
Die schwedische Zeitung DAGENS NYHETER stellt fest: "Northvolt schaffte es nicht, die versprochenen Mengen zu liefern. Die Produktion von Batterien ist in der Startphase ungemein kapitalintensiv, und China hat sich mit seinen enormen Subventionen einen großen Vorsprung verschafft. Betroffen sind nun tausende Angestellte, und es wachsen die Zweifel an den Aussichten für eine neue Industrialisierung im hohen Norden. Was aus den Resten des Unternehmens passiert, ist von entscheidender Bedeutung für Schweden und auch für ganz Europa. Das versteht man vermutlich auch in Brüssel. Batterien sind ein Schlüsselprodukt für den laufenden Wandel. Wollen wir sie in Europa produzieren, oder wollen wir uns abhängig von Importen aus Asien und Nordamerika machen? Die Antwort auf diese Frage dürfte vor dem Hintergrund der jüngsten geopolitischen Turbulenzen ziemlich eindeutig ausfallen", hebt DAGENS NYHETER aus Stockholm hervor.
Die französische Zeitung L'OPINION meint, die Insolvenz von Northvolt sei auch... "...ein Symptom für die Krankheit, die die europäische Elektroautoindustrie befällt. Zunächst ist sie mit einer harten chinesischen Konkurrenz konfrontiert, die Vorteile hat: die Kontrolle über die seltenen Erden, die Beherrschung der Technologie und die Intuition, dass man zunächst auf billige Fahrzeuge setzen sollte. Zweitens waren die europäischen Hersteller Regulierungen ausgesetzt, die die Kommission nun zu mildern versucht. Schließlich erwiesen sich die Prognosen für den Verkauf von Elektroautos als viel zu ehrgeizig. Die schwache Nachfrage war übrigens einer der Hauptgründe für den Niedergang von Northvolt, das verzweifelt nach neuen Investoren suchte, um sich zu sanieren. Die Frage ist nun: Wer wird als Nächstes fallen?", notiert L'OPINION aus Paris.
Die schwedische Zeitung EXPRESSEN aus Stockholm findet: "Konkurse sind nicht schön, aber notwendig. Nicht jede Geschäftsidee funktioniert auf Dauer, oder das Management versagt. Bei Northvolt gibt es eine geopolitische Komponente. China dominiert heute den Markt für E-Auto-Batterien, und es ist von strategischer Bedeutung, dass sich Europa nicht in die Abhängigkeit von Peking begibt. Aber staatliche Subventionen für ein Unternehmen, dessen Produktion nicht in die Gänge kam und das sich nicht unabhängig von chinesischer Technik machen konnte, sind nicht die richtige Antwort auf diese wichtige Zukunftsfrage. Die Lektion für Politiker und Investoren besteht darin, sich nicht von großartigen Plänen blenden zu lassen, bevor die Versprechungen nicht erfüllt sind – und das waren in diesem Fall Nachhaltigkeit und grüner Wandel", kommentiert EXPRESSEN.
Themenwechsel. Die spanische Zeitung EL MUNDO bemerkt zum US-Vorschlag einer 30-tägigen Waffenruhe in Russlands Angriffskrieg gegen die Ukraine: "Nun liegt es an der US-Regierung, Moskau von dem Plan zu überzeugen, aber bei Putin ist stets Vorsicht angebracht. Eine Waffenruhe könnte Russland dabei helfen, die Zeit für eine Konsolidierung in den bereits besetzten Gebieten zu nutzen. Das schlimste Szenario wäre, wenn Moskau seine verlorene internationale Position zurückgewinnt, während ein schlechtes Abkommen den Konflikt allenfalls einfriert. Trumps chaotischer Verhandlungsstil macht es mit jedem Tag schwieriger zu erkennen, welche Strategie er eigentlich verfolgt, und das bringt auch Europa in eine schwierige Situation", glaubt EL MUNDO aus Madrid.
Die polnische Zeitung GAZETA WYBORCZA schätzt, der russische Präsident Putin werde zum jetzigen Zeitpunkt vermutlich... "...nicht über einen Waffenstillstand sprechen wollen. Er kann die Kämpfe nur beenden, wenn er in der Lage ist, eine Art Sieg zu verkünden. Die Vertreibung der ukrainischen Truppen aus der Oblast Kursk reicht dafür nicht aus. Und an anderen Frontabschnitten sind es die Ukrainer, die die Russen verdrängen. Putin wird daher weiter bombardieren und den Amerikanern Bedingungen stellen, die nicht zu erfüllen sind", ist sich GAZETA WYBORCZA aus Warschau sicher.
Die japanische Zeitung YOMIURI SHIMBUN aus Tokio fragt: "Kann Trump Putin dazu drängen, Zugeständnisse zu machen, und die erste Feuerpause verwirklichen? Jetzt ist es an der Zeit, dass die Trumpsche Außenpolitik für den ‚Frieden durch Stärke‘ auf den Prüfstand gestellt wird. Falls die USA die einseitigen Forderungen von Russland bedingungslos akzeptieren, wäre die Sicherheit der Ukraine und von Europa in Gefahr."
Die ungarische Zeitung NEPSZAVA aus Budapest beobachtet: "Die Verhandlungsstrategie der Amerikaner beruht auf Irreführung und auf einer widersprüchlichen Rhetorik. Trump lobt die Russen immer wieder, während er dem Vernehmen nach das Außen- und das Finanzministerium angewiesen hat, eine Liste für weitere Sanktionen gegen Russland zusammenzustellen. Die Ukraine kann sich noch nicht in Sicherheit wiegen, wenn man die Unberechenbarkeit Washingtons bedenkt."
Die chinesische Zeitung XINJING BAO aus Peking, ein Presseorgan der Kommunistischen Partei, erwartet: "Es wird dem Weißen Haus nicht reichen, dass der Kreml bloß Friedensabsicht bekundet. Es sind daher schwierige Verhandlungen zu erwarten. Erstens befindet sich Russland militärisch in einer vorteilhaften Lage. Zweitens misstraut Moskau Europa. Vor allem der Vorschlag aus London und Paris, Bodentruppen zur Friedenssicherung in die Ukraine zu schicken, ist der wunde Punkt. Putin wird Truppen der NATO-Mitglieder in der Ukraine niemals akzeptieren. Solange die Sicherheitsfragen für die Ukraine nicht geklärt sind, kann es keinen stabilen Frieden in der Ukraine geben", befürchtet XINJING BAO.
Nun noch Stimmen zum Zollstreit zwischen den USA und der Europäischen Union. Die österreichische Zeitung DIE PRESSE gibt zu bedenken, die EU verfüge seit Ende 2023 über ein mächtiges Instrument zur Gegenwehr: "Die Verordnung über den Schutz der Union und ihrer Mitgliedstaaten vor wirtschaftlichem Zwang durch Drittländer erlaubt ihr etwa Importverbote oder Beschränkungen für Waren und Dienstleistungen, den Ausschluss von der Vergabe öffentlicher Aufträge und verminderten Marktzugang für Finanzunternehmen. Wenn Trump vernunftgetragene Argumente aus Brüssel nicht hören will, müssen seine Prätorianer aus dem Silicon Valley und von der Wall Street fühlen. Vielleicht versteht er wirklich nur diese Sprache", notiert DIE PRESSE aus Wien.
Die australische Zeitung THE AGE aus Sydney verweist darauf, US-Präsident Trump habe von einer "Wiederbelebung der US-Produktion gesprochen und davon, Amerika 'reich' zu machen - doch die Erfahrungen seines ersten Handelskriegs 2018-2019 zeigen, dass Zölle dies nicht bewirken werden. Am Ende werden es die USA und ihre Verbraucher sein, die unter seinen Zöllen leiden, und das ohne nennenswerten wirtschaftlichen Nutzen oder, noch wahrscheinlicher, mit erheblichen wirtschaftlichen Verlusten", prognostiziert THE AGE.
Die türkische Wirtschaftszeitung EKONOMI aus Istanbul spekuliert: "Es scheint, dass Trumps inkonsequente Wirtschaftspolitik die USA tatsächlich in eine Rezession stürzen wird. Es wäre nicht überraschend, wenn das Vertrauen der US-Verbraucher sinken, die Arbeitslosigkeit steigen und die Investitionen zurückgehen würden. Darüber hinaus wird die Notenbank Fed unweigerlich gezwungen sein, Zinssenkungen aufzuschieben, da das Preisniveau aufgrund der Zollerhöhungen steigen wird. Das könnte sogar zu einer stärkeren Rezession führen. Wenn man entschlossen ist, eine bestehende Ordnung zu stürzen, muss man ihre Ersetzung lange im Voraus und sorgfältig planen. In einem Monat haben wir jedoch gesehen, dass Trump weder eine wirkliche Vision noch einen Plan hat. Was die Märkte am wenigsten mögen, ist Unsicherheit. Was wir heute sehen, ist Chaos, und die Märkte reagieren auf dieses Chaos", bilanziert EKONOMI zum Ende der internationalen Presseschau.