Die polnische Zeitung GAZETA WYBORCZA vermutet: "Bei der Bestätigung der Vereinbarung half sicher auch der Druck der Amerikaner, die das Waffenstillstandsprojekt initiiert hatten und denen der Erfolg der Verhandlungen äußerst wichtig war. Dies gilt sowohl für den scheidenden Joe Biden, der den Frieden im Gazastreifen zu seinem Vermächtnis machen wollte, als auch für den designierten US-Präsidenten Donald Trump, der zu Beginn seiner Präsidentschaft von einem spektakulären Erfolg träumte. Es heißt, beide Seiten hätten zusammengearbeitet, um eine Einigung zu erzielen - doch letztlich hat offenbar Trump Druck auf die Verbündeten Israels ausgeübt. Der Waffenstillstand soll morgen in Kraft treten. Noch am selben Tag sollen die ersten Geiseln freigelassen werden“, notiert die GAZETA WYBORCZA aus Warschau.
Die palästinensische Zeitung AL-AYYAM aus Ramallah ist sich sicher: "Die Wahl von Donald Trump hat das Waffenstillstandsabkommen beschleunigt. Trump geht es nicht um die Palästinenser oder deren Anliegen. Vielmehr will er einen Krieg beenden, in dem Israels Ruf Tag für Tag erodiert - und das so sehr, dass auch Washington irgendwann nicht mehr in der Lage sein könnte, seinen Verbündeten zu schützen. Nun aber dürfte die Trump-Regierung dazu tendieren, das Abkommen so zu interpretieren, dass es für Israel Vorteile bringt und es sicherheitstechnisch stärkt." So weit die Meinung von AL-AYYAM.
Die brasilianische Zeitung O GLOBO rechnet nicht mit einem Ende des Kriegs im Gazastreifen, aber das Abkommen könnte "der erste Schritt zur Beendigung dieser tödlichen Auseinandersetzung sein. In dem Dokument sind mehrere Phasen festgelegt, in denen sich die israelischen Truppen schrittweise zurückziehen, die Palästinenser in ihre Häuser zurückkehren können, Hilfsgüter geliefert werden und nach und nach die letzten israelischen Geiseln freigelassen werden. Tatsächlich hat Israel eine Reihe Erfolge erzielen können. Die Hamas ist isoliert, nachdem auch die Hisbollah im Libanon erheblich geschwächt und das Regime von Assad in Syrien gestürzt wurde. Damit verliert der Iran Möglichkeiten zur Einflussnahme auf seine Satelliten-Staaten", analysiert O GLOBO aus Rio de Janeiro.
Mit Blick auf den Iran glaubt die israelische Zeitung THE JERUSALEM POST: "Die oberste politische Priorität Israels ist es, den Iran durch konkrete militärische Maßnahmen von seinem Streben nach Atomwaffen und regionaler Hegemonie abzubringen. Dafür braucht es die Unterstützung und Zusammenarbeit der Trump-Administration. Vielleicht wird die israelische Zustimmung zum Waffenstillstand im Gazastreifen, auf den Trump bestanden hat, in dieser Hinsicht helfen. Es gibt Sofortinitiativen, die unterhalb der Ebene eines direkten militärischen Angriffs auf den Iran liegen, um die Partnerschaft zwischen den USA und Israel neu zu beleben und Teheran in die Schranken zu weisen", erläutert THE JERUSALEM POST.
Die norwegische Zeitung DAGSAVISEN aus Oslo erwartet: "Die Folgen des Kriegs werden noch jahrzehntelang zu spüren sein. Als Weltgemeinschaft müssen wir jetzt alles tun, um diese Folgen für die palästinensische Zivilbevölkerung so weit wie möglich abzumildern, und wir müssen den Menschen zu einer besseren Zukunft verhelfen. Es muss dies der letzte Krieg zwischen Israelis und Palästinensern gewesen sein – und die einzige Lösung dafür ist eine Zwei-Staaten-Lösung. Aber noch dominiert das Misstrauen", schreibt DAGSAVISEN.
Die spanische Zeitung EL PERIODICO DE ARAGON spricht von frostigen Beziehungen zwischen dem künftigen US-Präsidenten und Israels Regierungschef. Dies zeige sich, nachdem Trump "in seinem eigenen sozialen Netzwerk ein vernichtendes Video des US-Professors Jeffrey Sachs über Netanjahu verbreitet hat. Sachs gehört schon länger zu den schärfsten Kritikern der US-Außenpolitik mitsamt ihren militärischen Interventionen und Versuchen, Regimewechsel zu erreichen. Unter anderem wirft Sachs in diesem Video Netanjahu vor, wie besessen davon zu sein, die USA in einen Krieg mit dem Iran zu drängen. Darüber hinaus bedachte er den israelischen Premier mit einem groben Schimpfwort. Das Überraschende dabei ist, dass Trump diesen Äußerungen von Sachs so viel Aufmerksamkeit verschafft, obwohl er für sein nächstes Team mehrere leidenschaftliche Zionisten ausgesucht hat", bemerkt EL PERIODICO DE ARAGON aus Zaragoza.
Themenwechsel. Die chinesische Staatszeitung JIEFANG RIBAO geht ein auf die strategische Partnerschaft zwischen Russland und dem Iran: "Staatssicherheit und Verteidigung haben hohe Priorität. Bei der Bekämpfung von Terrorismus und Extremismus gibt es Bedarf zur Kooperation. Auch wolle man in Bereichen Handel, Investitionen und Energie enger zusammenarbeiten. Der Aufbau des sogenannten Internationalen Nord-Süd-Transportkorridors mit Beteiligung Indiens soll beschleunigt werden. Beide Vertragspartner wollen auch ihre regionalen Einflüsse - beispielweise im Nahen Osten - ausbauen. Im globalen Kontext glauben Moskau und Teheran, sich dadurch besser gegen den Druck aus Washington und dem Westen stemmen zu können. Angesichts der derzeitigen geopolitischen Situation blieb ihnen wohl keine andere Wahl, als sich gegenseitig den Rücken zu stärken", resümiert JIEFANG RIBAO aus Schanghai.
Die japanische Zeitung ASAHI SHIMBUN aus Tokio stellt fest: "Der Iran ist neben Nordkorea eines der Länder, die ohne Rücksicht auf den Westen Waffen an Russland liefern. Trump hat in seiner ersten Amtszeit mit Sanktionen maximalen Druck auf Teheran ausgeübt. Noch schärfere Maßnahmen in seiner zweiten Amtszeit könnten die ohnehin angeschlagene iranische Wirtschaft hart treffen und die Unzufriedenheit der Bevölkerung mit dem Regime vergrößern."
Die aserbaidschanische Zeitung MÜSAVAT aus Baku beleuchtet die Beziehungen des Landes zu Teheran: "Die Wahl des Aserbaidschaners Masoud Peseschkian zum iranischen Präsidenten weckte Hoffnungen auf Verbesserungen. Denn Peseschkian ist kein religiöser Konservativer, sondern ein säkularer Politiker. Aber er wurde von den Klerikalen und Konservativen gestoppt, und keiner der liberalen Politiker versucht, sich ihnen entgegenzustellen. Wird auch Peseschkian das Schicksal ereilen, seine Wahlversprechen zu vergessen? Die Antwort kann nur Ja lauten", urteilt MÜSAVAT.
Nun noch Stimmen zum Obersten Gerichtshof der USA, der das Gesetz zu einem möglichen Zwangsverkauf der Videoplattform TikTok bestätigt hat. Die NEW YORK TIMES führt aus: "Rund 170 Millionen Amerikaner nutzen das Programm, und viele Politiker scheinen zu begreifen, dass die TikTok-Nutzer nicht glücklich sein werden, wenn ihre App abgeschaltet wird. Es ist nicht schwer, sich Szenarien vorzustellen, in denen China die App nutzen könnte, um durch Erpressung Chaos und Verwirrung zu stiften und Wellen von Desinformation und Propaganda in amerikanische Haushalte zu senden. Die Amerikaner werden langsam wach und begreifen, dass wir uns in einem Kalten Krieg mit China befinden. Aber der Moment, in dem TikTok von ihren Telefonen verschwindet, könnte einen noch greifbareren Wendepunkt markieren", schätzt die NEW YORK TIMES.
Die NEUE ZÜRCHER ZEITUNG aus der Schweiz findet: "Die USA hätten besser daran getan, TikTok zu mehr Transparenz zu zwingen und zu einem sorgfältigeren Umgang mit Jugendlichen. Stattdessen reglementiert das Parlament die App einfach weg. Gelöst ist das Problem der potenziellen Spionage damit mitnichten: Nun dürfte bei jeder neuen chinesischen Unterhaltungs-App die Frage nach einem Verbot wieder anstehen – so auch bei Rednote, der App, auf die viele Tiktok-Nutzer nun umsteigen. Solche Apps in Zukunft alle zum Verkauf an einen inländischen Investor zu zwingen, wäre ein deutlicher Bruch mit der regelbasierten demokratischen Ordnung der USA", kommentiert die NZZ zum Ende der Presseschau.