Die NEW YORK TIMES hält fest: "Bislang galt Carter, der am Sonntag im Alter von 100 Jahren in Plains, Georgia, starb, als durchschnittlicher Präsident, dessen einzige Amtszeit durch Umstände und Ereignisse in Erinnerung blieb, die ihn schlichtweg überwältigten: die Geiselnahme von 52 Amerikanern im Iran, den verpatzten Versuch, diese zu befreien, die Schlangen an den Tankstellen, die Inflation, die sowjetische Invasion in Afghanistan. Doch er gilt auch als einer der größten Ex-Präsidenten Amerikas, weil er die verbleibende Strahlkraft seines Amtes nutzte, um seinen Nachfolgern und seinem Land als Friedensstifter, Diplomat hinter den Kulissen, Verfechter der Menschenrechte, Wahlbeobachter und Anwalt der Obdachlosen zu helfen. Sein Leben bietet unzählige Lektionen für Führungspersönlichkeiten auf der ganzen Welt", würdigt die NEW YORK TIMES den verstorbenen Ex-Präsidenten.
Die israelische Zeitung JERUSALEM POST fasst Carters Wirken wie folgt zusammen: "Im Leben von Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens greifen oft Erzählungen um sich: Im Fall von Jimmy Carter sieht das so aus: Ein bescheidener Erdnussfarmer und ehemaliger Gouverneur von Georgia trotzt allen Widrigkeiten und gewinnt das Weiße Haus durch eine Kombination aus Tugend und Anstand und einer politischen Säuberung nach dem Watergate-Skandal. In den folgenden vier Jahren wird er von der Inflation und den iranischen Ayatollahs überwältigt und eingeholt. Er verpasst die Wiederwahl gegen den schwungvollen Ronald Reagan. Aber in einem zweiten Akt reist der ehemalige Präsident durch die Welt und verbreitet Güte, Frieden und Licht, während er dabei hilft, sichere und erschwingliche Wohnungen für Bedürftige zu bauen und die beiden Geißeln Armut und Krankheit zu bekämpfen", erinnert die JERUSALEM POST.
Die WASHINGTON POST fragt: "War Carters Präsidentschaft wirklich ein Fehlschlag? Es ist nicht leicht zu sagen, was das Scheitern einer Präsidentschaft ausmacht: Krieg, jahrelange wirtschaftliche Probleme, Bürgerkrieg? Einige hoch angesehene Präsidenten haben all diese Dinge während ihrer Amtszeit erlebt. Das Abkommen von Camp David, das dem gefährlichsten Konfliktherd im Nahen Osten einen langen, wenn auch unruhigen Frieden gebracht hat, war die größte außenpolitische Leistung seiner Regierung. Es ist schwer vorstellbar, wie das Abkommen zwischen Ägyptens Anwar Sadat und Israels Menachem Begin ohne Carters ständige Anwesenheit bei den Gesprächen und seine sorgfältige Berücksichtigung der Bedürfnisse der beiden Hauptakteure hätte erreicht werden können", meint die WASHINGTON POST.
Die japanische Zeitung ASAHI SHIMBUN beleuchtet den Einsatz Carters für die Palästinenser: "Jimmy Carters leidenschaftlicher Einsatz für die Menschenrechte konnte sich erst nach seinem Auszug aus dem Weißen Haus, das heißt, nachdem er von politischen Verstrickungen befreit wurde, richtig entfalten. Das beste Beispiel ist der Nahost-Konflikt zwischen Israel und Palästina. Seine Außenpolitik als Präsident war, im Hinblick auf die Menschenrechte der Palästinenser, oft fehlerhaft gewesen. Aber der Einsatz für die Menschenrechte der Palästinenser in seinen späteren Jahren verdient große Anerkennung", findet ASAHI SHIMBUN aus Tokio.
Themenwechsel. Der US-Milliardär Elon Musk hat in einem Gastkommentar in der "Welt am Sonntag" eine Wahlempfehlung für die AfD abgegeben. Das luxemburgische TAGEBLATT vermerkt: "Der reichste Mann der Welt geißelt zu Recht die Einschränkung der wirtschaftlichen Freiheit durch staatliche Vorschriften und überbordende Abgaben. Er stellt der Energiepolitik ein verheerendes Zeugnis aus. Und er beschwört den Sinn von Innovationen und disruptiver Wirtschaftspolitik für die Zukunft eines Landes. Selbst sein Plädoyer für den Erhalt der deutschen Kultur und sein Hinweis auf die Gefahren für die Sicherheit durch unkontrollierte Einwanderung darf nicht von vornherein unter den Verdacht von Rechtsradikalismus gestellt werden. Es ist durchaus ein legitimes Anliegen. Fatal und gefährlich ist aber die Schlussfolgerung des Trump-Freundes. Er sieht die AfD als den 'letzten Funken Hoffnung für dieses Land'. Hier versteigt sich Elon Musk gewaltig", betont das TAGEBLATT aus Esch-sur-Alzette.
Die Schweizer NEUE ZÜRCHER ZEITUNG stellt fest: "Tatsächlich hat sich Musk mit seinem Elaborat nicht als Kenner der deutschen Innenpolitik geoutet. Dass es sich bei den Populisten der AfD um eine in Teilen obskure, in Teilen gar stramm-geschichtsrevisionistische Partei mit einem rechtsextremistischen Flügel handelt, liess der Amerikaner in seinen Lobpreisungen aus. Und dass die Zuneigung der AfD zum freien Markt und zur offenen Gesellschaft mehr als fragwürdig ist, fand auch keine Erwähnung. Doch wer, wie der Bundespräsident, aus der dünnen und dürftigen Argumentation des Tech-Milliardärs eine Gefahr für das demokratische Gemeinwesen ableiten will, schiesst über das Ziel hinaus", moniert die NEUE ZÜRCHER ZEITUNG.
"Elon Musk unterstützt die AfD. Und löst damit in Deutschland absolute Hysterie aus", titelt die polnische RZECZPOSPOLITA und führt aus: "Alles deutet darauf hin, dass Deutschland zumindest in den nächsten Tagen mit dem Skandal um Elon Musk leben muss. Tatsächlich kann man diese Aufregung kaum als Skandal bezeichnen. Es ist vielmehr ein Beispiel für die wachsende Hysterie, die die deutsche Politik und öffentliche Meinung im Vorfeld der bevorstehenden vorgezogenen Bundestagswahl erfasst. Die Angelegenheit sollte in jeder normalen, offenen, pluralistischen westlichen Gesellschaft unproblematisch erscheinen." So weit die RZECZPOSPOLITA aus Warschau und so viel zu diesem Thema.
Die britische TIMES befasst sich mit der Entschuldigung des russischen Präsidenten Putin für den Absturz eines aserbaidschanischen Passagierflugzeugs in Kasachstan: "Die erste Reaktion Russlands hatte noch darin bestanden, US-Experten zu widersprechen und Vogelschlag beim ersten Landeanflug auf Grosny für den Absturz verantwortlich zu machen. Putin wusste jedoch, dass diese absurde Lüge bei Aserbaidschans Präsident Alijew keinen Bestand haben würde. Alijew, ein Diktator nach dem Vorbild Putins, lässt sich nicht demütigen. Aserbaidschan ist ein wichtiger Partner beim "Waschen" von russischem Gas, das es kauft, und als sein eigenes nach Europa exportiert", erklärt die TIMES aus London.
Der Schweizer TAGES-ANZEIGER sieht es ähnlich: "Die Entschuldigung Putins beim aserbaidschanischen Präsidenten Alijew für den Abschuss des Flugzeugs der Azerbaijan Airlines kommt nicht überraschend. Aserbaidschan und noch mehr Kasachstan, von wo ebenfalls Bürger unter den Opfern waren und wo das abgeschossene Flugzeug schliesslich abstürzte, gehören zu den wenigen Alliierten, die Putin überhaupt noch hat. Einen Affront wie gegenüber der aus Putins Sicht westlichen Feindesfront konnte sich selbst der sonst als Diktator regierende Kremlchef nicht leisten", ist der TAGES-ANZEIGER aus Zürich überzeugt.
Zum Abschluss dieser Presseschau blicken wir auf die Vereidigung des neuen Präsidenten Kawelaschwili in der Südkaukasusrepublik Georgien. Die französische Zeitung LES DERNIERES NOUVELLES DALSACE schreibt dazu: "Kawelaschwili wurde als Nachfolger von Salome Surabischwili vereidigt. Es gibt keinen größeren Gegensatz als zwischen dem ehemaligen Profifußballer mit ultrakonservativen und antiwestlichen Positionen und der ehemaligen französischen Diplomatin und pro-europäischen Abgeordneten. Die Ereignisse in Tiflis sind ein Déjà-vu, sowohl im russischen Einflussbereich als auch in der Europäischen Union. Nationale Wahlen werden von den Kreml-Agenturen ins Visier genommen, um Demokratien zu destabilisieren. Die Ereignisse sollten dem Westen als Warnung dienen", fordern LES DERNIÈRES NOUVELLES D'ALSACE aus Straßburg. Damit endet die internationale Presseschau.