Zum ersten Thema schreibt die spanische Zeitung EL PAIS aus Madrid: "Zum ersten Mal in der Geschichte wird ein verurteilter Straftäter Präsident der USA. Das steht seit gestern offiziell und irreversibel fest, nachdem ein New Yorker Richter die Schuld von Donald Trump im sogenannten Schweigegeld-Prozess bestätigt hat. Allerdings muss Trump dafür nicht ins Gefängnis, was durchaus zu den möglichen Strafen gehört hätte, und er muss auch keine Geldbuße zahlen oder Sozialstunden ableisten. Trump bezeichnete den Richter als korrupt und den Prozess als Farce, und er konnte das Gericht als freier Mann verlassen. Der Wert seiner Verurteilung besteht vor allem darin, dass nun für alle Zeiten feststeht, an welche Persönlichkeit die Republikaner ihre Seele verkauft haben – und wem die US-Wähler nun schon zum zweiten Mal zum mächtigsten Amt der Welt verholfen haben", betont EL PAIS aus Madrid.
"Donald Unchained", titelt die russische Zeitung KOMMERSANT und schreibt weiter: "Trump ist nun auch juristisch ein Krimineller. Das ist für ihn natürlich unangenehm, und er wird vor das Berufungsgericht ziehen und nachweisen, dass der Prozess mit Verstößen geführt wurde und die Beweise falsch erhoben wurden. Zugleich wird in den drei verbleibenden Strafverfahren gegen Trump nichts passieren. Der Fall in Florida wurde vom Prozessrichter abgewiesen, und auch der Fall in Washington, in dem es um den Versuch Trumps ging, die Macht zu behalten, wurde auf Eis gelegt mit der Möglichkeit, das Verfahren später wieder aufzunehmen. In der Praxis gibt es für Trump in den nächsten vier Jahren also in keinem der gegen ihn anhängigen Strafverfahren Risiken", erläutert der KOMMERSANT aus Moskau.
Der Pariser FIGARO weist dagegen darauf hin: "Trump hat noch nicht mit der Justiz abgeschlossen. Er sieht sich mit einem Dutzend Zivilverfahren konfrontiert."
In der WASHINGTON POST heißt es: "Man sollte eher alarmiert als dankbar sein, dass der Oberste Gerichtshof die Verurteilung von Donald Trump zugelassen hat. Die Tatsache, dass es vier Richter gab, die bereit warendas Verfahren zu blockieren, ist ein schlechtes Omen für die Bereitschaft des Obersten Gerichtshofs, Trump zu kontrollieren, sobald er wieder im Amt ist. Tatsächlich ist es kein Urteil: Der Richter verhängte weder eine Gefängnis- noch eine Geldstrafe und auch keine Bewährungsauflagen. Aus Rücksicht auf seinen Status als gewählter Präsident musste Trump nicht einmal persönlich erscheinen", moniert die WASHINGTON POST.
Trump machte zudem vor einigen Tagen Schlagzeilen mit seinen Äußerungen, unter anderem Grönland und Kanada unter die Kontrolle der USA zu bringen. Die türkische Onlinezeitung T24 fragt sich: "Möchte Trump Amerika in ein Imperium verwandeln? Wird nach Grönland nun Island folgen? Das sind Fragen, auf die wir noch keine Antworten haben. Weder Kanada noch Grönland werden in absehbarer Zeit an die USA angegliedert werden. Dass die USA einem Land des westlichen Bündnisses Territorium abnehmen wollen, ist selbst für Trump nichts als ein überzogener Traum", glaubt T24 aus Istanbul.
Die norwegische Zeitung AFTENPOSTEN fordert ein entschiedenes Auftreten gegenüber Trump: "Trumps Äußerungen zu Grönland können als offene Drohung gegen Dänemark verstanden werden. Man brauche Grönland für die eigene nationale Sicherheit, sagte Trump und wollte auch den Einsatz militärischer Mittel nicht ausschließen. Das ist respektlos gegenüber einem der engsten Verbündeten der USA und eine vollkommen inakzeptable Rhetorik. Wenn Europas Staatsführer nicht widersprechen, zehrt das an der Demokratie, und es ist ein Signal der Schwäche an die Wähler", urteilt AFTENPOSTEN aus Oslo.
Die schwedische Zeitung SYDSVENSKAN aus Malmö plädiert dafür, Dänemark stärker zu unterstützen: "Premierministerin Frederiksen muss den Dänen aufzeigen, dass das Problem angegangen wird, ohne dass sie genau sagen könnte, wie das gehen soll. Sie kann Trump auch nicht so kritisieren, wie sie das vermutlich gerne möchte. Dänemark stecke in der diplomatischen Vorhölle, kommentierte der nationale Hörfunk – und dort darf Dänemark nicht allein gelassen werden."
Der Gastkommentar der japanischen Zeitung NIHON KEIZAI SHIMBUN befasst sich mit dem Gespräch zwischen der AfD-Chefin Weidel und dem US-Techmilliardär Musk auf der Online-Plattform X. "Musk ist kein normaler Reicher, sondern will mit seinem Geld die Politik beeinflussen. Und nicht nur das: Musk will in den demokratischen Staaten weltweit den Liberalismus abschaffen. Die Welt soll sich so verändern, wie Musk es für richtig hält. Dafür unterstützt er auch in den anderen Staaten die Parteien, deren Prinzipien er teilt. Er nutzt seine Macht und seinen Einfluss über die sozialen Medien. Musk unterstützt zwar Donald Trump, aber in seinem Kopf hat ein Slogan wie Make America Great Again eher wenig Platz. Wie seine Mission zum Mars zeigt, will er ein Held werden, der die Menschheit rettet, die er liebt. Allerdings ist es fraglich, ob er mit seinen Bestrebungen, die Welt zu retten, der Menschheit tatsächlich nützen wird", ist in der Zeitung NIHON KEIZAI SHIMBUN aus Tokio zu lesen.
Die chinesische Zeitung JIEFANG RIBAO findet: "Für das Unternehmertalent Musk ist das politische Establishment schon immer ein Dorn im Auge gewesen. Die Bundestagswahl bietet ihm nun wieder eine Gelegenheit, sich auf höchster Ebene in die Politik einzumischen. Vielleicht auch mit Blick auf seine Tesla-Fabrik in Brandenburg. Wie lange der Zusammenhalt hält, bleibt jedoch abzuwarten. Bislang bekommt Musk in den europäischen Ländern nur in Italien und Ungarn Zuspruch", hebt JIEFANG RIBAO aus Schanghai hervor.
Nun nach Österreich. Das Nachbarland wird möglicherweise bald von einem rechtspopulistischen Bundeskanzler regiert. Die SALZBURGER NACHRICHTEN konstatieren: "Die vergangenen sieben Tage im noch so jungen Jahr hatten es innenpolitisch in sich. Und die Turbulenzen sind noch nicht vorbei. Die Anschnallzeichen bleiben eingeschaltet. Denn die Verhandlungen zwischen FPÖ und ÖVP über eine mögliche Koalition im Bund werden sicher zügig, wohl aber nicht konfliktfrei geführt werden. Und ihr Ausgang ist trotz inhaltlicher Übereinstimmungen und der unattraktiven Neuwahl-Alternative ungewiss. Das politische Chaos im Bund ist auch Ausdruck einer himmelschreienden Unprofessionalität. Von völlig falsch aufgesetzten Dreierverhandlungen über die plötzlich hektische Personalsuche nach Rücktritten bis zum rhetorischen Abwatschen des Verhandlungspartners. In Szenarien wird genauso wenig gedacht wie über die eigenen Grenzen hinaus. Keine Firma, kein Haushalt würde so funktionieren. Aber einem ganzen Land mutet man es zu", empören sich die SALZBURGER NACHRICHTEN.
Für die ÖVP gehe es um viel, meint die Wiener Zeitung DIE PRESSE. "Schon das Ergebnis der Nationalratswahl hat gezeigt, dass die Volkspartei für Wähler rechts der Mitte nur noch eine Option, aber ganz bestimmt keine politische Heimat mehr ist. Diesen Bedeutungsverlust teilt sie mit anderen konservativen Parteien in Europa. Eine Koalition mit der FPÖ sollte die ÖVP auch nützen, um sich auf bürgerliche Tugenden rückzubesinnen und sich neu zu positionieren: als vernünftige politische Kraft rechts der Mitte", empfiehlt DIE PRESSE.
DER STANDARD sieht unter einer rechten Regierung die Meinungsfreiheit bedroht: "Der Dammbruch ist absehbar. In Österreich dürfte das erste Mal seit dem Zweiten Weltkrieg ein rechtsnationaler Populist in den Sessel des Bundeskanzlers gehievt werden. Einer, den sein Regierungspartner bis vor kurzem 'rechtsextrem' nannte. Es gilt, äußerst wachsam zu sein – vor allem, was Einschränkungen der Pressefreiheit betrifft."