08. Januar 2025
Die internationale Presseschau

Neben der Abschaffung des Faktenchecks bei Angeboten des Internetkonzerns Meta geht es um den designierten US-Präsidenten Donald Trump. Dieser bekräftigte zuletzt Pläne einer Übernahme Grönlands und schickte seinen Sohn in das autonome dänische Territorium.

    Nuuk: Donald Trump Jr. (M) winkt bei seiner Ankunft in Nuuk.
    Einige ausländische Zeitungen kommentieren den Besuch von Donald Trump Jr. in Grönland (Archivbild). (Emil Stach / Ritzau Scanpix Foto / A / Emil Stach)
    Die dänische Zeitung POLITIKEN beobachtet: "Zuletzt gab es viel Bohei um den Besuch von Donald Trump Jr. in Grönland. Will der künftige US-Präsident Ernst machen und Grönland kaufen? Oder geht es um den harmlosen touristischen Besuch eines Präsidentensohns, der Grönland so unglaublich findet, dass er gerne Hallo sagen und ein paar Videos machen will? Die Grönländer selbst betonen Letzteres, und die dänische Regierung ist vor allem damit beschäftigt, so wenig wie möglich über den, gelinde gesagt, bizarren Auftritt in Grönlands Hauptstadt Nuuk zu sprechen. Aber man tut klug daran zuzuhören, was Donald Trump selbst gesagt und geschrieben hat, nämlich dass es sich um eine US-Delegation handle und die Kontrolle über Grönland eine absolute Notwendigkeit sei. Außerdem wies er den Einsatz militärischer Mittel zur Übernahme der Insel nicht explizit zurück, und das unterstreicht die Gefahr. Allen sollte klar sein, dass es Trump Jr. ernst mit seinem Besuch meint, und er fischt dort in trübem Wasser", notiert POLITIKEN aus Kopenhagen.
    Die dänische Zeitung JYLLANDS POSTEN findet: "Nicht nur für die dänische Regierung, sondern auch für Grönland und die anderen Verbündeten der USA muss der Besuch eine Warnung vor dem sein, was kommen wird. Als Donald Trump das letzte Mal Präsident war, jonglierte er mit internationalen Abkommen, einschließlich der Mitgliedschaft in der NATO. Nun wird mehr als nur angedeutet, dass er bereit ist, noch einen Schritt weiterzugehen und seine eigene Weltordnung festzulegen", glaubt JYLLANDS POSTEN aus Århus.
    Die norwegische Zeitung AFTENPOSTEN verweist auf folgenden Aspekt: "Grönland hat einen hohen Grad an Autonomie bis auf die Außen- und Sicherheitspolitik, für die Kopenhagen zuständig ist. Ein 2009 verabschiedetes Autonomiegesetz räumt Grönland die Möglichkeit einer Volksabstimmung über eine Unabhängigkeit ein, auf die dann Verhandlungen folgen müssen. Im April sind Wahlen in Grönland, und das Thema dürfte im Wahlkampf dominieren und Trumps Forderung könnte ein wichtiger Faktor werden. Premier Egede befürwortet zwar eine Unabhängigkeit, betont aber auch, dass Grönland nicht zum Verkauf steht. In Dänemark gibt es heftige Reaktionen, und es ist von fehlendem Respekt und Drohungen die Rede. Die grönländische Abgeordnete im dänischen Parlament Aaja Chemnitz erklärte, es sei naiv zu glauben, man werde als US-Bürger glücklicher. Noch bevor Trump sein Amt angetreten hat, zeigt er seinen Verbündeten, dass sie sich auf turbulente Zeiten einstellen müssen", meint AFTENPOSTEN aus Oslo.
    Die tschechische Zeitung LIDOVE NOVINY ist sich sicher: "Die USA werden weder Kanada annektieren noch Grönland kaufen. Sie werden weder über das Schicksal des britischen Premiers noch über den Ausgang der deutschen Bundestagswahl entscheiden. Trump will nur deutlich machen, dass die bisherigen Automatismen, etwa dass Amerika die Sicherheit Europas garantiert, nicht mehr gelten. Und er möchte seinen Partnern in der NATO einen größeren Beitrag abringen, als sie bisher leisten." Das war LIDOVE NOVINY aus Prag.
    Vor dem Hintergrund der bald beginnenden zweiten US-Präsidentschaft von Donald Trump äußert sich die irische Zeitung THE IRISH TIMES zum weiteren Verlauf des Ukraine-Kriegs: "Eine Art von Waffenruhe wird wahrscheinlicher, sobald die neue US-Regierung im Amt ist. Allerdings müssen viele Variablen berücksichtigt werden, nicht zuletzt die schiere Unberechenbarkeit von Donald Trumps Außenpolitik. Die Ernennung des Senators von Florida, Marco Rubio, zum Außenminister könnte bedeuten, dass Kiew von den USA nicht einfach so fallen gelassen wird. Aber unter den US-Republikanern besteht wenig oder gar keine Bereitschaft, die Kriegsanstrengungen der Ukraine weiterhin zu unterstützen. Und die Verbündeten von Wolodymyr Selenskyj in der EU wären nicht in der Lage, vollumfänglich die US-Unterstützung für die Ukraine zu ersetzen", vermutet THE IRISH TIMES aus Dublin.
    Die in Singapur erscheinende LIANHE ZAOBAO stellt fest: "Die Intensität der Kampfhandlungen zwischen Russland und der Ukraine hat auch nach über tausend Tagen Krieg nicht nachgelassen, den Trump nun sehr rasch beenden will. Gleichzeitig wird die Kluft zwischen den USA und Europa immer größer. Die Länder Europas müssen sich daher entscheiden, ob sie dem neuen Kurs aus Washington folgen und die Ukraine ihrem Schicksal überlassen oder selbst die Verteidigung ihres Nachbarlands übernehmen wollen. Derzeit scheinen sie in Richtung der zweiten Option zu tendieren, was von großer Tragweite sein wird. Gleich nach ihrer Ernennung reisten der neue Präsident des Europäischen Rates, António Costa, und die Hohe Vertreterin der EU für Außen- und Sicherheitspolitik, Kaja Kallas, Anfang Dezember in die ukrainische Hauptstadt Kiew und sagten dem Land zu, weitere Mittel in Höhe von über vier Milliarden Euro zur Verfügung zu stellen. Damit hat Brüssel im vergangenen Jahr Washington bereits als größten Geber von Finanzhilfe für die Ukraine abgelöst", bilanziert LIANHE ZAOBAO in einem Gastkommentar.
    Die italienische Zeitung LA REPUBBLICA aus Rom mahnt die Europäische Union zu Geschlossenheit nach der Rückkehr von Donald Trump ins Weiße Haus: "kein Geschwätz der nationalen Regierungen und Parteien in willkürlicher Reihenfolge, sondern mit einer Stimme sprechen, im Namen von ganz Europa und von Brüssel aus. Das tut die EU, indem sie die geeignetste und glaubwürdigste Person wählt, um sich den beispiellosen Herausforderungen zu stellen, die von der anderen Seite des Atlantiks auf sie zukommen."
    Nun noch Stimmen zu einer Videobotschaft des US-Unternehmers Mark Zuckerberg. Die kolumbianische Zeitung EL ESPECTADOR erläutert: "Binnen weniger Minuten schafft es der Chef des Mutterkonzerns von Facebook, Instagram und WhatsApp, die traditionellen Medien, aber auch Regierungen und das Europaparlament der Zensur zu bezichtigen. Stattdessen rühmt er Donald Trump als Verfechter der Meinungsfreiheit – und das, obwohl dieser die Gewohnheit hat, hart gegen seine Kritiker und Herausforderer vorzugehen. Außerdem verkündet Zuckerberg, dass er sämtliche Geldmittel für die Faktencheck-Teams streicht, die den Wahrheitsgehalt von Meldungen prüfen. Wie kann sich Zuckerberg als Verfechter der Meinungsfreiheit positionieren, obwohl er mit seinen intransparenten, erratischen und autoritären Entscheidungen während der letzten Jahre die öffentlichen Debatten auf der ganzen Welt verändert hat? Vielmehr ist er nur ein weiterer Milliardär, der vor Trumps Launen einknickt, ohne dafür nachzudenken, was die Auswirkungen auf die übrige Welt sind", urteilt EL ESPECTADOR aus Bogotá.
    In einem Gastkommentar der japanischen Zeitung ASAHI SHIMBUN lesen wir: "In der Tat kapituliert Mark Zuckerberg vor Donald Trump und den Konservativen, die Meta seit Jahren als zu liberal immer stärker kritisieren. Nicht nur Zuckerberg, auch die anderen Tech-Milliardäre wie Amazon-Gründer Jeff Bezos oder Open-AI-Chef Sam Altman schmeicheln Trump. Aber viel besorgniserregender ist die zu schwache Kritik der US-Medien an den engen Beziehungen zwischen der Politik und den Milliardären. Vielmehr sind sie selbst damit beschäftigt, ihre Beziehungen zu Trump zu verbessern", argumentiert ASAHI SHIMBUN aus Tokio.
    Die britische Zeitung THE GUARDIAN aus London gibt zu bedenken: "Es ist schwierig, den Online-Diskurs zu kontrollieren, und sicherlich hat die Inhaltsmoderation auf dem Niveau, wie es Unternehmen wie Meta versuchten, nicht funktioniert. Aber darauf zugunsten von 'Community-Notizen' ganz zu verzichten, ist nicht die Lösung. Das Problem ist, dass Zuckerbergs Entscheidung enorme Auswirkungen hat. Sie bedeutet das Aussterben der Idee der objektiven Wahrheit in den sozialen Medien." Und mit diesem Auszug aus THE GUARDIAN endet die internationale Presseschau.