Die Kommentatoren blicken auf das Friedensabkommen zwischen Aserbaidschan und Armenien, auf das Schuldenpaket in Deutschland und auf die Zeit der Corona-Pandemie; vor allem aber auf die russische Reaktion auf die von den USA vorgeschlagene Waffenruhe im Ukraine-Krieg. Dazu schreibt die lettische Zeitung NEATKARĪGĀ RĪTA AVĪZE: "Die letzte Woche hat die schwache Hoffnung auf Frieden genährt. Allerdings gibt es wenig Anzeichen dafür, dass Russland ernsthaft vorhat, die Kampfhandlungen zu beenden. Wie es weitergeht, dürfte von den Kapazitäten der ukrainischen Streitkräfte abhängen. Trotz aller Probleme der Ukraine sollte nämlich nicht übersehen werden, dass die Lage auch für Russland nicht allzu rosig aussieht. Auch wenn es Russland dann und wann gelingt, ein weiteres völlig zerstörtes Dorf einzunehmen, ist die Lage an der Front weitgehend festgefahren, und die Verluste steigen ständig weiter", bemerkt NEATKARĪGĀ RĪTA AVĪZE aus Riga.
Die dänische Zeitung JYLLANDS-POSTEN aus Århus hält fest: "Vermutlich wird es irgendwann zu Verhandlungen mit dem russischen Präsidenten Putin kommen müssen, aber das geht nur aus einer Position der Stärke heraus, denn er verachtet nichts mehr als Schwäche. Es ist schwer zu sagen, ob US-Präsident Trump auf Putins neueste Verkleidung als Friedenstaube hereinfällt, denn bislang hat er sich nicht eben durch kritischen Verstand ausgezeichnet. Aber man kann immer noch hoffen, dass sich in Washington Realitätsbewusstsein ausbreitet, denn was der Kreml bietet, ist nur noch mehr Tod und Zerstörung", notiert JYLLANDS-POSTEN aus Århus.
"Wladimir Putin wird die Waffen nicht niederlegen, weil er Donald Trump für einen Naivling hält", titelt die polnische RZECZPOSPOLITA: "Der US-Präsident hat einen lockeren Vorschlag für einen Waffenstillstand gemacht und erklärt, dass ‚der Ball im Feld Moskaus liege‘. Die Sache ist die, dass Putin in seiner ein Vierteljahrhundert umspannenden Präsidentenkarriere wiederholt und ohne Skrupel mehr als einen Ball ganz einfach zurückgeschossen hat. Warum? Weil er es kann. Nun könnten sich die Vereinigten Staaten in langwierigen und sinnlosen Verhandlungen mit Russland wiederfinden, die in keiner Weise zu einem Ende des Krieges führen werden", unterstreicht die RZECZPOSPOLITA aus Warschau.
Zur Ukraine formuliert die estnische Zeitung POSTIMEES: "Unabhängig davon, ob die Ukraine nun der NATO beitritt oder auch nicht: Sie hat sich aus der russischen Interessensphäre herausgekämpft und klar nach Westen orientiert, und sie braucht Sicherheitsgarantien, damit Russland keinen neuen Angriff wagt. Die USA müssen weiter Druck ausüben, und Europa muss die Ukraine weiter unterstützen und seine eigene Verteidigungsfähigkeit stärken. Eine Waffenruhe ist das eine, ein langfristiges Friedensabkommen ist etwas ganz anderes – und es funktioniert nicht ohne die Beteiligung Europas", ist sich POSTIMEES aus Tallinn sicher.
Die beiden bislang verfeindeten Länder Armenien und Aserbaidschan haben sich auf ein Friedensabkommen geeinigt. Die türkische Zeitung MILLIYET erklärt: "Das ist eine gute Entwicklung. Es besteht kein Zweifel, dass die Einigung ein großer Schritt zur Lösung des seit mehr als 30 Jahren andauernden Konflikts ist. Aber der Vertrag muss erst noch von beiden Seiten unterschrieben werden. Außerdem muss er noch von den Parlamenten ratifiziert werden. Im Abkommen steht zudem, dass Streitkräfte einer dritten Partei an die gegenseitigen Grenzen verlegt werden. Es geht um die russischen Truppen, die nach dem letzten Karabach-Krieg die Kontrolle über einige Regionen übernommen hatten. Die müssen jetzt abgezogen werden, aber es ist unklar, ob Russland dem Abkommen zustimmt. Die Arbeit ist nicht mit dem erreichten Friedensabkommen beendet", mahnt MILLIYET aus Istanbul.
Die aserbaidschanische Zeitung MÜSAVAT stellt heraus: "Zum ersten Mal im Südkaukasus scheint es so, dass man die Kriegsgefahr eindeutig abwehren kann. Außerdem finden viele Länder die Vereinbarung des Friedensabkommens zwischen Aserbaidschan und Armenien gut und unterstützen sie. Aber man sollte nicht naiv sein und glauben, dass die positiven Reaktionen zum Frieden aufrichtig sind. Die EU spielt eine besondere Rolle, weil sie Armenien bewaffnet und auf einen neuen regionalen Krieg vorbereitet. Jetzt geht es weiter mit der nächsten Etappe des Friedensprozesses. Eriwan muss so schnell wie möglich die armenische Verfassung ändern und die Gebietsansprüche an Aserbaidschan aufheben. Es ist zu hoffen, dass der Südkaukasus bald in Frieden lebt." So weit MÜSAVAT aus der aserbaischanischen Hauptstadt Baku.
Die japanische NIHON KEIZAI SHIMBUN befasst sich mit Deutschland und der Einigung von Union und SPD mit den Grünen auf ein Schuldenpaket: "Für deutsche Verhältnisse, wo allein eine Regierungsbildung oft sogar mehrere Monate dauert, ist die Einigung mit den Grünen außergewöhnlich schnell erzielt worden. Wie der wahrscheinlich künftige Kanzler Merz sagte: die Welt wartet nicht auf uns. Die angespannte Weltlage hat bei ihm und allen Beteiligten die Alarmglocken schrillen lassen. Jetzt freuen sich auch die Finanzmärkte über die Einigung und hoffen, dass das gigantische Finanzpaket zum Treibstoff für den Wiederaufbau der stagnierenden deutschen Wirtschaft wird", meint NIHON KEIZAI SHIMBUN aus Tokio.
DER STANDARD aus Österreich hält dagegen: "Ein starker 'Doppelwumms' für Deutschland – so hat sich CDU-Chef Friedrich Merz den Auftakt seiner Kanzlerschaft vorgestellt. Gigantische Finanzpakete, um in Rüstung und Infrastruktur zu investieren, möchte er vorlegen. Die Grünen schafften es, 100 Milliarden Euro für den Klimaschutz herauszuhandeln. Merz wird sich nach dieser – allerdings wohlbegründeten – 'Verschuldungsorgie' jetzt einmal einem neuen Thema widmen müssen: wo in seinem künftigen Kabinett eigentlich gespart werden soll", macht der STANDARD aus Wien aufmerksam.
Die spanische Zeitung EL PAIS erinnert an den Lockdown in der Corona-Pandemie, die vor fünf Jahren begann: "Am 14. März 2020 verkündete Regierungschef Sánchez, dass der Alarmzustand ausgerufen worden sei. Vor fünf Jahren wurden Entscheidungen blind und in Panik getroffen, in vielen Fällen ohne die Konsequenzen zu kennen. Aber dass es barbarisch ist, Hunde spazieren gehen zu lassen und nicht Kinder, das wussten wir im Grunde alle. Auf der Website des Gesundheitsministeriums findet sich ein Bericht aus dem Jahr 2020 über die Auswirkungen des Eingesperrtseins auf die Kinder, der aufschlussreich ist: Die meisten Experten waren der Meinung, dass die Kinder zum Spazierengehen und Spielen nach draußen hätten gehen sollen. Fünf Jahre später hat sich immer noch niemand entschuldigt", moniert EL PAIS aus Madrid.
Auch die australische Zeitung THE AUSTRALIAN kritisiert: "Es ist schwer zu sagen, was die Liste der Ungeheuerlichkeiten anführt, denen die Australier während unserer Umarmung der Covid-Pandemie ausgesetzt waren. Das internationale Reiseverbot, die sozial distanzierten Beerdigungen mit Anwesenheitsbeschränkung, die herzzerreißend einsamen Szenen in Altenheimen oder die wahnwitzigen Ausgangssperren und Hausarreste. Wir haben die Egos unserer Politiker unterschätzt. Sie würden alles tun, um sich die Peinlichkeit zu ersparen, ihren Fehler zuzugeben oder sich für ihre katastrophale Überreaktion zu entschuldigen", urteilt THE AUSTRALIAN aus Sydney.
DIE PRESSE aus Österreich zeigt die Folgen der Corona-Pandemie auf "Die Corona-Maßnahmen stärkten die Bereitschaft, Körperüberwachung, Aufenthaltskontrolle und digitale Kommunikation zu akzeptieren. Mit den kleinen Messgeräten, die wir herumtragen, mit den Sensoren in Alltagsgegenständen und im öffentlichen Raum und der Information, die wir durch digitale Aktivität schaffen, stellen wir nun alle die Datengrundlage bereit, die unsere Bedürfnisse verwertet und in maßgeschneiderte Angebote für das 'gute Leben' verwandelt. Die 'schöne neue Welt' nimmt Gestalt an", hält zum Ende der Internationalen Presseschau DIE PRESSE aus Wien fest.