Die spanische Zeitung EL PERIODICO DE ARAGON führt aus: "Der Ex-Mann von Gisèle Pelicot ist zu 20 Jahren Haft verurteilt wurden, die Höchststrafe in Frankreich für Vergewaltiger. Auch die 50 anderen Angeklagten wurden schuldig gesprochen und erhielten Strafen von bis zu 15 Jahren. Es ist mit Sicherheit nicht übertrieben zu behaupten, dass dieser Fall ein Vorher und ein Nachher beim Umgang mit sexualisierter Gewalt markiert. Gisèle war das Opfer dieser vielen Männer, aber sie zeigte Mut und ließ das Verfahren in aller Öffentlichkeit durchführen. Allein für diese Entscheidung hat sie Respekt verdient. Ihr Gesicht ist seither unzählige Male reproduziert worden und ist zum Symbol des feministischen Widerstands geworden", unterstreicht EL PERIODICO DE ARAGON aus Zaragoza.
Die norwegische Zeitung DAGBLADET betont, Giséle Pelicot trat während des Verfahrens stets "mit ihrem vollen Namen auf und zeigte ihr Gesicht. Sie lehnte es ab, sich zu schämen, sondern schritt täglich mit hoch erhobenem Haupt ins Gericht und stellte sich Journalisten und Fotografen. Durch ihren Mut ist sie zu einer Ikone geworden. Vor Gericht sagte Pelicot, alle Vergewaltigungsopfer sollten sich auf sie berufen können, denn was sie konnte, könnten auch die anderen - und das ist die Botschaft, die die Französinnen jetzt verbreiten", hält DAGBLADET aus Oslo fest.
Die britische Zeitung THE GUARDIAN findet: "Frau Pelicot verdient unsere Dankbarkeit. Aber obwohl sie eine Überlebende und eine Kämpferin ist, ist sie auch ein Opfer, das die lebenslangen Folgen von vier sexuell übertragbaren Krankheiten ertragen muss und sich selbst als 'völlig zerstört' bezeichnet hat. Und obwohl ihr Mut so viele inspiriert hat, sollte keine Frau derart mutig und stark sein müssen. Die Politiker, die ihr Beifall gespendet haben, müssen nun ihrer Forderung nach Veränderung nachkommen, indem sie für Gerechtigkeit für andere Frauen sorgen und die Kultur, die solche Verbrechen ermöglicht, bekämpfen", verlangt THE GUARDIAN aus London.
Die französische Zeitung LES DERNIÈRES NOUVELLES D'ALSACE bilanziert: "Die außergewöhnliche Resonanz auf den Prozess gibt Anlass zur Hoffnung. Die dreieinhalb Monate dauernden Verhandlungen haben die weit verbreiteten Überzeugungen und Stereotypen über Vergewaltigung, Vergewaltiger und ihre Opfer zutiefst erschüttert. Sie haben der Welt die Realität der Unterwerfung, der Vergewaltigung in der Ehe und im weiteren Sinne der sexistischen und sexuellen Gewalt vor Augen geführt - eine traurig banale Geißel, die keiner Norm gehorcht." Das war LES DERNIÈRES NOUVELLES D'ALSACE aus Straßburg.
Die SALZBURGER NACHRICHTEN aus Österreich erwarten: "An Gisèle Pelicot wird man sich erinnern. Als eine mutige Frau. Als eine starke Frau. Und als Opfer abscheulicher Vergewaltigungen. All das in einer Person zu vereinen, das ist vielleicht das größte Verdienst der 72-Jährigen. Es zeigt: Wenn es um Gewalt an Frauen geht, speziell um Vergewaltigung, müssen wir vorgefertigte Bilder und Muster, die wir zu erkennen glauben, endlich über Bord werfen. Sie werden der Realität nicht gerecht."
Themenwechsel. Die polnische Zeitung RZECZPOSPOLITA geht ein auf die Jahrespressekonferenz von Russlands Präsident Putin in Moskau: "Die nationale Psychotherapiesitzung dauerte über vier Stunden. Der russische Diktator besänftigte die Hungrigen, Durstigen, Kranken und Verletzten. Sie sollen daran glauben, dass es ihnen morgen besser geht. Die Kreml-Propaganda verkündete stolz, dass über die Hotline fast 2,5 Millionen Fragen an den russischen Staatschef gerichtet worden seien. Putin schaffte es, etwas mehr als 70 davon zu beantworten. Er überzeugte einen BBC-Journalisten davon, dass er, Putin, es gewesen sei, der das ‚am Abgrund‘ stehende Russland gerettet habe. Er deutete auch an, dass ihm gute Beziehungen zum Westen egal seien. Wann er den Krieg zu beenden gedenke, wollte er nicht verraten. Darüber hinaus lässt sich aus Putins Aussagen schließen, dass die derzeitige Lage ihm überhaupt nichts ausmacht. Der Kreml-Herr gibt nie seine eigene Schuld zu, erkennt seine eigenen Fehler nicht an und weicht nie zurück", resümiert die RZECZPOSPOLITA aus Warschau.
Die japanische Zeitung NIHON KEIZAI SHIMBUN beobachtet, der Kremlchef habe sich während der Fernsehveranstaltung offen für Friedensverhandlungen mit der Ukraine gezeigt: "Putins Strategie ist klar: Damit erhöht er die Erwartung des Westens auf eine Waffenruhe. Seiner Ansicht nach sollten die Friedensverhandlungen erst auf Forderung der USA und von Europa begonnen werden, und der große 'Dealmaker' Donald Trump sollte mit am Tisch sitzen. Trump kann aus Verfassungsgründen nicht mehr fürs Amt des Präsidenten kandidieren. Die zweite Hälfte seiner kommenden Amtszeit wird er als 'lahme Ente' verbringen. Das weiß Putin genau." Das war NIHON KEIZAI SHIMBUN aus Tokio.
Die tschechische Zeitung HOSPODARSKE NOVINY stellt fest: "Mit seinen Äußerungen zur Außenpolitik bestätigte Putin all das, was Analysten derzeit erwarten. Er freut sich nach eigener Aussage auf ein Treffen mit dem künftigen US-Präsidenten Donald Trump, hat aber nicht vor, sich über einen Waffenstillstand in der Ukraine zu unterhalten. Er gibt sich als ein Freund von Kompromissen, aber Grundlage für einen Kompromiss bildet aus seiner Sicht die bedingungslose Kapitulation der Ukraine. Es gilt also immer noch, dass es schwer sein wird, mit diesem Mann im nächsten Jahr einen Frieden für die Ukraine zu erreichen", vermutet HOSPODARSKE NOVINY aus Prag:
Die dänische Zeitung POLITIKEN analysiert: "Während der Krieg in der Ukraine tobt, verliert Russland außerdem an Terrain in anderen Teilen der Welt. Auch wenn es Putin nicht zugeben will: Der Sturz des Assad-Regimes in Syrien ist eine massive Niederlage für Russland und könnte in den Verlust der einzigen russischen Militärbasis im Nahen Osten münden. Hinzu kommt der Image-Schaden, dass Russland seinen langjährigen engen Verbündeten nicht schützen konnte oder wollte. Auch in Armenien musste die politische Führung die Grenzen von Putins Hilfsbereitschaft erfahren, als Aserbaidschan zum Angriff auf Bergkarabach überging, ohne dass Russland auch nur einen Finger rührte. Putin mag in Moskau stark aussehen, aber Russland steht unter Druck", erläutert POLITIKEN aus Kopenhagen.
Nun noch Stimmen zur Lage in Syrien. Die türkische Zeitung CUMHURIYET fragt: "Wer entscheidet über die Zukunft Syriens? Idealerweise die Syrer. Aber die einen sind in Feierlaune, die anderen sind traurig über die Niederlage. Was für ein Land Syrien wird und welche Richtung es einschlägt, interessiert die Türkei ebenso wie ihre eigenen Bürger. Denn die Türkei kontrolliert einen Teil des Landes. Wenn in diesem Land kein innerer Frieden erreicht wird, wird erstens die Rückkehr der Syrer in ihre Heimat problematisch sein und zweitens werden neue Migrationsgefahren auf der Tagesordnung stehen. Für den Iran, Russland, Israel und die USA hat es eine solche Bedrohung noch nie gegeben. Die USA tendieren derzeit dazu, die Entwicklungen aus der Ferne zu steuern. Trump will Kosten sparen", lesen wir in CUMHURIYET aus Istanbul.
Die israelische Zeitung THE JERUSALEM POST schätzt: "Der Wandel in Syrien ist nicht nur ein weiterer Regimewechsel im Nahen Osten. Er ist bedeutsam, weil es die Erneuerung des Kampfes in und für Syrien zwischen regionalen und internationalen Kräften bedeutet. Iran und Russland werden versuchen, ihre Kontrolle oder ihren Einfluss dort aufrechtzuerhalten. Andererseits stehen die USA bereits in Kontakt mit den verschiedenen Rebellengruppen in Syrien, und auch Israel steht nicht untätig daneben. Mit anderen Worten: Der Kampf um Syrien hat wieder begonnen, mit dem Potenzial, neue Möglichkeiten zu schaffen für Israel und den Westen", kommentiert THE JERUSALEM POST zum Ende der internationalen Presseschau.