"Donald Trump hat Nordamerika am Wochenende an den Rand eines Handelskriegs gebracht", urteilt der britische ECONOMIST. "Einen Tag später kühlte er die Lage wieder ab, indem er die Zölle gegen Kanada und Mexiko um einen Monat verschob. So haben die beteiligten Länder Zeit für einen Deal gewonnen, der von Einwanderungskontrollen bis hin zu Handelsfragen alles umfassen kann. Die plötzliche Kehrtwende unterstreicht Trumps Ruf als Agent des Chaos, der andere mit extremen Drohungen zu Zugeständnissen zwingt. Das ist ein gefährliches Spiel, das leicht zu Fehlkalkulationen und zersetzender Unsicherheit für die Weltwirtschaft führen kann", findet der ECONOMIST aus London.
Auch die GLOBE AND MAIL aus Toronto ist ungehalten: "Der Lebensunterhalt vieler Menschen in Kanada und Mexiko hängt von den Launen des US-Präsidenten ab. So, wie er das mag. Für den Moment gibt es eine Gnadenfrist, eine 30-tägige Pause - erkauft mit einem Deal über ein härteres Vorgehen gegen den Fentanyl-Schmuggel. Die Einigung unterscheidet sich kaum von dem, was die kanadische Regierung schon seit mehr als einem Monat anbietet", merkt THE GLOBE AND MAIL aus Kanada an.
"Man sollte sich nicht selbst belügen", schreibt das JOURNAL DE QUEBEC, ebenfalls aus Kanada. "Niemand hat sich einen solchen Handelskrieg ausgemalt, wie ihn Donald Trump gegen seine Nachbarn angezettelt hat. Das zeigt sich darin, das all unsere Politiker seit Tagen unter Schock stehen. Ja, Kanada hat gerade immerhin einen Aufschub erhalten - zum Glück. Insofern ist zu hoffen, dass sich die kanadisch-amerikanischen Beziehungen in den kommenden Wochen zumindest ein wenig verbessern. Aber in einem Monat wird sich die gleiche Frage wieder stellen", gibt das JOURNAL DE QUEBEC zu bedenken und schließt: "Trump schwebt ganz offensichtlich eine Art nordamerikanisches Imperium vor, das er für notwendig hält, um die Macht der USA in einer multipolaren Welt zu sichern."
Auch die WASHINGTON POST geht auf den Aufschub der Zölle für Mexiko und Kanada ein. "Mexiko erklärt sich bereit, mit weiteren Einsatzkräften dafür zu sorgen, dass weniger Fentanyl über die Grenze in die USA gelangt. Und im Norden wird Kanada ebenfalls weitere Kräfte an die US-Grenze entsenden, um auch dort den Fentanyl-Zustrom zu stoppen", schreibt die WASHINGTON POST und rät "Trump sollte seine Zolldrohungen einfach dauerhaft aussetzen. Es ist leichter, Handelskriege zu beginnen, als sie zu gewinnen."
LA RAZÓN aus Monterrey in Mexiko blickt auf das eigene Land: "Mit Claudia Sheinbaum haben wir eine Präsidentin, die sich als tüchtige Vermittlerin erwiesen hat. Vermutlich hat sie mit dem Aufschub der Zölle das Maximum dessen erreicht, was möglich war. Die neue Frist versetzt uns nun in die Lage, uns neu zu organisieren und eine Strategie zu entwerfen."
Die NEW YORK POST verteidigt den Kurs des US-Präsidenten. "Trump nutzt friedliche, wenn auch schmerzhafte Methoden, um das Verhalten von Freund und Feind gleichermaßen zu ändern - damit Amerika sicherer wird. Er ist ein Dealmaker. Und letztlich ist der Handel mit Amerika von größtem Interesse für alle anderen - von China über Mexiko bis Kanada. Wir bieten etwas Lebensnotwendiges, bekommen aber im Gegenzug nicht genug zurück."
"Unter Fachleuten besteht ein Konsens", hält THE AUSTRALIAN aus Sydney dagegen: "Zölle sind schlecht. Sie treiben die Verbraucherpreise in die Höhe, verzerren den Handel, bringen wenig Einnahmen und tragen eher nicht dazu bei, die örtliche Industrie zu schützen. Aber für Trump sind wirtschaftliche Erwägungen weitgehend bedeutungslos. Er sieht in der Androhung von Zöllen ein mächtiges Druckmittel für Verhandlungen. Anders gesagt: Es geht allein ums Feilschen."
"Bald dürfte Trumps Zollkeule Europa treffen", sagt die Zeitung DIE PRESSE aus Wien voraus. "Trump plant Zölle auch auf europäische Einfuhren. Wie hoch diese sein werden und wann er sie verkünden wird, ließ der Präsident offen. Nur, dass es bald sein würde, sagte er und beklagte einmal mehr das 'unfaire' Handelsdefizit mit den Europäern. Europa sollte genau hinschauen, wie sich der Handelskrieg entwickelt, ob sich die Zölle abwenden lassen und ob Gegenmaßnahmen Wirkung zeigen", schreibt DIE PRESSE aus Österreich und betont: "Vernünftiger wäre es, den Handelskrieg sein zu lassen."
"Sollten die EU-Staaten geschlossen mit Gegenzöllen reagieren, würde sich das verheerend auf die Weltwirtschaft auswirken", befürchtet die japanische NIHON KEIZAI SHIMBUN. "Die wichtigsten Handelspartner der USA sind Mexiko, China, Kanada und Deutschland – und an fünfter Stelle folgt Japan. Darum ist es sehr wahrscheinlich, dass nach der EU auch Japan zum Ziel der Trump-Zölle wird. Japan muss also genau beobachten, ob die EU durch ihre Verhandlungen mit Washington einen Erfolg und einen Wendepunkt im Handelskrieg erreichen kann oder nicht."
"Der Krieg Donald Trumps gegen die Europäische Union ergibt keinen Sinn“, titelt die polnische RZECZPOSPOLITA mit Blick auf geostrategische Überlegungen: "In Moskau und Peking können sie sich darüber nur freuen. Nur maximaler Druck aus dem gesamten Westen könnte Russlands Staatschef Putin zu Zugeständnissen zwingen. Andernfalls wird er etwa seine Offensive im Donbass in der Ukraine höchstwahrscheinlich fortsetzen, während die Europäer und Amerikaner damit beschäftigt sind, miteinander in Konflikt zu geraten. Auch China dürfte Grund zur Zufriedenheit haben. Was als Handelskrieg gedacht war und sich auf einen Krieg zwischen Peking und Washington beschränken sollte, greift nun auf die ganze Welt über“, beobachtet die RZECZPOSPOLITA aus Warschau.
"Nach wochenlanger Unsicherheit hat Präsident Donald Trump die erste Salve abgefeuert und damit die Unsicherheit auf den Weltmärkten erhöht", findet der INDIAN EXPRESS aus Noida. "Indien steht bislang nicht auf Trumps Liste. Premierminister Narendra Modi wird voraussichtlich diesen Monat die USA besuchen. Die Regierung sollte dann den parteiübergreifenden Konsens in Washington hinsichtlich starker Beziehungen zwischen Indien und den USA zu ihrem Vorteil nutzen. In einem zunehmend unsicheren globalen Umfeld wäre Indien gut beraten, seine Karten vorsichtig auszuspielen und alle Chancen zu nutzen, die sich ergeben", schreibt der INDIAN EXPRESS.
LIANHE ZAOBAO aus Singapur blickt in die Zukunft: "Ob Trump am Ende als Sieger aus diesem Zollkrieg hervorgehen wird, hängt hauptsächlich davon ab, wie attraktiv der US-Markt für den Rest der Welt tatsächlich ist und wie stark der hegemoniale Hebel des US-Dollars bleibt. Es hängt aber auch davon ab, wie entschieden die betroffenen Länder mit Gegenmaßnahmen reagieren werden. "
Und zum Schluss noch zur deutschen Innenpolitik. Die NEUE ZÜRCHER ZEITUNG geht auf den Antrag der Unionsfraktion zur Migrationspolitik ein, der vergangene Woche im Bundestag mit Hilfe der AfD eine Mehrheit fand. "Ein Tabubruch, wie SPD, Grüne und von ihnen aufgepeitschte Demonstranten wegen der Ja-Stimmen der AfD behaupten? Nein, der Beginn einer überfälligen Korrektur. Offene Grenzen sind wunderbar. Aber unversehrte und angstfreie Bürger sind wichtiger. Deutschlands Politik der 'Willkommenskultur' hat dem Land massiv geschadet. Sie hat Hunderttausende schwer integrierbare junge Männer ins Land gebracht, von denen zu viele Angst und Schrecken verbreiten. Als Anhänger eines freiheitlichen Staates kann man den Beginn dieser Wende nur begrüßen", urteilt die NEUE ZÜRCHER ZEITUNG.
Die norwegische Zeitung AFTENPOSTEN aus Oslo ist anderer Ansicht: "Wirtschaftsverbände warnen vor den Folgen einer zu starken AfD und einer zu strengen Einwanderungspolitik. Denn nimmt der Ruf Deutschlands als offenes Land Schaden, schrumpfen nicht nur die Aussichten auf frische Arbeitskräfte, sondern auch die auf neue Investitionen." Das war die internationale Presseschau.