06. Februar 2025
Die internationale Presseschau

Die Kommentare beschäftigen sich vor allem mit Reaktionen auf den Vorschlag von US-Präsident Trump, dass die USA die Kontrolle über den Gazastreifen übernehmen und die Palästinenser das zerstörte Gebiet zumindest vorübergehend verlassen.

Eine Luft-Aufnahme zeigt tausende Palästinenser, die an der Küste vom Gaza-Streifen in Richtung Norden laufen.
Die Zukunft des Gazastreifens ist weiter Thema der internationalen Meinungsseiten. (AFP / -)
"Was er für Gaza vorgeschlagen hat, wird wohl kaum passieren", ist sich der IRISH INDEPENDENT sicher. "Sowohl Ägypten als auch Saudi-Arabien lehnen den Plan ab. Es wird oft behauptet, dass Trumps offensichtlicher Wahnsinn Methode hat, dass es ihm dabei nur um Deals geht. Sein Gaza-Plan ergibt jedoch als Verhandlungsstrategie keinen Sinn. Da Tausende von Menschen aus dem Gazastreifen zum ersten Mal seit Monaten im Rahmen einer brüchigen Waffenruhe nach Hause zurückkehren, ist dies nicht der richtige Zeitpunkt, ihre Hoffnungen auf eine stabilere Zukunft zu zerstören. Es liegt nun an anderen Nationen, sich noch stärker für eine Zwei-Staaten-Lösung einzusetzen", verlangt der IRISH INDEPENDENT aus Dublin.
Die dänische Zeitung POLITIKEN notiert: "Niemand auf der Welt hätte mehr Macht und Einfluss als der US-Präsident, Druck auf Israelis und Palästinenser auszuüben, um einen Frieden zu erreichen. Aber stattdessen schlägt Trump eine Vertreibung der Palästinenser aus Gaza und eine Machtübernahme der USA vor und beendet die Zusammenarbeit mit dem UNO-Menschenrechtsrat. Vielleicht findet es Trump lustig, die Weltordnung in die Luft zu jagen. Aber die Sache ist nicht lustig, sondern erschreckend und respektlos gegenüber dem Völkerrecht und der internationalen Zusammenarbeit", kritisiert POLITIKEN aus Kopenhagen.
Die polnische GAZETA WYBORCZA aus Warschau analysiert: "Der Plan einer Umsiedlung wurde bislang vor allem von rechtsextremen israelischen Ministern vorangetrieben. Und vielleicht können nur sie – zusammen mit Netanjahu, in dessen Regierung sie tätig sind – über Trumps Erklärung glücklich sein. Nur extreme Zyniker oder jene, die keine Ahnung von diesem Pulverfass im Nahen Osten haben, können Trumps Vision ernst nehmen."
"Es wird nicht passieren", titelt die israelische Zeitung HAARETZ. "Es gibt keinen Plan, keine Vorbereitung, keine Umsetzbarkeit, niemanden, der zwei Millionen Palästinenser aufnehmen will. Während seiner ersten Amtszeit sagte Trump, Nordkorea könnte die besten Hotels der Welt haben, wenn es seine Atomwaffen abgebe. Seit seinem Wahlsieg im November redet er vom Panama-Kanal, von Grönland und von Kanada. Er hat mit Netanjahu über eine israelische Annexion des Westjordanlands geschwätzt. Trump redet Unsinn. So ist er halt", meint HAARETZ aus Tel-Aviv.
"Zumindest in einem Punkt hat Trump recht", schreibt O GLOBO aus Brasilien und führt aus: "Der Wiederaufbau wird Milliarden kosten, und eine Zusammenarbeit mit den arabischen Staaten ist die Voraussetzung für eine dauerhafte Entmachtung der Hamas. Andernfalls gibt es keinen Frieden und keinen Wiederaufbau. Aber eine Besatzung durch Israel, wie sie radikale Kräfte fordern, wäre keine Lösung. Die bessere Alternative wäre, dass die Palästinensische Autonomiebehörde die Regierung übernimmt und israelische Truppen gemeinsam mit arabischen Staaten den Zugang kontrollieren. Es wäre den Versuch wert", vermerkt O GLOBO aus Rio de Janeiro.
Die saudi-arabischen ARAB NEWS sind folgender Ansicht: "Trump hat recht, wenn er sagt, dass es einen ewigen Konflikt geben wird, wenn man immer das Gleiche versucht. Etwas anderes ist einen Versuch wert: Und zwar ein palästinensischer Staat, basierend auf einer globalen Allianz für eine Zwei-Staaten-Lösung. Es könnte sein, dass Trump - unwissentlich oder nicht - die Aufforderung ausgesprochen hat: Wenn euch nicht gefällt, was ich vorschlage, was habt ihr stattdessen? Es ist an der Zeit, die bessere Option anzubieten", fordern die ARAB NEWS aus Dschidda.
Die ägyptische Zeitung AL MASRY AL-YOUM findet Trumps Vorschlag "schockierend": "Gemildert wird er allenfalls durch den Umstand, dass dieser Präsident für seine impulsiven Reden und Versprechungen bekannt ist. Allerdings können sich die Araber nicht damit begnügen, den Plan einfach nur abzulehnen, zumal die humanitäre Lage im Gazastreifen Zögern nicht zulässt. Stattdessen muss es nun darum gehen, einen alternativen Plan vorzulegen. Bleibt der aus, hieße das, dass die Palästinenser entweder einem ungewissen Schicksal überlassen werden oder der Plan zur Räumung des Gazastreifens stillschweigend akzeptiert wird", erwartet AL MASRY AL-YOUM aus Kairo.
Das New Yorker WALL STREET JOURNAL kommentiert: "Die Reaktionen auf Trumps Einfall zeigen vor allem, dass sich die Araber nicht wirklich um die Palästinenser kümmern. Auf dem Höhepunkt des jüngsten Krieges zwischen der Hamas und Israel ließ Ägypten nicht einmal palästinensische Frauen und Kinder ausreisen, um ihnen vorübergehend Zuflucht zu gewähren. Auch Jordanien will keine palästinensischen Migranten, unter denen dschihadistische Kämpfer sein könnten. Vielleicht wird Trumps Rede den Rest der Welt dazu veranlassen, eine Post-Hamas-Regierung in Gaza zu unterstützen, die den Palästinensern ein Leben in einem Gebiet ermöglicht, das besser ist als die Hölle auf Erden", überlegt das WALL STREET JOURNAL.
THE NIGHTLY aus Australien wendet ein: "Bis an die Zähne bewaffnete Hamas-Kämpfer führen die armen israelischen Geiseln vor der Freilassung vor. Die Hamas ist eine terroristische Organisation, aber sie ist auch ein Netzwerk des organisierten Verbrechens, das aus dem Elend der Menschen im Gazastreifen Profit schlagen will. Es ist klar, dass sich etwas ändern muss, wenn sich der Kreislauf von Gewalt und Instabilität nicht wiederholen soll. Mit seinem Aufruf wollte Trump aufrütteln und die superreiche arabische Welt dazu bewegen, ein Gegenangebot zu machen und etwas Verantwortung für das Chaos zu übernehmen", urteilt THE NIGHTLY aus Perth.
Die INDIAN TIMES blickt auf die anstehende Verhandlungsrunde zwischen der Hamas und Israel: "Trumps Vorschlag droht den laufenden Friedensprozess zu gefährden. In dieser kritischen Phase sollte die Aufrechterhaltung des Waffenstillstands Priorität haben. Die Hamas hat Trumps Plan verurteilt und ihn als Anpassung an die rechtsextreme Agenda in Israel bezeichnet. Eine erzwungene Umsiedlung von Palästinensern könnte neue militärische Aktionen auslösen und wie im letzten Jahr auf andere Teile des Nahen Ostens übergreifen. All dies verheißt nichts Gutes für eine Zwei-Staaten-Lösung", befürchtet THE INDIAN TIMES aus Mumbai abschließend zu diesem Thema.
US-Präsident Trump lässt Tausende Mitarbeiter der nationalen Entwicklungsbehörde weltweit abziehen. THE HERALD aus Südafrika warnt: "Viele afrikanische Länder sind von der US-Hilfe abhängig. Die Kürzungen werden sich auf viele Projekte zur Armutsbekämpfung auswirken. Es bahnt sich eine Katastrophe an. Trumps Agenda ist eindeutig - die nationalen Interessen seines Landes stehen an erster Stelle, und jeder, der sich nicht fügt, wird bestraft, selbst wenn das bedeutet, dass ganze Bevölkerungen hungern müssen", folgert THE HERALD aus Port Elizabeth.
Nun noch zum angekündigten Rückzug Argentiniens aus der Weltgesundheitsorganisation. In der japanischen Zeitung NIHON KEIZAI SHIMBUN erklärt ein Gastkommentator: "Es steht ein großes Fragezeichen dahinter, ob Argentinien tatsächlich aus der WHO austreten kann. Die Verfassung der WHO beinhaltet keine Regeln über einen Austritt. Für die USA gilt ein Sonderstatus: Bei der Gründung der WHO 1948 hat das US-Parlament eine Klausel für einen Austritt verlangt, die dann bestätigt wurde. Bei einem möglichen Austritt Argentiniens ist anders als bei den USA eine Diskrepanz zu befürchten, denn: Auch wenn Argentinien den eigenen Austritt einseitig erklärt, muss das südamerikanische Land aus Sicht der WHO weiterhin Mitglied bleiben. Dabei besteht Zahlungspflicht von Beiträgen, die Argentinien wohl ablehnen wird. Man kann gespannt sein, wie sich die Lage entwickelt."