
"US-Präsident Trump ermutigt Putin zur Fortsetzung des Krieges" titelt dazu das WALL STREET JOURNAL aus den USA und schreibt: "Mit seinem Einprügeln auf die Ukraine, um das Land zu einem Abkommen ohne Zusage von US-Hilfe oder Sicherheit zu zwingen, hat Trump Putin jeden Anreiz gegeben, den Krieg weiterzuführen und sich in die bestmögliche Position zu bringen, sollte es jemals ernsthafte Friedensgespräche geben. Trump deutete vergangene Woche an, dass Putin den Krieg beenden wolle und es im Hinblick auf eine endgültige Lösung vielleicht einfacher sei, mit Russland zu verhandeln. Nichts, was Putin seit Trumps Schwenk zu Russland getan oder gesagt hat, deutet darauf hin, dass Putin eine solche Absicht hat", ist im WALL STREET JOURNAL aus New York zu lesen.
Der britische GUARDIAN kommentiert: "Moskau kann sich seiner Position grundsätzlich sicherer sein, als es noch vor einem Monat war. Der Westen hat sich als grundlegend gespalten und daher geschwächt erwiesen. Auch auf dem Schlachtfeld glaubt Russland, die Oberhand zu haben. Es will der Ukraine nicht die Chance geben, sich neu zu formieren. Im Vorfeld eines Treffens mit dem US-Gesandten Steve Witkoff war Putin zu klug, um die Pläne des US-Präsidenten rundweg abzulehnen. Es wird für Putin aber immer Möglichkeiten geben, ein Abkommen zu verschieben oder es später zu sabotieren", warnt THE GUARDIAN aus London.
LE FIGARO aus Frankreich stellt fest: "Inhaltlich hat sich an Putins Forderung nichts geändert: 'Ein dauerhafter Frieden, der die Ursachen des Konflikts beseitigt.' Das klingt wie ein pazifistischer Überbietungswettbewerb, während es in Wirklichkeit die Entmilitarisierung der Ukraine, ihre Aufgabe durch die Europäer und die NATO sowie einen Regimewechsel in Kiew bedeutet. Der Kremlchef ist jedoch durch die Tatsache, dass für ihn mehr auf dem Spiel steht als nur die Ukraine, unter Zugzwang. Es geht um seine Beziehung zu den Vereinigten Staaten, den Status Russlands und die Schwächung der NATO. Ein Zusammenspiel mit Trump könnte es ihm ermöglichen, diese Ziele zu weitaus geringeren Kosten zu erreichen als durch einen Krieg", vermerkt LE FIGARO aus Paris.
Der IRISH INDEPENDENT aus Irland betont: "Wenn es eine plausible Hoffnung auf ein Ende des Krieges geben soll, muss Druck ausgeübt werden. Vor vielen Jahren erklärte der nationale Sicherheitsberater von US-Präsident Carter, Brzezinski: 'Russland kann entweder ein Imperium oder eine Demokratie sein, aber es kann nicht beides sein. Ohne die Ukraine hört Russland auf, ein Imperium zu sein, aber wenn die Ukraine unterworfen und dann untergeordnet wird, wird Russland automatisch zu einem Imperium.' Das ist es, was für Putin auf dem Spiel steht, und er wird keinen Zentimeter nachgeben, wenn er nicht dazu gedrängt wird", ist sich der IRISH INDEPENDENT aus Dublin sicher.
Die finnische Zeitung HUFVUDSTADSBLADET befürchtet: "Wenn es damit endet, dass Russland einen bedeutenden Teil des ukrainischen Territoriums erhält, könnte dies einer Einladung gleich kommen, auch die Grenzen anderer Nationen zu testen. Trump trägt mit seinen zweideutigen Äußerungen zu den amerikanischen Sicherheitsgarantien eine Mitschuld daran, dass dieses Risiko gestiegen ist, denn er hat Zweifel an der Wirksamkeit von Artikel 5 der NATO gesät. Demnach kann sich ein angegriffenes Mitglied auf die Hilfe der anderen verlassen, und jeder Finne oder Schwede kann diese Kernaussage der Allianz im Schlaf aufsagen. Stattdessen stehen wir jetzt vor der Frage, was unsere hart erkämpfte NATO-Mitgliedschaft überhaupt wert ist", glaubt HUFVUDSTADSBLADET aus Helsinki.
Die chinesische Zeitung JIEFANG RIBAO thematisiert die Zollerhöhungen durch US-Präsident Trump, die viele Länder betreffen: "Donald Trump ist häufig unberechenbar, aber bei Stahl- und Aluminiumprodukten bleibt er eisern: ausnahmslos erhöht er die Zölle. Rational lässt sich diese radikale Entscheidung des US-Präsidenten nicht begründen. Sie wird die Preise in den USA in die Höhe treiben und das Wachstum der Weltwirtschaft bremsen. Kanada und die EU haben sofort den Gegenschlag erfolgen lassen. Auch andere Länder werden nicht lange mit Reaktionen auf sich warten lassen. Wo führt der eskalierte Handelskrieg hin? Das globale freie Handelssystem ist in ernster Gefahr", heißt es in der Zeitung JIEFANG RIBAO aus Shanghai.
Die mexikanische Zeitung EL ECONOMISTA stellt heraus: "Die US-Zölle gegen Mexiko sind keine gute Idee. Der Handel zwischen unseren Ländern wird nicht durch Wettbewerb geprägt, sondern er ergänzt sich. Mexikanische Exporte enthalten Komponenten aus den USA und beide Seiten profitieren davon. Zölle sorgen deshalb lediglich dafür, dass die Wettbewerbsfähigkeit ganz Nordamerikas sinkt. Wenn die mexikanische Produktion steigt, wächst auch die Produktion in den USA und umgekehrt. Der Schlüssel für die Stärkung der Wirtschaft in unserer Region ist nicht mehr Protektionismus, sondern die Konsolidierung der gemeinsamen Wettbewerbsfähigkeit", argumentiert EL ECONOMISTA aus Mexiko-Stadt.
Die japanische Zeitung NIHON KEIZAI SHIMBUN meint: "Bedenklich ist unter anderem, dass Trump und seine Leute Zölle zu leichtsinnig erheben. Dabei verzichtet die Trump-Regierung offenbar auf nötige Fakten-Checks und verhandelt auf Grundlage falscher Informationen. Das führt zu übermäßigen Reaktionen des betroffenen Landes, schließlich zum Abbruch der Verhandlungen und Vergeltungsschlägen. Außerdem neigt Trump oft dazu, zuerst den Druck zu erhöhen und erst dann die nächste Maßnahme zu überlegen. Die Welt muss sich wohl auf Zeiten einstellen, in denen man sich stets über Worst-Case-Szenarien Gedanken machen muss", erklärt NIHON KEIZAI SHIMBUN aus Tokio.
Die australische Zeitung THE AUSTRALIAN analysiert: "Trump führt einen Kulturkrieg unter dem Deckmantel eines Krieges um Zölle. Er will keine Umverteilung von Reichtum, sondern von kultureller Macht und sozialem Status, von einer aufgeweckten Managerklasse zurück zu den einfachen Arbeitern. Zölle sind ein Mittel zum Zweck der Umgestaltung der amerikanischen und, wenn Trump groß denkt, sogar der internationalen Gesellschaft. Aber er schafft sich auch in rasantem Tempo Gegner. Er verliert das Vertrauen von Verbündeten wie Kanada und Australien und stärkt die Ambitionen von Konkurrenten wie Russland und China. Der Anschein von Trumps Unbezwingbarkeit könnte sich als trügerisch erweisen", konstatiert THE AUSTRALIAN aus Sidney.
Kommentiert wird auch die Sondersitzung des "alten" Bundestags zum geplanten Schuldenpaket von Union und SPD, für das es eine Grundgesetzänderung braucht. Die GAZETA WYBORCZA aus Polen mahnt zur Eile: "Friedrich Merz, Vorsitzender der Christdemokraten und wahrscheinlicher künftiger Bundeskanzler, konnte die Grünen gestern im Bundestag nicht überzeugen. Die Grünen reagierten wenig begeistert auf seine Forderungen nach mehr Ausgaben.Merz ist es bislang nicht ansatzweise gelungen, sein Ziel zu erreichen, und seine Überzeugungsarbeit bei den Grünen wirkte durchaus chaotisch. Dem christdemokratischen Parteichef läuft die Zeit davon", erinnert GAZETA WYBORCZA aus Warschau.
Der österreichische STANDARD vermerkt in Richtung Merz: "Er hat sich verkalkuliert. Die Grünen wollen nicht bloß abnicken, sondern haben eigene Forderungen. Das ist ihr gutes Recht. Merz jedoch hat diese eigentlich recht nachvollziehbare Möglichkeit nicht bedacht. Er hat auch den Frust unterschätzt, der sich bei den Grünen aufgestaut hat. Besonders klug oder weitsichtig war das nicht. Aber immerhin zeigen diese Verhandlungen um die Milliardenpakete Merz eines auf, noch bevor er einen einzigen Tag Kanzler war: Er muss noch einiges lernen", betont DER STANDARD aus Wien. Und damit endet die Internationale Presseschau.