
Die polnische RZECZPOSPOLITA notiert: "Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj unternimmt einen mutigen Schritt und geht ein großes Risiko ein. Er muss auch die Ukrainer überzeugen, die – wie jüngste Umfragen zeigen – der Ansicht sind, Putin werde nicht bei den bereits besetzten Gebieten haltmachen, sondern weiter gehen. Doch es scheint, als hätten die Ukrainer nach dem jüngsten Streit im Weißen Haus beschlossen, die Beziehungen zu den USA um jeden Preis zu retten. Die Welt blickt nun nach Moskau", konstatiert die RZECZPOSPOLITA aus Warschau.
So sieht es auch die norwegische Zeitung VERDENS GANG: "Zum ersten Mal übt die neue US-Regierung Druck auf Russland aus. Darauf muss der Kreml reagieren – und zwar schnell. Früher stellte Trump nur Forderungen an die Ukraine, nicht aber an Russland. Der absolute Tiefpunkt war der Besuch von Selenskyj im Weißen Haus, wo er vor laufender Kamera gedemütigt wurde. Dann stellten die USA auch noch ihre Waffenlieferungen und ihre Geheimdienstzusammenarbeit ein. Der Schaden schien irreparabel. Insofern ist es bemerkenswert, dass bei dem Treffen im saudi-arabischen Dschiddah Verhandlungserfolge in zwei wichtigen Bereichen erzielt wurden. Erstens akzeptiert die Ukraine den Vorschlag der USA für eine 30-tägige Waffenruhe, und zweitens lassen die USA ihre Unterstützung wieder anlaufen. Wer hätte gedacht, dass es in so kurzer Zeit eine solche Wende geben würde?", fragt VERDENS GANG aus Oslo.
"Vor und während des Treffens wurde von ukrainischer Seite mehrmals das Wort 'produktiv' verwendet", ist in der japanischen Zeitung ASAHI SHIMBUN zu lesen. "Die Ukraine kann es sich nämlich nicht erlauben, dass ihre Beziehungen zu den USA endgültig zerbrechen. Daher musste sie Kompromisse eingehen - sonst wäre Trump schon wieder verärgert gewesen. Im schlimmsten Fall hätte die Existenz der Ukraine als Staat auf dem Spiel stehen können. Nun wartet auf Selenskyj ein erneutes Treffen mit Trump, außerdem die Vorbereitung für Verhandlungen mit Russland. Das wird nicht einfach werden."
Die spanische Zeitung EL PERIÓDICO aus Madrid ergänzt: "Die Bereitschaft der Ukraine zu Zugeständnissen ist offensichtlich. Und es erscheint durchaus glaubwürdig, dass die USA ihre Unterstützung für die Ukraine fortsetzen wollen. Viel weniger sicher ist jedoch, ob Russland überhaupt bereit ist, auch nur eine seiner Forderungen zu entschärfen. Und man muss notgedrungen eingestehen, dass die Europäer nun lediglich als Zuschauer des Geschehens dastehen."
Themenwechsel. Am Flughafen von Manila ist der ehemalige philippinische Staatspräsident Rodrigo Duterte festgenommen worden, um sich für sein Vorgehen gegen Drogenkriminaliät vor dem Internationalen Strafgerichtshof in Den Haag zu verantworten. Dazu schreibt der GUARDIAN aus London: "Im Jahr 2016, wenige Monate nach dem Beginn seiner Präsidentschaft, während der tausende Philippiner willkürlich hingerichtet wurden, räumte Duterte bereitwillig die skrupellose Dimension des von ihm entfesselten, gesetzlosen Gemetzels ein. Der Tod von Unschuldigen und Kindern, sagte er, sei ein unvermeidlicher 'Kollateralschaden' seiner Mission, die Straßen zu säubern. Der Internationale Strafgerichtshof wurde als Tribunal der letzten Instanz geschaffen, um gegen derart katastrophalen Machtmissbrauch vorzugehen. Die Verhaftung Dutertes ist daher ein Moment von großer Bedeutung", hebt der GUARDIAN aus London hervor.
Die chinesische Zeitung WENHUIBAO aus Shanghai vermerkt: "Während sich die Regierung auf einen Haftbefehl von Interpol beruft, hat Dutertes Tochter schwere Vorwürfe erhoben. Der jetzige philippinische Präsident Ferdinand Marcos Jr. hatte wiederholt versprochen, dass er Dutertes Auslieferung nach Den Haag nicht zulassen werde, da sich sein Land 2019 offiziell vom Internationalen Strafgerichtshof zurückgezogen hat. Falls ihm dort nun doch der Prozess gemacht wird, könnten den Philippinen innenpolitisch turbulente Zeiten bevorstehen:"
Der PHILIPPINE DAILY INQUIRER äußert Genugtuung: "Endlich ist der lang ersehnte Tag der Abrechnung gekommen. Der Anblick des bekennenden Mörders, der Kaugummi kaut, um lässig zu wirken, während er von Dutzenden Polizisten abgeführt wird, ist eine befriedigende Szene, die lange auf sich warten ließ. Die Verhaftung Dutertes ist ein Schlag ins Gesicht des ehemaligen Präsidenten, der während seiner Amtszeit arrogant absolute Macht beanspruchte und keine Reue für die Morde zeigte. Nun soll er die Gerechtigkeit hinter Gittern in Den Haag spüren", fordert der PHILIPPINE DAILY INQUIRER aus Makati.
Die Zeitung THE PHILIPPINE STAR aus Manila fügt hinzu: "Rodrigo Duterte wird sich endlich vor dem Internationalen Strafgerichtshof verantworten müssen, weil tausende Menschen bei seinem brutalen Vorgehen gegen illegale Drogen getötet wurden. Die Verhaftung wurde gestern rasch vor dem Obersten Gerichtshof angefochten. Ob diese Anfechtung ihn zurück ins Land bringen kann, ist jedoch ungewiss. Was dagegen feststeht: Die Verhaftung Dutertes muss durch echte und nachhaltige Bemühungen ergänzt werden, um die Strukturen zu beseitigen, die es ihm und seinen Helfern ermöglicht haben, eine der blutigsten Regierungskampagnen der Welt gegen die Drogenproblematik durchzuführen", heißt es im PHILIPPINE STAR aus Manila.
Gänzlich anders sieht es die MANILA TIMES: "Die Verhaftung ist Teil eines teuflischen Plans von Präsident Marcos und seinen Anhängern, um Duterte als politische Kraft auszuschalten. Seine Idee ist es, dass Duterte an einem medizinischen Problem in einem kalten Den Haager Gefängnis stirbt, da es im Durchschnitt acht Jahre dauert, bis dort ein Verfahren abgeschlossen ist. Was für ein böser Präsident", urteilt die MANILA TIMES.
Zum nächsten Thema. Die Zollpolitik von US-Präsident Donald Trump hat Folgen für die Weltwirtschaft. Die schwedische Zeitung DAGENS NYHETER aus Stockholm nennt sein Vorgehen gegen Verbündete "reine Iditiotie" und erläutert: "Manchmal nutzt Trump Zölle als Druckmittel, aber es scheint auch, als habe er richtig Spaß daran. Da ist es kein Wunder, dass die Märkte verängstigt sind. Zölle waren schon früher eine schlechte Idee, aber heute ist es, als würde man sich selbst den Arm abhacken, nur damit die Kleidung des Nachbarn mit Blut beschmutzt wird. Es wird auch nicht besser dadurch, dass sich die Trump-Regierung mehr oder weniger täglich anders entscheidet, welche Zölle gelten und für welche Produkte. Diese Unberechenbarkeit wirkt sich auch auf die Menschen aus. Es ist mit Sicherheit kein Zufall, dass der Konsum in den USA zuletzt zurückgegangen ist", glaubt DAGENS NYHETER aus Stockholm.
Die mexikanische Zeitung EL ECONOMISTA aus Mexiko-Stadt überlegt, ob die Märkte ein Gegengewicht zur Politik Donald Trumps bilden könnten: "An den US-Börsen ist die Euphorie über seinen Wahlsieg längst verflogen, und Unsicherheit macht sich breit. Damit stellen sich auch immer mehr unbequeme Fragen. Welchen Sinn haben Trumps Zölle eigentlich? Weiß Musk, was er mit seiner Motorsäge anrichtet? Kaum hatte die Nachricht von einem möglichen Waffenstillstand in der Ukraine für Optimismus gesorgt, funkte Trump mit seiner Entscheidung dazwischen, die Zölle für kanadische Aluminiumprodukte auf 50 Prozent zu verdoppeln. Es ist einfach nicht möglich, sich daran zu gewöhnen, dass so die neue Normalität aussehen soll. Üblicherweise lassen sich Börsen von Meldungen über Inflation oder Zinssätze leiten. Jetzt müssen sie dem Rhythmus folgen, den die widersprüchlichen Äußerungen und Entscheidungen von Trump vorgeben. Wie weit müssen die Kurse fallen und die Inflation steigen, damit es in den USA zu einer Kurskorrektur kommt?", fragt sich EL ECONOMISTA aus Mexiko-Stadt zum Ende der internationalen Presseschau.