Das LUXEMBURGER WORT glaubt: "Es ist ein trostloses Weihnachtsfest, das die Christinnen und Christen im Heiligen Land begehen. Zwar sind die Menschen im Nahen Osten Kummer, Krieg und Krisen gewohnt, doch das zu Ende gehende Jahr geht als eines der furchtbarsten in die Geschichte ein. 2023 war vor allem für die Menschen in Israel traumatisch, die schwer unter der blutigen Terrorattacke der Hamas gelitten haben. Der 7. Oktober ist auch 14 Monate später noch immer eine offene Wunde für die ganze Gesellschaft, an deren Heilung noch nicht zu denken ist. Die volle Wucht des 7. Oktober 2023 hat sich für die Palästinenserinnen und Palästinenser jedoch erst in diesem Jahr 2024 entfaltet. Nirgends zeigt sich das deutlicher als im Gazastreifen, den man in diesen von christlichen Allegorien reichen Tagen kaum anders denn als Hölle auf Erden bezeichnen kann", schreibt das LUXEMBURGER WORT.
Das ST. GALLER TAGBLATT aus der Schweiz stellt fest: "Die Welt ist kompliziert geworden, und in solchen Phasen ist es leichter, sich durch Abgrenzung zu definieren als durch Zugehörigkeit. Es ist oft leichter zu sagen, was man nicht will, als zu formulieren, was man tatsächlich will. Auch davon weiß die Freiheit ein Lied zu singen. Nach dem Fall der Mauer gibt es einen neuen kalten Krieg – darum, wem die Freiheit gehört. Den Angriffsvorteil können gerade diejenigen verbuchen, die auf der Seite der negativen Freiheit stehen. Das sind die Vertreter einer libertären Bewegung, die Menschen und Völker von allem befreien wollen, was ihnen Grenzen setzt, um den Rest dem Individuum zu überlassen", vermerkt das St. GALLER TAGBLATT.
Die SALZBURGER NACHRICHTEN aus Österreich beobachten: "In der gegenwärtigen Politik steht für viele die Abgrenzung im Vordergrund. Verbinder in der ersten Reihe sind nicht besonders gefragt. Beliebt sind eher die harten, kantigen, angriffslustigen Typen, die es den Gegnern so richtig hineinsagen. In der Wirtschaft setzen sich immer öfter die Polarisierer durch. Auf beiden Seiten, bei Unternehmern wie Arbeitnehmern, drängen Scharfmacher in den Vordergrund, denen mitunter der ethische Kompass verloren gegangen ist. Wie kann es sonst sein, dass sich Milliardäre an ihrem Vermögen festkrallen, während sie eine ihrer Firmen nach der anderen pleitegehen lassen?", fragen die SALZBURGER NACHRICHTEN.
Themenwechsel. Die japanische Zeitung NIHON KEIZAI SHIMBUN geht ein auf die Pläne des künftigen US-Präsidenten Trump, die zu Dänemark gehörende Insel Grönland kaufen zu wollen. In einem Gastkommentar heißt es: "Durch den starken Rückgang des Meereises aufgrund des Klimawandels gewinnt die Schifffahrt in der Arktis immer mehr an Bedeutung, was auch die geopolitische Wichtigkeit von Grönland Jahr für Jahr steigern lässt. Das haben Russland und China - Rivalen der USA - längst erkannt. Deshalb ist es einerseits verständlich, dass sich ein designierter US-Präsident für den Besitz und die Kontrolle von Grönland interessiert. Andererseits: Durch seine Äußerung über den Panamakanal und dessen hohe Gebühren wird klar, dass Donald Trump eher kommerzielle Ziele verfolgt. Wer die geopolitische Bedeutung von Grönland wirklich begreift, würde vielmehr die Zusammenarbeit mit der NATO und Dänemark vorantreiben wollen", vermutet NIHON KEIZAI SHIMBUN aus Tokio.
Die dänische Zeitung JYLLANDS POSTEN wirft ein: "Die Grönländer machen keinen Hehl daraus, dass sie bereit sind, Geschäfte zu machen, wenn es gute Angebote gibt. Und die Ankündigung von Trump sollte Dänemark zumindest die Augen öffnen. Auch wenn der künftige US-Präsident mit Äußerungen um sich wirft, die auch mal heiße Luft sind, liegt dem Wunsch nach amerikanischer Macht über Grönland doch ein konkreter sicherheitspolitischer Wunsch zugrunde", glaubt JYLLANDS POSTEN aus Århus.
Die niederländische Zeitung DE VOLKSKRANT analysiert die weitere Entwicklung in den USA nach dem Wahlsieg von Donald Trump: "Ungleichheit macht unglücklich, strukturelle Ungleichheit erst recht. Daher ist es merkwürdig, dass die Wähler in den USA wieder einen Kandidaten gewählt haben, der diese Ungleichheit perfekt symbolisiert und sich, um dies noch zu betonen, nun vom reichsten Mann der Welt assistieren lässt. Anstelle des Volkes kommt die Finanzelite an die Macht. Die USA nehmen immer mehr die Züge einer Plutokratie an. Ein Teil der Wählerschaft scheint der Meinung zu sein, dass reiche Männer am ehesten in der Lage sind, das gesamte amerikanische Volk ebenfalls reich zu machen: indem sie günstige Finanzgeschäfte mit anderen Ländern abschließen, den Staatsapparat drastisch verkleinern und Migranten zurückschicken", folgert DE VOLKSKRANT aus Amsterdam.
Die regierungsnahe russische Zeitung NESAWISSIMAJA GASETA erwartet durch den Wechsel im Weißen Haus Veränderungen im Umgang mit Krisen: "Trump fehlen ideologische Werte – stattdessen ist er besessen davon, Wirtschaftsgegnern mit ungewöhnlichen Schritten zu begegnen. Das Problem ist, dass es viele Führer auf der Welt gibt, die völlig ideologisch eingestellt sind und für die echte wirtschaftliche Verluste in den Augen ihrer eigenen Bevölkerung zu moralischen Siegen werden. Höchstwahrscheinlich werden sich die politischen Spaltungen im In- und Ausland, die ihre eigene Logik haben, im nächsten Jahr in beschleunigtem Tempo fortsetzen", spekuliert NESAWISSIMAJA GASETA aus Moskau.
Mit der Situation in Syrien beschäftigt sich die türkische Zeitung POSTA: "Nach 14 Jahren Bürgerkrieg liegt das Land in Trümmern. Hunderttausende Menschen haben ihr Leben verloren, Zehntausende werden noch vermisst. Die Infrastruktur ist völlig zusammengebrochen. Syrien braucht dringend Hilfe, um seine Wasser- und Lebensmittelinfrastruktur wieder aufzubauen. Gleiches gilt für die Stromversorgung. Auch lebenswichtige Maschinen und Geräte liegen in Trümmern. Die internationalen Embargos müssen sofort aufgehoben werden, damit die Instandsetzung und Reparatur sehr schnell erfolgen kann. Der Schlüssel dazu liegt in den USA. Solange das US-Embargo besteht, können keine Zuschüsse oder Kredite über den Internationalen Währungsfonds und die Weltbank vergeben werden. Auch die Europäische Union kann wegen des Embargos keine nennenswerte Hilfe leisten. Die Türkei könnte eine wichtige Rolle beim Wiederaufbau Syriens spielen. Die USA und die EU sollten die Bemühungen Ankaras aufrichtig unterstützen", verlangt POSTA aus Istanbul.
Die arabischsprachige Zeitung AL QUDS AL-ARABY verweist auf einen anderen wichtigen Punkt: "Was Syrien nach 54 Jahren autoritärer Herrschaft dringend braucht, ist eine moderne, ausgewogene Verfassung, geprägt von Respekt für alle gesellschaftlichen und politischen Gruppen des Landes, ohne jegliche Diskriminierung oder Ausnahmen. Es braucht außerdem eine auf Pluralismus basierende nationale Identität - und keine, in der eine Gruppe den anderen ihre Sicht aufzwingt. Angesichts seiner vielfältigen Bevölkerungsstruktur kann sich Syrien keinen religiösen, nationalen oder ideologischen Fanatismus leisten. Vielmehr ist das Land auf das Engagement aller gesellschaftlichen Gruppen angewiesen", unterstreicht AL QUDS AL-ARABY mit Sitz in London.
Die jüngste Geschichte des Nahen Ostens sei geprägt von verhängnisvollen strategischen Fehlentscheidungen, meint die französische Zeitung LE FIGARO: "In Afghanistan wurden die Sowjets vertrieben, um den Taliban Platz zu machen, und dann wurde die fragile afghanische Republik in den Händen derselben Taliban zurückgelassen. Im Irak ebnete der Sturz Saddam Husseins den Weg für ein mittelalterliches Kalifat. In Syrien hat das Fehlen einer kohärenten Strategie das Feld Russland, dem Iran und nun den Islamisten überlassen. Das Versagen des Westens beruht vor allem auf dem Mangel an Visionen, Lösungen für die Konflikte in einer so komplizierten Region zu finden", bemerkt LE FIGARO aus Paris zum Ende der internationalen Pressechau.