Dort sind die Koalitionsverhandlungen zwischen der konservativen ÖVP, der sozialdemokratischen SPÖ und den liberalen Neos geplatzt. Aus Sicht der in Wien erscheinenden Zeitung DIE PRESSE kam die Nachricht überraschend: "Der größte Neujahrsböller ist erst mit drei Tagen Verspätung explodiert. Der Ausstieg der Neos aus den Koalitionsverhandlungen drei Monate nach der Nationalratswahl hat nicht nur ÖVP und SPÖ auf dem falschen Fuß erwischt, sondern auch die Öffentlichkeit überrascht. War doch eine Einigung der sich zäh hinziehenden Regierungsverhandlungen in den nächsten Tagen erwartet worden. Ob eine Koalition zwischen ÖVP und SPÖ ohne Neos eine Chance hat, ist völlig offen", analysiert DIE PRESSE aus Österreich.
"Die Dreierkoalition ist gescheitert, bevor sie angetreten ist", konstatiert DER STANDARD - ebenfalls aus Österreich. "Eine 'Geduldsprobe' seien die Regierungsverhandlungen, sagte Bundespräsident Alexander Van der Bellen noch vor drei Tagen in seiner traditionellen Neujahrsansprache. Tatsächlich ist politische Stabilität in Österreich zwischenzeitlich eine Frage der Geduld. Und nicht nur der Geduldsfaden der Verhandler ist gerissen, sondern längst ist auch die Geduld der Menschen in diesem Land mit dem Scheitern des politischen Personals am Ende", glaubt DER STANDARD aus Wien.
Zum zweiten Thema. Nach dem Machtwechsel in Syrien fordert die türkische Zeitung MILLIYET die Aufhebung aller westlichen Sanktionen gegen das Land: "Nur so kann die Wirtschaft wieder in Schwung kommen. Nach UNO-Angaben leben 90 Prozent der Bevölkerung in Armut und zwölf Millionen Menschen haben keinen gesicherten Zugang zu Nahrungsmitteln. Nach ersten Kontakten mit der neuen Regierung in Damaskus kündigten die USA im Dezember an, das Kopfgeld auf den Anführer der Islamisten-Miliz HTS, Ahmed al-Scharaa, aufzuheben. Auch wenn dies ein erster Schritt zu sein scheint, reicht er für die Zukunft Syriens nicht aus", betont MILLIYET aus Istanbul.
Die in Singapur erscheinende Zeitung LIANHE ZAOBAO schreibt zur politischen Lage in Syrien: "Mit dem Ende des Assad-Regimes sind die Einflüsse Russlands und des Irans in der Region deutlich geschwächt. Die Lage dreht sich zu Gunsten der USA. Vor allem ihr Verbündeter Israel ist dabei, verstärkt eigene Sicherheitsinteressen durchzusetzen. Auch die Türkei hat von der politischen Veränderung in Syrien profitiert. Wie es in Syrien weitergeht, kommt unter anderem auf das Kräftemessen zwischen den Akteuren in Tel Aviv und Ankara an", vermutet LIANHE ZAOBAO aus Singapur.
Die japanische Zeitung YOMIURI SHIMBUN befasst sich mit der Staatskrise in Südkorea und ruft die Konfliktparteien zu einer Verständigung auf: "Zwischen den ermittelnden Behörden und dem Lager des wegen Ausrufung des Kriegsrechts suspendierten Präsidenten Yoon gibt es große Differenzen, was die Interpretation der Gesetze angeht. Sollte die Lage weiter eskalieren, ist ernsthaft ein schwerer Zusammenstoß zu befürchten. Im Parlament versucht die Opposition weiterhin mit einem Amtsenthebungsverfahren nach dem anderen die Regierungspartei zu erschüttern, die keine Mehrheit hat. Es ist an der Zeit, dass alle Beteiligten - Regierungs- und Oppositionsparteien sowie die Justiz – ihre Besonnenheit zurückgewinnen und Meinungsunterschiede überwinden, um den Konflikt endlich beizulegen", findet die YOMIURI SHIMBUN aus Tokio.
Die NEUE ZÜRCHER ZEITUNG kommentiert noch einmal die beleidigenden Äußerungen des US-Unternehmers Elon Musk über deutsche Politiker und seinen Wahlaufruf für die AfD: "Elon Musk trollt die Bundesrepublik, und deren Volksvertreter fallen reihenweise darauf herein. So kann man die Aufregung über die Äußerungen des reichsten Mannes der Welt zur anstehenden Bundestagswahl auf seiner Plattform X zusammenfassen. Während der Milliardär wie ein typischer Social-Media-Provokateur auftritt, reagieren viele seiner Kritiker so, wie es Trolle am liebsten haben: empört bis panisch. Gelassenheit wäre angemessener. Denn wenn es darum geht, sich in die Angelegenheiten anderer Länder einzumischen und Zerrbilder fremder politischer Verhältnisse zu malen, dann sind viele von ihnen kein bisschen besser – vom deutschen Gesundheitsminister Karl Lauterbach, der Donald Trump mit dem römischen Tyrannen Nero verglich, bis zum heutigen Bundespräsidenten Frank-Walter Steinmeier, der Trump einst im amerikanischen Wahlkampf als 'Hassprediger' beschimpfte. Und bei vielen Gelegenheiten trommelten und trommeln deutsche Politiker ganz offen für ausländische Kandidaten, die ihnen weltanschaulich nahestehen", argumentiert die NEUE ZÜRCHER ZEITUNG aus der Schweiz.
Die schwedische Zeitung DAGENS NYHETER sieht es anders: "Natürlich ist es albern, vor Wölfen zu warnen, solange es im Wald keine gefährlicheren Tiere als Mücken gibt. Aber was soll man sagen, wenn Musk offen Sympathien für die deutsche AfD äußert, eine in Teilen gesichert rechtsextremistische Partei mit Verbindungen zu Nazis und Holocaust-Leugnern? Oder wenn er seine Plattform nutzt, um Antisemitismus zu verbreiten? Wenn man weiß, dass nun vier Jahre mit Trump im Weißen Haus bevorstehen und er Musks Geldschatulle und sein Megafon griffbereit hat, sollte es vielleicht doch erlaubt sein, auf gewisse Risiken für die liberale Demokratie hinzuweisen, ohne sich sofort den Vorwurf einzuhandeln, die Nazikeule zu schwingen. Irgendwo muss ja wohl eine Grenze verlaufen“, unterstreicht DAGENS NYHETER aus Stockholm.
"Eigentlich ist es höchst problematisch, dass der nicht gewählte Musk so viel Einfluss auf Trump nehmen kann", bemerkt die Zeitung DAGSAVISEN aus Oslo: "Allerdings steht nicht fest, dass die Zusammenarbeit zwischen dem reichsten und dem mächtigsten Mann der Welt, beide mit ausgeprägtem Ego, auf die Dauer gut geht. Wir erinnern uns alle daran, wie Trump seinen früheren Chefberater Steve Bannon abservierte. So könnte Musk bei seinem Höhenflug eines Tages der Sonne zu nah kommen – und dann droht auch ihm der Absturz“, hofft die Zeitung DAGSAVISEN aus Norwegen.
Die spanische Zeitung EL PERIODICO DE ARAGON aus Saragossa erinnert daran, dass Trump den offenbar islamistisch motivierten Anschlag in New Orleans mit dem Thema Einwanderung in Verbindung brachte, obwohl der Täter in den USA geboren wurde: "Es bleiben viele Fragezeichen, was den ehemaligen Militärangehörigen zu der Tat getrieben hat, und trotzdem sprach Trump unmittelbar danach von einer Folge illegaler Einwanderung, wofür es keinerlei Beweis gibt. In nur wenigen Tagen zieht Trump ins Weiße Haus ein, und solche Äußerungen lassen befürchten, dass er dann ebenso unberechenbar auftreten wird wie in seiner ersten Amtszeit."
Abschließend noch ein Blick in die Zeitung RZECZPOSPOLITA aus Warschau. Sie geht auf die polnische EU-Ratspräsidentschaft ein, die am 1. Januar begonnen hat: "Das von der polnischen Regierung verabschiedete Programm der EU-Ratspräsidentschaft gleicht einer Art Wunschliste. Dabei handelt es sich um eine Reihe dringender Forderungen, deren Umsetzung jedoch über die Mantras des EU-Neusprechs hinausgehen und konkret werden muss. Wir müssen endlich aufhören, über die Steigerung der europäischen Verteidigungsfähigkeiten nur zu reden, sondern diese einfach in der Realität schaffen. Die Ratspräsidentschaft ist ein Instrument, das bei richtiger Anwendung dazu beitragen wird, die Rolle Polens in der gesamten EU dauerhaft zu stärken", ist sich die polnische RZECZPOSPOLITA sicher, und damit endet die internationale Presseschau.