
Dazu lesen wir in der aserbaidschanischen Zeitung MÜSAVAT: "Bezeichnend ist, dass nicht nur zwischen der Ukraine und Russland, sondern auch zwischen Kiew und Washington dringend Verständigungsbedarf besteht. Das allein ist beunruhigend genug. Denn die USA agieren längst nicht mehr als Verbündete der Ukraine, sondern bestenfalls als Vermittler zwischen Moskau und Kiew. Darüber hinaus nutzt US-Präsident Trump die Lage der Ukraine eiskalt aus, um sich die Bodenschätze des Landes zu sichern. Was soll das?", will MÜSAVAT aus Baku wissen.
Auch die tschechische Zeitung LIDOVE NOVINY rückt die Rolle von Trump in den Fokus: "Des Öfteren ist die Meinung zu vernehmen, der Versuch von US-Präsident Trump, eine Wiederannäherung an Russland zu erreichen, sei nichts anderes als eine Wiederholung des Jahres 1972 unter umgekehrten Vorzeichen. Trump bemühe sich, Russland von China zu lösen, so wie einst Präsident Nixon bemüht gewesen sei, Peking von der Sowjetunion zu trennen. Doch Nixon begriff, dass ein freundliches Lächeln des damaligen chinesischen Staats- und Parteiführers Mao Zedong nicht automatisch bedeutete, dass China zu einem Freund geworden war. Es ist völlig unklar, ob auch Trump sich dessen bewusst ist. Ganz im Gegenteil - er scheint dem russischen Präsidenten Putin wirklich zu glauben und anzunehmen, dass der Kremlherrscher sich nach Frieden sehnt", gibt LIDOVE NOVINY aus Prag zu bedenken.
Die SOUTH CHINA MORNING POST aus Hongkong hebt hervor: "Abgesehen von einem offensichtlich eigennützigen Mineraliengeschäft und der nominellen Einstellung der Kämpfe scheint Trump nicht sonderlich an einer dauerhaften Sicherheitsinfrastruktur zur Wahrung ukrainischer Interessen interessiert. China und Indien haben sich unterdessen für strategische Neutralität entschieden, indem sie es vermeiden, zwischen Partnern in Europa und Russland Partei zu ergreifen. Kiew muss woanders nach Hilfe suchen: in der EU und in Großbritannien", unterstreicht die SOUTH CHINA MORNING POST.
"Wie kann man verhindern, dass die Ukraine vom russischen Bären überrollt wird?", überlegt die französische Zeitung LE FIGARO: "Die von Präsident Macron propagierte 'strategische Autonomie' setzt eine kleine Revolution voraus. Ein harter Kern - Frankreich mit seiner einzigartigen Position, Deutschland als größte Macht und Polen als größte Armee der EU - muss in der Lage sein, eine Koalition der Willigen hinter sich zu scharen. Glaubwürdigkeit in Sicherheitsfragen für die Europäer ist die Voraussetzung für den Respekt ihrer Rivalen - und ihrer Verbündeten. Sie ist die Voraussetzung für ihr Überleben", betont LE FIGARO aus Paris.
"Geht Kiews Rechnung mit dem Faustpfand in der russischen Region Kursk am Ende nicht auf?", fragt sich die chinesische Zeitung JIEFANG RIBAO: "Sollten sich die Meldungen bewahrheiten, wonach die ukrainischen Streitkräfte dort durch eine russische Großoffensive zurückgedrängt werden, dann könnte die Ukraine möglicherweise einen wichtigen Trumpf am Verhandlungstisch in Dschidda verlieren. Trumps angekündigter Stopp des militärischen Nachschubs für die Ukraine und die daraus resultierenden verheerenden Folgen für die Kampfmoral dürften zu den jüngsten negativen Entwicklungen an der Front beigetragen haben. Zwangsläufig wird nun auch die Position der ukrainischen Verhandlungsführer in Saudi-Arabien immer schwächer", glaubt JIEFANG RIBAO aus Schanghai.
In der zu Dänemark gehörenden Insel Grönland wird ein neues Parlament gewählt. Die norwegische Zeitung AFTENPOSTEN merkt an: "Zum ersten Mal in der Geschichte der grönländischen Demokratie hat sich die Weltpresse in der Hauptstadt Nuuk versammelt, um über die Wahl der 31 Abgeordneten zu berichten. Von einem Randaspekt hat sich Grönland zu einer Insel der Schlagzeilen entwickelt. Wir alle wissen warum. Bei seiner Rede im Kongress übersandte US-Präsident Trump dem 'unglaublichen grönländischen Volk' die Nachricht, dass man ihr Land auf die eine oder andere Weise übernehmen werde. Aber Trumps Interesse hat auch dazu geführt, dass die Dänen ihre arktischen Landsleute inzwischen mit anderen Augen sehen. Den Dänen ist der geopolitische Wert Grönlands klargeworden", analysiert AFTENPOSTEN aus Oslo.
"Wenn die Grönlander heute zur Wahl gehen, werfen Trumps Drohungen lange Schatten", kommentiert die schwedische Zeitung DAGENS NYHETER aus Stockholm: "In seiner Rede vor dem Kongress in der vergangenen Woche bekräftige er das Interesse der USA an der Insel. Er bestätigte außerdem erneut, dass die USA den Panama-Kanal zurückbekommen wollten. Die USA als Land, das sich für eine Weltordnung einsetzt, in der große Staaten nicht einfach nach Belieben mit den kleinen umspringen können? Nichts da!"
Die SALZBURGER NACHRICHTEN aus Österreich führen aus: "Grönland hat schrittweise Autonomie und Selbstbestimmung von Dänemark erlangt. Die Mehrheit des Volkes will die vollständige Loslösung vom Königreich. Bei der Parlamentswahl wird sich zeigen, in welchem Tempo und unter welchen Bedingungen. Zwar sind alle Parteien für die Unabhängigkeit, aber nicht alle wollen sie sofort und zu jedem Preis. Denn der könnte hoch sein. Grönland ist wirtschaftlich abhängig von der Unterstützung Kopenhagens. Hier kommt Trump ins Spiel. Im Idealfall nutzen Grönland und Dänemark seine Einmischung. Als Anlass für eine überfällige Aufarbeitung, für eine Aussöhnung und als Anstoß für eine gleichberechtigte Zukunft", regen die SALZBURGER NACHRICHTEN an.
"Respektlos war die Einmischung der USA in den Wahlkampf", findet die dänische Zeitung POLITIKEN: "Da ist es umso wohltuender, dass Grönlands Regierungschef Egede die Nerven behalten hat. Wie andere Staats- und Regierungschefs bei ihren Begegnungen mit Trump verpackte er seine Worte in diplomatische Watte, erteilte Trump aber eine klare Abfuhr. Der US-Präsident hatte erst kürzlich in seinem eigenen sozialen Netzwerk erklärt, man wolle Milliarden Dollar investieren, um neue Jobs zu schaffen und die Grönländer reich zu machen. Die Lage ist umso kritischer, als kürzlich bekannt wurde, dass das US-Konsulat in Nuuk mitten im Wahlkampf Einladungen an alle Parteien verschickte, um deren Standpunkte zu den USA zu erfahren. Dass er nichts dabei findet, sagt alles über Trump", meint POLITIKEN aus Kopenhagen.
Die portgiesische Zeitung PÚBLICO aus Lissabon notiert: "Grönland hat sich auch wegen Trump weiter von den USA entfernt. Einer Umfrage zufolge wollen 85 Prozent der Grönländer nicht, dass ihre Insel von Dänemark unabhängig wird, um Teil der Vereinigten Staaten zu werden. Auch wenn die Hauptstadt Nuuk näher an New York als an Kopenhagen liegt."
Nun noch ein Blick nach Syrien. Die niederländische Zeitung DE TELEGRAAF befasst sich mit den jüngsten Berichten über Massaker an Zivilisten: "Vor allem Zivilisten, die zur Minderheit der Alawiten gehören, wurden zu Opfern von Todesschwadronen. Die EU, die bereit ist, die Sanktionen gegen Syrien zu lockern, verurteilte in einer lächerlichen Erklärung lediglich 'die Angriffe auf die Truppen des Übergangsregimes'. Zu Recht hat der niederländische Außenminister Veldkamp eine Reaktion gefordert, die den Realitäten gerecht wird. Die verabscheuungswürdige Gewalt sollte für die EU ein Weckruf sein", fordert DE TELEGRAAF aus Amsterdam.
"Die Gewalttaten sind entsetzlich, doch stehen sie nicht für die Übergangsregierung", glaubt die panarabische Zeitung SHARQ AL-AWWAT: "Umso entschiedener muss sie die Verantwortlichen für das Blutvergießen zur Rechenschaft ziehen und verhindern, dass derartige Taten sich wiederholen. Man muss bedenken, dass Syrien kein stabiler Staat ist. Die Übergangsregierung erbte ein zerstörtes, gespaltenes und von tiefen Wunden gezeichnetes Land, das vor enormen Herausforderungen steht. Entscheidend ist, dass die Staats- und Regierungschefs anderer Länder Syrien jetzt auf kluge Weise stärken. Andernfalls droht der Zusammenbruch", mahnt SHARQ AL-AWWAT, die in London erscheint.