Dazu schreibt der Schweizer TAGES-ANZEIGER: "Nicht 2 Prozent, wie bisher vereinbart, sondern 5 Prozent der Wirtschaftsleistung müssten die Mitglieder des Bündnisses für Verteidigung ausgeben. In Deutschland hat der Vizekanzler und Grünen-Spitzenkandidat Robert Habeck mit der Wahlkampfforderung nach 3,5 Prozent gerade viel Kritik von der politischen Konkurrenz geerntet. Nach Trumps Vorstellungen müsste Deutschland seinen Verteidigungshaushalt praktisch auf 210 Milliarden Euro verdreifachen", rechnet der TAGES-ANZEIGER aus Zürich vor.
"Die EU-Staaten in der NATO können es sich gar nicht leisten, fünf Prozent für die Verteidigung auszugeben", hält ein Gastkommentar in der Wochenzeitung THE MALTA BUSINESS WEEKLY fest. "Denn irgendwie müssen die nationalen Haushalte ja mit den Ausgabe- und Defizitregeln für die Mitgliedstaaten in Einklang gebracht werden. Italien, Frankreich, Belgien und viele andere EU-Staaten verstoßen bereits jetzt dagegen - auch ohne höhere Verteidigungsausgaben. Wenn die Forderung von Donald Trump umgesetzt würde, wären bis zum Ende seiner zweiten Amtszeit mehrere EU-Mitgliedstaaten zahlungsunfähig", glaubt die MALTA BUSINESS WEEKLY, die in der Stadt Sliema bei Valetta erscheint.
Die KOREA TIMES aus Seoul stellt die Frage, warum Trump die Beziehungen zu Verbündeten in der NATO, aber auch Handelsbeziehungen so negativ sieht: "Aufschluss könnte seine Herkunft aus der Immobilienbranche geben. Dort geht es darum, mit einem Gebäude möglichst viel Miete einzunehmen. Man gewinnt also - oder man verliert. Eine Win-Win-Situation ist nicht das Ziel. Für Trump bringen die bestehenden Bündnisse und Handelsabkommen nicht den Nutzen, den sie den USA als größter Volkswirtschaft mit dem mächtigsten Militär bringen könnten. Dass viele NATO-Staaten erst seit kurzem ihre eigenen Ausgabenforderungen erfüllen, ist in Trumps Augen ein Beweis dafür. Das hat ihn zu der Überzeugung gebracht, dass die Verbündeten die Vereinigten Staaten abzocken", erklärt ein Gastkommentar der KOREA TIMES.
Die Zeitung NIHON KEIZAI SHIMBUN aus Tokio stellt einen Zusammenhang her zwischen der Forderung Trumps nach mehr Verteidigungsausgaben und seiner Ankündigung, die Kontrolle über Grönland erlangen zu wollen: "Trump plant den Insel-Kauf möglicherweise nicht wirklich. Vielmehr will er die NATO-Staaten mit solchen Ankündigungen dazu bringen, ihr Verteidigungsbudget aufzustocken. Es ist allerdings ungewöhnlich, dass eine Supermacht ihre Verbündeten mit großer militärischer und wirtschaftlicher Kraft unter Druck setzt und sogar mit der Veränderung einer Grenze droht. Eine massive Veränderung des Status quo wäre ein klarer Bruch internationaler Regeln, wie die Annexion der Krim durch Russland", urteilt NIHON KEIZAI SHIMBUN aus Japan.
"Langsam wirkt das Ganze nicht mehr wie ein Scherz", findet die chinesische Zeitung JIEFANG RIBAO aus Schanghai. "Trump wiederholt seine Äußerungen zu Grönland und auch zum Panamakanal so häufig, dass die Frage nun erlaubt sein muss: Reicht es dem gewählten Präsidenten nicht mehr, Amerika wieder groß zu machen? Muss sein Land auch territorial größer werden?"
Die lettische Zeitung NEATKARIGA RITA AVIZE rät dazu, Trumps Äußerungen ernst zu nehmen und verweist dabei auf Erfahrungen mit Russland: "Viel zu lange hat die Weltgemeinschaft über ähnliche Wortmeldungen Putins gelacht. Jetzt passiert das Gleiche bei Trump: Er rede nur, heißt es. Aber Russlands Krieg in der Ukraine sollte der Welt klar machen, dass sich die Dinge geändert haben. Künftig hat derjenige Recht, der die Macht hat. Der große Rückhalt für Putin in Russland und die vielen Unterstützer für Trump in den USA und auch weltweit zeigen, dass der Welt schwierige Zeiten bevorstehen", befürchtet NEATKARIGA RITA AVIZE aus Riga.
Die schwedische Zeitung SYDSVENSKAN geht auf weitere Aussagen Trumps ein: "Trump sprach unter anderem von Kanada als 51. Bundesstaat der USA und er erneuerte den Anspruch auf die Kontrolle über Grönland. Nun ist Trump nicht der erste US-Präsident, der mit dem Scheckheft winkt. Aber kein US-Präsident seit 1949 wollte Grönland kaufen – das Bündnis und die Zusammenarbeit mit Dänemark reichten aus. Bis jetzt. Ein weiterer Unterschied ist, dass Trump militärische oder wirtschaftliche Druckmittel nicht ausschließt. Es scheint dabei um Rohstoffe zu gehen, mit denen die USA ihre Position im Wettbewerb mit China stärken wollen. Das bedeutet, dass die USA unter Trump wirtschaftliche Interessen als Rechtfertigung ansehen für inakzeptable Maßnahmen gegen Nachbarn und Verbündete", analysiert SYDSVENSKAN aus Malmö.
"Donald Trump hat in seiner ersten Amtszeit als US-Präsident von 2017 bis 2021 immer wieder Drohungen ausgesprochen, die er nie wahr gemacht hat", erinnert die polnische RZECZPOSPOLITA. "Ungeachtet dessen sollte Trumps Haltung Anlass zur Sorge geben. Er übernimmt die Macht zu einer Zeit, in der Amerika mit sehr realen Bedrohungen durch Russland und China konfrontiert ist. Trump wird mit einer durchdachten Strategie reagieren müssen. Die ist im Moment aber noch nicht erkennbar. Hinzu kommt, dass dieses Mal jemand mit im Weißen Haus sitzen wird, der noch wichtiger ist als Trump: Elon Musk. Der Eigentümer der Plattform X hat aufgrund seines Alters noch eine lange Zukunft vor sich. Und er weiß, was er damit vorhat", warnt die Zeitung RZECZPOSPOLITA, die in Warschau erscheint.
Die NEUE ZÜRCHER ZEITUNG geht auf Musks verbale Angriffe auf Politiker in Deutschland und ganz Europa ein: "Vielleicht will Musk es den Europäern einfach heimzahlen, dass sie seine digitale Plattform X stärker regulieren als die Amerikaner. Das alles könnte, sollte man als die privaten Flausen eines Mannes abtun, der sein Recht auf freie Meinungsäußerung wahrnimmt, wenn auch mit einer Reichweite von über 200 Millionen Followern. Doch Musk ist in den USA inzwischen zu einem politischen Machtfaktor geworden. In Berlin, London und Brüssel rätselt man deshalb wohl beunruhigt: Welche Interessen vertritt Elon Musk? Seine eigenen oder die der künftigen amerikanischen Regierung? Im schlimmsten Fall könnte Elon Musk zum Mann fürs Grobe in der Trumpschen Außenpolitik werden. Sowohl in der Debatte wie in der Diplomatie gilt allerdings dieselbe Regel: Wer sich provozieren lässt, hat schon verloren", unterstreicht die NZZ aus der Schweiz.
Themenwechsel: In Venezuela soll morgen der neue Präsident vereidigt werden. Das sollte international stärker beachtet werden, findet die kolumbianische Zeitung EL PAIS: "Und zwar, weil das Regime des umstrittenen Staatschefs Nicolás Maduro die Bevölkerung unseres Nachbarlandes an den Rand des Abgrunds geführt hat. Die Menschen in Venezuela gingen im Juli zur Wahl, um für den Oppositionskandidaten Edmundo González zu stimmen. Die Clique an der Staatsspitze hatte wohl nicht damit gerechnet, dass die Bevölkerung so heftig gegen den offensichtlichen Wahlbetrug protestieren würde. Seitdem wurden politische Gegner verfolgt und eingesperrt. Trotzdem schaffte es das Regime, dass die internationale Gemeinschaft ihre harte Haltung nach und nach aufgab. Die demokratischen Regierungen weltweit und insbesondere die in Lateinamerika müssen jetzt die Entwicklung in Caracas aufmerksam verfolgen", fordert EL PAIS aus Cali.
Ähnlich äußert sich die argentinische Zeitung LA NACION: "Die internationale Gemeinschaft muss jetzt ihre Anstrengungen verdoppeln, damit Venezuela zu Demokratie und Rechtsstaatlichkeit zurückkehrt. Schweigen und Untätigkeit sind nichts anderes als Komplizenschaft bei dem erneuten Versuch, das venezolanische Volk auf Jahre hinaus zu unterdrücken." Das war ein Ausschnitt aus der Zeitung LA NACION, die in Buenos Aires erscheint - und damit endet die internationale Presseschau.