Die polnische RZECZPOSPOLITA sieht Trump besser vorbereitet auf seine zweite Amtszeit: "Die 200 Dekrete sind eine Demonstration der Stärke und Handlungsfähigkeit des neuen Präsidenten. Er kam mit einem eigenen Team von Beratern ins Weiße Haus, die sofort wussten, was sie tun wollten. Trump 2.0 wird etwas anderes als die Präsidentschaft, die wir von 2017 bis 2021 erlebt haben. Das von ihm angekündigte 'Goldene Zeitalter' sollte mit einem Paukenschlag beginnen, mit Taten, nicht mit Nachdenken. Zeit zum Nachdenken und zur Vorbereitung gab es zuvor genug", bilanziert RZECZPOSPOLITA aus Warschau.
"Es wird eine schwierige Aufgabe, das Versprechen vom 'Goldenen Zeitalter Amerikas' einzuhalten", schätzt die GULF TIMES aus Doha. "Nach seiner Vereidigung hat Trump eine Reihe von Dekreten erlassen, die seine Agenda zur Ausweitung des US-Territoriums, zur Begrenzung der Einwanderung, zur Steigerung der Förderung fossiler Brennstoffe und zum Abbau von Umweltvorschriften verwirklichen. Trumps Verbündete und Berater haben seit Monaten daran gearbeitet. Zudem wird Trump dieses Mal von einem zutiefst konservativen Obersten Gerichtshof profitieren. Allerdings sind viele seiner Vorschläge so tiefgreifend, dass sie mit Sicherheit zu großen Rechtsstreitigkeiten führen werden", sagt die katarische Zeitung GULF TIMES voraus.
Die chinesische Zeitung XINMIN WANBAO beobachtet: "Im 80. Jahr ihres Bestehens bekommen es die Vereinten Nationen nun zum zweiten Mal mit US-Präsident Trump zu tun, der am Tag seiner Amtseinführung das Pariser Klimaabkommen gekündigt hat und aus der Weltgesundheitsorganisation ausgetreten ist. Die Vereinten Nationen haben schon vielen Stürmen der Weltpolitik standhalten können. In den nächsten vier Jahren müssen sie Trump 2.0 entschlossen Paroli bieten, damit das Prinzip des Multilateralismus bewahrt wird. Entscheidend dabei wird auch sein, wer zum Nachfolger von UNO-Generalsekretär Guterres gewählt wird, dessen Amtszeit Ende 2026 ausläuft", unterstreicht XINMIN WANBAO aus Shanghai.
Die südafrikanische Zeitung MAIL AND GUARDIAN kommentiert den erneuten Ausstieg der USA aus dem Pariser Klimaabkommen: "Die Entscheidung bedeutet einen Rückzug aus kollektiven Klimaschutzmaßnahmen. Afrika und andere Entwicklungsregionen werden die Hauptlast dieser Entscheidung zu tragen haben, denn sie droht, die ohnehin schon komplizierten Wege in eine nachhaltige Zukunft zu blockieren. Im Pariser Abkommen wurde der Schwerpunkt auf gerechte Klimaschutzmaßnahmen gelegt. Die Industrieländer verpflichteten sich, jährlich 100 Milliarden US-Dollar zur Unterstützung von Entwicklungsländern bereitzustellen. Durch Trumps Entscheidung entfällt nun ein erheblicher Teil dieser Finanzierung", analysiert MAIL AND GUARDIAN aus Johannesburg.
Neue Zölle hat Trump noch nicht verhängt, droht aber weiter damit. Dazu schreibt die mexikanische Zeitung EL ECONOMISTA: "In der Vergangenheit kündigte er schon einmal einen solchen Schritt an, setzte die Drohung dann aber nicht um. Allerdings verknüpfte er dies mit der Forderung an die mexikanische Regierung, 30.000 Nationalgardisten an die Grenze zu schicken, um gegen Migranten vorzugehen. Als er das erreicht hatte, erklärte er, dass es keine Zölle geben werde. Trump kann durchaus pragmatisch sein, wir kennen ihn mittlerweile, und wir wissen, wie wir mit ihm umzugehen haben – die Androhung von Zöllen ist für ihn in erster Linie ein Druckmittel in Verhandlungen. Aber: Trump ist nicht mehr derselbe, sein Land, die Welt und viele Dinge haben sich geändert". So weit EL ECONOMISTA aus Mexiko-Stadt.
Die neuseeländische Zeitung THE POST hält Verhandlungen mit Trump weiter für möglich, wenn Länder sein Interesse wecken: "Er ist ein Mann, der nach allem, was man hört, für Schmeicheleien empfänglich ist. In seiner 'America-First'-Welt sind Verbündete und Freunde der USA immer noch Verbündete und Freunde, aber auch Bittsteller am Hof von König Donald."
Die japanische Zeitung YOMIURI SHIMBUN geht ein auf Trumps Ankündigung im Wahlkampf, den Ukraine-Krieg innerhalb eines Tages zu beenden: "Trump erklärte nun, dass für eine Waffenruhe in der Ukraine sechs Monate nötig seien und korrigierte damit sein Versprechen. Das ist realistisch von ihm. Denn ein Durchbruch, der abhängig von 'Deals' mit autoritären Führern wie Putin ist, hat Grenzen. Trumps Äußerungen klingen oft wild und gefährlich, aber es ist nicht auszuschließen, dass er sie im Sinne seiner 'Deals' absichtlich so klingen lässt. Daher ist es notwendig, vorsichtig zu bleiben und besonnen zu reagieren", betont YOMIURI SHIMBUN aus Tokio.
"Mehr als jedes andere Land hat Russland die Ankunft von Präsident Trump im Weißen Haus mit Spannung erwartet", notiert die aserbaidschanische Zeitung MÜSAVAT und führt aus: "Tatsache ist, dass Trump sein Versprechen, den Krieg in der Ukraine innerhalb von 24 Stunden zu beenden, entweder nicht einhalten konnte oder es einfach nicht wollte. Für den Kreml ist das nicht erfolgsversprechend. Denn die Zeit läuft gegen Russland. Es ist keineswegs auszuschließen, dass Moskau im weiteren Verlauf des Krieges gezwungen sein wird, ungünstigere Bedingungen zu akzeptieren. Der Positionswechsel von Trump löst daher im Kreml allmählich ernsthafte Besorgnis aus", folgert MÜSAVAT aus Baku.
Nun zur Waffenruhe im Gazastreifen. Die dänische Zeitung JYLLANDS-POSTEN warnt vor einem neuen Anheizen des Konflikts: "Wenn man ein Feuer verglimmen lassen will, sollte man nicht in die Glut blasen. Unmittelbar nach dem Terror vom 7. Oktober wurde Israel mit Sympathiebekundungen überhäuft, aber die Angriffe in Gaza haben den Fokus verlagert. Jeden Tag konnte die Hamas auf unschuldige Zivilisten als Kriegsopfer verweisen, was viele dazu veranlasste, einseitig mit den Palästinensern zu sympathisieren. Deshalb muss erneut daran erinnert werden, dass es die Hamas war, die Israel angegriffen, Geiseln festgehalten und Menschen als Schutzschilde missbraucht hat. Es ist zu hoffen, dass die Hamas die Waffenruhe nicht zu einer Regenerierung und zur Vorbereitung neuer Anschläge nutzt", ist in JYLLANDS-POSTEN aus Arhus zu lesen.
"Die Waffenruhe in Gaza droht zu scheitern", hält die Zeitung DHAKA TRIBUNE aus Bangladesch fest. "Netanjahus Koalition zerbricht und die Spannungen nehmen zu. Gazas Zukunft bleibt unsicher, Frieden ist ein ferner Traum. Die zweite Phase des Abkommens wird für die Unterstützer von Netanjahu noch schwerer zu schlucken sein. Dazu gehört nämlich der Rückzug der israelischen Armee aus Teilen des Küstengebiets. Dann könnte die Waffenruhe zusammenbrechen, weil die Hardliner in Israel darin eine Niederlage sehen werden", befürchtet der DHAKA TRIBUNE.
Auch die JORDAN TIMES aus Amman hält die Lage im Nahen Osten für brenzlig, weil Israels Regierung wackelt: "Netanjahu wird nicht aufgeben. Er wird vermutlich versuchen, den rechtsextremen Politikern und Siedlern Zugeständnisse zu machen. Das könnte ihm etwas Zeit verschaffen. Aber es wird nicht von Dauer sein. Die Mehrheit der Israelis wünscht sich Neuwahlen."
Ein Gastkommentator der JERUSALEM POST verlangt, dass sich alle Akteure weiter für eine Stabilisierung der Lage im Nahen Osten einsetzen: "Israel muss eine klare Vision entwerfen - eine Vision, die nicht nur den Israelis Hoffnung gibt, sondern auch den Palästinensern. Saudi-Arabien muss seinen Einfluss nutzen, um tiefgreifende Reformen innerhalb der Palästinensischen Autonomiebehörde voranzutreiben und sicherzustellen, dass der Gazastreifen in Zukunft entmilitarisiert und stabil ist. Die USA müssen ein entschlossener Vermittler bleiben, der Gräben überbrückt und Kompromisse garantiert. Entweder man bleibt in einem endlosen Konfliktkreislauf gefangen oder man handelt, um eine bessere Zukunft zu schaffen",