Die polnische RZECZPOSPOLITA erläutert dazu: "Peking verfügt derzeit über enorme Kapazitäten zur Unterstützung von Technologieinitiativen, etwa bei der Herstellung von Elektroautos, Smartphones und 5G-Geräten. Jetzt ist künstliche Intelligenz in den Vordergrund gerückt. Der DeepSeek-Chatbot wurde am Montag berühmt, als er die arroganten Big Techs an der Börse versenkte. Es zeigt sich, dass chinesische Unternehmen mit westlichen Giganten wirksam konkurrieren können, indem sie Abkürzungen nehmen, ohne Zugriff auf die modernsten Chips zu haben. Es sei denn, die Chinesen sind doch nicht so brillant und haben die neuen Prozessoren des US-Chipherstellers Nvidia klammheimlich übernommen. Das wären noch schlechtere Nachrichten für die USA. Denn das würde darauf schließen lassen, dass China Handelsbeschränkungen viel leichter umgehen kann als Russland oder der Iran", stellt RZECZPOSPOLITA aus Warschau fest.
Die taiwanesische Zeitung ZHONGGUO SHIBAO ergänzt: "Das chinesische Startup DeepSeek hat der Welt vor Augen geführt, wie man eine leistungsstarke KI-Anwendung zu geringen Kosten und mit hoher Effizienz trainieren kann. Dieses Open-Source-Modell könnte zur ernsthaften Herausforderung für das US-Projekt Stargate werden, bei dem Milliarden in eine riesige KI-Infrastruktur investiert werden sollen. Nach dem DeepSeek-Erfolg könnten sich Investoren wegen schlechterer Renditeaussichten und höherer Risiken von Stargate abwenden. Möglicherweise wird es künftig weniger auf gewaltige Rechenleistungen ankommen sondern vielmehr auf innovative und effiziente Algorithmen", notiert ZHONGGUO SHIBAO aus Taipeh.
DIE PRESSE aus Österreich beklagt die passive Rolle Europas bei der KI-Entwicklung: "Selten noch hat der traurige Spruch, wonach die USA innoviere, China kopiere und Europa reguliere, so treffend gewirkt wie bei der künstlichen Intelligenz. In den USA hat Donald Trump gerade alle Beschränkungen aufgehoben; Firmen und Regierungseinrichtungen können die Computersoftware ohne Rücksicht auf Ethik und Moral programmieren und nützen. Das mag Innovationssprünge begünstigen, birgt aber Risiken für Datenschutz, Ethik und Sicherheit. Ein Wettlauf ohne Regeln taugt ebenso wenig als Vorbild wie Chinas regimetreue KI. Europa aber erlässt Regeln für Systeme, bevor sie sich überhaupt etablieren können, um die Menschen vor der KI zu schützen", moniert DIE PRESSE aus Wien.
Die Zeitung POLITIKEN aus Kopenhagen kommentiert die Drohungen von US-Präsident Trump, das autonome dänische Territorium Grönland übernehmen zu wollen und beklagt den Zustand des dänischen Militärs: "Das Material zur Verteidigung der Arktis und des Nordatlantiks ist veraltet, und die Streitkräfte haben die 2021 genehmigten Drohnen noch immer nicht in Auftrag gegeben. Es ist löblich, dass nun eine Mehrheit im Parlament ein neues Rüstungspaket für die Arktis in Milliardenhöhe beschlossen hat. Zur Wahrheit gehört auch, dass Dänemark Trump unmöglich allein standhalten kann. Die Regierung handelt deshalb richtig, wenn sie auf die Bande zu den anderen nordischen Ländern, zur EU und zur NATO setzt. Dänemark braucht jede Unterstützung, die es bekommen kann – politisch, mental und militärisch", unterstreicht die dänische Zeitung POLITIKEN.
Die finnische Zeitung HELSINGIN SANOMAT sieht es ähnlich: "Wir müssen Dänemark zur Seite stehen, statt uns von dem Rowdy einschüchtern zu lassen. Dänemark ist ein demokratischer Rechtsstaat und ein verantwortungsvoller internationaler Akteur. Man mag den dänischen Herrschaftsanspruch auf Grönland in Frage stellen, weil er auf einer kolonialen Vergangenheit beruht. Aber Grönland verfügt längst über ein hohes Maß an Autonomie, und Trump geht es auch nicht um den Schutz der Insel, sondern um die unter dem Eis vermuteten Bodenschätze. Überdies führt der Fall Alaska den Grönländern nur allzu deutlich vor Augen, wie wenig sich Trump um den Umweltschutz oder die Belange der indigenen Bewohner schert", warnt HELSINGIN SANOMAT aus Helsinki.
Um den neuen US-Präsidenten geht es auch im Kommentar der türkischen Zeitung MUHALIF: "Trumps außenpolitische Rhetorik und seine ersten Initiativen nach seiner Wahl zeigen, dass er die Kriege nördlich und südlich der Türkei beenden will. Die Trump-Administration beabsichtigt offensichtlich nicht, weiter die hohen Kosten des Krieges zwischen Russland und der Ukraine zu tragen. Entsprechend sandte Trump gleich nach seinem Amtsantritt eine harte Botschaft an Putin, wenn auch nur symbolisch. Die Ukraine wird Trump in den kommenden Tagen wahrscheinlich zum Frieden überreden, indem die USA die Hilfe für das Land kürzen. Was den Krieg zwischen Israel und der Hamas betrifft, so ist die Situation komplizierter. Es bleibt abzuwarten, ob der Waffenstillstand, der auf Trumps Druck hin beschlossen wurde von Dauer sein wird", betont MUHALIF aus Istanbul.
Die angolanische Zeitung JORNAL DE ANGOLA blickt auf die Lage im Kongo, wo sich die Armee Kämpfe mit der Rebellenmiliz M23 liefert: "Die Situation in der Demokratischen Republik Kongo DRK stellt eine Gefahr für Frieden und Stabilität in der ganzen Region dar. Die Lösung sollte bevorzugt intern erfolgen, aber es muss auch eine Beteiligung von außen seitens der Afrikanischen Union AU geben. Das schlimmste Szenario wäre ein offener Krieg zwischen der DRK und Ruanda, das von vielen als indirekter Aggressor in dem Konflikt betrachtet wird. Deshalb müssen auch Europa und die USA Druck auf Ruandas Präsident Kagame ausüben, damit er seine Rolle in der Region überdenkt. Es scheint, als ob die von Ruanda unterstützten Rebellen nur allzu überzeugt von ihrer militärischen Überlegenheit sind. Die kongolesischen Streitkräfte sind nicht imstande, die Lage im Osten des Landes entscheidend zu verändern. Die Folge sind Tod, Zerstörung und Vertreibung, und es wird eine entschiedene militärische Reaktion benötigt. Aber wir müssen auch bereit sein, auf die Gegner zuzugehen", verlangt JORNAL DE ANGOLA aus Luanda.
THE NEW TIMES aus Ruanda kritisiert die Angriffe auf ausländische Botschaften im Kongo und die bürgerkriegsähnlichen Zustände in einigen Städten: "Es ist die kongolesische Bevölkerung, die am meisten unter der Plünderung und dem Niederbrennen der öffentlichen Infrastruktur leidet. Wenn sie bei Protesten ihre eigene Infrastruktur zerstört, untergräbt sie die Entwicklung des Landes. Diese selbstverschuldeten Schäden vertiefen nur den Kreislauf von Armut und Abhängigkeit. Die kongolesischen Bürger müssen auf friedliche Lösungen für die Missstände im Land hinarbeiten. Ein konstruktiver Dialog und gewaltfreie Proteste können zu nachhaltigeren Ergebnissen führen als Zerstörung und Feindseligkeit", heißt es in THE NEW TIMES aus Kigali.
Zum Schluss nach Serbien, wo Regierungschef Vucevic nach Massenprotesten zurückgetreten ist. Die japanische Zeitung NIHON KEIZAI SHIMBUN erinnert: "Anlass der bereits fast seit zwei Monaten regierungskritischen Demonstrationen war der Einsturz des Daches des Bahnhofs von Novi Sad Anfang November. Das Dach war von einer chinesischen Firma erst im Juli renoviert worden. Dabei wird der Regierung Intransparenz vorgeworfen, auch in Beziehungen zu chinesischen Firmen. Der Unfall in Novi Sad hat die ohnehin große Unzufriedenheit der serbischen Bevölkerung mit ihrer korrupten Regierung nun explodieren lassen. Präsident Vucic scheint diese hohe Unzufriedenheit der Bevölkerung am Anfang unterschätzt zu haben. Der zunehmend autoritär regierende Machthaber pflegte weiter seinen chinafreundlichen Kurs. Sollte sich die Kritik an Vucics Chinapolitik verschärfen, könnte die außenpolitische Strategie von Machthaber Xi Jinping einen Rückschlag bekommen – denn Xi will seinen Einfluss über Serbien und Ungarn auf ganz Europa ausweiten", stellt NIHON KEIZAI SHIMBUN aus Tokio klar, und damit endet die Internationale Presseschau.