Dazu schreibt die französische Zeitung DERNIÈRES NOUVELLES D' ALSACE in einer Analyse: "Während das Profil des Attentäters vom Magdeburger Weihnachtsmarkt noch eher verwirrte, passt der Angreifer von Aschaffenburg perfekt ins Narrativ der unkontrollierten und letztlich mörderischen Immigration. Die Vorgehensweise ist die gleiche wie schon in Mannheim und in Solingen: Ein Geflüchter sticht mit einem Messer auf unschuldige Opfer ein. Diese vier Anschläge innerhalb von sieben Monaten hinterlassen den Eindruck, dass der Staat nicht in der Lage ist, seine wichtigste Aufgabe zu gewährleisten: die Sicherheit seiner Bürger. Ein Eindruck, der im Wahlkampf verheerend ist", befinden die DERNIÈRES NOUVELLES D' ALSACE aus Straßburg.
Der TAGES-ANZEIGER aus Zürich beobachtet: "Selbst die Christdemokraten fordern im Wahlkampf jetzt, die 'illegale Migration' nicht zu bremsen, sondern 'zu beenden' - und sei es auf Kosten von geltendem Recht und Gesetz. Alice Weidel, Kanzlerkandidatin der Alternative für Deutschland, gab nach der Tat von Aschaffenburg auf X den Ton an: 'Remigration jetzt!'. Dass die überwältigende Mehrheit der Menschen, die nach Deutschland geflüchtet sind, sich anständig beträgt und nach Kräften um Integration bemüht, interessiert nur noch wenige. In einem Monat wird in Deutschland gewählt. Das Thema Migration und Asyl wird nun für viele Bürgerinnen und Bürger noch wichtiger werden. Die AfD, die die radikalsten Lösungen verspricht, die Abschiebungspläne von Donald Trump in den USA als Vorbild versteht und in den Umfragen jetzt schon zweitstärkste Partei ist, kann sich freuen", konstatiert der Schweizer TAGES-ANZEIGER.
Wir bleiben in der Schweiz, aber mit einem anderen Thema: Die NEUE ZÜRCHER ZEITUNG kommentiert die ersten Entscheidungen des neuen US-Präsidenten Trump zur Migrationspolitik: "Dass die meisten dieser Maßnahmen gegen Gesetz oder Verfassung verstoßen, ist kein Hinderungsgrund für Trump – im Gegenteil. Er demonstriert damit sein Machtbewusstsein und seine Entschlossenheit. Die abgewählte demokratische Regierung hatte drei Jahre lang tatenlos zugesehen, wie Millionen illegaler Einwanderer die Grenze überschritten, um in den USA ein besseres Leben zu finden. Die Wähler haben dieser Politik eine klare Abfuhr erteilt. Wer an der notwendigen Verschärfung des Grenzregimes und einer überfälligen Reform des zu Missbräuchen einladenden Asylwesens interessiert ist, darf aber mit Trumps Dekreten nicht zufrieden sein. Sie werden sehr rasch von Rechtsproblemen und Gerichten aufgehalten. Migrationspolitik gehört nicht vor Gericht, sondern ins Parlament", verlangt die NZZ, die in Zürich erscheint.
Nach Einschätzung der brasilianischen Zeitung FOLHA DE SÃO PAULO ist Trump ohnehin nicht an Ergebnissen interessiert: "Ihm ist vielmehr der Lärm wichtig, mit dem er seine Anhänger mobilisiert. Wenn etwas dann doch nicht klappt, kann er jederzeit behaupten, er habe es ja versucht, sei aber von einer korrupten Elite daran gehindert worden. Solche Verschwörungsmythen gefallen seinen Gläubigen."
Die dänische Zeitung POLITIKEN beschäftigt sich mit den Auswirkungen der Politik Trumps auf Europa - zum Beispiel mit Blick auf die den Klimaschutz: "Wenn sich die USA aus der Klimapolitik verabschieden, ist es umso wichtiger, dass wir in Europa an dem Ziel festhalten und unseren Einsatz verstärken. Ja, es wird schwieriger und vielleicht sogar unmöglich, das Pariser Klimaziel einzuhalten. Aber jeder winzige Bruchteil bei der Begrenzung des Temperaturanschiegs ist wichtig. Wenn Europa jetzt aufgibt oder den Mut verliert, ist der Kampf verloren", prophezeit POLITIKEN aus Kopenhagen.
Insgesamt ist die Lage in Europa nach Ansicht der BUSINESS TIMES aus Singapur ... "...alles andere als hoffnungslos. Europa ist nach wie vor ein wohlhabender Kontinent mit hohen Bildungs- und anderen Standards. Aber es hat nur wenige Möglichkeiten, sich gegen Trump 2.0 zu wehren, sollte dieser beschließen, die Drohungen eines militärischen Rückzugs oder eines Handelskriegs zu nutzen, um Gewinne zu erzielen. Die führenden Politiker Europas wissen das. Der französische Präsident Macron hat Europa gerade dazu aufgerufen, aufzuwachen und mehr für Verteidigung auszugeben. EU-Kommissionspräsidentin von der Leyen hat eine Reihe von politischen Vorschlägen vorgelegt mit dem Ziel, Europa wiederzubeleben. Diese Ideen könnten einen Wandel einleiten. Aber sie sind auch längst überfällig", unterstreicht THE BUSINESS TIMES.
Für die EU sind aus Trumps Programm drei Themenbereiche besonders wichtig, wie die schwedische Zeitung AFTONBLADET zusammenfasst: "die Unterstützung für die Ukraine, die NATO-Zusammenarbeit und die Zölle. Trumps Mantra 'America first' könnte zu einem echten Problem für Europa werden, wenn es Realität wird. Was die Ukraine betrifft, haben die USA aber nach wie vor ein Interesse daran, dass Russland verliert – aus Prestigegründen und weil sonst China gestärkt würde", vermutet AFTONBLADET aus Stockholm.
Mittlerweile hat Trump Russland denn auch mit hohen Zöllen und Sanktionen gedroht, sollte der Krieg gegen die Ukraine nicht beendet werden. Dazu notiert THE TIMES aus London: "Das könnte sich auch gegen Russlands wichtigste Lieferanten von Gütern richten, die von den Sanktionen betroffen wären - nämlich China und Indien, die zugleich wichtige Abnehmer russischer Energieexporte sind. Zu den Sanktionen käme möglicherweise auch die Androhung einer beträchtlichen Aufstockung der Militärhilfe für die Ukraine, falls Putin nicht an den Verhandlungstisch kommt", überlegt die britische TIMES.
"Die Rhetorik gegen Trump in den russischen Medien hat sich um 180 Grad gedreht", hält die aserbaidschanische Zeitung MÜSAVAT fest: "Russische Propagandisten, die Trump bis gestern noch hochgelobt haben, verfluchen ihn jetzt. Im Kreml war man überzeugt davon, dass der Krieg in der Ukraine endet, wenn der Westen seine Unterstützung für das Land einstellt. Man glaubte, der neue US-Präsident würde die Ukraine in die Arme Moskaus treiben. Aber so ist Trump: Er kann dreimal am Tag seine Meinung ändern und impulsiv neue Entscheidungen treffen. Andere Länder, die auf seine Hilfe setzen, sollten sich nicht zu viele Hoffnungen machen", warnt MÜSAVAT aus Baku.
Ähnlich sieht das die Zeitung AL QUDS mit Blick auf die Interessen der arabischen Staaten: "Mit Blick auf den Nahen Osten scheint sich Trump vor allem in einer Hinsicht zu positionieren: als bedingungsloser Unterstützer Israels. Gleichzeitig befinden sich die Staaten des Nahen Ostens in einer äußerst kritischen Phase, markiert durch den Sturz des Assad-Regimes und den prekären Waffenstillstand im Gaza-Krieg. Die Lage im Libanon ist weiterhin instabil, die im Sudan und im Jemen katastrophal. Vor diesem Hintergrund müssen die arabischen Länder selbst aktiv werden. Sie müssen die Brände in ihrer Region endlich aus eigener Kraft löschen", fordert die panarabische Zeitung AL QUDS, die in London erscheint.
JIEFANG RIBAO aus China greift eine andere Ankündigung Trumps auf: die Milliarden-Investitionen für die Weiterentwicklung Künstlicher Intelligenz. "Die Pläne sind beeindruckend. 500 Milliarden US-Dollar sollen in den nächsten vier Jahren für das Projekt 'Stargate' zusammenkommen. So soll die amerikanische Vormachtstellung auf dem Feld der Künstlichen Intelligenz gestärkt werden. Dass das gelingt, ist keineswegs sicher. Auch in seiner ersten Amtszeit hat Trump gigantische Projekte angekündigt, die dann auf ganzer Linie gescheitert sind."