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Die für heute erwartete Unterzeichnung eines Rohstoffabkommens zwischen den Vereinigten Staaten und der Ukraine sieht die WASHINGTON POST positiv: "Dies ist eine verheerende Entwicklung für Russland. Sobald es umgesetzt ist, hat Russland den Krieg tatsächlich verloren. Die USA sind mit der Ukraine - wie es in dem Abkommen heißt - 'eine dauerhafte Partnerschaft' mit Kiew eingegangen, um gemeinsam die unerschlossenen Bodenschätze und andere natürliche Ressourcen der Ukraine zu erschließen. Damit haben sie ein langfristiges finanzielles Engagement für die Entwicklung einer stabilen und wirtschaftlich prosperierenden Ukraine zugesagt. Mit dieser Vereinbarung investieren die Vereinigten Staaten in eine freie, souveräne und sichere Ukraine. Das bedeutet, dass sie nun einen massiven finanziellen Anreiz haben, die Unabhängigkeit der Ukraine zu sichern. Wenn die Ukraine überlebt, werden die USA Hunderte von Milliarden Dollar gewinnen; fällt die Ukraine, ist der Gewinn dahin", erläutert die WASHINGTON POST aus den USA.
THE WALL STREET JOURNAL aus New York konstatiert: "Das Abkommen entspricht Trumps geschäftsorientiertem Weltbild und es riecht nach Reparationen. Aber Selenskyj hatte kaum eine andere Wahl, als sich zu fügen."
In der NIHON KEIZAI SHIMBUN aus der japanischen Hauptstadt Tokio heißt es: "Washington behauptet, allein der Zugang der USA zu Ressourcen in der Ukraine führe zu mehr Sicherheit für die Ukraine. Kiew wird das bezweifeln. Eine Waffenruhe oder gar ein Frieden sind immer noch nicht absehbar, zumal Russland europäische Friedenstruppen ablehnt und Putin seine Ambition, sich die Ukraine einzuverleiben, nicht aufgibt."
Die polnische RZECZPOSPOLITA greift den USA-Besuch des britischen Premierminister Keir Starmer auf: "Man könne dem russischen Präsidenten Putin aufs Wort vertrauen, sagte US-Präsident Trump bei seinem Treffen mit Starmer. Leider war das kein Witz. Man könnte Trumps Pressekonferenz als Show eines drittklassigen Komikers bezeichnen, wenn von den Worten des US-Präsidenten nicht das Schicksal nicht nur der Ukrainer, sondern auch die allgemeine Sicherheit Europas abhinge. Starmer kam mit derselben Bitte ins Weiße Haus, die der französische Präsident Emmanuel Macron dort drei Tage zuvor geäußert hatte: Er wollte Garantien dafür, dass die Amerikaner einer möglichen europäischen Friedensmission in der Ukraine zu Hilfe kämen, falls diese von den Russen angegriffen würde. Doch Trump lehnte auch dieses Mal ab. Da Trump zudem bekräftigte, Kiew könne eine NATO-Mitgliedschaft vergessen, sind Befürchtungen durchaus berechtigt, dass die Amerikaner die Ukraine bald Putin ausliefern", notiert die RZECZPOSPOLITA aus Warschau.
Auch die EU-Außenbeauftragte Kaja Kallas war in Washington. Dazu schreibt POSTIMEES aus der estnischen Hauptstadt Tallinn: "Kallas ist von US-Außenminister Marco Rubio buchstäblich vor die Tür gesetzt worden. Als Grund wurden Terminprobleme genannt, aber man sollte den Vorfall vielmehr vor dem Hintergrund der schwierigen Beziehungen zwischen Trump und der EU sehen. Am gleichen Tag behauptete Trump nämlich bei seiner ersten Kabinettssitzung, die EU sei gegründet worden, um den USA zu schaden, und er kündigte Zölle in Höhe von 25 Prozent zum Schutz amerikanischer Waren an."
"Was ist aus dem Amerika geworden, das stets an der Seite Europas für Demokratie, Gleichheit und Menschenrechte eingetreten ist?", fragt LIANHE BAO aus Taiwan: "Die Welt staunt, was seit Trumps Amtseintritt alles geschehen ist. Plötzlich ist Russland aus amerikanischer Perspektive kein Aggressor mehr. Und der Ukraine wird ein 500 Milliarden schweres Rohstoffabkommen aufgezwungen, das dem Land nicht einmal Sicherheit, geschweige denn territoriale Integrität garantiert. Europa kann nur machtlos zusehen, wie sich der einstige Verbündete immer weiter entfernt. Taiwan sollte diese Entwicklung eine Warnung sein", mahnt LIANHE BAO aus Taipeh.
THE SYDNEY MORNING HERALD aus Australien richtet den Blick auf die Auswirkungen von Trumps Politik auf die US-Wirtschaft: "Es ist praktisch unvermeidlich: Trump führt Amerika auf den Weg in eine tiefe Rezession. Hauptauslöser dafür sind seine rabiaten Sparprogramme für die Regierungsorganisationen des Landes und seine Angriffe auf das Weltwirtschaftssystem."
Der inhaftierte Anführers der verbotenen kurdischen Arbeiterpartei PKK, Abdullah Öcalan, hat seine Anhänger aufgerufen, die Waffen niederzulegen. Dies ist das dominierende Thema in den türkischen Zeitungen - auch in der Istanbuler AKSAM: "Mit dem Aufruf Öcalans an seine Organisation, einen Kongress einzuberufen und die Waffen niederzulegen, könnte eine große Erfolgsgeschichte für die Türkei beginnen. Die PKK sollte ihm folgen und sich auflösen."
Die ebenfalls in Istanbul erscheinende kurdische Zeitung YENI YASAM klingt skeptischer: "Öcalan hat einen wichtigen Prozess eingeleitet, um die kurdische Frage loszulösen von Gewalt, damit sie auf eine rechtliche und politische Grundlage gestellt werden kann. Es geht um Gleichberechtigung für die Kurden und um die Einheit des türkischen Volkes. Ob dieser Prozess vorankommt, hängt jetzt vom Staat ab. Öcalan muss freikommen, um seine Verantwortung wahrnehmen zu können. Die Türkei darf die Chance eines Friedens diesmal nicht verpassen. Der historische Aufruf Öcalans ist erfolgt - jetzt ist es Zeit für eine politische und rechtliche Anerkennung der Kurden", fordert YENI YASAM aus der Türkei.
Die NEUE ZÜRCHER ZEITUNG aus der Schweiz fügt an: "Noch ist nicht klar, was die Regierung in Ankara den Kurden für die Niederlegung der Waffen versprochen hat – oder was die Türkei für die in Aussicht gestellte Freilassung von Öcalan von ihnen verlangt. Seit Jahrzehnten fordern die Kurden in der Türkei – etwa ein Fünftel der Gesamtbevölkerung – mehr politische Rechte und kulturelle Gleichstellung. Diese Forderung kommt nicht allein von der PKK mit ihren mehreren zehntausend Kämpfern und Unterstützern. Etwa 15 Millionen Menschen in der Türkei haben kurdische Wurzeln, durften aber lange Zeit nicht ihre Sprache sprechen und wurden diskriminiert. Sie hoffen wie auch andere Minderheiten in der Türkei auf eine Demokratisierung und die Etablierung eines Rechtsstaats, kurz: darauf, dass die Ankündigungen, mit denen Präsident Erdogan vor 25 Jahren in den Wahlkampf gezogen war, Wirklichkeit werden", betont die NEUE ZÜRCHER ZEITUNG.
"Es ist fraglich, ob sich Tausende von PKK-Kämpfern - die sich derzeit größtenteils außerhalb der Türkei aufhalten - überzeugen lassen. Zudem stellt sich die Frage nach dem Preis für die Kurden und der Türkei", ist im Londoner GUARDIAN zu lesen: "Nach so vielen Toten und so vielen fehlgeschlagenen Versuchen einer Annäherung muss man Schritte in Richtung Frieden zwar begrüßen. Aber der Preis sollte nicht die unbegrenzte Verlängerung der Herrschaft von Präsident Erdogan sein."
Zum Abschluss ist die neue Regierung in Österreich Thema in der spanischen Zeitung LA VANGUARDIA: "Österreich hat es geschafft, eine Regierung unter Führung der radikalen Rechten zu verhindern. In Kürze wird in Wien eine Dreiparteienkoalition aus der konservativen ÖVP, der sozialdemokratischen SPÖ und den liberalen Neos antreten, und das ist eine positive Nachricht. Von Österreich geht nun die Botschaft aus, dass die Ultrarechte kein unvermeidliches Übel ist. Damit weist Österreich Parallelen zu Deutschland auf, wo in Kürze ebenfalls eine Regierung unter Ausschluss der Ultrarechten entstehen soll", so weit LA VANGUARDIA aus Barcelona.
DER STANDARD aus Wien urteilt: "Der Pakt der drei Koalitionäre in spe klingt nach einer tragfähigen Arbeitsgrundlage. Man erkennt das Bemühen, 'das Richtige zu tun'. Ein mutiges Papier ist es nicht."