Die japanische Zeitung NIHON KEIZAI SHIMBUN beobachtet: "Diesmal gelang den Behörden eine Festnahme unerwartet geräuschlos - offenbar leistete auch die Präsidentengarde keinen Widestand. In Südkorea ist es nicht selten, dass bei einem Regierungswechsel mehrere Spitzenpolitiker – einer nach dem anderen - verhaftet werden. Es ist ein Land, in dem die öffentliche Meinung - 'Volksherz' genannt - starken Einfluss auf Ermittlungen der Justiz hat", notiert NIHON KEIZAI SHIMBUN aus Tokio.
Die südkoreanische Zeitung THE KOREA TIMES empfiehlt: "Anstatt sich auf sein Schweigerecht zu berufen, sollte der Präsident voll und ganz mit den Ermittlern kooperieren. Yoon muss eine Erklärung darüber abgeben, warum Anfang Dezember das Kriegsrecht verhängt wurde - insbesondere in einem so fortschrittlichen Land wie Südkorea. Er sollte nicht versuchen, unter dem Vorwand seiner Position als amtierender Präsident das Gesetz eigenmächtig auszulegen. Dies würde die Verunsicherung in der Öffentlichkeit weiter verstärken und letztlich das Vertrauen in den Rechtsstaat untergraben", mahnt THE KOREA TIMES aus Seoul.
Die lettische Zeitung DIENA aus Riga stellt fest: "Yoon plante im vergangenen Dezember nicht weniger als einen Staatsstreich. Tatsache ist, dass dieser gescheiterte Versuch interessante und weitreichende Folgen für die Beziehungen auf der koreanischen Halbinsel nach sich ziehen könnte. Obwohl seit dem Ende des Korea-Krieges mehr als 70 Jahre vergangen sind, gibt es noch immer keinen Friedensvertrag zwischen dem autoritär regierten kommunistischen Norden und dem gen Westen orientierten Süden. Zu den Gründen gehört, dass beide Seiten die gesamte Halbinsel beanspruchen und dabei die führende Rolle gemäß ihrer jeweiligen Staatsordnung fordern. Auch geopolitische Erwägungen spielen eine Rolle, denn hinter beiden Koreas stehen Großmächte und Nachbarn, denen die Teilung der Halbinsel gar nicht so ungelegen kommt", vermutet DIENA.
Themenwechsel. Die finnische Zeitung ILTA-SANOMAT aus Helsinki geht ein auf das Treffen der NATO-Ostsee-Anrainer und fasst zusammen: "Zu den Ergebnissen gehört die Operation 'Baltic Sentry' zur besseren Überwachung der Untersee-Infrastruktur im Ostseeraum. Dazu zählen Gasleitungen sowie Strom- und Kommunikationskabel, an denen aus Russland kommende Frachtschiffe mindestens dreimal Schäden angerichtet haben. Darum interessierten sich die Gipfelteilnehmer auch besonders für die Festsetzung des Tankers 'Eagle S'. Allerdings wollten Finnlands Staatspräsident Alexander Stubb und NATO-Generalsekretär Mark Rutte keine Einzelheiten bekannt geben, um dem 'Feind', wie es hieß, nicht in die Hände zu spielen. Stubb vermied es, Russland direkt als Schuldigen zu benennen, ließ aber keinen Zweifel, an wen die Botschaft gerichtet war", unterstreicht ILTA-SANOMAT.
Die ebenfalls in Helsinki erscheinende schwedisch-sprachige Zeitung HUFVUDSTADSBLADET empfiehlt: "Wir müssen kreativ denken, weil Russland ständig die Grenzen auslotet, rechtliche Schlupflöcher nutzt und Durchfahrtsrechte missbraucht. Deshalb muss auch Dänemark dabei unterstützt werden, verdächtigen Schiffen die Passage durch den strategisch wichtigen Öresund zu verweigern. Zu viel Juristerei ist hier nicht angebracht, denn schließlich ist der Kreml kein Amtsgericht. Wir leben in einer Zeit gefährlicher Konflikte und hybrider Kriegsführung, und dazu müssen wir uns alle positionieren, Politiker und Behörden wie auch Unternehmen und Bürger", argumentiert HUFVUDSTADSBLADET.
Die dänische Zeitung JYDSKE VESTKYSTEN betont, die Schiffe aus Russlands Schattenflotte sollten am Zugang zur Ostsee streng kontrolliert werden: "Ist ihr technischer Zustand nicht akzeptabel oder reicht der Versicherungsschutz nicht aus, müssen die Schiffe abgewiesen werden – notfalls mit aller Härte durch die Marine und mithilfe unserer Verbündeten, zum Beispiel in Deutschland und Polen. Russland würde eine Blockade nicht ohne weiteres hinnehmen, doch es ist unwahrscheinlich, dass es eine militärische Konfrontation mit der NATO riskieren wird", glaubt JYDSKE VESTKYSTEN aus Esbjerg.
Nun geht es um die Lage im Nahen Osten. Die türkische Zeitung YENI ŞAFAK erwartet, dass es bald einen neuen Waffenstillstand im Gazastreifen geben wird, denn: "Die neuesten Entwicklungen deuten darauf hin. Es könnte jederzeit eine Erklärung veröffentlicht werden. Im Textentwurf des Abkommens steht, dass es schrittweise in Kraft treten wird. Das heißt, Israel wird sich schrittweise aus dem Gazastreifen zurückziehen, während die Hamas Geiseln freilässt. Voraussetzung dafür ist natürlich, dass Israel gefangene Palästinenser freilässt. Der Gazastreifen wird dann an das palästinensische Volk zurückgegeben. Dieses Abkommen ist ein klarer Sieg für Gaza und eine Niederlage für Israel", notiert YENI ŞAFAK aus Istanbul.
Die chinesische Staatszeitung GUANGMING RIBAO aus Peking sieht Israels Regierungschef Netanjahu innenpolitisch unter Druck: "So haben sich die wirtschaftlichen Aussichten und die Kreditwürdigkeit seines Landes verschlechtert, und immer mehr israelische Bürger wünschen sich ein Ende der Kriegshandlungen. Die Hamas wiederum ist inzwischen stark geschwächt und benötigt unbedingt die Unterstützung der internationalen Staatengemeinschaft beim Wiederaufbau des größtenteils zerstörten Gazastreifens. Hinzu kommt der Druck der vermittelnden Staaten Katar und Ägypten sowie der USA auf beide Kriegsparteien, sich kompromissbereit zu zeigen." Das war GUANGMING RIBAO.
Die israelische Zeitung HAARETZ aus Tel Aviv hebt hervor, Polizeiminister Ben-Gvir habe im Fall eines Geisel-Abkommens mit der Hamas mit einem Ausscheiden aus der Regierung gedroht: "Die Tatsache, dass ein ranghoher Minister sich damit brüstet, dass es ihm ein Jahr lang gelungen ist, ein Abkommen zu vereiteln - obwohl jeder weiß, dass dadurch Dutzende von Geiseln und viele Soldaten ums Leben gekommen sind -, zeugt von dem Zerfall, in dem sich die Führung des Landes befindet. Die Äußerungen Ben-Gvirs müssen als wichtige Mahnung dienen: Die Rückkehr aller Geiseln und ein Ende des Krieges sind nur der erste Schritt auf dem langen Weg zur Genesung Israels von den Untaten Netanjahus und seiner Bande", lesen wir in HAARETZ.
Die niederländischen Zeitung DE VOLKSKRANT aus Amsterdam fragt: "Warum sollten Israel und die Hamas sich jetzt einigen können, wo sie doch in den letzten Monaten in etlichen Punkten keinen Zentimeter aufeinander zugehen wollten? Der erste Grund ist die Wahl von Donald Trump zum neuen US-Präsidenten. Er hat gedroht, dass 'die Hölle' losbrechen wird, wenn die Hamas die israelischen Geiseln nicht vor seinem Amtsantritt am 20. Januar freilässt. Die Hamas könnte aus Trumps Drohungen schließen, dass er nicht einmal den ohnehin nur begrenzten Druck aufrechterhalten wird, den Joe Biden auf die israelische Regierung ausübte, damit diese sich in Gaza wenigstens gelegentlich zurückhält. Möglicherweise ist die Hamas angesichts dieser Aussicht eher bereit, nachzugeben", spekuliert DE VOLKSKRANT.
Die palästinensische Zeitung AL-AYYAM aus Ramallah erwartet, dass beide Seiten jeweils... "... ihren Sieg verkünden und das Abkommen als Erfolg darstellen werden. So wird der israelische Premier Netanjahu behaupten, er habe die politische Dynamik des Nahen Ostens verändert, indem er die Hamas weitgehend eliminiert und der Hisbollah einen entscheidenden Schlag versetzt habe. Die Hamas hingegen wird sagen, Israel habe nur deshalb das Feuer eingestellt, weil ihre Kämpfer so erbittert durchgehalten hätten. Und sie wird die Bilder der freigelassenen palästinensischer Gefangenen als Sieg verkaufen - ungeachtet des Preises, den die Bewohner Gazas gezahlt haben, der zu dem erreichten Ergebnis in keinem Verhältnis steht", meint AL-AYYAM zum Ende der internationalen Presseschau.