29. März 2025
Die internationale Presseschau

Mit Stimmen zur Politik der Trump-Regierung in den USA gegenüber Grönland, zur europäischen Haltung im Ukraine-Konflikt und zum Erdbeben in Myanmar und Thailand.

Menschen nehmen an einem Marsch teil, der vor dem US-Konsulat unter dem Motto "Grönland gehört dem grönländischen Volk" endet. Auf einem Plakat steht geschrieben "We are not for sale!"
Anti-Trump-Proteste in Grönland. (Christian Klindt Soelbeck / Ritzau / Christian Klindt Soelbeck)
Nach dem Besuch des US-Vizepräsidenten Vance in Grönland schreibt die dänische Zeitung POLITIKEN: "Yankee go home – mit dieser Forderung begegnen die Grönländer der Forderung Trumps nach ihrem Land. Wenn der US-Präsident auf eine Spaltung Grönlands gehofft hatte, muss er jetzt zutiefst enttäuscht sein über die politische Reaktion aus Nuuk. Denn die neu gebildete Regierung beweist genau das Gegenteil: Grönland hält zusammen und bildet eine gemeinsame Front gegen Trumps eskalierende und verstörende imperialistische Intervention. Möge dieses klare Signal auch in Washington gehört werden. Es sind nach wie vor die Grönländer selbst, die über ihre Zukunft bestimmen, und der Weg in eine Unabhängigkeit von Dänemark hat in der Geschwindigkeit zu erfolgen, die von den Grönländern gewünscht wird", unterstreicht POLITIKEN aus Kopenhagen.
Die spanische Zeitung ABC führt aus: "Die Idee einer amerikanischen Übernahme Grönlands ist eine Kombination aus territorialen Gelüsten, strategischen Interessen und der Auffassung Trumps, dass internationale Beziehungen wie simple wirtschaftliche Transaktionen zu laufen haben. Grönland ist nicht einfach irgendein abgelegenes Gebiet, sondern ein geopolitisches Pfund von erheblichem Wert. Das liegt unter anderem an seiner Position an wichtigen Seewegen und an seinen Rohstoffvorkommen, und der Besuch von US-Vizepräsident Vance und seiner Frau sollten die Ambtionen von Trump unterstreichen. Der Druck der USA hat sich auch spürbar auf die politische Landschaft Grönlands ausgewirkt, wie die Bildung der neuen Regierung zeigt: Vier von fünf Parteien haben sich zu einer Koalition zusammengeschlossen und widersetzen sich einem Anschluss an die USA", erläutert ABC aus Madrid.
Die italienische LA STAMPA bemerkt zum US-Vizepräsidenten: "In der Außenpolitik von Donald Trump spielt Vance die Rolle des Spielverderbers. Er war der Kampfhund in dem schrecklichen Gespräch mit Wolodymyr Selenskyj im Oval Office. In München griff er die Europäer an, weil sie die Redefreiheit nicht respektierten, und verbrüderte sich später mitten im Wahlkampf mit der AfD-Vorsitzenden Alice Weidel. Was J.D. Vance tut oder sagt, und zwar mit voller Unterstützung des Präsidenten, gibt Aufschluss darüber, was Donald Trump von der Welt hält und was er von ihr will", heißt es in LA STAMPA aus Turin.
Die polnische RZECZPOSPOLITA zieht eine Bilanz der bisherigen Amtszeit Trumps: "Zu Trumps Erfolgen – mit Blick auf die Umsetzung dessen, was er geplant und angekündigt hatte – zählen die energische Zerstörung der unabhängigen Justiz, die Demütigung und Unterordnung der Universitäten und die rechtswidrige Entlassung Tausender Bundesangestellter. Als klare Misserfolge kann man benennen, dass Trump weder wie versprochen die Kriege in der Ukraine und in Nahost beendet noch seinem Land einen Bundesstaat hinzugefügt hat. Weder Kanada noch Panama oder Grönland wollen der 51. Bundesstaat werden. Trump kann das nicht verstehen", notiert die RZECZPOSPOLITA aus Warschau.
"Das Ansehen der USA zerbröselt in anderen westlichen Ländern", fasst die norwegische Zeitung VERDENS GANG aus Oslo zusammen. "Trump behauptete im Wahlkampf, die USA würden wegen ihrer schlechten Führung nicht mehr von der Welt respektiert und er wolle eine Wende herbeiführen. Das hat er tatsächlich innerhalb kurzer Zeit geschafft – allerdings indem er dem Ansehen der USA massiv geschadet hat. Das gilt vor allem für westliche Verbündete."
Der österreichische STANDARD blickt auf die Konferenz in Paris zur Unterstützung der Ukraine: "Olaf Scholz ist noch gar nicht in deutscher Kanzlerpension, da schickt sich schon eine ganze Garde europäischer Regierungschefs an, ihn in seiner Rolle als Zauderer vom Dienst in Sachen Ukraine zu beerben. Die 'Koalition der Willigen', mit der sich Europa einen Platz am Verhandlungstisch erstreiten und die Ukraine schützen will, ist bislang nämlich weder einig noch willig. So gerne hätten Emmanuel Macron und Keir Starmer, die Architekten der Allianz, dem missgünstigen US-Präsidenten Donald Trump mit ihrer Initiative bewiesen, dass Europa entschlossen handeln kann, wenn es muss. Nun zeigt sich: Viel mehr als PR ist nicht dahinter. Schlimmer noch: Die Risse, die sich in Europa auftun, geben jenen Auftrieb, für die der Kontinent ein Schwächling ist, der an inneren Widersprüchen scheitert", warnt DER STANDARD aus Wien.
Die niederländische VOLKSKRANT kommt zu einer anderen Einschätzung: "Dass es den europäischen Ländern in dieser Woche unter französisch-britischer Führung gelungen ist, die eigenen Sicherheitsinteressen und die der Ukraine zu wahren, ist eine bemerkenswerte Entwicklung. Die europäische Botschaft war deutlich: Putin kann man nicht trauen, eine Lockerung der Sanktionen kommt nicht infrage, und der russische Präsident darf weder über die Größe der ukrainischen Armee noch über eine Präsenz europäischer Militärs in der Ukraine entscheiden. Die Ukrainer und andere Europäer stehen an einem gefährlichen Scheideweg, doch klar ist, dass Trumps und Putins Bestreben, über ihr Schicksal zu bestimmen, auf dem Kontinent auf breiten Widerstand stößt", stellt die VOLKSKRANT aus Amsterdam fest.
Auf das Erdbeben in Myanmar und Thailand geht die japanische Zeitung ASAHI SHIMBUN ein: "Das Erdbeben wurde von der Bewegung der sogenannten Sagaing-Verwerfung ausgelöst, die in Nord-Süd-Richtung durch Myanmar verläuft. Internationale Experten hatten schon lange auf die starken Aktivitäten dieser Verwerfung hingewiesen. In den Regionen wie Mandalay oder der neuen Hauptstadt Naypyidaw ist allerdings trotz dieser Gefahen die Stadtentwicklung weit fortgeschritten, auch eine Autobahnstrecke verläuft durch das gefährdete Gebiet. Vermutlich ist auch deshalb der Schaden besonders groß gewesen", erklärt ASAHI SHIMBUN aus Tokio.
Die birmanische Zeitung THE IRRAWADDY, die in Thailand herausgegeben wird, ergänzt: "Erdbeben sind in Myanmar keine Seltenheit. Das halsbrecherische Entwicklungstempo in den Städten des Landes in Verbindung mit bröckelnder Infrastruktur und schlechter Stadtplanung hat die bevölkerungsreichsten Gebiete des Landes anfällig für Erdbeben und andere Katastrophen gemacht. Das verarmte Land hat zudem ein angespanntes medizinisches System, besonders in den ländlichen Gebieten."
Die thailändische BANGKOK POST kritisiert die Regierung des Landes: "Die Auswirkungen des Erdbebens erinnern uns daran, dass es in Thailand keine Maßnahmen oder Reaktionen auf schwere Naturkatastrophen gibt. So ist das so genannte Cell-Broadcast-Verfahren noch nicht aktiv. Viele Menschen wissen nicht, was ein sicherer Ort ist und was sie tun und vermeiden sollten. Und das Beben hat auch Bedenken hinsichtlich der Sicherheit von Gebäuden geweckt. Nun muss geprüft werden, wie viele Gebäude in Bangkok erdbebensicher geplant und gebaut worden sind. Vor allem aber muss die Regierung mehr tun, um die Öffentlichkeit über die Risiken von Naturkatastrophen und Evakuierungen aufzuklären und vorzubereiten", verlangt die BANGKOK POST.
Der britische GUARDIAN befasst sich mit der Unterstützung der Menschen in Myanmar: "Die Koordinierung der Hilfe und der Transport von Hilfsgütern wird schwierig sein. Zentral-Myanmar wird von der Militärjunta regiert, was bedeutet, dass internationale Hilfsmaßnahmen dort nur in Zusammenarbeit mit ihr erfolgen können. Um herauszufinden, wie die Lage anderswo ist, und um Hilfe in weniger zugängliche Gebiete zu bringen, müssen die UNO und die internationalen Geber mit den jeweiligen lokalen Verwaltungen zusammenarbeiten. Es darf nicht zugelassen werden, dass die Junta die Verteilung von Hilfsgütern kontrolliert. Denn sonst könnte sie diese Katastrophe nutzen, um ihre Macht zu festigen und das Leid ihrer Gegner zu verschlimmern."