12. Februar 2025
Die internationale Presseschau

Themen sind der Nahostkonflikt und das Attentat im schwedischen Örebrö - zunächst geht es aber um die neuen Zölle auf Stahl und Aluminium, die US-Präsident Donald Trump eingeführt hat.

US-Präsident Trump sitzt am Tisch seines Oval Office, hinter ihm die US-Fahnen.
US-Präsident Trump hat Sonderzölle auf Stahl und Aluminium eingeführt - das ist Thema in vielen Zeitungen. (picture alliance / ASSOCIATED PRESS / Alex Brandon)
Der SYDNEY MORNING HERALD beobachtet: "Die Europäer, die wichtigsten Stahllieferanten der USA, und Kanada, der größte Aluminiumlieferant, werden mit eigenen Handelssanktionen reagieren, die auf wirtschaftlich und politisch sensible Sektoren der US-Wirtschaft abzielen. Dann wird Trump erneut mit eigenen Vergeltungszöllen reagieren. Manche mögen dabei mehr verlieren als andere, aber letztlich verlieren in einem Handelskrieg alle", folgert der SYDNEY MORNING HERALD aus Australien.
EL PERIÓDICO aus Spanien meint: "Der erste Schlag gegen Europa trifft insbesondere Deutschland, den größten Exporteur der betroffenen Produkte und die größte Volkswirtschaft der EU. Die EU sollte in dieser kritischen Situation ihre Einheit stärken und auf einen größeren finanziellen Zusammenhalt hinarbeiten, um sich als drittes wirtschaftliches Zentrum der Welt neben den USA und China zu etablieren. Aus der Not eine Tugend zu machen, wäre der Schlüssel", rät EL PERIÓDICO aus Barcelona.
NIHON KEIZAI SHIMBUN aus Tokio merkt an: "Im Jahr 2018 hat die EU mit Gegenzöllen auf Motorräder oder Whiskey reagiert – also gezielt auf jene Produkte aus den Wahlkreisen der damaligen republikanischen Abgeordneten, womit Druck auf Washington erhöht wurde. Bis zum Inkrafttreten der Zölle am 12. März wird wohl weltweit gepokert werden. Zu befürchten ist allerdings, dass die Verhandlungen für erfolgreiche Deals nicht einfach werden. Auch in seiner ersten Amtszeit hat Trump Zusatzzölle auf Stahl und Aluminium aus Mexiko und Kanada verhängt, worauf die beiden Länder jeweils mit Gegenzöllen reagiert haben. Bis zur Einigung dauerte es aber fast ein Jahr", erinnert NIHON KEIZAI SHIMBUN aus Japan.
Die norwegische Zeitung DAGBLADET analysiert: "Während die noch immer mächtige US-Stahlindustrie jubelt, verzweifelt der Rest der Industrie und Wirtschaft in den USA angesichts der Aussicht auf teurere Rohstoffe. Ein Handelskrieg führt zu höheren Preisen, steigenden Zinsen und Inflation. Doch Trump ist so überzeugt davon, dass die protektionistische Linie die amerikanische Wirtschaft stärken wird, dass Drohungen zu Gegenmaßnahmen an ihm abprallen. Es stellt sich hier auch die Frage, ob man Trumps USA vertrauen kann. Nach nur wenigen Wochen hat der Präsident gezeigt, dass er einen protektionistischen Kurs verfolgen wird, koste es, was es wolle. Gleichzeitig benimmt er sich auf der internationalen Bühne wie der größte Rabauke auf dem Schulhof. Ein Präsident, der bereit ist, die amerikanische Supermacht nur deshalb zu missbrauchen, weil er es kann, ist ein schlechter Verbündeter", stellt DAGBLADET aus Oslo fest.
EL ECONOMISTA aus Mexiko-Stadt bemerkt: "Jenseits aller Abkommen geht es Trump stets darum, Bedingungen zu diktieren, die von den Verhandlungspartnern unmöglich erfüllt werden können, und zwar unabhängig davon, wie sehr sie sich bemühen. Mexikos Regierung hat sehr wohl auf die Forderungen aus Washington reagiert und 10.000 Nationalgardisten an die Grenze beordert. In den letzten Tagen wurden mehr als 100 Personen festgenommen, zahlreiche Waffen sichergestellt und tonnenweise Drogen beschlagnahmt. Trotzdem erklärte Trump erst gestern, Mexiko unternehme nicht genug gegen Migration und Drogenschmuggel. Lohnt sich so ein Einsatz dann überhaupt? Klar ist vielmehr, dass für Trump im Moment nichts ausreichend scheint", betont die mexikanische Zeitung EL ECONOMISTA.
Die in Peking erscheinende HUANQIU SHIBAO stellt fest: "Im schlimmsten Fall könnten das System der internationalen Arbeitsteilung und die weltumspannenden Lieferketten wie ein Kartenhaus zusammenbrechen. Wer hätte sich vorstellen können, dass 30 Jahre nach Gründung der Welthandelsorganisation, von deren Regeln nicht zuletzt Europa und China enorm profitiert haben, nun eine neue Ära des Protektionismus Einzug halten könnte. Daher sollten sich Peking und Brüssel schleunigst zusammentun, um zu retten, was noch zu retten ist", empfiehlt HUANQIU SHIBAO aus China.
Die polnische Tageszeitung RZECZPOSPOLITA befindet: "Es handelt sich um gewöhnliche Erpressung. Dies muss natürlich bei der Planung der lokalen und globalen Politik berücksichtigt werden. Und wie? In erster Linie ist es an der Zeit, sich von dem Bild des gütigen 'Uncle Sam' zu verabschieden. Heute wird Washington von einem hungrigen Hai regiert. Was wir brauchen, ist eine Mobilisierung. Mehr politischer Realismus und Eigeninteresse. Mehr Mut und stärkere Bündnisbeziehungen. Mehr Besinnung auf uns selbst und die Realitäten der Staatsraison und weniger Nervosität. Und eine Rückbesinnung auf Prinzipien", fordert RZECZPOSPOLITA aus Warschau.
Die türkische Zeitung YENI ŞAFAK aus Istanbul setzt sich generell mit der Politik des US-Präsidenten auseinander: "Es ist keine Übertreibung zu sagen, dass die USA nicht nur die Führung der Welt aufgeben, sondern sich schnell auf einen abrupten Ausstieg aus dem internationalen System zubewegen. In diesem Zusammenhang ist eine der wichtigsten Fragen, ob das internationale System Trumps zweite Amtszeit überleben wird. Es ist nicht bekannt, ob der nächste Präsident den Anspruch erheben wird, wie Trumps Vorgänger Biden zum System zurückzukehren. Derzeit deutet jedenfalls alles darauf hin, dass Amerika sein Verhältnis zum internationalen System, das es in den letzten siebzig Jahren angeführt hat, weitgehend umgestalten, wenn nicht gar auflösen wird", befürchtet die Zeitung YENI ŞAFAK aus der Türkei.
Zu Trumps Vorschlag, Palästinenser aus dem Gazastreifen in anderen arabischen Ländern anzusiedeln, bemerkt die palästinensische Zeitung AL AYYAM aus Ramallah: "Trump behandelt die Palästina-Frage, einen der komplexesten Konflikte weltweit, als bloße Geschäftsangelegenheit. Offenbar versteht er nicht, dass Macht und Einfluss der USA Grenzen haben. Denn ganz gleich, wie viel Druck er ausübt, er wird kein arabisches Land finden, das der Umsiedlung und Aufnahme palästinensischer Flüchtlinge zustimmt."
Die JERUSALEM POST aus Israel erklärt dagegen: "Zum ersten Mal liegt ein Plan auf den Tisch, der die herkömmliche Denkweise in Frage stellt - das Denken, das den Fortschritt lange behindert und die Fortsetzung des Terrors aus Gaza gewährleistet hat. Der Vorschlag macht deutlich, dass sich der Ansatz zur Palästinenser-Frage nach dem 7. Oktober grundlegend ändern muss. Der Vorschlag räumt erstmals ein, dass die Zwei-Staaten-Lösung nicht die einzig mögliche Lösung des Konflikts ist. Ohne es ausdrücklich zu sagen, enthält der Plan die Botschaft, dass die Palästinenser als Aggressoren den Preis für den Krieg zahlen müssen, den sie begonnen und verloren haben", unterstreicht die JERUSALEM POST.
In Schweden werden die Folgen aus dem Attentat in Örebrö diskutiert. Dazu heißt es im GÖTEBORGS-POSTEN aus Göteborg: "Die Polizei erklärte zuerst, sie könne kein ideologisches Motiv entdecken. Dann aber kam ein Bericht, wonach der Täter womöglich 'Ihr gehört nicht nach Europa' geschrien haben soll, und unter den Opfern haben viele einen Migrationshintergrund. Das wurde rasch von ausländischen Medien aufgegriffen und auf einmal haben die Deutungen ein Eigenleben entwickelt, schießen die politischen Spekulationen durch die Decke, herrscht wieder Unsicherheit", kritisiert GÖTEBORGS-POSTEN aus Schweden.
DAGENS NYHETER aus Stockholm notiert: "Ja, es könnte eine rassistische Tat gewesen sein, aber auch etwas ganz anderes. Noch wissen wir nicht, ob es wirklich ein fremdenfeindliches Motiv gibt. Die Folge ist, dass jetzt die Furcht unter Schweden mit Migrationshintergrund gestiegen ist und immer mehr Verschwörungsmythen und Anschuldigungen gegen traditionelle Medien in Umlauf sind. Aber warum ist es eigentlich so schlimm, erst einmal abzuwarten?"