Die lettische Zeitung LATVIJAS AVIZE blickt auf die USA: "Am 20. Januar wird Donald Trump erneut Präsident der Vereinigten Staaten. Er hat während seiner ersten Präsidentschaft bereits bewiesen, dass seine Entscheidungen schwer vorhersehbar sind. Doch eines ist klar: Die Welt wird sich an eine auf Egoismus basierende US-Außenpolitik gewöhnen müssen. Vor acht Jahren kam Trumps Sieg bei der Präsidentschaftswahl überraschend und viele wussten nicht, was sie von ihm erwarten sollten. Dieses Mal haben sowohl die Amerikaner als auch der Rest der Welt eine viel bessere Vorstellung von seinen Plänen", erklärt LATVIJAS AVIZE aus Riga.
Die türkische Zeitung EKONOMI führt aus: "Wenn wir uns Trumps Nominierungen für das Kabinett und andere wichtige Ämter ansehen, können wir davon ausgehen, dass die von ihm Ausgewählten höchstwahrscheinlich weitgehend inkompetent sein werden. Das wird sich natürlich auf Amerikas Rolle als Weltführer auswirken. Viele Länder erwarten, dass Amerika die Führung der freien Welt übernimmt. Das Trump-Team wird dazu aber wahrscheinlich nicht in der Lage sein. Seine Regierung wird zudem auf den erbitterten Widerstand des Establishments stoßen. So bleibt abzuwarten, wie Trump mit dem Pentagon umgehen wird. Bekanntlich ist Trump gegen die Präsenz amerikanischer Truppen in bestimmten Ländern", hebt EKONOMI aus Istanbul hervor.
Die Zeitung LIANHE ZAOBAO aus Singapur bezieht sich auf Trumps Ansprüche auf Grönland: "In der Tat haben die Vereinigten Staaten in ihrer zweihundertjährigen Geschichte fremde Territorien aufgekauft oder mit Gewalt erobert. Aber seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs wird die territoriale Integrität aller Staaten durch internationale Regeln garantiert. Dies hat den langen Frieden im größten Teil der Welt überhaupt erst ermöglicht. . Wenn Trump seine Äußerungen ernst meint, ist er dabei, die unter Führung der USA aufgebaute Weltordnung zu verlassen. Für mittlere und kleine Staaten wäre das ein Albtraum. 'Amerika First' darf nicht zur Ungewissheit und Unsicherheit der Welt führen", warnt LIANHE ZAOBAO.
Die schwedische DAGENS INDUSTRI sieht es so: "Trumps extreme Forderung, Grönland von Dänemark zu übernehmen, zeugt von einer tiefen Verachtung gegenüber Europa, aber auch gegenüber der NATO und ihren Prinzipien. Deshalb ist es von großer Bedeutung, dass Europa jetzt mit koordinierter Kraft antwortet. Die Aussagen von Trump und seinem Umfeld stellen einen direkten Angriff auf die europäische Souveränität dar. Das ist völlig inakzeptabel, und das muss den Amerikanern klargemacht werden."
Die polnische Zeitung RZECZPOSPOLITA beschäftigt sich mit Trumps Ankündigung, ein Treffen mit dem russischen Präsidenten Putin vorzubereiten: "In Moskau betrachtet man ein solches Treffen als Vorbote eines neuen Jalta, einer neuen Weltordnung. Putin wird dem amerikanischen Präsidenten wahrscheinlich eine Karte seiner imperialen Ambitionen vorlegen. Belarus ist auf jeden Fall Teil dieser Karte. Der Gastgeber im Kreml kann es nicht zulassen, dass prowestliche Kräfte dort die Macht übernehmen. Möglicherweise wird Putin auch das Thema Georgien ansprechen, das nach Ansicht des Kremls niemals der NATO beitreten kann. Putin wird vermutlich auch die prowestlichen Bestrebungen der armenischen Regierung stoppen wollen, um seinen Einfluss und seine Militärbasis dort aufrechtzuerhalten", listet die RZECZPOSPOLITA aus Warschau auf.
In den Mittelpunkt der Konfrontation zwischen Russland und dem Westen ist der Ostseeraum gerückt, wie die die finnische Zeitung ILTA-SANOMAT hervorhebt: "Der kurzfristig für morgen einberufene NATO-Gipfel in Helsinki unterstreicht die strategische Bedeutung der Ostsee für das Bündnis und für die EU. Die NATO kann die Ostsee nicht flächendeckend überwachen, aber Patrouillen können zur Abschreckung dienen, und mit moderner Überwachungstechnik ist es möglich, bei Sabotage an Infrastruktur gegen die Täter vorzugehen. Darüber hinaus braucht es Geschlossenheit gegenüber der sogenannten russischen Schattenflotte. Der von Finnland beschlagnahmte Tanker Eagle S zeigt, in was für einem schlechten Zustand diese Schiffe sind. Schon allein wegen der Gefahr einer Umweltkatastrophe müssen die Kontrollen verschärft werden", verlangt ILTA-SANOMAT aus Helsinki.
Zu den russischen Aktivitäten in der Ostsee bemerkt die estnische Zeitung POSTIMEES: "Es gilt als wahrscheinlich, dass der Tanker Eagle S das Stromkabel Estlink 2 sowie Kommunikationsleitungen auf dem Grund der Ostsee beschädigt hat. Das Schiff wird nun von Finnland festgehalten, aber inzwischen liegt vor der Insel Rügen bereits ein weiteres Schiff der russischen Schattenflotte fest. Die mit fast 100.000 Tonnen Öl beladene Eventin geriet wegen der schweren Stürme in Seenot und musste in sicherere Gewässer geschleppt werden. Die Tanker dieser Schattenflotte sind überwiegend in schlechtem Zustand. Auch Estland muss wegen dieser Sicherheitsrisiken alle Maßnahmen ergreifen, die das internationale Seerecht erlaubt", fordert POSTIMEES aus Tallinn.
In Österreich könnte es zu einer Regierung unter Führung der rechtsgerichteten FPÖ kommen. Die IRISH TIMES aus Dublin erwartet Konsequenzen für die Europäische Union: "Die Aussicht, dass die Gruppe unangenehmer Regierungschefs im Europäischen Rat um ein weiteres Mitglied verstärkt werden könnte, ist in Brüssel mit Bestürzung zur Kenntnis genommen worden. Unverhohlene Feindseligkeit der FPÖ gegenüber der EU und deren Migrationspolitik sowie die Ablehnung der Hilfe für die Ukraine und der EU-Klimapolitik wird andere rechtsextreme Politiker wie Italiens Giorgia Meloni und Ungarns Viktor Orbán stärken und die Funktionsfähigkeit der Union noch weiter einschränken. In Deutschland ist die AfD zwar von der Regierung ausgeschlossen, liegt aber in den Umfragen auf Platz zwei. Auch wenn sie nicht Teil der nächsten Bundesregierung sein wird, ist die wachsende Unterstützung für diese Partei ein weiteres Zeichen für den Aufstieg des Rechtspopulismus, der erhebliche Folgen für die EU und für Europa hat", erläutert die IRISH TIMES.
Der schweizerische TAGES-ANZEIGER schreibt über den möglichen österreichischen Kanzler Kickl von der FPÖ: "Eine krude Melange aus rechten Positionen, rechtsextremen Signalwörtern wie 'Volkskanzler' und linken Einsprengseln formte Kickl zu einer ideologischen Grundlage. Der 'Remigration' widmete er im Wahlprogramm ein Kapitel. Kickl verstand es, das Potenzial angesichts des Unbehagens über Missmanagement in der Asylpolitik abzuschöpfen – sowie vom fortwährenden Unverständnis eines Teils des Volkes über die Coronapolitik zu profitieren. Zudem greift er die Angst vor Jobverlusten und Inflation virtuos auf. Kickl verstand es, Unsicherheit und Unzufriedenheit in seine Richtung zu kanalisieren. Wer regiert, verliert – das aber könnte beim selbst ernannten 'Volkskanzler' Kickl auch für ihn gelten", erwartet der TAGES-ANZEIGER aus Zürich.
Der österreichische STANDARD geht auf Stimmen aus der Wirtschaft ein, die das geplante Bündnis von FPÖ und ÖVP begrüßen: "Die Vertreter der Industrie machen sich für Blau-Schwarz stark, schwelgen schon in Kickls Versprechen von Steuererleichterungen. Mehr Anspruch hat man offenbar nicht. Will man wirklich den Retourgang in der Klimapolitik einlegen? Benziner statt E-Autos, obwohl man an VW in Deutschland sehen kann, was passiert, wenn ein Unternehmen die Zeichen der Zeit nicht erkennt? Wie zufrieden wird man sein, wenn die Zuwanderung ausländischer Fachkräfte noch schwieriger wird, einfach weil die FPÖ keine Zuwanderung will? Gerade jene, die vor allem in den östlichen Nachbarländern geschäftliche Interessen haben, könnten Schwierigkeiten bekommen, wenn Herbert Kickl weiter seine Vorliebe für Wladimir Putin pflegt. Und in der EU ständig dagegen zu sein ist auch nicht förderlich fürs Geschäft."