärt: "Das Rassemblement National kann keine Regierung bilden. Es fehlen die Verbündeten. Barnier hatte Recht, als er sagte, er sei von einer "Koalition der Gegensätze" ausgeschaltet worden, die sich auf nichts anderes einigen konnten als auf die Notwendigkeit, ihn zu entfernen. Präsident Macrons katastrophale Entscheidung, vorgezogene Parlamentswahlen anzuberaumen, führte zu einem blockierten Parlament, in dem seine einzige Hoffnung darin bestand, dass sich Rechte und Linke niemals vereinen könnten. Wieder einmal haben seine Feinde ihm gerade bewiesen, dass er falsch lag", unterstreicht THE DAILY TELEGRAPH aus London.
Die spanische Zeitung LA RAZÓN notiert: "Der französische Präsident hat gesagt, dass Forderungen nach seinem Rücktritt 'politische Fiktion' seien und dass er beabsichtige, seine Amtszeit zu beenden. Aber es gibt nur wenige einfache Lösungen für ein Chaos, von dem seine Rivalen und sogar seine Verbündeten glauben, dass er es selbst verursacht hat. Der Kandidat, den er wählt, steht vor der gleichen schwierigen parlamentarischen Gleichung des tripolaren Frankreichs, in dem keiner der Blöcke, die um die Kontrolle wetteifern, eine Mehrheit hat", hält LA RAZÓN aus Madrid fest.
Die Zeitung SABAH kommentiert aus Sicht der Türkei: "Emmanuel Macron, der sich seit seinem Amtsantritt bei jeder Gelegenheit gegen die Türkei ausgesprochen hat, stürzt auf der politischen Karriereleiter weiter ab. Seine Gegner sind Jean-Luc Mélenchon, einer der größten Unterstützer der kurdischen PKK, und Marine Le Pen; die rechtsextreme Gegenkandidatin, ist mindestens ebenso türkophob. Kurzum, wir sehen mit Vergnügen zu, wie sich drei Feinde der Türkei gegenseitig auffressen. Für Macron wird sich nichts mehr ändern, ob er nun im Amt bleibt oder zurücktritt. Napoleons Krone und de Gaulles Stiefel waren zu groß für ihn. Jetzt ist sein Land der neue kranke Mann Europas", schreibt SABAH aus Istanbul.
Die Zeitung LIANHE ZAOBAO aus Singapur blickt auf die Regierungskrise in Südkorea: "Vom überraschenden Verhängen des Kriegsrechts durch den Präsidenten Yoon Suk Yeol bis zur Aufhebung lagen dazwischen lediglich sechs Stunden. Noch gestern wollte die regierende Partei ihren Staatschef stützen, heute will sie ihn suspendieren. Was nach einem Wirrwarr aussieht, zeigt tatsächlich, dass das demokratische System in Südkorea endgültig aus dem Schatten der autoritären Militärherrschaft gekommen ist, einen Härtetest bestanden hat und äußerst resilient ist. Um die nächste Reifestufe zu erreichen, müssen die Regierungsparteien und die Oppositionellen noch lernen, Kompromisse miteinander zu verhandeln und keinen sinnlosen Kampf gegeneinander zu führen", schreibt LIANHE ZAOBAO aus Singapur.
In der lettischen Zeitung DIENA heißt es: „Südkoreas Präsident Yoon wird mit Sicherheit früher oder später seinen Posten räumen müssen. Daraufhin wird es zwangsläufig zu einem Gerichtsverfahren und einer Verurteilung kommen, und damit wäre er nicht der erste Ex-Präsident, der hinter Gittern landet. Südkorea ist eine Demokratie nach westlichem Vorbild, aber es gibt dort eine ganz besondere Symbiose zwischen der Politik und den großen Unternehmerfamilien. Es ist so gut wie unmöglich, eine Zusammenarbeit mit diesen Clans zu vermeiden, und das führt zu unpopulären Beschlüssen, Korruptionsvorwürfen und in diesem Fall sogar zu einem Umsturzversuch. Es kann deshalb nicht ausgeschlossen werden, dass in der Zukunft erneut ein Staatspräsident versucht, dieses Experiment zu wiederholen.“ prognostiziert DIENA aus Riga.
Die spanische Zeitung EL PAIS stellt heraus: "Wie andere Länder auch leidet Südkorea unter einer zunehmenden Polarisierung der Gesellschaft, die das Regieren erschwert. Die Regierungspartei ist schwach, und das Land leidet unter Problemen wie einer hohen Inflation, einer Immobilienkrise, stagnierenden Löhnen, sozialer Ungleichheit und dem demografischen Wandel. Gleichzeitig steht die koreanische Halbinsel zurzeit auch deshalb im Fokus der internationalen Aufmerksamkeit, weil der Norden Soldaten in die Ukraine entsendet hat, um Putin zu unterstützen. Da ist es besorgniserregend, wenn sich eine anscheinend so gefestigte Demokratie wie der Süden auf einmal als verletzlich erweist, und immerhin sind dort auch zehntausende US-Soldaten stationiert", so die Meinung von EL PAIS aus Madrid.
Die Zeitung NIHON KEIZAI SHIMBUN aus Japan sieht für einen Verbleib von Südkoreas Präsident Yoon im Amt nur wenig Chancen: "Han Dong-hoon, der Vorsitzende der Regierungspartei und der aussichtsreichste Kandidat der Konservativen für die nächste Präsidentschaftswahl, hat heute seine Haltung plötzlich geändert. Bis gestern war Han gegen einen Antrag für Amtsenthebung des Präsidenten Yoon, weil er fürchtete, dass dadurch die Opposition die Regierung schnell übernehmen könnte. Allerdings waren die Proteste der Öffentlichkeit zu heftig. Jetzt ist die Wahrscheinlichkeit für Yoons Amtsenthebung auf einmal gestiegen. Sollte das Verfassungsgericht zustimmen, könnte bereits im Frühjahr der nächste Präsident gewählt werden", erwartet NIHON KEIZAI SHIMBUN aus Tokio.
Themenwechsel: In Rumänien entscheiden die Menschen am Sonntag in einer Stichwahl, wer der nächste Präsident wird. DER STANDARD aus Österreich fürchtet: "Falls in Rumänien mit Călin Georgescu ein prorussischer Rechtsextremist zum Staatsoberhaupt gewählt wird, bedroht dies die Sicherheit aller Europäerinnen und Europäer. In dem osteuropäischen Land wird der größte Luftwaffenstützpunkt der Nato ausgebaut, ein Raketenabwehrsystem schützt uns alle. Der scheidende Präsident Klaus Iohannis veröffentlichte nun Dokumente, die belegen, dass Moskau den ersten Wahldurchgang zugunsten von Georgescu manipulierte. Die Wähler wurden durch quasireligiöse Heilsversprechungen und die scheinbare Aufwertung ihrer Nation geködert, gleichzeitig wurde ihnen das Gift des Misstrauens gegenüber den eigenen und den westlichen Institutionen eingeträufelt. Georgescu erhielt aus dem Nichts 23 Prozent. Wenn Georgescu gewinnt, fällt die rumänische Außenpolitik in die Hände eines Mannes, der wie Viktor Orbán zum trojanischen Pferd innerhalb der EU und der Nato werden kann", betont DER STANDARD aus Wien.
Auch die französische Zeitung LIBÉRATION analysiert die Lage in Rumänien: "Als Kritiker von Brüssel und der Nato und Gegner der Unterstützung der Ukraine hat Georgescu die europäischen Hauptstädte zu beunruhigen. In diesem halbpräsidentiellen Regime hätte Georgescu im Falle eines Sieges erhebliche verteidigungs- und außenpolitische Befugnisse. Und selbst wenn Georgescu am Sonntagabend geschlagen werden sollte, muss sein kometenhafter politischer Aufstieg ganz Europa alarmieren. Ein unbekannter Kandidat ohne Partei und ohne erklärte Finanzierung führte eine Präsidentschaftswahl an, ohne dass ihn jemand kommen sah. Sein Kampagnenmodell, das auf der Manipulation sozialer Netzwerke basiert, könnte jeden anderen Mitgliedstaat treffen", meint zum Ende der Internationalen Presseschau LIBÉRATION aus Paris.